Lahmung Arm Ursachen: Ein umfassender Überblick

Die Lähmung eines Arms, ob vollständig oder unvollständig, ist ein Zustand, der die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen, Formen, Diagnosemethoden und Therapieansätze im Zusammenhang mit Armlähmungen. Das Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis dieser komplexen Thematik zu vermitteln.

Einführung in die Thematik der Armlähmung

Eine Armlähmung beschreibt den Verlust der Muskelkraft oder Bewegungsfähigkeit in einem oder beiden Armen. Diese Lähmung kann teilweise oder vollständig sein, je nachdem, wie stark die Muskeln betroffen sind. Typische Symptome können eine Muskelschwäche, ein Taubheitsgefühl oder ein vollständiger Verlust der Bewegungsfähigkeit sein. Die bewusste Steuerung der Bewegungen ist bei einer Armlähmung eingeschränkt oder gar nicht möglich. Der Begriff Lähmung beschreibt den Verlust von Muskelkraft in einem oder mehreren Körperteilen - Betroffene können diese dann nicht mehr oder nicht mehr willentlich bewegen. Dieser Zustand allein ist jedoch keine eigene Krankheit, vielmehr ist die Lähmung Folge oder Symptom einer anderen Erkrankung. Eine Lähmung oder Plegie beschreibt die (vollständige oder teilweise) Unfähigkeit, bestimmte Muskelgruppen zu bewegen. Dieser Zustand tritt auf, wenn die Nervenimpulse, die normalerweise die Muskeln aktivieren, gestört oder unterbrochen werden.

Ursachen von Armlähmungen

Armlähmungen können vielfältige Ursachen haben, die sich grob in neurologische Schädigungen, Verletzungen und andere Erkrankungen einteilen lassen.

Schädigungen des Nervensystems

Normalerweise ist der motorische Kortex im Gehirn für diese Steuerung zuständig. Wird dieser oder gar die Nervenleitbahnen, die vom motorischen Kortex zum Rückenmark verlaufen, geschädigt, kann eine Armlähmung entstehen. Schädigungen des Nervensystems: Verletzungen oder Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks oder der Nerven, die die Arme versorgen.

  • Schlaganfall: Eine sehr häufige Ursache für eine Spastik ist ein Schlaganfall bzw. Hirninfarkt. In Deutschland erleiden jährlich 250.000 Menschen einen Schlaganfall (Stiftung dt. Schlaganfall-Hilfe). Bei mehr als einem Viertel entwickelt sich nach einer Zeitspanne von ca. 3-6 Monaten eine Spastik (auch als spastische Lähmung oder Spastizität bezeichnet).
  • Schädel-Hirn-Trauma: Nicht nur plötzliche Traumata können die Ursache für eine Spastik sein, auch chronische neurologische Störungen können früher oder später zu spastischen Lähmungen führen.
  • Multiple Sklerose: Bei Multipler Sklerose oder Schlaganfall spricht man häufig von einer spastischen Parese.
  • Hirntumore: Eine Spastik kann somit sowohl im Erwachsenen- als auch im Kindes- und Jugendalter auftreten.
  • Bandscheibenvorfälle: Druckschäden werden häufig durch Tumore oder Bandscheibenvorfälle verursacht, durch die die Reizweiterleitung über den Spinalkanal (Wirbelkanal) eingeschränkt wird. Wenn der Mantel der Bandscheibe reißt, kann dies dazu führen, dass der Kern der Bandscheibe auf das Rückenmark drückt. Hierdurch lassen sich dann unterschiedliche Beschwerden erklären, wie unter anderem Lähmungserscheinungen.
  • Karpaltunnelsyndrom
  • Querschnittslähmung
  • Infantile Zerebralparese (frühkindliche Hirnschädigung)

Verletzungen

  • Direkte Verletzungen des Arms: Insbesondere Verletzungen im Bereich des Kopfes oder des Rückenmarks können zu einer Parese führen.
  • Geburtstrauma: Bei schwierigen Geburten kann es durch eine starke Überdehnung oder einen zu starken Zug an der Schulter des Neugeborenen zu einer Plexusschädigung kommen. Diese Form wird als „Obstetric Brachial Plexus Palsy“ (OBPP) bezeichnet.
  • Plexusläsion: Helmut erlitt nach einem schweren Motorradunfall eine Plexusläsion, die seine Arm- und Schulterfunktion stark einschränkte.

Andere Erkrankungen

  • Infektionen: Außerdem sind auch Infekte wie Entzündungen der Nerven und Muskeln oder eine Borreliose Grund für das Auftreten einer Parese.
  • Angeborene Erkrankungen: Auch angeborene Erkrankungen wie Muskelschwund oder ein Tumor können Ursache für eine Parese sein.
  • Vergiftungen: In seltenen Fällen können einige Gifte Schädigungen der Nerven bewirken, beispielsweise Bakteriengift bei einer Lebensmittelvergiftung.
  • Autoimmunerkrankungen

Formen der Armlähmung

Die Medizin unterscheidet bei einer unvollständigen Armlähmung zwischen einer Armparese und einer Armplexusparese. Eine Armparese ist eine teilweise Lähmung oder Schwäche eines Arms. Sie bezieht sich auf die eingeschränkte Muskelkraft oder Bewegungsfähigkeit im gesamten Arm oder einem Teil davon. Zusätzlich zu der Armparese kann es zu einer erhöhten Muskelspannung, also einer Spastik, kommen. Eine Armplexusparese ist eine spezifische Art der Parese, die durch eine Schädigung des Plexus brachialis verursacht wird und typischerweise nur in dem vom Plexus brachialis versorgten Bereich auftreten kann.

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Vollständige vs. Unvollständige Lähmung

Eine Lähmung oder Plegie beschreibt die (vollständige oder teilweise) Unfähigkeit, bestimmte Muskelgruppen zu bewegen. Lässt sich ein Muskel überhaupt nicht mehr bewegen, spricht man von einer Plegie. Eine Parese handelt es sich um einen Teilausfall motorischer Funktionen eines einzelnen Muskels, einer Muskelgruppe oder einer Extremität. Dieser Teilausfall kann mehr oder weniger ausgeprägt sein.

Spastische Lähmung (Spastik)

Spastik (auch bekannt als Spasmus oder Spastizität) leitet sich von dem griechischen Wort „spasmós“ ab und bedeutet Krampf. Aus medizinischer Sicht handelt es sich um eine krankhafte Erhöhung der Muskelspannung (auch Muskeltonus bezeichnet). Die Ursache für eine Spastik ist eine Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS). Die überaktive Muskulatur führt zu dauerhaften Fehlstellungen von Bewegungsabschnitten, somit Bewegungseinschränkungen - so genannten spastischen Lähmungen.

Zentrale vs. Periphere Parese

Weise einteilen und beschreiben. Je nach Schädigungsort unterscheidet man zwei Formen:

  • Zentrale Parese: Bei Schädigung des Nervs zwischen Gehirn und Vorderhornzelle des Rückenmarks (1. Motoneuron).
  • Periphere Parese: Bei Schädigung des Nervs zwischen der Vorderhornzelle des Rückenmarks und der motorischen Endplatte des Muskels (2.

Bei einer zentralen Parese liegt die Ursache im Gehirn oder Rückenmark. Bei einer peripheren Parese ist der Nerv in seinem Verlauf in Armen oder Beinen geschädigt.

Plexusparese

Die Plexusparese, auch bekannt als Plexuslähmung, ist eine Schädigung des Plexus brachialis - eines komplexen Nervengeflechts, das für die Steuerung des Arms und der Hand verantwortlich ist. Diese Verletzung kann zu erheblichen Bewegungseinschränkungen und einer Armlähmung führen. Der Plexus brachialis ist ein Geflecht aus Nervenfasern, das die gesamte motorische und sensible Versorgung des Arms, der Schulter und der Hand steuert.

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Symptome einer Armlähmung

Die Symptome einer Armlähmung variieren je nach Ursache, Art und Schweregrad der Lähmung.

  • Verlust der Muskelkraft: Ein Hauptmerkmal jeder Lähmung ist die Unfähigkeit, bestimmte Muskelgruppen zu bewegen. Ganz allgemein ist es Patienten, die unter einer Parese leiden, nicht mehr möglich, ihre körperliche Kraft in den von der Parese betroffenen Bereichen vollständig einzusetzen.
  • Spastik: Einige Betroffene entwickeln Muskelkrämpfe oder eine gesteigerte Muskelspannung.
  • Schmerzen: In einigen Fällen können Nervenschädigungen oder sekundäre Probleme wie Druckgeschwüre auftreten.
  • Sensibilitätsstörungen: Die Folge davon sind Missempfindungen oder Gefühlsstörungen. Beine, Füße, Arme oder Hände können von Brennen, Taubheit oder Kribbeln betroffen sein. Zum Teil ist es Personen, die unter einer Parese leiden, unmöglich, Berührungen, Kälte oder Hitze in den betroffenen Bereichen zu spüren. Zusätzlich kann auch das Schmerzempfinden deutlich verringert wahrgenommen oder komplett aufgehoben sein.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Infolge einer Spastik kommt es also zu einer eingeschränkten Beweglichkeit und teils bizarren Fehlhaltungen der Gelenke.

Diagnose von Armlähmungen

Die Diagnose einer Armlähmung erfordert eine umfassende neurologische Untersuchung und den Einsatz verschiedener bildgebender Verfahren. Die Diagnose einer Lähmung oder Plegie erfolgt durch eine Kombination verschiedener Untersuchungen.

  • Anamnese: Zu Beginn wird in einer Anamnese ein ausführliches Gespräch über die Krankengeschichte und die aktuellen Symptome geführt.
  • Körperliche Untersuchung: Zur Diagnose einer Spastik untersucht der Arzt den Patienten zunächst körperlich.
  • Neurologische Tests: Zusätzlich wird er wahrscheinlich einige neurologische Tests durchführen.
  • Elektromyographie (EMG) und Elektroneurographie (ENG/NLG): Durch Elektromyographie (EMG) und Elektroneurographie (ENG/NLG) können Nervenleitgeschwindigkeit und Muskel genauer untersucht werden. Sie können bei der Ursachenfindung eine wichtige Rolle spielen.
  • Bildgebende Verfahren: Bei einem entsprechenden Verdacht werden bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT-Scans genutzt, um strukturelle Probleme im Gehirn oder Rückenmark zu identifizieren. Auf eine zentrale Schädigung können Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) Aufschluss geben.
  • Bewertungsskalen: Ferner kann anhand von Bewertungsskalen das Ansprechen auf die Behandlung beurteilt und nachverfolgt werden. Die Ashworth-Skala (nach Ashworth 1964) bzw. die modifizierte Ashworth-Skala (nach Bohannon und Smith 1987) ist eine gebräuchliche Methode zur Beurteilung der Spastizität von Muskeln.

Therapieansätze bei Armlähmungen

Die Behandlung einer Armlähmung zielt darauf ab, die Funktion des Arms wiederherzustellen, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität des Betroffenen zu verbessern. Um Lähmungen zu heilen oder zu behandeln, gibt es viele Therapieansätze. Auch diese hängen wieder stark von der Ursache, Art und Ausprägung der Lähmung ab und haben im Allgemeinen das Ziel, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und - sofern dies möglich ist - die Funktion der betroffenen Körperteile wiederherzustellen.

Konservative Therapie

  • Physiotherapie: Grundbaustein hierfür ist häufig die Physiotherapie, mit der die Muskelfunktion verbessert, Spastiken reduziert und die Mobilität erhöht werden können. Ziel ist, Muskelabbau zu verhindern und die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten. Mithilfe einer Massage lassen sich die gelähmten Bereiche beispielsweise aktivieren. Zusätzlich kann der Patient mithilfe des Physiotherapeuten Bewegungen einüben, die er im Alltag regelmäßig wiederholt und die stets anspruchsvoller werden.
  • Ergotherapie: Ergänzend dazu kann eine Ergotherapie dabei helfen, Selbstständigkeit der Patient*innen im Alltag zu fördern.
  • Schmerzmanagement: Anhaltende Schmerzen können mit Medikamenten, physikalischen Maßnahmen behandelt werden
  • Funktionelle Elektrostimulation: Die funktionelle Elektrostimulation kann ausgezeichnet mit Aktivitäten des täglichen Lebens kombiniert werden.
  • Arm-Basis-Training: Mit dem Arm-Basis-Training übt man jeden Tag die Bewegungsfähigkeit wiederholt und einzeln in den verschiedenen Abschnitten von Arm, Hand und Fingern. Sie sollte bei Patienten früh nach dem Schlaganfall durchgeführt werden.
  • Arm-Fähigkeits-Training: Das Arm-Fähigkeits-Training trainiert täglich Präzision und Geschwindigkeit („Geschicklichkeit“) bei verschiedenen Armfunktions-Anforderungen an der individuellen Leistungsgrenze.
  • Bewegungsinduktionstherapie (CIMT): Die sogenannte Bewegungsinduktionstherapie („Constraint induced movement therapy, CIMT“) ist eine spezielle Therapie für Schlaganfall-Betroffene mit einem „erlernten Nicht-Gebrauch“.
  • Spiegeltherapie: Bei der Spiegeltherapie betrachtet der Patient im Spiegel die Bewegung seiner nicht gelähmten Hand.
  • Mentales Training: Eine Verbesserung der Armfunktion ist auch durch das mentale Training denkbar.

Gerätgestützte Therapie

  • Neuromuskuläre Elektrostimulation: Bei den verschiedenen Verfahren der neuromuskulären Elektrostimulation werden Nerven und Muskel am Arm elektrisch stimuliert.
  • Robot-Therapie: Arm-Therapie-Roboter können je nach Bauart Schulter- und Ellenbogen-Bewegungen, Unterarm- und Handgelenksbewegungen oder Fingerbewegungen mechanisch unterstützen.
  • Virtuelle Realitätsanwendungen: Dabei können auch passive mechanische Trainingsgeräte und virtuelle Realitäts-Anwendungen zum Einsatz kommen.

Hilfsmittel

  • Handorthesen: Moderne Handorthesen können bei Funktionseinschränkungen durch eine Plexusparese eine wichtige Rolle spielen. Sie können Greif-, Halte- und Bewegungsfunktionen übernehmen und erleichtern, die aufgrund einer Plexusparese oder anderer neurologischer Erkrankungen beeinträchtigt sind. Eine solche Lösung ist die MyoPro® Orthese. Speziell entwickelt für Patienten mit einer Hand- und Armlähmung nach einem Schlaganfall, unterstützt sie diese im Alltag.

Chirurgische Intervention

  • Nervenrekonstruktion: Gesunde Nerven aus anderen Körperregionen werden mit den geschädigten Plexusnerven verbunden, zum Beispiel.
  • Tumorentfernung: Sollte ein Tumor Ursache für die Parese sein, gilt es, den Tumor durch eine Operation bzw. oder Strahlenbehandlung zu entfernen.

Rehabilitation bei Armlähmungen

Das Ziel einer Reha nach einer Parese ist es, den betroffenen Patienten wieder fit für den Alltag zu machen, auch mit krankheitsbedingten Handicaps. Wie der Alltag trotz der körperlichen Einschränkungen am besten bewältigt werden kann, ist ein wichtiges Thema in der Reha. Damit die Rehabilitationsmaßnahmen sinnvoll auf den Patienten zugeschnitten werden können, ist die genaue Befunderhebung sehr bedeutend. Der moderne Therapieansatz bei Paresen in der Rehabilitation stellt das aktive, das heißt selbstständige Üben von Bewegungen und Aktivitäten in den Mittelpunkt. Diese Übungen werden in Einzel- und Gruppentrainings durchgeführt.

Wichtige Therapiekonzepte in der Rehabilitation

  • Aufgabenorientiertes Training: Hierbei sollen alltagspraktische Fähigkeiten erlernt werden.
  • Spiegeltherapie: Hirnareale zur Bewegungssteuerung angeregt werden.
  • Motorisches Lernen und repetitives Training: Bei zentralen Paresen, wie nach Schlaganfall oder Schädelhirntrauma, erfolgt die Rehabilitation angepasst an die Ziele des Patienten nach den Prinzipien des motorischen Lernens.

Umgang mit Armlähmungen im Alltag

Eine Lähmung kann für Betroffene einen schwerwiegenden Einschnitt bedeuten. Gerade, wenn die Plegie nicht vollständig geheilt werden kann, ist die Erfahrung eines so immensen Kontrollverlustes über den eigenen Körper für viele Patient*innen eine verstörende Erfahrung. Mit den richtigen Hilfsmitteln und Strategien lässt sich die Lebensqualität wieder erheblich verbessern und der Alltag bewältigen. Damit Sie Ihren Alltag trotz Lähmung bestreiten können, steht Ihnen das Team von Seeger gerne beiseite.

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Tipps für Betroffene und Angehörige

  • Schnell reagieren: Studien zeigen immer wieder, dass gerade nahe Angehörige spät auf Schlaganfallsymptome wie plötzliche Lähmungen reagieren. Machen Sie sich bewusst, dass jede Minute über die Folgen eines Schlaganfalls entscheiden kann.
  • Mitarbeit einfordern: Auch wenn es oft länger dauert - Patient*innen mit Lähmungen sollten bei alltäglichen Pflegemaßnahmen wie dem An- und Ausziehen so viel wie möglich selbst machen.
  • Nicht überfordern: Was für Gesunde selbstverständlich ist, kostet Betroffene viel geistige und körperliche Kraft.
  • Kranke Seite stimulieren: Halbseitig gelähmte Patient*innen vernachlässigen ihre kranke Seite oft - obwohl gerade diese besonders gefördert werden sollte.
  • Nicht den Mut verlieren: Wer sich von Lähmungen erholt, braucht einen langen Atem. Auch wenn Funktionen nach und nach zurückkehren, sind Rückschläge häufig.

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