Die Neurologie ist ein dynamisches und innovatives medizinisches Fachgebiet, das sich mit Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems sowie der Muskulatur befasst. Dazu gehören Störungen des Gehirns, des Rückenmarks, der peripheren Nerven und der Muskeln. Die rasante Weiterentwicklung diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten hat die Neurologie zu einer bedeutsamen Disziplin in der Akut- und Intensivmedizin gemacht.
Aufgaben eines Neurologen
Ein Neurologe ist ein Spezialist für die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems. Zu den Hauptaufgaben gehören:
- Eingehende Anamnese: Das Gespräch mit dem Patienten, um die Krankengeschichte zu erfassen, ist ein wesentlicher Bestandteil der Diagnostik. Die Symptome können vielfältig sein und reichen von Migräne über Tinnitus bis hin zu Demenz.
- Umfassende neurologische Untersuchung: Eine sorgfältige körperlich-neurologische Untersuchung ist die Grundlage für die weitere Diagnostik. Dabei werden verschiedene Funktionen des Nervensystems überprüft, wie z.B. Reflexe, Koordination,Sensibilität und Muskelkraft.
- Apparative Diagnostik: Je nach Befund werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache der Beschwerden zu ermitteln. Dazu gehören:
- Elektroenzephalographie (EEG): Aufzeichnung der Gehirnströme, um elektrische Fehlsteuerungen im Gehirn zu erkennen, die z.B. bei Epilepsie auftreten können.
- Elektromyographie (EMG): Messung der elektrischen Aktivität der Muskulatur, um Muskel- und Nervenerkrankungen abzuklären.
- Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG): Messung der Geschwindigkeit, mit der Nerven Impulse weiterleiten, um Nervenschädigungen festzustellen, wie sie z.B. bei Polyneuropathie vorkommen.
- Evozierte Potentiale (VEP, AEP, SEP): Messung der Hirnströme, die durch bestimmte Reize verursacht werden.
- Doppler- und Duplexsonographie: Ultraschalluntersuchung der Hals- und hirnversorgenden Gefäße, um Verengungen oder Ablagerungen zu erkennen, die das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen können.
- Bildgebende Verfahren (CT, MRT): Darstellung des Gehirns und des Rückenmarks, um strukturelle Veränderungen wie Tumore, Entzündungen oder Schlaganfälle zu erkennen.
- Liquordiagnostik: Untersuchung des Nervenwassers, um Entzündungen, Blutungen oder Tumore des Nervensystems nachzuweisen.
- Neuropsychologische Testung: Untersuchung von Gedächtnis, Konzentration und anderen kognitiven Funktionen, um Demenz oder andere Hirnleistungsstörungen zu erkennen.
- Individuelle Therapieplanung: Auf Basis der Diagnose wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, der auf die Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten ist.
- Regelmäßige Verlaufskontrolle: Um den Therapieerfolg zu überwachen und den Krankheitsverlauf zu beurteilen, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig.
- Beratung und Betreuung: Neurologen beraten Patienten und ihre Angehörigen über die Erkrankung, die Behandlungsmöglichkeiten und die Auswirkungen auf das Leben.
Häufige neurologische Krankheitsbilder
Das Behandlungsspektrum eines Neurologen umfasst ein breites Spektrum an Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur. Zu den häufigsten Krankheitsbildern gehören:
Kopfschmerzen
Kopfschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, von dem etwa 70 % der Deutschen mindestens einmal im Jahr betroffen sind. Die Ursachen können vielfältig sein. Neurologen können durch eine ausführliche Anamnese und neurologische Untersuchung die Ursache der Kopfschmerzen eingrenzen und eine geeignete Therapie zur Verringerung der Kopfschmerzhäufigkeit finden. Die internationale Kopfschmerzklassifikation listet über 200 verschiedene Kopfschmerzursachen.
Migräne
Migräne ist eine spezielle Form von Kopfschmerz, die oft von Übelkeit, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit begleitet wird. Neurologen können Medikamente und andere Therapien verschreiben, um die Häufigkeit und Schwere von Migräneattacken zu reduzieren. Botulinumtoxin kann bei medikamentös nicht behandelbaren Migränen eingesetzt werden.
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Schwindel
Schwindel ist ein Symptom mit vielfältigen Ursachen. Er entsteht, wenn die Informationen des Sehens, des Gleichgewichtsorgans und des Lagesinns nicht zusammenpassen. Neurologen können durch eine gründliche Untersuchung die Ursache des Schwindels feststellen und eine geeignete Therapie einleiten. Ein plötzlich aufgetretener Schwindel sollte ernst genommen und zeitnah neurologisch abgeklärt werden.
Schlaganfall
Der Schlaganfall ist eine plötzliche Erkrankung des Gehirns, die meist durch eine Mangeldurchblutung verursacht wird. Symptome können Sprachstörungen, Lähmungen, Schwindel und Sehstörungen sein. Jeder Schlaganfall ist ein Notfall, der schnellstmöglich in einem Krankenhaus versorgt werden muss. Mittels spezieller Ultraschalluntersuchungen können die Gefäße des Gehirns untersucht und Verengungen bzw. Veränderungen beurteilt werden.
Multiple Sklerose (MS)
Die Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Gehirns und des Rückenmarks, die zu vielfältigen Symptomen führen kann. Typische Anzeichen sind Gefühls-, Seh-, Blasen- und Koordinationsstörungen sowie Lähmungen. Zur Diagnosestellung gehört eine multimodale Abklärung mittels Kernspintomographie, elektrophysiologischer Funktionsuntersuchungen und Nervenwasserentnahme. Die therapeutischen Möglichkeiten der Multiplen Sklerose haben sich in den letzten Jahren deutlich erweitert, so dass es je nach Stadium der Erkrankung eine Reihe verschiedener Therapien gibt. Eine regelmäßige Verlaufskontrolle ist sinnvoll und notwendig, damit frühzeitig therapeutische Maßnahmen besprochen werden können, um das Fortschreiten der Behinderung zu hemmen.
Parkinson-Erkrankung
Die Parkinson-Erkrankung ist eine fortschreitende Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch Bewegungsverlangsamung, Muskelsteifigkeit und Zittern gekennzeichnet ist. Die Diagnosestellung basiert vorrangig auf der klinisch neurologischen Untersuchung. Zahlreiche medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung. Es gibt spezialisierte Ambulanzen für Bewegungsstörungen, Parkinson und THS.
Neuromuskuläre Erkrankungen
Neuromuskuläre Erkrankungen umfassen Erkrankungen der peripheren Nerven, der motorischen Nervenzellen im Rückenmark und des Gehirns, der Signalübertragung von der Nervenendigung auf die Muskulatur sowie Erkrankungen des Muskels. Zu dieser Gruppe gehören häufige Probleme wie das Karpaltunnelsyndrom, Reizungen oder Kompressionen von Nervenwurzeln durch Bandscheibenvorfälle oder auch Polyneuropathien. Die Diagnostik hat zum Ziel, aufgrund der subjektiven Beschwerden, der neurologischen Untersuchung und meist weiterer apparativer Untersuchungen die zugrundeliegende Ursache und somit das Krankheitsbild präzise festzulegen.
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Epilepsie
Epileptische Anfälle entstehen durch elektrische Fehlsteuerungen im Gehirn. Um eine Diagnose zu stellen, wird neben der Anamnese und eingehender neurologischer Untersuchung ein EEG abgeleitet. Das Ziel der Behandlung einer Epilepsie ist eine Verminderung von Anfällen, sowohl hinsichtlich Häufigkeit als auch Schweregrad.
Demenz
Nachlassende Gedächtnisleistung, Denkvermögen und Konzentration können Zeichen einer Demenz sein. Die Aufgabe des Neurologen ist es, durch eine ausführliche Befragung, sorgfältige neurologische Untersuchung, gezielte neuropsychologische Testung und EEG die „altersbedingte“ von der „krankhaften“ Vergesslichkeit zu unterscheiden.
Restless-Legs-Syndrom
Typische Beschwerden sind Missempfindungen im Bereich der Beine, die vor allem in Ruhe auftreten und durch Bewegung der Beine gemildert werden können. Etwa 5 - 10 % der Bevölkerung leiden an einem Restless-Legs-Syndrom.
Polyneuropathie
Bei einer Polyneuropathie handelt es sich um eine Erkrankung mehrerer Nerven, die meist im Beinbereich beginnt und vielfältige Ursachen haben kann. Zu den Symptomen zählen Sensibilitätsstörungen der Füße wie Taubheit und Kribbeln, aber auch Lähmungserscheinungen oder Gleichgewichtsstörungen. Bestätigt wird die Diagnose über eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeiten.
Diagnostische Verfahren in der Neurologie
Die Neurologie bedient sich einer Vielzahl von diagnostischen Verfahren, um Erkrankungen des Nervensystems zu erkennen und zu differenzieren. Zu den wichtigsten gehören:
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- Elektrophysiologische Untersuchungen:
- EEG (Elektroenzephalographie): Misst die elektrische Aktivität des Gehirns und dient der Erkennung von Epilepsie,Entzündungen und anderen Erkrankungen.
- EMG (Elektromyographie): Untersucht die elektrische Aktivität der Muskeln und hilft bei der Diagnose von Muskelerkrankungen und Nervenschädigungen.
- NLG (Nervenleitgeschwindigkeit): Misst die Geschwindigkeit, mit der Nerven elektrische Signale weiterleiten, und dient der Erkennung von Nervenschädigungen.
- Evozierte Potentiale: Messen die Reaktion des Gehirns auf bestimmte Reize (z.B. Sehen, Hören, Berührung) und helfen bei der Diagnose von Schädigungen der Nervenbahnen.
- Bildgebende Verfahren:
- CT (Computertomographie): Erzeugt detaillierte Schnittbilder des Gehirns und des Rückenmarks und dient der Erkennung von Blutungen, Tumoren,Entzündungen und anderen Erkrankungen.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Erzeugt noch detailliertere Bilder als die CT und ermöglicht die Darstellung von Weichteilstrukturen wie Gehirn, Rückenmark und Nerven.
- Doppler- und Duplexsonographie: Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße, die das Gehirn versorgen, zur Erkennung von Verengungen oder anderen Gefäßerkrankungen.
- Liquordiagnostik (Nervenwasseruntersuchung): Entnahme und Analyse des Nervenwassers zur Erkennung von Entzündungen, Infektionen, Blutungen oder Tumoren im Nervensystem.
- Neuropsychologische Testung: Untersuchung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Konzentration und anderen kognitiven Funktionen zur Erkennung von Demenz oder anderen Hirnleistungsstörungen.
Therapeutische Möglichkeiten in der Neurologie
Die therapeutischen Möglichkeiten in der Neurologie haben sich in den letzten Jahren erheblich erweitert. Je nach Erkrankung stehen verschiedene Behandlungsansätze zur Verfügung:
- Medikamentöse Therapie: Viele neurologische Erkrankungen können mit Medikamenten behandelt werden, z.B. Schmerzmittel,Antiepileptika, Parkinson-Medikamente, Immunmodulatoren bei Multipler Sklerose.
- Physiotherapie: Bei Lähmungen,Gangstörungen oder anderen motorischen Einschränkungen kann Physiotherapie helfen, die Beweglichkeit und Koordination zu verbessern. Zur Unterstützung der funktionellen Therapie wird der „Armeo Spring“ eingesetzt, ein robotergestütztes Armtraining (Exoskelett).
- Ergotherapie: Ergotherapie hilft Patienten,Alltagsaktivitäten wieder selbstständig ausführen zu können, z.B. Essen, Anziehen, Waschen.
- Logopädie: Bei Sprach- und Schluckstörungen kann Logopädie helfen, die Kommunikationsfähigkeit und die Nahrungsaufnahme zu verbessern.
- Psychotherapie: Bei psychischen Begleitproblemen neurologischer Erkrankungen, wie z.B. Depressionen oder Angststörungen, kann Psychotherapie helfen, die Krankheitsbewältigung zu verbessern.
- Botulinumtoxin-Behandlung: Botulinumtoxin ist ein hochpotentes Nervengift, das in kleinen, gezielten Dosen zur Behandlung verschiedener neurologischer Erkrankungen eingesetzt wird, z.B. bei Muskelverspannungen,Dystonien und Migräne.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein neurochirurgisches Verfahren, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnareale implantiert werden, um die Symptome von Bewegungsstörungen wie Parkinson oder Dystonie zu lindern.
- Rehabilitation: Nach einem Schlaganfall, einerOperation oder einer anderen schweren neurologischen Erkrankung kann eineRehabilitation helfen, die verloren gegangenen Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Lebensqualität zu verbessern.
Die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit
Die Behandlung neurologischer Erkrankungen erfordert oft eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen. Neurologen arbeiten eng mit Neurochirurgen, Neuroradiologen, Neuropsychologen,Psychiatern, Internisten,Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden zusammen, um eine umfassende und individuelle Versorgung der Patienten zu gewährleisten.
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