Starker Schwindel bei Parkinson: Ursachen und Behandlung

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet ist, darunter Zittern, Muskelsteifheit, verlangsamte Bewegungen und Gleichgewichtsstörungen. Schwindel und Gangstörungen sind ebenfalls häufige Begleiterscheinungen, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Schwindel bei Parkinson, die verschiedenen Formen der Erkrankung, die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten und gibt praktische Tipps für den Alltag.

Frühzeitige Parkinson-Erkennung: 10 Anzeichen, die Sie nicht übersehen sollten

Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, die oft schleichend beginnt. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die Lebensqualität zu verbessern und den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen. Hier sind zehn häufige Frühsymptome, auf die Sie achten sollten:

  1. Ruhetremor: Zittern, das im Ruhezustand auftritt, oft als "Pillendrehen" oder "Münzrollen" beschrieben.
  2. Mikrographie: Die Handschrift wird kleiner und die Buchstaben stehen enger beieinander.
  3. Geruchssinnverlust: Insbesondere der Verlust des Geruchssinns für bestimmte Lebensmittel wie Bananen, Essiggurken oder Lakritze.
  4. Schlafprobleme: Plötzliche Bewegungen und das Nachspielen von Träumen während des Schlafs.
  5. Bewegungs- und Gangschwierigkeiten: Steifheit in Armen oder Beinen, eingeschränkte Bewegungsfähigkeit.
  6. Verstopfung: Anhaltende Schwierigkeiten und Anstrengung beim Stuhlgang.
  7. Weiche oder heisere Stimme: Eine Veränderung der Stimme, die als "Hypophonie" bezeichnet wird.
  8. Gesichtsmaskierung: Ein ernster, steifer oder ausdrucksloser Gesichtsausdruck.
  9. Schwindel oder Ohnmacht: Schwindel oder Ohnmacht beim Aufstehen, oft aufgrund von niedrigem Blutdruck.
  10. Bücken oder Beugen: Eine veränderte Körperhaltung, bei der sich die Betroffenen beim Stehen bücken oder beugen.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch andere Ursachen haben können. Bei Verdacht auf Parkinson sollte ein Neurologe konsultiert werden.

Ursachen von Schwindel und Gangstörungen bei Parkinson

Schwindel und Gangstörungen bei Parkinson können verschiedene Ursachen haben. Zunächst muss geklärt werden, ob ein gerichteter, ein ungerichteter Schwindel oder eine reine Gangstörung vorliegt.

  • Gerichteter Schwindel: Liegt eine Störung des Gleichgewichtssystems zugrunde, einschließlich des Gleichgewichtsorgans, des Gleichgewichtsnervs und der zugehörigen Zentren in Hirnstamm und Kleinhirn. Störungen können durch Entzündungen, Elektrolytstörungen, mechanische Reizung des Gleichgewichtsnervs, Tumoren, Durchblutungsstörungen, Migräne, Unfälle oder degenerative Veränderungen verursacht werden.
  • Ungerichteter Schwindel: Kann durch Sauerstoffmangel im Gehirn bei Kreislaufstörungen, Herzerkrankungen, Erkrankungen der hirnversorgenden Gefäße, Stoffwechselstörungen, Entzündungen, Hirndruck, Vergiftungen, Anfallserkrankungen oder psychische Störungen verursacht werden.
  • Gangstörungen: Treten bei Erkrankungen des Kopfes, der Wirbelsäule und des Rückenmarks oder der peripheren Nerven auf.

Die Rolle von Dopamin und anderen Botenstoffen

Bei der Parkinson-Erkrankung kommt es zum Absterben von speziellen Neuronen, die für die Herstellung von Dopamin zuständig sind. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungsabläufen benötigt wird. Durch den Dopamin-Mangel und den gleichzeitigen Acetylcholin- und Glutamat-Überschuss kommt es zu Einschränkungen in der Kommunikation der Neuronen, was zu den typischen Parkinson-Symptomen führt.

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Genetische Faktoren und Umweltgifte

Die Parkinson-Erkrankung der meisten Patientinnen und Patienten ist nicht genetisch bedingt, sondern tritt aus zunächst unbekannten Gründen auf. Rein erbliche Formen machen nur etwa 5-10 % aus. Es gibt allerdings genetische Faktoren, die zum Krankheitsausbruch beitragen können. Umweltgifte wie Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt giftig auf Nervenzellen wirken.

Die Darm-Hirn-Achse und Parkinson

Eine gestörte Darmflora könnte eine weitere Ursache der Parkinson-Erkrankung sein. Beide Organe sind über die "Darm-Hirn-Achse" miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Bei Betroffenen finden sich in der Darmflora vermehrt Bakterien, die Entzündungen verursachen. Zudem haben sie oft eine durchlässigere Darmschleimhaut, was zusätzlich das Risiko für eine Darmentzündung erhöht.

Die Aszensionshypothese

Die Aszensionshypothese besagt, dass Parkinson zumindest teilweise im Verdauungstrakt beginnt und sich über Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet. Das fehlgefaltete Protein Alpha-Synuklein, das sich bei der Erkrankung typischerweise in den erkrankten Gehirnzellen ablagert, entsteht auch im Nervensystem des Magens und des Darms, möglicherweise durch den Einfluss von Umweltgiften. Von dort kann es über den Vagusnerv ins Gehirn "klettern".

Parkinson-Syndrom vs. Parkinson-Krankheit

Der Begriff Parkinson-Syndrom bedeutet, dass der Patient für Parkinson typische Symptome zeigt, ohne dass damit etwas über die Ursache dieser Symptome ausgesagt wird. Die Ursache der Parkinson-Krankheit ist nach wie vor nicht bekannt. Aus diesem Grund bezeichnet man diese primäre Form des Parkinson-Syndroms auch als "idiopathisch".

Atypische Parkinson-Syndrome

Beim atypischen Parkinson-Syndrom sterben ebenfalls Hirnzellen ab, die Dopamin produzieren. Allerdings als Folge verschiedener neurodegenerativer Erkrankungen, sodass nicht nur Neuronen in der Substantia nigra betroffen sind, sondern auch in anderen Hirnregionen. Zu den atypischen Parkinson-Syndromen gehören:

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  • Multisystematrophie (MSA): Eine seltene, fortschreitende neurologische Erkrankung, die das autonome Nervensystem und die Bewegungskontrolle beeinträchtigt.
  • Progressive supranukleäre Blicklähmung (PSP): Eine seltene Hirnerkrankung, die zu Problemen mit dem Gleichgewicht, den Augenbewegungen, dem Denken und dem Schlucken führt.
  • Kortikobasale Degeneration (CBD): Eine seltene neurologische Erkrankung, die zu fortschreitenden Problemen mit der Bewegung, der Sprache und dem Denken führt.

Medikamentös induziertes Parkinson-Syndrom

Die Parkinson-Symptome können auch durch bestimmte Medikamente ausgelöst werden. Ursache sind meist sogenannte Neuroleptika (Psychopharmaka). Betroffene sprechen meist nicht auf Parkinson-Medikamente an. Die häufigsten Dopamin-Blocker im Gehirn sind Antipsychotika, die in der Therapie von Psychosen und gegen starke Übelkeit eingesetzt werden.

Diagnose von Parkinson

Die Diagnose erfolgt über eine ausführliche Krankengeschichte und eine körperlich-neurologische Untersuchung auf Basis der Symptome. Der Arzt achtet dabei besonders auf Parkinson-Symptome wie Zittern, verlangsamte Bewegungsabläufe und Muskelsteifheit. Außerdem kann er einen Riechtest, eine Ultraschalluntersuchung einer bestimmten Hirnregion (Substantia nigra) oder ein MRT durchführen.

Behandlung von Parkinson

Für die Parkinson-Erkrankung gibt es bisher keine Heilung. Die Krankheit ist aber in allen fünf Stadien sehr gut behandelbar. Die Medikamente, die es gibt, können bei den allermeisten Patienten die jeweiligen Symptome gut lindern. Unterstützend werden sogenannte nicht medikamentöse Therapien eingesetzt, wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.

Medikamentöse Therapie

Das älteste medikamentöse Therapieprinzip ist es, Dopamin zuzuführen - also den Botenstoff, der bei Parkinson-Betroffenen nicht mehr in ausreichender Menge vom Körper produziert wird. Das Mittel Levodopa ist bereits seit den frühen 70er Jahren zur Behandlung der Parkinson-Erkrankung zugelassen. Es verbessert die typischen Parkinson-Symptome wie das Zittern, die verlangsamten Bewegungen und die Steifheit der Muskeln. Weitere Medikamente sind Dopaminagonisten, MAO-B-Hemmer, Adenosin-Rezeptor-Antagonisten und COMT-Inhibitoren.

Invasive therapeutische Verfahren

An invasiven therapeutischen Verfahren stehen die Behandlung mit einer Dopamin- oder Apomorphinpumpe oder eine tiefe Hirnstimulation zur Verfügung. Bei der tiefen Hirnstimulation werden dem Patienten in einem chirurgischen Eingriff Elektroden in das Gehirn implantiert. Durch elektrische Stimulation dieser Elektroden werden dann die Parkinsonsymptome unterbunden.

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Nicht-medikamentöse Therapien

  • Körperliches Training und Krankengymnastik (Physiotherapie): Um die Beweglichkeit zu erhalten und die Muskeln zu stärken.
  • Ergotherapie: Um die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern.
  • Logopädie: Um die Sprach- und Schluckfunktion zu verbessern.

Psychische Begleiterkrankungen und ihre Behandlung

Eine Parkinson-Erkrankung kann weitere Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Demenz nach sich ziehen. Auf Parkinson spezialisierte Neurologinnen und Neurologen erkennen eine Depression oder Angststörungen frühzeitig und können eine Behandlung beginnen. Diese besteht in der Regel aus einer medikamentösen Therapie mit Antidepressiva und einer Psychotherapie.

Depressionen

Wenn Parkinson-Patienten depressive Symptome entwickeln, sollte zunächst versucht werden, die dopaminerge Therapie zu optimieren. Persistieren die Symptome trotz optimaler dopaminerger Therapie im OFF, kann u. U. eine Eskalationstherapie hilfreich sein. Bleiben die Beschwerden ohne Zusammenhang mit dem OFF bestehen, sollte ein Antidepressivum eingesetzt werden.

Vigilanzstörungen und Fatigue

Etwa die Hälfte der Parkinson-Patienten hat eine Vigilanzstörung. Auch diese kann nicht nur im fortgeschrittenen Stadium, sondern ebenfalls in der Frühphase auftreten. Ein assoziiertes, ebenfalls sehr häufiges, beim Morbus Parkinson dennoch oft zu wenig berücksichtigtes nicht motorisches Symptom ist die Fatigue. Die wichtigste Ursache der Vigilanzstörung ist die Parkinson-Krankheit an sich. Die Parkinson-Therapie - vor allem mit Dopaminagonisten - verstärkt diesen Effekt, wobei es hier Unterschiede gibt.

Demenz und kognitive Störungen

Demenz und kognitive Störungen wurden erst in den letzten 20 Jahren als Teil der Parkinson-Erkrankung betrachtet. Im Krankheitsverlauf entwickeln rund 80 % der Patienten eine Demenz. Hinsichtlich einer Pharmakotherapie hat nur Rivastigmin eine Zulassung für die symptomatische Behandlung der leichten bis mittelschweren Demenz bei IPS-Patienten.

Was können Betroffene selbst tun?

Einige Dinge können Patientinnen und Patienten auch selbst tun, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen:

  • Bewegung und Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität kann den Verlauf der Erkrankung verlangsamen.
  • Ausreichend Schlaf: Ein gesunder Schlafrhythmus ist wichtig für die Regeneration des Gehirns.
  • Mediterrane Ernährung: Eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Olivenöl kann das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von Parkinson senken.
  • Sozialleben: Ein aktives Sozialleben mit vielen Kontakten, Gesprächen und gemeinsamen Aktivitäten kann der Entwicklung einer Demenz entgegenwirken.

Tipps für den Alltag bei Kreislaufproblemen

Viele Menschen mit Parkinson leiden unter Kreislaufproblemen wie Schwindel oder Schwarzwerden vor Augen. Hier sind einige Tipps, was Betroffene selbst tun können:

  • Trinken, Trinken, Trinken: Ausreichend viel zu trinken ist die Basis eines gut funktionierenden Kreislaufsystems. Die tägliche Flüssigkeitszufuhr sollte mindestens 1,5 bis 2 Liter pro Tag betragen.
  • Salz: Achten Sie auf eine ausreichende Salzzufuhr.
  • Mahlzeiten: Vermeiden Sie große fett- und kohlenhydratreiche Mahlzeiten. Alternativ können mehrere kleinere und leichtere Mahlzeiten über den Tag verteilt sinnvoll sein.
  • Bauchbinde: Eine elastische Bauchbinde hilft, das "Versacken" des Bluts in der unteren Körperhälfte nach dem Aufstehen zu reduzieren.
  • Hitze: Halten Sie sich bei großer Hitze vorzugsweise in kühlen Innenräumen auf. Vermeiden Sie heiße Vollbäder oder Saunagänge.
  • Nachtschlaf: Schlafen Sie mit leicht erhöhtem Oberkörper (ca. 10 - 20 Grad).
  • Langsam aufstehen: Stehen Sie langsam aus dem Liegen oder Sitzen auf.

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