Aneurysma im Gehirn: Operationsfolgen, Behandlungsmethoden und Risiken

Ein Hirnaneurysma ist eine Ausbuchtung einer Schlagader im Gehirn, vergleichbar mit einer Beere an einem Stiel. Diese Ausbuchtung entsteht, wenn die Wand einer Arterie an einer Stelle nachgibt und sich nach außen wölbt. Obwohl etwa 3 von 100 Erwachsenen ein Hirnaneurysma haben, bemerken viele Menschen es ihr Leben lang nicht. In manchen Fällen kann ein Aneurysma jedoch reißen und eine lebensbedrohliche Hirnblutung verursachen. Daher ist es wichtig, die Behandlungsmöglichkeiten und potenziellen Folgen einer Operation zu verstehen.

Wann ist eine Behandlung notwendig?

Nicht jedes Hirnaneurysma erfordert eine Behandlung. Ob eine Behandlung sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe und Lage des Aneurysmas, das individuelle Risiko für Komplikationen und der allgemeine Gesundheitszustand der betroffenen Person.

  • Keine Beschwerden und geringes Risiko: Wer keine Beschwerden hat und nur ein geringes Risiko für Komplikationen aufweist, benötigt nicht unbedingt eine Behandlung. In diesen Fällen ist es ratsam, Risikofaktoren zu minimieren, wie z.B. Bluthochdruck, Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen mittels MRT oder CT in Abständen von 1 bis 3 Jahren sind empfehlenswert.
  • Erhöhtes Risiko: Besteht ein erhöhtes Risiko, dass ein Aneurysma reißt, wird meist eine Behandlung empfohlen. Ziel der Behandlung ist es, das Aneurysma zu verschließen und so das Risiko einer Hirnblutung zu minimieren.

Behandlungsmethoden

Es gibt zwei Hauptmethoden zur Behandlung von Hirnaneurysmen: die Operation (Clipping) und das Katheter-Verfahren (Coiling).

Clipping: Die operative Behandlung

Bei einer Operation (Clipping) öffnen Neurochirurgen den Schädel, um das Blutgefäß, an dem sich das Aneurysma befindet, freizulegen. Anschließend klemmen sie das Aneurysma mit einem kleinen Metall-Clip vom Blutgefäß ab. Dieser Clip bleibt dauerhaft im Körper und sorgt dafür, dass das Blut im abgeklemmten Aneurysma gerinnt und mit der Zeit zu Bindegewebe umgebaut wird. Dadurch kann es nicht mehr zu einer Hirnblutung kommen. Das Clipping kommt vor allem dann infrage, wenn das Aneurysma so im Schädel liegt, dass es sich leicht freilegen und abklemmen lässt.

Coiling: Das Katheter-Verfahren

Das Coiling ist ein minimalinvasives Katheter-Verfahren, bei dem kein operativer Eingriff am Schädel notwendig ist. Stattdessen wird ein Katheter in Narkose in die Leistenarterie eingeführt und bis zum betroffenen Blutgefäß im Gehirn vorgeschoben. Über den Katheter werden dann kleine Platin-Spiralen (Coils) im Aneurysma platziert. Diese Spiralen sorgen dafür, dass das Blut im Aneurysma gerinnt und es sich verschließt. Manchmal werden zusätzlich oder stattdessen sogenannte Stents eingesetzt. Diese feinen Röhrchen aus Metallgeflecht wirken wie eine innere Schiene im Blutgefäß, an dem das Aneurysma sitzt. Das Blut fließt durch den Stent und wird so am Aneurysma vorbeigelenkt. Ein Eingriff per Katheter kommt vor allem für Menschen infrage, für die eine Operation zu belastend wäre - zum Beispiel, weil sie eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben.

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Risiken und Folgen der Behandlung

Beide Behandlungsmethoden sind mit Risiken verbunden:

Risiken des Clippings:

  • Schädigung von Gehirngewebe: Der Eingriff selbst kann Gehirngewebe schädigen, was zu vorübergehenden oder dauerhaften Beschwerden wie Lähmungen führen kann.
  • Allgemeine Operationsrisiken: Jede Operation birgt Risiken wie Blutungen, Wundinfektionen oder Kreislaufprobleme.

Risiken des Coilings:

  • Verletzung des Blutgefäßes: Der Katheter kann das Blutgefäß von innen verletzen, was ebenfalls zu Blutungen und Gehirnschäden führen kann.
  • Unvollständige Gerinnung: Gerinnt das Blut im Aneurysma nicht vollständig, kann weiterhin Blut ins Aneurysma fließen.
  • Rekanalisation: In den ersten Wochen bis Monaten nach dem Eingriff kann es zu einer Rekanalisation, einer teilweisen Wiedereröffnung, des Aneurysmas kommen.
  • Schlaganfall: Es ist möglich, dass ein Teil des im Aneurysma entstandenen Gerinnsels sich löst, und ein Hirngefäß verschließt, wodurch es zu einem Schlaganfall kommt.

Allgemeine Risiken

Zu den allgemeinen Risiken gehören:

  • Infektionen
  • Blutungen
  • Verletzungen umgebender Strukturen
  • Narkoserisiken (z.B. Zahn- und Mundraumverletzungen beim Einbringen des Beatmungsschlauchs, Kreislaufentgleisungen, Beatmungsprobleme)

Weitere mögliche Folgen:

Unabhängig von der gewählten Behandlungsmethode können nach einer Aneurysma-Behandlung folgende Komplikationen auftreten:

  • Neurologische Ausfälle: Seheinschränkungen, Sprach- und Denkstörungen oder Lähmungen.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisprobleme.
  • Psychische Belastung: Angst, Depressionen.

Nachsorge und Rehabilitation

Nach einer Aneurysma-Behandlung ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig. Diese umfasst:

  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Angiographische Untersuchungen (CT oder MRT) zur Kontrolle des Behandlungserfolgs und zum Ausschluss einer Rekanalisation.
  • MRT-Untersuchungen des Schädels: Lebenslang in mehrjährigen Abständen, um potentielle Zweitaneurysmen zu erkennen.
  • Rehabilitation: Insbesondere nach einer Subarachnoidalblutung wird eine Anschlussheilbehandlung (Reha) empfohlen.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeidung von Blutdruckspitzen, Rauchverzicht, maßvoller Alkoholkonsum.

Die Entscheidung für die richtige Behandlung

Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung sowie die Wahl der geeigneten Methode (Clipping oder Coiling) sollte immer in enger Absprache mit einem erfahrenen Ärzteteam erfolgen. Dabei werden die individuellen Risiken und Vorteile der jeweiligen Verfahren sorgfältig abgewogen. Wichtig ist auch, die persönlichen Wünsche und Vorstellungen des Patienten zu berücksichtigen.

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Leben mit einem Hirnaneurysma

Die Diagnose eines Hirnaneurysmas kann für Betroffene und ihre Angehörigen eine große Belastung darstellen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung, die Behandlungsmöglichkeiten und die potenziellen Risiken zu informieren. Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann ebenfalls hilfreich sein.

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