Die frühe Erkennung eines Schlaganfalls ist entscheidend, um das Ausmaß möglicher Hirnschäden zu minimieren. Da die ersten Stunden nach einem Schlaganfall über das Ausmaß der Zellschäden im Gehirn entscheiden, ist es von höchster Bedeutung, die Symptome zu erkennen und schnell zu handeln. Typische Symptome sind Sehstörungen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmungen und Taubheitsgefühle, Schwindel mit Gangunsicherheit sowie sehr starke Kopfschmerzen.
Der FAST-Test: Ein schnelles Werkzeug zur Erkennung
Der FAST-Test ist ein etabliertes und leicht durchführbares Verfahren, um einen Schlaganfallverdacht in kürzester Zeit zu überprüfen. Die Abkürzung FAST steht für:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet dies auf eine Halbseitenlähmung hin.
- Arms (Arme): Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.
- Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Kann der Satz nicht vollständig oder deutlich wiederholt werden, liegt möglicherweise eine Sprachstörung vor.
- Time (Zeit): Zögern Sie nicht und wählen Sie unverzüglich die Notrufnummer 112, wenn eines dieser Symptome auftritt.
Der BEFAST-Test: Eine Erweiterung für mehr Sicherheit
Um alle möglichen Formen des Schlaganfalls zu berücksichtigen, wurde der klassische FAST-Test um die Bereiche "Balance" und "Eyes" erweitert und ist heute als BEFAST-Test bekannt.
- Balance (Gleichgewicht): Bitten Sie die betroffene Person, auf einer Linie zu gehen oder auf einem Bein zu stehen. Achten Sie auf Gleichgewichtsstörungen.
- Eyes (Augen): Fragen Sie die Person, ob sie plötzlich Sehstörungen wie Doppelbilder oder verschwommenes Sehen hat.
Der "Auf einem Bein stehen"-Test: Ein zusätzlicher Indikator
Forscher der Kyoto Universität in Japan haben herausgefunden, dass die Fähigkeit, auf einem Bein zu balancieren, Aufschluss über den Gesundheitszustand des Gehirns geben kann. Ein gesunder Mensch sollte es schaffen, 20 Sekunden lang auf einem Bein zu balancieren. Schwierigkeiten beim Balancieren können auf ein erhöhtes Schlaganfallrisiko hindeuten, da möglicherweise bereits Mikroblutungen oder Infarkte im Gehirn vorliegen. Es ist wichtig zu beachten, dass dieser Test keine definitive Diagnose liefert, aber ein zusätzlicher Hinweis sein kann.
Was tun bei Verdacht auf Schlaganfall?
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall zählt jede Sekunde. Handeln Sie schnell und befolgen Sie diese Schritte:
Lesen Sie auch: Kann ein Anfall tödlich sein?
- Notruf wählen: Wählen Sie sofort die Notrufnummer 112 und schildern Sie die Situation. Weisen Sie unbedingt darauf hin, dass ein Schlaganfall vorliegen könnte.
- Betroffenen beruhigen: Bleiben Sie ruhig und beruhigen Sie die betroffene Person.
- Lagerung: Lagern Sie den Patienten bequem und mit erhöhtem Oberkörper. Lockern Sie beengende Kleidung.
- Bewusstseinskontrolle: Überprüfen Sie, ob die Person bei Bewusstsein ist. Ist sie bewusstlos, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage und kontrollieren Sie Atmung und Puls. Beginnen Sie gegebenenfalls mit Wiederbelebungsmaßnahmen.
- Nichts zu essen oder zu trinken geben: Geben Sie der betroffenen Person nichts zu essen oder zu trinken, da Schluckbeschwerden auftreten können.
- Vitalfunktionen überwachen: Beobachten Sie die Vitalfunktionen (Blutdruck, Atmung, Herzschlag) und notieren Sie die Symptome und den Zeitpunkt ihres Auftretens.
- Informationen für den Rettungsdienst: Notieren Sie sich, wann die Symptome begonnen haben, um dem Rettungsdienst wichtige Informationen für die weitere Behandlung zu geben.
Die Bedeutung der Stroke Unit
Schlaganfall-Patienten werden idealerweise in spezialisierten Schlaganfall-Stationen, sogenannten Stroke Units, versorgt. Diese gibt es in den meisten größeren Kliniken. Dort können Neurologen feststellen, um welche Schlaganfallart es sich handelt und die passende Behandlung einleiten. Durch zügiges Handeln und einen entsprechend frühen Beginn der Therapie können Gehirnzellen vor dem Absterben bewahrt und die geistigen und körperlichen Folgen des Schlaganfalls begrenzt oder vollständig vermieden werden.
Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls erhöhen. Zu den wichtigsten gehören:
- Hohes Alter (über 65 Jahre)
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus (erhöhte Blutzuckerwerte)
- Erhöhte Blutfettwerte
- Rauchen
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Stress
- Herzrhythmusstörungen
Eine optimale Einstellung des Blutdrucks und Blutzuckers, regelmäßige Bewegung, Nichtrauchen sowie eine gesunde, ausgewogene Ernährung sind essenziell, um das Schlaganfallrisiko zu senken.
Schlaganfall bei Kindern und untypische Symptome bei Frauen
Auch Kinder können einen Schlaganfall erleiden, wobei sich die Symptome von denen bei Erwachsenen unterscheiden können. Mögliche Anzeichen sind epileptische Anfälle, Vernachlässigung eines Körperteils, Schwierigkeiten bei der Bewegungskoordination und Verhaltensveränderungen. Bei Frauen können neben den typischen Schlaganfall-Symptomen auch unspezifische Beschwerden wie Kopf-, Glieder- und Gelenkschmerzen, Übelkeit, Verwirrtheit oder Schluckstörungen auftreten.
Transitorische ischämische Attacke (TIA) - Warnsignal ernst nehmen
Bei etwa 40 Prozent der Menschen kündigt sich ein Schlaganfall durch eine transitorische ischämische Attacke (TIA) an. Dabei treten die gleichen Symptome wie bei einem Schlaganfall auf, bilden sich aber innerhalb von 24 Stunden wieder zurück. Auch wenn eine TIA keine bleibenden Schäden verursacht, ist sie ein Warnsignal und sollte umgehend ärztlich abgeklärt werden.
Lesen Sie auch: Diagnose und Behandlung von Wadenschmerzen
Der ADAC Notfallpass: Hilfe im Ernstfall
Der ADAC Notfallpass kann im Ernstfall wichtige Informationen für die Rettungskräfte bereithalten. Dort können Vorerkrankungen, Medikamenten-Allergien, Medikationen, Blutgruppe, Kontaktpersonen und weitere relevante Daten hinterlegt werden.
Lesen Sie auch: Epileptische Anfälle: Frühwarnzeichen