Gedichte als Schlüssel zur Welt für Menschen mit Demenz: Beispiele und Anwendung

In der Seniorenbetreuung hat sich der Einsatz von Gedichten als wertvolle Methode erwiesen, um Menschen mit Demenz zu erreichen und zu aktivieren. Dabei können sowohl bekannte Gedichte, die Erinnerungen wecken, als auch neue Texte zum Vorlesen zum Einsatz kommen. Besonders beliebt sind Gedichte, bei denen die Senioren aktiv mitwirken können, sogenannte Mitsprechgedichte.

Mitsprechgedichte: Aktivierung und Teilhabe

Mitsprechgedichte sind eine hervorragende Möglichkeit, Senioren in das Gedächtnistraining einzubeziehen. Bei klassischen Mitsprechgedichten ergänzen die Senioren beispielsweise die letzten Silben der Reimwörter. Eine andere Variante sind Reimrätsel, bei denen ganze Wörter ergänzt werden müssen. Diese Art der Gedichte ermöglicht es den Betroffenen, mitzumachen und mitzugestalten, was besonders wichtig ist, da sie oft ein großes Stück Selbstständigkeit und Autonomie abgeben müssen.

Es gibt eine breite Palette an Mitsprechgedichten zu verschiedenen Themen, die sich für den Einsatz in der Seniorenbetreuung eignen. Diese Gedichte sind biografieorientiert und alltagsnah und decken Themen wie die Jahreszeiten, Erntedankfest, Ostern, Weihnachten, Märchen, Kochen und Glücksbringer ab. Auch Themen wie Fußball kommen bei männlichen Senioren oft gut an.

Anwendung von Mitsprechgedichten

Der Einsatz von Mitsprechgedichten ist denkbar einfach. Die Betreuungsperson liest den Text bis zu den Auslassungspunkten vor, und die Senioren ergänzen die fehlenden Worte oder Wortteile, die sich auf das vorhergegangene Wort reimen. Um das Angebot abzurunden, kann eine zum Thema passende Rahmengestaltung angeboten werden, wie beispielsweise biografische Fragen, Spiele oder Bewegungsübungen.

Beispiele für Mitsprechgedichte

Hier einige Beispiele für beliebte Mitsprechgedichte:

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  • Erdbeer… (zeit)
  • Spargel… (freude)
  • Hund oder … (Katze)
  • Ein Kuss vom Schornstein… (feger)
  • Karl tanzt mit … (Marie)
  • Die Kinderhand an der … (Wand)
  • Spargel… (saison)
  • Am Markttag bleibt der Konsum … (leer)
  • Die schönste Zeit im … (Jahr)
  • Winter… (spaziergang)
  • August, … (August)
  • Ich bin … (Arzt)
  • Sonnen… (blumen)
  • September, … (September)
  • Meine … (Laterne)
  • Die Geschichte von St. … (Martin)
  • Das Lebkuchen… (haus)
  • Die Weihnachts… (krippe)
  • Die Königin der … (Blumen)
  • Himbeer… (traum)
  • Juli, … (Juli)
  • Der Bienen… (stock)
  • Rot… (käppchen)
  • Die Hausmittel sind gut … (bewährt)
  • Ich kauf gern … (ein)
  • Die Bremer Stadt… (musikanten)
  • Meine … (Werkstatt)
  • Mücken können nicht ent… (zücken)
  • Juni, … (Juni)
  • Der … (Frisör)
  • Hacke, Spitze, eins, zwei, … (drei)
  • Ich liebe es … (süß)
  • Der Advents… (kalender)
  • Der Advents… (kranz)
  • Die Nikolaus… (mütze)
  • Der Weihnachts… (stern)
  • Muscheln im … (Sand)

Weitere Möglichkeiten der Gedichtverwendung

Neben Mitsprechgedichten gibt es noch weitere Möglichkeiten, Gedichte in der Betreuung von Menschen mit Demenz einzusetzen.

Klassische Gedichte

Das Vorlesen bekannter Gedichte kann Erinnerungen wecken und positive Emotionen auslösen. Viele ältere Menschen haben in ihrer Schulzeit Gedichte auswendig gelernt, die tief in ihrem Gedächtnis verankert sind. Selbst mittelgradig demente Menschen können oft noch mitsprechen, wenn ein altbekanntes Gedicht vorgetragen wird.

Gedichte auswendig lernen

Das Auswendiglernen von Gedichten ist eine weitere Möglichkeit, das Gedächtnis zu trainieren und die kognitive Leistungsfähigkeit zu erhalten. Es unterstützt die Rehabilitation und Vitalität genauso wie Fitness im Alter oder das gemeinsame Spielen. Das Memorieren von Gedichten hat eine lange Tradition und wurde in vielen Kulturen zur Weitergabe von Wissen genutzt.

Moderne Lyrik und Rap

Auch moderne Lyrik, Raps und dadaistische Gedichte können eingesetzt werden, um neue Impulse im Alltag zu setzen. Wichtig ist, dass die Betreuungsperson selbst mag, was sie vorträgt, um eine positive Atmosphäre zu schaffen.

Individuelle Auswahl

Die Auswahl der Gedichte sollte immer individuell auf die Bedürfnisse und Vorlieben der Senioren abgestimmt sein. Dabei ist es wichtig, die Stimmung der Zuhörer zu berücksichtigen und Gedichte auszuwählen, die positive Emotionen auslösen.

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Die Kraft der Worte: Weckworte und Alz-Poetry

Das Projekt "Weckworte" von Slam-Poet Lars Ruppel zeigt, wie Gedichte dazu beitragen können, eine Verbindung zu Demenz-Patienten aufzubauen. Ruppel bietet Workshops für Pflegekräfte an, in denen er ihnen zeigt, wie sie Gedichte in die tägliche Pflege integrieren können. Dabei setzt er auf eine Vielfalt von Gedichten, von Klassikern bis hin zu moderner Lyrik und Rap.

Gedichte als Geschenk

Ein Lächeln kostet nichts, es erzeugt aber viel! Es bereichert jene, die es bekommen, ohne diejenigen zu schaden, die es verschenken! Die Erinnerung an ein Lächeln kann ewig bleiben! Niemand ist so reich, dass er es nicht noch gebrauchen könnte, und niemand ist so arm, dass es ihm nicht mehr helfen könnte! Es lässt sich nicht kaufen - nicht leihen - nicht stehlen - nicht erzwingen, denn es hat erst seinen Wert von dem Moment an, wo es verschenkt wird! Wenn jemand kein Lächeln mehr hat, dann sei großzügig - Schenk ihm Deines! Denn niemand braucht das Lächeln dringender, als der, der dem anderen keines geben kann.

Jahreszeitengedichte

Gedichte zu den Jahreszeiten können die Sinne anregen und Erinnerungen an vergangene Erlebnisse wecken.

Frühlingsgedicht

  • Frühlingsnacht von Joseph von Eichendorff: Dieses Gedicht beschreibt die Schönheit und Magie des Frühlings und kann eine positive Stimmung erzeugen.

Sommergedicht

  • Sommerwonne von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Dieses Gedicht feiert die Freude und das Glück des Sommers.
  • Guter Rat von Theodor Fontane: Dieses Gedicht ermutigt dazu, die Natur zu genießen und die Sorgen hinter sich zu lassen.
  • Schmetterlingslied von Heinrich Seidel: Dieses Gedicht beschreibt die Schönheit der Schmetterlinge und lädt dazu ein, den Moment zu genießen.

Herbstgedicht

  • Vor dem Sommerregen von R.M.: Dieses Gedicht fängt die Stimmung kurz vor einem Sommerregen ein und kann eine beruhigende Wirkung haben.

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