Gibt es wirklich so etwas wie ein typisch weibliches oder männliches Gehirn? Können Frauen deshalb schlechter einparken als Männer? Die Frage nach den Unterschieden zwischen dem Gehirn von Frauen und Männern ist ein viel diskutiertes Thema, das oft von Stereotypen und Missverständnissen geprägt ist. Dieser Artikel beleuchtet die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Unterschiede im Gehirn von Frauen und Männern, die Auswirkungen von Humor auf die Gesundheit und die Rolle von Humor bei der Geschlechterwahrnehmung.
Gibt es ein geschlechtsspezifisches Gehirn?
Die Neurowissenschaftlerin Dr. Lisa Mosconi, Autorin von "Das weibliche Gehirn", betont, dass viele Theorien über geschlechtsspezifische Gehirne soziale Konstrukte und Stereotypen sind. Es gibt kein "Barbie gegen Lego, Pink gegen Blau, Mars und Venus"-Gehirn. Allerdings gibt es biologische Unterschiede, vor allem hormonelle, die für die Gesundheit von Frauen wichtig sind.
Frauen haben beispielsweise ein doppelt so hohes Risiko, eine Angststörung oder Depression zu entwickeln, ein dreifach höheres Risiko, an Multipler Sklerose zu erkranken, und ein vierfach höheres Risiko, an Kopfschmerzen und Migräne zu leiden. Fast zwei Drittel aller Alzheimer-Patienten sind Frauen. Frauen ab 60 Jahren erkranken fast doppelt so häufig an Alzheimer wie an Brustkrebs.
Hormone und das weibliche Gehirn
Die Wechseljahre sind ein Wendepunkt für die Gehirngesundheit von Frauen. Die Konzentration von Östradiol, der stärksten Form von Östrogen, nimmt nach den Wechseljahren stark ab. Östradiol ist der "Hauptregulator" des weiblichen Gehirns, unterstützt das Wachstum und die Verbindungen zwischen Neuronen, stärkt das Immunsystem und gibt dem Gehirn Energie. Wenn der Östrogenspiegel sinkt, wird das Gehirn anfälliger für Erkrankungen.
Umwelteinflüsse und der Lebensstil spielen ebenfalls eine Rolle. Rauchen ist der Risikofaktor Nummer eins für einen frühen Eintritt in die Wechseljahre. Auch schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, Schlafentzug und chronischer Stress bedingen die Wechseljahre.
Lesen Sie auch: Fakten über Gehirn Unterschiede
Frauen können ihr Gehirn gesund halten, indem sie nicht mehr rauchen, mehr pflanzliche Kost zu sich nehmen, körperlich aktiv bleiben, Stress abbauen und ausreichend schlafen. Pflanzliche Lebensmittel wie Leinsamen, Sesam, Kichererbsen, getrocknete Aprikosen, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Früchte enthalten Phytoöstrogene, die die hormonelle Gesundheit unterstützen. Es ist auch wichtig, Giftstoffe zu meiden und in hochwertige Bio-Lebensmittel und Hautpflegeprodukte zu investieren.
Unterschiede in der emotionalen Verarbeitung
Eine Studie untersuchte die Gehirnaktivität von Männern und Frauen beim Betrachten von Bildern. Bei beiden Geschlechtern waren Teile des präfrontalen Cortex und die Amygdala aktiv. Die Amygdala reagiert vor allem auf potenziell bedrohliche Reize. Bei Frauen war die Verbindung zwischen diesen beiden Hirnarealen jedoch deutlich schwächer als bei Männern.
Frauen reagieren sensibler und emotionaler auf negative Gefühle, weil sie unmittelbarer auf den Gefühlsgehalt der Eindrücke reagieren. Männer bleiben distanzierter, weil sie die emotionalen Reize und ihre Wirkung stärker rational analysieren. Je höher der Testosterongehalt der Probanden war, desto enger waren präfrontaler Cortex und Amygdala verknüpft. Dies galt sowohl zwischen Männern und Frauen als auch innerhalb der Geschlechter. Es gibt sowohl biologische als auch kulturelle Faktoren, die unsere Sensibilität für negative Gefühle beeinflussen. Die Wirkung der Hormone auf die Verarbeitung von Gefühlen im Gehirn könnte erklären, warum Frauen häufiger an Depressionen und Angststörungen erkranken als Männer.
Humor: Geschmacksache und Persönlichkeitssache
Humor ist keine einheitliche Eigenschaft, sondern hat viele unterschiedliche Facetten. Er kann positiv oder negativ geprägt sein und sich auf die eigene Person oder auf andere richten. Konkrete Komikstile sind wohlwollender Humor, Spaß, Unsinn, geistreicher Witz, Ironie, Satire, Sarkasmus und Zynismus. Welche Humorstile man bevorzugt, hängt eng mit der Persönlichkeit zusammen. Menschen mit unterdurchschnittlicher Sozialkompetenz greifen öfter zu verletzendem Humor, während umgängliche und gesellige Personen häufiger freundliche und verbindende Scherze machen. Positiver Humor stärkt das eigene Wohlbefinden. Die Humorkompetenz und bestimmte Komikstile kann man gezielt trainieren.
Nicht nur die Persönlichkeit prägt unseren Humorsinn, sondern auch das Geschlecht. Frauen erkennen Humorsinn vor allem dann, wenn sie zum Lachen gebracht werden, während Männer Humorsinn vor allem dann zu erkennen meinen, wenn andere über ihre eigenen Witze lachen. Männer haben im Durchschnitt eine leicht ausgeprägtere „Fähigkeit zur Humorproduktion“. Frauen fahren meist bessere Werte bei positiven Humorstilen ein, die mit höherem Wohlbefinden einhergehen. Frauen, die das Publikum zum Lachen brachten, wurden als besonders kompetent und führungsstark eingeschätzt - auch im Vergleich mit ähnlich witzigen Männern.
Lesen Sie auch: Faszination Nesseltiere: Wie sie ohne Gehirn leben
Die Psychologie des Humors
Humorforschung versucht, unterschiedliche Facetten von Humor und verschiedene Komikstile zu erfassen und zu kartieren, wie diese mit der Persönlichkeit zusammenhängen und sich im Leben auswirken. Humor kann eher positiv oder negativ geprägt sein und entweder der eigenen Person oder anderen gelten. Selbststärkender Humor ist ein lockerer Umgang mit den Schwierigkeiten des Lebens. Verbindender Humor zielt darauf ab, andere zum Lachen zu bringen und Spannungen oder Konflikte in sozialen Situationen zu mildern.
Individuelle Humorprofile sind stabil, da sie stark mit der Persönlichkeit zusammenhängen. Wer wenig sozialverträglich und gewissenhaft agiert, neigt zu Sarkasmus und Zynismus, während Menschen mit einer Vorliebe für wohlwollenden Humor oft besonders sozial verträglich, extrovertiert, emotional stabil und offen für neue Erfahrungen sind. Zwischenmenschliche Stärken wie Freundlichkeit und Teamfähigkeit sind bei Fans der dunkleren Komikstile schwach ausgeprägt. Dafür punkten sie bei intellektuellen Stärken wie Kreativität und Lernbereitschaft, genau wie Menschen, die gerne Nonsens, Satire oder Witz verwenden. Witzliebhaber wie auch Freunde von Spaß und wohlwollendem Humor haben zudem besonders ausgeprägte emotionale Stärken wie Mut, Elan und Ehrlichkeit.
Es gibt Hinweise darauf, dass kluge Menschen dunklen Humor besonders gut verstehen. Dass ein Hang zu Satire, Ironie und Co. ein Zeichen von überdurchschnittlicher Intelligenz ist, lässt sich daraus allerdings nicht schließen. Wer Witz, wohlwollenden Humor, Satire, Ironie und Nonsens mag, hält sich zwar oft für überdurchschnittlich intelligent. Tatsächlich messbar ist ein solcher Zusammenhang aber nur für den Komikstil Witz.
Humor trainieren und Wohlbefinden steigern
Zumindest das Gespür für bestimmte Formen der Witzigkeit lässt sich sehr wohl trainieren - mit messbaren Auswirkungen auf das Wohlbefinden. Das „7 Humor Habits Training“ von Paul McGhee übt gezielt positive Humortechniken wie eine spielerische Einstellung, die Suche nach Humor im täglichen Leben und den Einsatz von Humor unter Stress ein. Das Training wohlwollender Komikstile kann das Wohlbefinden stärken.
Selbstentwertender Humor steht im Mittelpunkt, wenn man derbere Witze auf eigene Kosten oder gute Miene zu verletzenden Scherzen anderer macht. Menschen, die selbstentwertenden Humor praktizieren, wirken zwar witzig, fühlen sich dabei aber oft nicht gut. Ähnliches gilt für aggressiven Humor, der darauf abzielt, andere zu verspotten, zu schikanieren oder lächerlich zu machen. Solche verletzenden Scherze werden sowohl bei ihren Urhebern als auch bei denen, die sie treffen, eher von negativen Gefühlen begleitet.
Lesen Sie auch: Lesen Sie mehr über die neuesten Fortschritte in der Neurowissenschaft.
Die Neurologie des Humors
Wenn wir einen Witz verstehen, passiert im Gehirn erstaunlich viel. Es gibt nicht ein einzelnes Humorzentrum, sondern ein ganzes Humornetzwerk. Die Sprachareale im Temporallappen und verschiedene Gedächtnisareale sind beteiligt. Findet man etwas lustig, werden Teile des limbischen Systems aktiviert, das an der emotionalen Verarbeitung beteiligt ist - und eben auch das Belohnungssystem. Die Verarbeitung von Emotionen ist sehr wichtig. Das Belohnungszentrum hilft uns auch dabei, zu lernen.
Humor hat positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit: Wir fühlen uns gut und Stressgefühle reduzieren sich. Stress schädigt das Gehirn. Humor stärkt das Immunsystem und senkt den Blutzucker.
Die Evolution des Humors
Eine weitverbreitete Theorie in der Evolutionsforschung ist die der Spannungsreduktion: In der Vorzeit mussten unsere Urahnen auf alles Ungewöhnliche achten. Jedes merkwürdige Geräusch hätte ein angriffslustiges Tier sein können. Lachen ist als eine Art positives Signal entstanden, um die Artgenossen darüber zu informieren, dass sich eine vermeintliche Bedrohung als harmlos erwiesen hat. Humor wurde genutzt, um bei der Partnerwahl zu punkten: Wer Witze reißen kann, muss Köpfchen haben - ein Zeichen guter Gene. Humor fördert den Gruppenzusammenhalt. Wer bestimmte Werte oder Erlebnisse einer Gruppe nicht teilt, kann bei einem Witz nicht mitlachen - und ist als Fremder enttarnt. Mithilfe von Humor kann man ausdrücken: Ich suche Menschen, die so sind wie ich.
tags: #gehirn #frau #unterschiede #lustig