Ein geplatztes Aneurysma im Gehirn ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der sofortige medizinische Behandlung erfordert. Die Prognose und Überlebenschancen hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe und Lage des Aneurysmas, das Ausmaß der Blutung und die Geschwindigkeit, mit der die Behandlung eingeleitet wird.
Was ist ein Aneurysma?
Ein Aneurysma ist eine Ausbuchtung oder Erweiterung der Wand eines Blutgefäßes. Sie entstehen meist als Folge einer Wandschwäche, insbesondere an den Aufzweigungen der Hirnarterien. Im Laufe der Zeit kann ein Aneurysma an Größe zunehmen und Druck auf umliegende Hirn- oder Nervenstrukturen ausüben. Schließlich kann das Aneurysma platzen, was zu einer lebensgefährlichen Blutung im Gehirn führt. Aneurysmen können überall im Körper entstehen, aber Aneurysmen im Kopf bilden sich häufig mitten im Gehirn an Verzweigungsstellen der Arterien, die das Hirn mit Blut versorgen.
Wie entstehen Aneurysmen?
Aneurysmen entstehen zumeist im Laufe des Lebens infolge vorbestehender struktureller Wandschwächen. Selten können sie auch im Rahmen von allgemeinen Gefäß- oder Bindegewebserkrankungen, als Folge von Infektionen, Drogenmissbrauch oder als Traumafolge auftreten. Darüber hinaus wird nicht nur die Bildung sondern auch das Wachstum und somit schließlich die Ruptur von anderen Faktoren, z.B. auch das Rauchen ungünstig beeinflusst.
Symptome eines Aneurysmas
Etwa die Hälfte aller Aneurysmen macht niemals Beschwerden. Bei der anderen Hälfte besteht jedoch das Risiko, dass sie platzen und eine lebensgefährliche Blutung auslösen. Welchen Verlauf die Aussackung nehmen wird, lässt sich nicht vorhersagen. Die Symptome eines Hirnaneurysmas können je nach Größe, Lage und Fortschritt der Gefäßveränderung stark variieren. Oft bleibt ein Aneurysma lange Zeit unbemerkt, insbesondere wenn es keine Beschwerden verursacht. In vielen Fällen wird es zufällig bei bildgebenden Untersuchungen entdeckt.
Wird ein Aneurysma im Kopf so groß oder liegt so ungünstig, dass es auf einen Nerv drückt, können folgende Symptome auftreten:
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- Lähmungserscheinungen im Gesicht
- Sehstörungen
- Kopfschmerzen und Schmerzen rund ums Auge
- Sprachstörungen
- Gleichgewichtsstörungen
In seltenen Fällen können Aneurysmen im Gehirn zu Schlaganfällen oder Embolien führen. Dies passiert, wenn sich im Inneren des Aneurysmas ein Gerinnsel bildet, das in eine kleinere Abzweigung der Hirnarterie gelangt und diese verstopft.
Diagnose eines Aneurysmas
Wenn es zu einer Ruptur, d.h. zum Platzen des Aneurysmas kommt, führt die klinische Symptomatik (stärkste Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Lichtscheu und neurologische Ausfälle unterschiedlicher Ausprägung) meist bereits zur Verdachtsdiagnose einer sog. Subarachnoidalblutung (SAB) aus einem Aneurysma. Die Blutung wird dann üblicherweise durch eine Computer- oder Magnetresonanztomografie diagnostiziert. Das oder die Aneurysmen können dann in der gleichen Untersuchung durch geeignete Verfahren (CT- oder MR-Angiographie) oder nachfolgend durch eine Katheterangiographie (DSA) nachgewiesen werden. Die Angiographie bietet dabei die Möglichkeit, gegebenenfalls eine endovaskuläre Behandlung anzuschließen.
Aneurysmen können durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) sichtbar gemacht werden. Häufig sind sie jedoch Zufallsbefunde im Rahmen einer Routineuntersuchung oder werden entdeckt, wenn die betroffene Körperregion wegen einer anderen Erkrankung untersucht wird.
Behandlung eines Aneurysmas
Grundsätzlich stehen zwei Verfahren zur Verfügung: Die offene Operation mit Ausschaltung des Aneurysmas durch einen Clip („Clipping“) und die endovaskuläre Behandlung mit Platinspiralen, eine sog. Coilokklusion des Aneurysmas zuweilen auch nach dem Englischen als “Coiling“ bezeichnet. Lage und Geometrie des Aneurysmas entscheiden über das am besten geeignete Behandlungsverfahren.
Clipping
Beim Clipping wird der Schädel chirurgisch geöffnet, und das Aneurysma wird mithilfe eines kleinen Clips aus Titan von der Blutversorgung abgetrennt. Dadurch wird das Aneurysma dauerhaft verschlossen, und eine Blutung wird verhindert.
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Coiling
Beim Coiling handelt es sich um eine minimalinvasive Methode. Dabei werden über einen Katheter kleine Platinspiralen (Coils) in das Aneurysma eingeführt, um es von innen zu füllen und so den Blutfluss zu stoppen.
Die Entscheidung, ob das Clipping oder Coiling durchgeführt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Größe, Form und Lage des Aneurysmas sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten. Viele Aneurysmen können minimalinvasiv durch die sogenannte Coil-Embolisation (Coiling) behandelt werden. Dieses Verfahren gilt zunehmend als Methode der Wahl und zeichnet sich durch seine geringere Belastung für den Patienten aus. Es gibt jedoch Aneurysmen, bei denen eine neurochirurgische Behandlung sicherer ist.
Remodelling
Bei dieser Methode wird während des Einbringens der Coils ein kleiner Ballon vor die Öffnung des Aneurysmas gelegt, um ein Herausrutschen der Spiralen zu verhindern. Diese Technik wird insbesondere bei Aneurysmen mit einer breiten Öffnung eingesetzt.
Prognose und Überlebenschancen nach einem geplatzten Aneurysma
Bei einem geplatzten Aneurysma ist die Prognose schlecht: An einer durch ein geplatztes Hirnaneurysma entstandenen Hirnblutung sterben fast die Hälfte aller Betroffenen - rund 15 von 100 noch vor der Einlieferung ins Krankenhaus. Von denjenigen, die medizinische Hilfe erhalten, überlebt nur ein Drittel ohne bleibende Schäden, während ein weiteres Drittel mit bleibenden Beeinträchtigungen leben muss und ein weiteres Drittel der Patienten leider verstirbt.
Patient*innen mit geplatzten Aneurysmen, die nicht behandelt werden, haben nur eine Überlebenschance von 50%. Auf Grund des „Selbstrepariermechanismus“ des Körpers wird das blutende Aneurysma zwar von selbst wieder verschlossen, aber diese dünne und notdürftig selbst verschlossene Stelle hat in den ersten Tagen, Wochen und Monaten eine Reblutungsrate von 30-50%. Daher muss ein einmal geblutetes Aneurysma unbedingt behandelt werden.
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Ein Drittel der Patienten stirbt vor Erreichen des Krankenhauses oder innerhalb der ersten 30 Tage nach der Hirnblutung. Ca 10 % der Patienten mit einer Hirnaneurysmablutung entwickeln einen Hydrocephalus. Ein langfristiger Hydrozephalus benötigt ggf.
Faktoren, die die Prognose beeinflussen
Die Prognose bei einem Aneurysma im Gehirn hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wird das Gehirnaneurysma zufällig entdeckt und behandelt, sind die Heilungschancen in vielen Fällen gut. Tritt dagegen eine Hirnblutung auf, weil das Aneurysma gerissen ist, hängt die Prognose vor allem vom Ausmaß der Blutung ab und davon, wie schnell diese behandelt wird.
Weitere Faktoren, die die Prognose beeinflussen, sind:
- Alter des Patienten: Ältere Patienten haben tendenziell eine schlechtere Prognose als jüngere Patienten.
- Allgemeiner Gesundheitszustand des Patienten: Patienten mit anderen gesundheitlichen Problemen haben tendenziell eine schlechtere Prognose.
- Lage des Aneurysmas: Aneurysmen an bestimmten Stellen im Gehirn sind schwieriger zu behandeln und haben eine schlechtere Prognose.
- Größe des Aneurysmas: Größere Aneurysmen haben ein höheres Risiko zu platzen und eine schlechtere Prognose.
- Zeit bis zur Behandlung: Je schneller die Behandlung nach dem Platzen des Aneurysmas eingeleitet wird, desto besser sind die Überlebenschancen.
Langzeitfolgen eines geplatzten Aneurysmas
Auch nach erfolgreicher Behandlung können bei Patienten, die ein geplatztes Aneurysma überlebt haben, Langzeitfolgen auftreten. Dazu gehören:
- Neurologische Defizite: Lähmungen, Sprachstörungen, Sehstörungen, Gedächtnisprobleme
- Epilepsie
- Hydrocephalus
- Psychische Probleme: Depressionen, Angstzustände, posttraumatische Belastungsstörung
Vorbeugung eines Aneurysmas
Es gibt einige Maßnahmen, die dazu beitragen können, das Risiko eines Aneurysmas zu verringern:
- Nicht rauchen: Rauchen fördert das Wachsen eines Aneurysmas und erhöht das Risiko, dass es reißt.
- Bluthochdruck behandeln: Hoher Blutdruck schadet den Gefäßen.
- Weniger Alkohol trinken: Alkoholmissbrauch gehört wie das Rauchen und Bluthochdruck zu den Risikofaktoren für eine Aneurysmablutung.
- Aneurysma überwachen lassen: Wurde bei Ihnen ein Aneurysma diagnostiziert, bieten wir Ihnen an, sich mit Ihren Unterlagen bei uns zu einem persönlichen Gespräch vorzustellen. Wir werden anhand Ihrer Unterlagen versuchen mit Ihnen gemeinsam die beste Behandlung zu finden.
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