Das Gehirn ist ein wichtiges Organ aller Wirbeltiere und damit auch des Menschen. Es sammelt alle Informationen, die der Körper von außen und aus seinem Inneren erhält. Es ist für unsere Gedanken, Gefühle, Sprache und Bewegungen zuständig und steuert auch verschiedene Prozesse, wie die Atmung. Doch welches Tier besitzt das größte Gehirn im Tierreich? Und was bedeutet das für seine Intelligenz?
Der Pottwal: Ein Gigant mit riesigem Denkorgan
Das größte Gehirn im gesamten Tierreich besitzt der Pottwal. Es kann mehr als neun Kilogramm schwer werden! Aber wenn man bedenkt, dass dieses Gehirn den bis zu 40 Tonnen schweren Wal durch die Ozeane steuern muss, erscheint diese Masse dann doch einigermaßen angemessen. Pottwale sind die größten Zahnwale der Welt. Alle Wale, die größer sind als sie, haben Barten. Charakteristisch für den Pottwal ist sein großer, fast quadratischer Kopf, der ein Drittel seiner Gesamtlänge ausmacht. An der oberen Spitze des Kopfes befindet sich ein Blasloch, das s-förmig ist und auf der linken Seite liegt. Die Rückenflosse ist, genauso wie die Brustflossen, nicht sehr groß, im Gegensatz zu der mächtigen Schwanzflosse, die die Form zweier aneinander liegender Dreiecke hat, die an den Spitzen abgerundet und in der Mitte tief eingekerbt sind. Die Färbung der Pottwale reicht von dunkelgrau über dunkelbraun bis hin zu schwarz.
Lebensweise und Verhalten der Pottwale
Pottwale halten sich in keinem festen Gebiet auf. Im Gegensatz zu anderen Walarten wandern sie jedoch auch keine weiten Strecken. Verhalten: Häufig ruhend an der Wasseroberfläche beobachtet, ruhen sich zwischen den Tauchgängen aus und sozialisieren. Sie sind Walbeobachtungsbooten normalerweise gleichgültig, nähern sich uns jedoch gelegentlich neugierig, insbesondere Kälber und jüngere Tiere. Pottwale verbringen die meiste Zeit mit Jagen. Sie können bis zu zwei Stunden unter Wasser bleiben, bevor sie Luft holen müssen und mehr als 2000 Meter tief tauchen. Ein durchschnittlicher Tauchgang dauert aber "nur" etwa 45 Minuten und geht in 400 Meter Tiefe. Von Zeit zu Zeit legen Pottwale auch längere Pausen an der Wasseroberfläche ein. Pottwale stoßen unterschiedlichste Geräusche aus. Währen der Tauchgänge senden sie Klicklaute aus, mit denen sie Hindernisse, Beute und Artgenossen abtasten. Untereinander verständigen sich die Tiere mit sogenannten "Codas". Diese Töne sind komplexer als die Klicklaute und können von Region zu Region unterschiedlich sein. Treffen männliche Pottwale auf eine Gruppe Weibchen, stoßen sie laute "Clang"-Laute aus. Der Pottwal ernährt sich hauptsächlich von Tintenfischen. Von diesen Tieren nimmt ein männlicher Pottwal bis zu einen Tonne täglich zu sich. Da die Meeressäuger sehr gut tauchen können, verspeisen sie auch Riesenkalmare aus der Tiefsee. Einige Pottwale tragen Narben von den Tentakeln der Riesenkalmare. Der riesige Kopf des Pottwals wird zum größten Teil von nur einem Organ ausgefüllt. Dieses "Spermaceti-Organ" ist mit so genanntem Walrat gefüllt und kann bis zu zwei Tonnen schwer sein.
Verbreitung und Bedrohung der Pottwale
Verbreitung: Weltweit. Normalerweise in tiefen und küstenfernen Gewässern anzutreffen, aber sie nähern sich auch der Küste oder Inseln, wenn Tiefen von mindestens 200 m gegeben sind. Im Sommer ziehen sie an die Pole, die älteren Männchen gehen dabei in viel höhere Breitengrade als die Weibchen oder Jungtiere, die selten über 45ºN oder 45ºS hinausgehen. Der Winter wird in tropischen oder gemäßigten- warmen Gewässern verbracht. Bedrohungen: Schwierige Bestandsschätzung. Mit großer Sicherheit sind Pottwale als beinahe gefährdet einzustufen. Sie werden immer noch (hauptsächlich von den Japaner) gejagt und kommen durch Kollisionen mit Schiffen um oder sterben, wenn sie sich in Fischernetzen verfangen. Durch die zunehmende Verlärmung der Ozeane sind sie in ihrer Orientierung gestört, was vermehrt zu Strandungen führt.
Fortpflanzung der Pottwale
In der Paarungszeit schließen sich einzelne Männchen mehrere Monate lang Gruppen von Weibchen an. Nach etwa zwölf bis 16 Monaten Trächtigkeit bringt das Weibchen ein Junges zur Welt. Die Wale wiegen bei der Geburt rund 1.000 Kilogramm und sind bis zu vier Meter lang. Weibliche Pottwale werden mit acht Jahren geschlechtsreif, männliche mit zehn. Weibliche Pottwale sind gesellig und leben mit ihren Jungen in Verbänden von circa 15 Tieren. Weibliche Jungtiere bleiben meist ein Leben lang in dieser Gruppe. Mit zunehmendem Alter werden die Männchen immer mehr zu Einzelgängern und schließen sich nur noch in der Paarungszeit weiblichen Gruppen an.
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Intelligenz und Gehirngröße: Ein komplexes Verhältnis
Das heißt aber nicht, dass der tierische Held aus dem Bestseller „Moby Dick“ auch das klügste Tier ist. Unter den Landtieren sind die Elefanten die Spitzenreiter. Ihr Gehirn bringt es immerhin noch auf vier bis fünf Kilo. Die Hirnmasse allein ist also nicht ausschlaggebend für die Intelligenz. Geht es also um das Verhältnis Gehirn- zu Körpermasse? Wäre wiederum das Verhältnis Hirn- zu Körpermasse entscheidend, so wäre das Nördliche Spitzhörnchen (Tupaia belangeri) das intelligenteste Lebewesen. Der in Südostasien lebende, (ohne Schwanz) ca. 19 Zentimeter lange und 150 Gramm schwere Kleinsäuger hat in Relation zur Körpermasse das größte Gehirn aller Tiere (einschließlich des Menschen). Dennoch sind die Spitzhörnchen nicht intelligenter als Menschen und werden uns in absehbarer Zeit wohl nicht die Weltherrschaft streitigmachen. Auch hier ergibt sich also kein eindeutiger Zusammenhang. So haben Menschen ungefähr das gleiche Verhältnis von Hirn- zu Körpermasse wie Mäuse. Und doch sind wir intelligenter als die Nager. Es sind also weder die absolute noch die relative Gehirngröße einzig und allein entscheidend für die Intelligenz. Vielmehr kommt es auch darauf an, wie effizient ein Gehirn arbeitet. Und dies ist wiederum von zahlreichen weiteren Faktoren wie z. B. seiner Energieversorgung abhängig.
Der Mensch im Vergleich
Dennoch sind Menschen mit ihrem nur knapp 1,5 Kilo schweren Gehirn intelligenter als Pottwale oder Elefanten. Die Hirnmasse allein ist also nicht ausschlaggebend für die Intelligenz. Es wäre allerdings verfehlt, Lebewesen von so unterschiedlichen Körpermaßen miteinander zu vergleichen. Denn kleine Tiere haben eher kleine, große Tiere eher große Gehirne. Aber auch die auf Körperlänge oder Körpergewicht bezogene relative Gehirngröße ist als Maßstab irreführend, denn das Gehirn wächst nicht proportional zur Körpergröße, sondern etwas langsamer. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem negativen allometrischen Wachstum. So macht, um dafür ein Beispiel zu geben, bei Spitzmäusen das Gehirn etwa zehn Prozent der Körpermasse aus. Beim Menschen sind es rund zwei Prozent. Erst wenn man diese Tatsache in die Berechnung einfließen lässt, erhält man einen Wert, der es gestattet, die Hirngröße verschiedener Säugetiere miteinander zu vergleichen. Ergebnis: Beim Menschen ist das Gehirn fast achtmal, beim Delphin fünfmal und beim Schimpansen zweieinhalb mal größer, als man bei einem durchschnittlichen Säuger der betreffenden Körpergröße erwarten würde. Ausgehend von einer solchen Skala hat der Mensch tatsächlich das größte Gehirn im Tierreich, was wiederum den Schluss nahe legt, dass dies auch der Grund für seine überragende Intelligenz ist.
Andere Faktoren, die die Intelligenz beeinflussen
Lars Chittka von der Queens Mary University of London und Jeremy Niven von der University of Cambridge mahnen hier jedoch zur Vorsicht. Zwar könne man von der Körper- auf die Gehirngröße schließen, aber ein Schluss von der Gehirngröße auf die Intelligenz sei nicht so einfach möglich, schreiben die Forscher in der Zeitschrift »Current Biology« (Bd. 19, S. R995). Zur Begründung verweisen sie auf die Honigbiene, deren Hirn nur ein Milligramm wiegt und kaum eine Million Neuronen besitzt. Gleichwohl ist dieses Insekt fähig zu zählen. Es kann Regeln erlernen, Objekte in verschiedene Kategorien einteilen sowie symmetrische und asymmetrische Formen unterschieden. Und es hat ein Gedächtnis für räumliche Zusammenhänge. Bleibt die Frage, warum sich dann überhaupt große Gehirne entwickelt haben. Diese seien notwendig geworden, antworten die Forscher, um bei größeren Tieren etwa die zahlreichen Muskeln zu steuern, die Wahrnehmung und Gedächtnisleistung zu verbessern oder die parallele Verarbeitung von Informationen zu verstärken. Das bedeute aber nicht, dass größere Gehirne zwangsläufig zu einem höheren Grad an Komplexität führten. »Vielleicht könnte man sagen, dass Tiere mit größerem Gehirn größere Festplatten, aber nicht unbedingt bessere Prozessoren haben«, erläutert Chittka.
Die Evolution des Gehirns
Die Evolution des Menschen scheint diese Annahme zu stützen. So ist das Hirngewicht auf dem Weg vom Homo habilis zum Homo sapiens innerhalb weniger Millionen Jahre von 650 Gramm auf rund 1350 Gramm gewachsen. Anders als vermutet, werde die Gehirngröße nicht proportional größer, je größer ein Tier ist. So sei auch zu erkennen, dass sich unsere eigene Art, der Mensch, als Ausreißer verhält und sich zwanzigmal schneller entwickelt hätte als andere Säugetierarten. Das hätte zu verhältnismäßig riesigen Gehirnen geführt. Bei drei Tiergruppen seien die Veränderungen zudem besonders schnell: Primaten, Nagetiere und Fleischfresser. Hier bestehe die Tendenz, dass die relative Gehirngröße im Laufe der Zeit zunimmt - ein Trend, der nicht für alle Säugetiere gelte, wie bisher angenommen.
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