Franz Beckenbauer und seine Parkinson-Erkrankung: Ein Rückblick auf die letzten Jahre einer Fußball-Legende

Franz Beckenbauer, der "Kaiser" des deutschen Fußballs, verstarb am 7. Januar 2024 im Alter von 78 Jahren. Sein Tod bewegte nicht nur die Sportwelt, sondern auch viele Menschen darüber hinaus. In den letzten Jahren seines Lebens hatte Beckenbauer mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, darunter eine Parkinson-Erkrankung mit einhergehender Demenz. Dieser Artikel beleuchtet die Krankheitsgeschichte Beckenbauers und gibt einen Einblick in seinen Gesundheitszustand in den letzten Jahren.

Rückzug aus der Öffentlichkeit und Verschlechterung des Gesundheitszustandes

Nach einem Leben im Rampenlicht der Medien zog sich Beckenbauer in seinen letzten Jahren zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Seine öffentlichen Auftritte wurden seltener, und er verbrachte seine letzten Lebensjahre zurückgezogen in Salzburg, Österreich. Anfang 2023 präsentierte sich die Fußballlegende beim traditionellen Karpfenessen in Kitzbühel zum letzten Mal der Presse.

In der Folge verschlechterte sich Beckenbauers Gesundheitszustand stetig. Laut Medienberichten hatte er am Ende keine Chance mehr gegen die Parkinson-Krankheit. In seinen letzten Wochen war er bettlägerig und konnte kaum noch sprechen. Die einstige Leuchtturmpersönlichkeit verlor schließlich die Lust am Leben.

Helmut Markwort, ein langjähriges Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern unter Präsident Beckenbauer, berichtete im "Focus" von dessen schlechtem Gesundheitszustand in seinen letzten Tagen: "Am Schluss ging es ihm schlecht. Er wollte seine Freunde nicht mehr sehen, er war ein einsamer, alter Mann. Er konnte zudem nur schlecht reden und sehen."

Auch Marcel Reif, ein langjähriger Wegbegleiter von Beckenbauer, äußerte sich ähnlich: "Ich bin froh, dass er erlöst ist. Er wollte am Ende niemanden mehr sehen und auch nicht gesehen werden."

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Andreas Brehme, der Weltmeister von 1990, war einer der letzten, der Beckenbauer noch im August 2023 persönlich gesehen hatte. Er berichtete, dass Beckenbauer einen etwas geschwächten Eindruck gemacht habe, aber trotzdem noch relativ positiv und einigermaßen gut drauf gewesen sei.

Die Parkinson-Erkrankung und ihre Folgen

Die "Bild"-Zeitung berichtete, dass Beckenbauer an Parkinson mit einhergehender Demenz litt. Morbus Parkinson ist eine fortschreitende, neurodegenerative Erkrankung, bei der es durch Substanzverlust in einem umschriebenen Mittelhirnbereich, der Substantia nigra ("schwarze Substanz"), zum Nervenzelluntergang kommt. Hieraus resultiert ein Mangel eines biochemischen Botenstoffes, des Dopamins. Durch den Dopaminmangel sind neurologische Regelkreise funktionell gestört, so dass Parkinson-typische motorische Symptome wie Bewegungsarmut (Hypokinese), Muskelsteifigkeit (Rigor) und Zittern (Tremor) auftreten.

Zu den typischen Symptomen gehören Zittern, weitere Bewegungsstörungen wie Steifheit der Muskeln, verlangsamte Bewegungen und Gleichgewichtsstörungen. Zusätzliche Symptome können das "Einfrieren" von Bewegungen, Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken, Störungen der vegetativen Funktionen (zum Beispiel Blutdruck und Verdauung), Schlafstörungen, Depressionen und geistige Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz sein.

Die Ursache für den Zelltod bei der Parkinson-Krankheit ist noch nicht eindeutig nachgewiesen. In den betroffenen Nervenzellen bilden sich Ablagerungen (Lewy-Körperchen), die hauptsächlich aus Verklumpungen des Eiweißmoleküls Alpha-Synuklein bestehen und als Ursache für den neurodegenerativen Prozess diskutiert werden. Daneben ist es wahrscheinlich, dass auch verschiedene andere Faktoren für die Entstehung von Parkinson eine wichtige Rolle spielen. Auch häufige Schläge auf den Kopf gelten als Risikofaktor. So fanden mehrere Studien heraus, dass Profifußballer, Boxer oder auch Footballer ein erhöhtes Risiko haben, an neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson zu erkranken, als andere Menschen.

Weitere gesundheitliche Probleme

Neben der Parkinson-Erkrankung hatte Beckenbauer in den letzten Jahren seines Lebens mit weiteren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.

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Augeninfarkt

Im Jahr 2022 verriet Beckenbauer in einem Interview, dass er einen Augeninfarkt erlitten habe: "Ich hatte auf einem Auge einen sogenannten Augeninfarkt. Rechts sehe ich leider nichts mehr."

Hinter einem Augeninfarkt steckt ein Gefäßverschluss am Sehnerv oder an der Netzhaut - ähnlich wie bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt. Die Ursache für die verengten oder verschlossenen Blutgefäße sind meist Blutgerinnsel oder Ablagerungen. Als Risikofaktoren für einen Augeninfarkt gelten Vorerkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder Bluthochdruck. Auch Stress kann eine Rolle spielen. Als mögliche Folgen nennt ein Experte eine Abnahme der Sehleistung (bis hin zur vollständigen Erblindung in schweren Fällen), den Verlust des Farbsinns und Gesichtsfeldausfälle.

Herzprobleme

Beckenbauer litt auch unter Herzproblemen und unterzog sich in den vergangenen Jahren zwei Operationen am Herzen. Im Zuge der Operationen wurden ihm mehrere Bypässe gelegt. In einer Bypass-Operation wird ein körpereigenes Gefäß verpflanzt, um Engstellen in Herzkranzarterien zu überbrücken.

Müller-Wohlfahrt über Beckenbauers Erkrankung

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der langjährige Mannschaftsarzt des FC Bayern, sprach im Radio über die Erkrankung Beckenbauers: "Ich habe erste Anzeichen schon vor langer, langer Zeit gesehen, hatte aber immer noch in die Hoffnung, dass es schon nicht so schlimm wird." Er bestätigte, dass Beckenbauer an Demenz und Parkinson litt und dass die ersten Anzeichen früh erkennbar gewesen seien.

Müller-Wohlfahrt bedauerte, dass er sich in den letzten Monaten nicht intensiver um Beckenbauer kümmern konnte, da die Distanz zwischen München und Salzburg zu groß gewesen sei und Beckenbauer keine Besucher mehr gewünscht habe.

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Würdigung einer Legende

Trotz seiner gesundheitlichen Probleme blickte Beckenbauer zufrieden auf sein Leben zurück. Anlässlich seines 75. Geburtstags sagte er: "Die Endlichkeit wird dir bewusst. Und das beschäftigt dich natürlich." Den Tod fürchte er aber nicht: "Warum soll ich mich über etwas aufregen, was ich eh nicht ändern kann? Ich weiß, dass es passieren wird. Man denkt im Alter nur häufiger daran als früher, als man noch jung war."

Franz Beckenbauer war eine der größten Persönlichkeiten des deutschen Fußballs. Er war Weltmeister als Spieler und Trainer und prägte den deutschen Fußball wie kein anderer. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke, aber seine Legende wird weiterleben.

Der FC Bayern München plant eine große Trauerfeier in der Allianz Arena, um Beckenbauer zu ehren. Zudem gibt es den Vorschlag, den DFB-Pokal umzubenennen, um sein Lebenswerk zu würdigen.

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