Ein Krampf im Herz, oft verbunden mit Herzrhythmusstörungen, kann beängstigend sein. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten von Herzrhythmusstörungen, um Betroffenen ein umfassendes Verständnis dieser komplexen Thematik zu vermitteln.
Was sind Herzrhythmusstörungen?
Normalerweise schlägt das Herz eines Erwachsenen in Ruhe mit einer Frequenz von 60 bis 100 Schlägen pro Minute. Diese Kontraktionen werden durch elektrische Impulse gesteuert, die vom Herzen selbst erzeugt werden. Der Sinusknoten, der sich im oberen Bereich des rechten Herzvorhofs befindet, gibt den Takt vor. Von dort aus gelangen die Impulse über die Vorhofwände zum AV-Knoten und anschließend über spezifische Leitungsbahnen in die Herzmuskulatur. Das autonome Nervensystem beeinflusst den Sinusknoten und passt die Herzfrequenz an verschiedene Situationen an, wie z. B. Aufregung oder körperliche Anstrengung, die den Puls beschleunigen, oder Schlaf, der ihn verlangsamt.
Arten von Herzrhythmusstörungen
In der Medizin werden verschiedene Formen von Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) unterschieden:
- Bradykarde Arrhythmie (Bradykardie): Herzschlag zu langsam, unter 60 Schlägen pro Minute.
- Tachykarde Arrhythmie (Tachykardie): Herzschlag zu schnell, über 100 Schlägen pro Minute.
- Extrasystolen: Zusätzliche Herzschläge, die als "Herzstolpern" empfunden werden. Meist harmlos.
- Vorhofflimmern: Die häufigste Herzrhythmusstörung in Deutschland, von der rund 1,8 Millionen Menschen betroffen sind. Erhöht das Schlaganfallrisiko um das bis zu 5-fache.
Ursachen von Herzrhythmusstörungen
Die Ursachen für Herzrhythmusstörungen sind vielfältig und können sowohl organischer als auch äußerlicher Natur sein.
Äußere Ursachen
- Nervosität, Angst, Aufregung
- Übermäßiger Konsum von Kaffee oder Cola
- Alkoholkonsum
- Drogenkonsum
- Nebenwirkungen bestimmter Medikamente (z. B. Schilddrüsenhormone oder Psychopharmaka)
- Starker Blähbauch (Meteorismus)
- Fieberhafte Infektionskrankheiten
- Reizung des Karotissinus-Knotens (Rezeptor an der Hauptschlagader am Hals), z. B. durch einen zu eng gezogenen Schal oder Überstreckung des Kopfes.
- Lärmbelästigung (insbesondere nachts)
Organische Ursachen
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Herzinfarkt
- Herzklappenfehler
- Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien)
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- Angeborene Erkrankungen (z. B. Brugada-Syndrom, Wolff-Parkinson-White-Syndrom, arrhythmogene rechtsventrikuläre Erkrankung, Sick-Sinus-Syndrom, Long-QT-Syndrom)
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion
- Elektrolytstörungen (z. B. Kaliummangel)
Symptome von Herzrhythmusstörungen
Erste Anzeichen einer Herzrhythmusstörung können Müdigkeit oder Erschöpfung bei gewohnten Tätigkeiten sein. Weitere Symptome sind:
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- Herzstolpern
- Herzrasen
- Schwindel
- Benommenheit
- Verwirrtheit
- Kurzzeitiger Bewusstseinsverlust
- Ohnmachtsanfälle
- Krampfanfälle
- Schmerzen im Herz
- Herzenge
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn folgende Beschwerden auftreten:
- Plötzlicher und scheinbar grundloser, deutlich schnellerer oder langsamerer Herzschlag.
- Spürbares Herzstolpern, insbesondere wiederholt und länger als 30 Sekunden während oder nach Anstrengung.
- Schmerzen in der Brust, im linken Arm oder im Kieferbereich.
- Plötzliche Luftnot und Engegefühl in der Brust.
- Plötzlicher Schwindel.
- Rasche Erschöpfung bei einfachen Tätigkeiten wie Treppensteigen.
- Bei Symptomen wie Krampfanfällen, Herzschmerzen oder Luftnot sollte umgehend der Notarzt gerufen werden, insbesondere bei Bewusstlosigkeit.
Diagnose von Herzrhythmusstörungen
Die Diagnose von Herzrhythmusstörungen umfasst verschiedene Schritte:
- Anamnese: Der Arzt erfragt die aktuellen Beschwerden, Vorerkrankungen und eingenommenen Medikamente.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt hört das Herz mit dem Stethoskop ab, misst Puls und Blutdruck. Ein unregelmäßiger Herzschlag ist oft schon so wahrnehmbar.
- Elektrokardiogramm (EKG): Die Herzaktivität wird unter Ruhe- und Belastungsbedingungen erfasst (Ruhe-EKG und Belastungs-EKG).
- Langzeit-EKG: Über einen Zeitraum von 24 Stunden wird ein kleines, portables EKG-Gerät getragen, um Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus zu entdecken, die nur sporadisch auftreten.
- Loop-Recorder: Bei Verdacht auf Arrhythmien als Ursache von Ohnmachtsanfällen oder Schlaganfällen kann ein Loop-Recorder unter die Haut implantiert werden, der den Herzrhythmus überwacht und relevante Daten speichert.
- Herzstrommessungen mit Herzkatheter: Weitere Tests sind möglich, wie beispielsweise Herzstrommessungen mit einem Herzkatheter.
Behandlung von Herzrhythmusstörungen
Die Behandlung von Herzrhythmusstörungen richtet sich nach der Art der Erkrankung. Es gibt verschiedene Therapieansätze:
Medikamentöse Behandlung
Bestimmte Medikamente können Herzrhythmusstörungen verhindern oder eindämmen. Einige Patienten benötigen eine langfristige Einnahme, andere nur bei Bedarf. Zu den häufig verordneten Medikamenten gehören (Auswahl):
- Beta-Blocker: Kontrollieren und senken die Herzfrequenz.
- Natriumkanalblocker: z.B. Flecainid und Propafenon (Kardioversion bei Vorhofflimmern und supraventrikulärer Tachykardie).
- Kaliumkanalblocker: z.B. Amiodaron bei Vorhofflimmern.
- Calciumkanalblocker: z.B. Verapamil.
- Digitalis: Senkt Vorhoftachykardien, insbesondere bei unzureichender Wirkung oder Kontraindikation von Beta-Blockern.
- Parasympatholytika: z.B. Atropin bei Bradykardien (zu langsamer Herzschlag).
- Sympathomimetika: z.B. Orciprenalin, ebenfalls bei Bradykardien.
- Gerinnungshemmende Arzneien: Um das Risiko von Embolien und Schlaganfällen zu reduzieren, insbesondere bei Vorhofflimmern.
Mögliche Eingriffe
- Herzschrittmacher: Sendet regelmäßig elektrische Impulse aus und gibt so dem Herz den Rhythmus vor.
- Defibrillator: Erkennt bedrohliche Arrhythmien und beendet sie durch elektrische Impulse, um einen plötzlichen Herztod zu verhindern. Es gibt auch Geräte, die Herzschrittmacher und Defibrillator kombinieren.
- Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT): Wird vor allem bei Patienten mit chronischer Herzpumpschwäche und Linksschenkelblock angewandt. Ein spezieller Schrittmacher oder die Kombination mit einem implantierbaren Defibrillator harmonisiert das asynchrone Pumpen durch zeitgleiche elektrische Erregung der rechten und linken Herzhauptkammer.
- Katheterablation: Insbesondere bei Vorhofflimmern werden krankhafte Gewebebereiche im Herzen verödet.
- Herzkatheteruntersuchung: Bei der Herzkatheteruntersuchung werden Engstellen mit Hilfe eines Ballons aufgeweitet („dilatiert“) oder mit einem sogenannten Koronarstent versorgt.
- Bypassoperation: Bei einer Bypassoperation werden Engstellen mit körpereigenen Gefäßen überbrückt (englich "Bypass" = "Umleitung").
Homöopathie und Akupunktur
Zur Linderung von Symptomen und in Absprache mit dem behandelnden Mediziner kann die begleitende Einnahme homöopathischer Arzneien hilfreich sein. Dabei sollte man sich in jedem Fall von einem erfahrenen Homöopathen beraten lassen.
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Auch die Akupunktur kann laut Deutscher Akademie für Akupunktur (DAA e.V.) bei Herz-Kreislauf-Beschwerden wie Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Die Therapie sollte durch einen erfahrenen Akupunkteur und in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Was kann man selbst tun?
- Stress vermeiden: Regelmäßige Ruhepausen gönnen und Entspannungsmethoden erlernen.
- Verzicht auf Genussmittel: Auf Kaffee, Alkohol und Rauchen verzichten.
- Medikamente überprüfen: Den Arzt fragen, ob eingenommene Medikamente Rhythmusstörungen verursachen können.
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Wichtig, um andere Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion auszuschließen.
- Kontrolltermine einhalten: Patienten mit Herzschrittmachern müssen ihre Kontrolltermine unbedingt einhalten.
- Gesunde Ernährung: Eine herzgesunde Ernährung mit einem normalen bis hochnormalen Kaliumspiegel kann das Herz schützen.
- Sofortige ärztliche Hilfe: Bei Auftreten von Beschwerden sofort zum Arzt gehen.
Ernährung bei Herzrhythmusstörungen
Eine herzgesunde Ernährung kann das Herz schützen. Fachleute raten bei Herzrhythmusstörungen zu einem normalen bis hochnormalen Kaliumspiegel. Kaliumreiche Lebensmittel sind:
- Aprikosen (besonders Trockenobst)
- Frische Bananen
- Karotten
- Kohlrabi
- Tomaten
- Nüsse (Haselnüsse, Cashewkerne, Erdnüsse, Mandeln)
- Bestimmte Mehlsorten (Dinkel- oder Roggenmehl)
ICD-Code für Herzrhythmusstörungen
Herzrhythmusstörungen werden unter dem ICD-Code "I49" (Sonstige kardiale Arrhythmien) erfasst.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Gesetzlich Krankenversicherte haben grundsätzlich Anspruch auf stationäre sowie ambulante Versorgung, Arzneimittel und weitere Leistungen. In der Regel sind jedoch bestimmte Eigenleistungen (Zuzahlungen) gesetzlich festgeschrieben.
Die Rolle der Koronaren Herzkrankheit (KHK)
Die KHK, oft Folge von Arteriosklerose, kann ebenfalls zu Herzrhythmusstörungen führen. Dabei kommt es zu Verkalkungen in den Herzkranzgefäßen, die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Diese Verengungen können zu Brustenge (Angina pectoris) und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen.
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Risikofaktoren der KHK
- Rauchen
- Bluthochdruck
- Erhöhter Cholesterinspiegel
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
- Alter
- Genetische Veranlagung
- Geschlecht
Diagnose der KHK
Die Diagnose der KHK umfasst verschiedene Untersuchungsmethoden:
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Laboruntersuchungen (Fett- und Zuckerstoffwechsel, Herzenzyme)
- Ruhe-EKG und Belastungs-EKG
- Echokardiografie und Stress-Echokardiografie
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Computertomographie (CT)
- Herzkatheteruntersuchung
Behandlung der KHK
Die Behandlung der KHK zielt darauf ab, Risikofaktoren zu minimieren und die Symptome zu lindern:
- Medikamentöse Therapie (Blutdrucksenker, Cholesterinsenker, etc.)
- Herzkatheteruntersuchung mit Ballondilatation und Stentimplantation
- Bypassoperation
Angina Pectoris: Schmerzen vom Herzen
Angina Pectoris, das Gefühl der "Brustenge", ist oft ein Symptom der KHK. Die typischen Beschwerden sind anfallsartige Schmerzen in der Brust, die bis in den Oberbauch, in die Arme, den Unterkiefer, den Nacken, den Hals oder die Schultern ausstrahlen können. Begleitet werden sie oft von kaltem Schweiß, Übelkeit, Schwindelgefühl, Atemnot und Todesangst.
Stabile und instabile Angina Pectoris
- Stabile Angina Pectoris: Symptome treten in der Regel im Zusammenhang mit körperlicher Belastung auf, sind immer ähnlich stark und verschwinden nach kurzer Zeit durch Ausruhen oder Medikamente.
- Instabile Angina Pectoris: Schmerzen treten neu, deutlich intensiver oder im Ruhezustand auf, dauern länger an und sind oft nicht durch Medikamente zu lindern. Hier ist immer medizinische Hilfe erforderlich, da das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht ist.
Vorbeugung und Behandlung der Angina Pectoris
- Gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung und ausgewogener Ernährung.
- Schnellwirkende Sprays oder Kapseln, die die Herzkranzgefäße erweitern (Nitropräparate).
- Medikamente zur Reduzierung der Blutplättchenverklumpung.
- Behandlung der Grunderkrankung (z. B. Bluthochdruck, Cholesterinspiegel senken).
- Stationärer Eingriff (Bypass oder Stent) bei stark verengten Blutgefäßen.
Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
Eine Herzmuskelentzündung kann ebenfalls Herzschmerzen verursachen. Die Entzündung beeinträchtigt die Fähigkeit des Herzens, Blut zu pumpen, und kann zu Brustschmerzen, Kurzatmigkeit und unregelmäßigen Herzrhythmen führen.
Ursachen der Myokarditis
- Infektionen (insbesondere Virusinfektionen)
- Autoimmunerkrankungen
- Schädigung des Herzens durch Gifte (z. B. Medikamente, Drogenmissbrauch)
Symptome der Myokarditis
- Brustschmerzen (in ca. 95% der Fälle)
- Atemnot (in ca. 30-40% der Fälle)
Diagnose und Behandlung der Myokarditis
- Herz-MRT
- Vermeidung von Anstrengung
- Medikamentöse Behandlung (Betablocker, ACE-Hemmer, Immunsuppressiva)
- Guter Impfschutz
Weitere Symptome, die auf Herzprobleme hindeuten können
Neben den bereits genannten Symptomen gibt es weitere Anzeichen, die auf Herzprobleme hindeuten können:
- Schmerzen im Brustkorb: Können auf eine koronare Herzkrankheit, einen Herzinfarkt, eine Herzmuskelentzündung, eine Herzbeutelentzündung oder einen Riss in der Hauptschlagader hindeuten.
- Atemnot: Kann auf Herzschwäche, Verengungen der Herzkranzgefäße, eine Herzmuskelentzündung oder einen Herzklappenfehler hinweisen.
- Leistungsverlust: Kann auf eine Herzmuskelentzündung oder eine Herzschwäche hindeuten.
- Rhythmusstörungen: Können unabhängig von Herzerkrankungen auftreten, aber auch bei Herzklappenfehlern, Bluthochdruck, einem früheren Herzinfarkt, einer koronaren Herzkrankheit oder einer Herzschwäche vorkommen.
- Ödeme: Wassereinlagerungen im Gewebe, die vor allem auf Herzschwäche und Herzinsuffizienz hindeuten.
Chronische Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
Bei chronischer Herzschwäche lässt die Pumpkraft des Herzens allmählich nach. Erste Symptome sind eine nachlassende Leistungsfähigkeit sowie Atemnot und Gewichtszunahme.
Symptome der Herzinsuffizienz
- Nachlassende Leistungsfähigkeit
- Atemnot
- Ödeme (Schwellungen in Füßen und Knöcheln)
- Gewichtszunahme
- Müdigkeit
Diagnose und Behandlung der Herzinsuffizienz
- Ärztliche Untersuchung
- Bewegung und Medikamente