Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Sie betrifft ungefähr 400.000 bis 800.000 Menschen in Deutschland und gehört somit zu einer der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Weltweit sind etwa 50 Millionen Menschen von Epilepsie betroffen, wobei 80 % der Fälle in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auftreten (WHO, 2023).
Epilepsie - Was ist das eigentlich?
Unter einer Epilepsie versteht man eine Erkrankung, die sich durch rezidivierende epileptische Anfälle zeigt. Epilepsien umfassen verschiedene Erkrankungen, die sich durch wiederholte epileptische Anfälle zeigen. Epileptische Anfälle zeichnen sich durch synchrone Entladungen von Nervenzellen im Gehirn aus. Ungefähr fünf Prozent der Menschen erleiden in ihrem Leben einen einmaligen Krampfanfall. Trotzdem handelt es sich nicht immer um eine Epilepsie. Von einem Anfallsleiden spricht man, wenn eine Veranlagung für eine Übererregbarkeit der Neurone im Gehirn vorliegt. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Ungefähr 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind Epileptiker:innen. Besonders häufig sind von der Erkrankung Epilepsie Kleinkinder und Erwachsene ab dem 60. Lebensjahr betroffen. Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns mit meist bis zu 2 Minuten dauernden Anfällen, von kurzen unscheinbaren Bewusstseinsaussetzern (Absencen) über sog. fokale Anfälle mit Missempfindungen, Sprachstörungen oder Zuckungen bis hin zum Krampfanfall mit Sturz.
Vielfältige Erscheinungsformen epileptischer Anfälle
Epileptische Anfälle können sich je nach Ursache durch sehr verschiedene Arten zeigen. Je nachdem, ob beide Gehirnhälften oder nur ein Teil einer Gehirnhälfte betroffen ist, kann man die epileptischen Anfälle in verschiedene Formen unterteilen. Man unterscheidet demnach:
- Epileptische Anfälle mit generalisiertem Beginn (Generalisierte Epilepsie)
- Epileptische Anfälle mit fokalem Beginn (Fokale Epilepsie)
- Kombiniert generalisierte und fokale Epilepsie
Je nach Form der Epilepsie unterscheiden sich auch die Krampfanfall Symptome der Betroffenen. Dennoch gibt es einige Kriterien, die auf alle epileptischen Anfälle zutreffen:
- plötzliches Auftreten des Anfalles
- keine willkürliche Steuerung des Anfalles
- Dauer des Anfalles meist maximal 2 Minuten
- eingeschränkte Orientierung nach dem Anfall
In den meisten Fällen sind epileptische Anfälle selbstlimitierend. In seltenen Fällen kann es jedoch zu einem Übergang in einen Status epilepticus kommen. Der Status epilepticus ist eine lebensbedrohliche Situation, bei der es zu Serien von epileptischen Anfällen kommt oder ein Krampfanfall länger als fünf Minuten andauert. Er kann lebensbedrohlich sein und muss so schnell wie möglich medikamentös behandelt werden. Der Status epilepticus kann bei allen Anfallsformen auftreten. Nach ca. 30 Minuten ohne Unterbrechung eines Status epilepticus bei generalisierten Krampfanfällen drohen bleibende Schäden oder der Tod. Was als Anfallsserie gilt, ist nicht genau definiert.
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Generalisierte Anfälle
Eine generalisierte Epilepsie geht immer mit Bewusstseinsstörungen einher. Generalisierte Krampfanfälle können sich dabei durch verschiedene Formen zeigen:
- Absencen: Kurze Phasen in denen der oder die Betroffene nicht ansprechbar ist (Absence-Epilepsie)
- Myoklonischer Anfall: nicht-rhythmische Muskelzuckungen (Myoklonien)
- Klonischer Anfall: rhythmische Muskelkontraktionen
- Tonischer Anfall: zeichnet sich durch eine starke Muskelanspannung aus
- Atonischer Anfall: zeigt sich durch einen kompletten Verlust der Muskelspannung
Die häufigste Anfallsart ist der tonisch-klonische epileptische Anfall (früher „Grand-mal“). Bei einem Grand-Mal-Anfall kommt es zunächst zu einer tonischen Phase mit starker Anspannung der Muskulatur und anschließend zu einer klonischen Phase. Diese zeichnet sich durch rhythmische Zuckungen aus. Der Anfall bei einer Grand-Mal-Epilepsie endet mit der postiktalen Phase, die sich durch eine Bewusstseinseintrübung und Gedächtnisstörung äußert.
Fokale Anfälle
Fokale Anfälle betreffen nur eine Region einer Gehirnhälfte. Das Aussehen des Anfalls ist sehr unterschiedlich je nachdem welche Region betroffen ist. Eine fokale Epilepsie kann sich beispielsweise durch orale Automatismen wie Schmatzen, Lecken oder Kauen oder durch verschiedene Bewegungsabläufe äußern. Ein fokaler Anfall kann mit und ohne Bewusstseinsstörung auftreten. Betroffene sind in dieser Zeit nicht ansprechbar. Ein fokaler Anfall kann sich auch sekundär auf das gesamte Gehirn ausbreiten.
Ursachenforschung: Vielfältige Auslöser der Epilepsie
Epilepsien sind durch eine Übererregbarkeit der Neurone im Gehirn zu erklären, die durch verschiedene Veränderungen entsteht. Die Ursachen der Epilepsie können vielfältig sein und reichen von genetischen Faktoren über strukturelle Hirnschäden bis hin zu Infektionen und Stoffwechselstörungen. In vielen Fällen bleibt die genaue Ursache jedoch unklar. Die Medizin unterscheidet hier zurzeit strukturelle, infektiöse, metabolische, genetische und immunologische Ursachen.
Zu den wichtigsten Epilepsie Ursachen gehören:
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- Genetische Ursachen
- Stoffwechselbedingte Ursachen (wie Alkoholentzug oder Unterzuckerung bei einer Diabetes mellitus Erkrankung)
- Strukturelle Ursachen (wie Tumoren, Metastasen, Veränderungen durch Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata oder Entzündungen)
Epilepsien bei denen eine erkennbare Ursache wie eine Veränderung im Gehirn oder eine Erkrankung vorliegt, werden als strukturelle Epilepsie bezeichnet. Ist die Ursache der Epilepsie unbekannt, wird von einer idiopathischen Epilepsie gesprochen. Meist liegen hier genetische Ursachen vor. Grundsätzlich kann jedes Gehirn in einen Zustand versetzt werden, in dem es zum epileptischen Anfall kommt. Beispiele sind die Auslösung eines epileptischen Anfalls durch elektrischen Strom, massiven Unterzucker, Störung der Balance der Blutsalze, Hirnblutung oder Entzündungen im Gehirn. Bei Menschen mit Epilepsie liegt eine Übererregbarkeit der Nervenzellen und/oder des neuronalen Netzwerkes vor, so dass epileptische Anfälle spontan oder bei minimalen (oder gar keinen erkennbaren) Auslösern auftreten. Die beiden häufigsten Ursachengruppen dafür sind strukturelle Veränderungen im Gehirn und die genetische Veranlagung. Sehr selten beruht eine Epilepsie auf Stoffwechselstörungen, autoimmunen oder entzündlichen Prozessen.
Genetische Faktoren
Genetisch bedingt haben manche Menschen eine stärkere Veranlagung zu epileptischen Anfällen als andere. Die Forschung geht heute davon aus, dass bei diesen Patienten ein oder mehrere Gene defekt sind, die als Ursache der Epilepsie anzusehen sind. Häufig sind die betroffenen Gene nicht bekannt, und es müssen bestimmte Gen-Konstellationen vorliegen, damit es zu einer Epilepsie kommt. Daher sind diese Epilepsie-Ursachen meist nicht vererbbar, auch wenn sie neuerdings als genetische Epilepsien bezeichnet werden. Die Epilepsie an sich kann nicht vererbt werden. Was allerdings vererbt werden kann, ist die Neigung eine Epilepsie zu entwickeln. Obwohl Epilepsie nicht vererbt werden kann, gibt es einige Erkrankungen, die stets oder meist mit einer Epilepsie gemeinsam auftreten. Hierzu zählen zum Beispiel das Landau-Kleffner-Syndrom, bei dem es typischerweise zu Sprachstörungen und Anfällen kommt.
Strukturelle Veränderungen
Strukturelle Ursachen von Epilepsie lassen sich meist mittels Magnetresonanztomographie (MRT) feststellen. Hier findet man eine Läsion, also eine Auffälligkeit der Hirnstruktur. So kann z. B. eine Narbe im Gehirn zu einer Übererregbarkeit mit fokalen Anfällen aus genau dieser Region führen. Häufige Ursachen für strukturelle Epilepsien sind Narben nach Geburtsschaden, Schlaganfall, Unfall oder Entzündung (z. B. Enzephalitis). Ein Teil dieser Fehlbildungen betrifft beide Hirnhälften und manchmal die gesamte Hirnrinde (Pachygyrie, Lissenzephalie, beidseitige Polymirkogyrie, Bandheterotopie). Die Betroffenen sind meist schwer behindert und haben schwierig zu behandelnde Epilepsien. Andere Fehlbildungen sind regional begrenzt und verursachen fokale Anfälle aus dieser Region (umschriebene Polymikrogyrie, noduläre Heterotopie). Eine besondere Rolle spielen die fokalen kortikalen Dysplasien (fokal= nicht überall, umschrieben; kortikal= die Hirnrinde betreffend; Dysplasie= Fehlanlage). Diese sind eine häufige Ursache schwer behandelbarer fokaler Epilepsien im Kindesalter und entgehen häufig einer Routine-MRT-Untersuchung, vor allem im Alter unter 2 Jahren. Bei Kindern mit entsprechend schwierigem Verlauf sollte unbedingt eine hochauflösende MRT mit gezielten Sequenzen zur Darstellung fokaler kortikaler Dysplasien durchgeführt und ggf. nach Abschluss der Hirnreifung wiederholt werden.
Metabolische Ursachen
Metabolische Veränderungen, also solche, die den Stoffwechsel betreffen, stehen z. B. mit seltenen Stoffwechselerkrankungen, wie der Phenylketonurie* in Verbindung. Die metabolische Epilepsie wurde ebenfalls lange zu den strukturellen Epilepsien gezählt. Sie gehen aus Veränderungen im Stoffwechsel (Metabolismus) hervor, z. B.
Immunologische Ursachen
Bei den immunologischen Ursachen handelt es sich um Entzündungsvorgänge im Gehirn, z. B. wenn die eigene Körperabwehr (Immunsystem) das Hirngewebe angreift und es zu einer Hirnhautentzündung kommt. Ebenfalls bis vor Kurzem zu den strukturellen Epilepsien gezählt, unterscheidet man heute die immunologischen Epilepsien dahingehend, dass ihnen eine chronische Entzündung des Gehirns zugrunde liegt. Verursacht wird die Entzündung durch eine Autoimmunkrankheit, also eine Krankheit, bei der das Immunsystem den eigenen Körper angreift.
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Infektiöse Ursachen
Infektionen des Gehirns können unter anderem durch Borreliose hervorgerufen werden. Auch die infektiösen Epilepsien wurden früher als strukturell bezeichnet. Ihnen liegt eine infektiöse Erkrankung (hervorgerufen durch Viren oder Bakterien) des Gehirns zugrunde, wie z. B.
Zusätzliche Auslöser für epileptische Anfälle
Neben den oben genannten Ursachen einer Epilepsie gibt es zusätzlich für jeden epileptischen Anfall Auslöser. Auslöser wie z.B. Schlafmangel, Alkohol oder Lichtreize (z. B. Diskos) können Anfälle auslösen. Epileptische Anfälle können aus heiterem Himmel auftreten. In vielen Fällen sind aber auch bestimmte Trigger eines Anfalls bekannt. Die Auslöser können sich im individuellen Fall unterscheiden.
Zu den häufigsten Triggern von epileptischen Anfällen gehören unter anderem:
- Schlafmangel
- unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
- starke körperliche oder seelische Belastung (Stress)
- hohes Fieber
- Alkohol und Alkoholentzug
- Drogen oder Schlafmittelentzug
- eher selten flackerndes Licht (Computerspiele, Stroboskopbeleuchtung in Clubs)
Diagnostik: Dem Anfall auf der Spur
Die Diagnostik bei Verdacht auf eine Epilepsie umfasst zunächst die Klärung, ob es sich um einen epileptischen Anfall gehandelt hat. Nach einem epileptischen Anfall muss eine sorgfältige neurologische Abklärung erfolgen. Dabei soll festgestellt werden, ob es sich um einen einmaligen Krampfanfall gehandelt hat, oder ob ein erhöhtes Rezidivrisiko bei einer grundsätzlichen Übererregbarkeit der Neurone vorliegt. Die Diagnose Epilepsie kann gestellt werden, wenn in der Bildgebung umschriebene Läsionen auffallen, oder aber in der EEG-Untersuchung spezielle epilepsietypische Auffälligkeiten vorliegen.
Dabei erfolgt zunächst eine ausführliches Anamnesegespräch mit dem oder der Betroffenen und auch Angehörigen oder Personen, die beim Anfall anwesend waren. Diese Informationen sind für Ihre:n behandelnde:n Arzt oder Ärztin entscheidend um eine weitere Diagnostik zu veranlassen.
Zu den weiteren diagnostischen Schritten bei Verdacht auf eine Epilepsie gehören:
- ausführliche neurologische und körperliche Untersuchung
- Blutuntersuchung
- Elektroenzephalografie (EEG)
- Bildgebung des Kopfes (je nach Fragestellung MRT und/oder CT)
Gerade bei einem ersten Epilepsieanfall stehen behandelnden Ärzten nur wenige Informationen über die Symptome des Anfalls zur Verfügung. Zwar beinhaltet eine erste körperliche Untersuchung u.a. technische Hilfsmittel wie die Elektroenzephalographie (EEG) und die Magnetresonanztomographie (MRT, besonders bei Kindern), aber es kann ratsam sein, das Gesicht des Betroffenen während des Anfalls zu fotografieren. Besonders die Augen des Betroffenen liefern wichtige Hinweise: Sind die Augen zu Beginn eines Anfalls geschlossen, stehen die Chancen gut, dass es sich nicht um einen epileptischen Anfall handelt. Auch Videoaufnahmen von Anfällen können helfen.
Behandlungsmöglichkeiten: Anfallsfreiheit als Ziel
Die Epilepsie Behandlung umfasst drei wichtige Ansätze. Das Ziel der Epilepsie Therapie ist es dabei das Risiko eines erneuten epileptischen Anfalls zu reduzieren.
Folgende Schritte sind somit zielführend:
- Behandlung einer möglichen Ursache der Epilepsie
- Medikamentöse Therapie zur Anfallsprophylaxe
- Reduktion oder Meidung von Risikofaktoren (zum Beispiel Schlafmangel, körperlicher oder psychischer Stress)
Die medikamentöse Anfallsprophylaxe erfolgt mit sogenannten Antikonvulsiva (auch Antiepileptika). Je nachdem, ob es sich um eine fokale oder generalisierte Epilepsie handelt, kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz. Bei einer fokalen Epilepsie werden beispielsweise besonders häufig Lamotrigin oder Levetiracetam eingesetzt. Bei einer generalisierten Epilepsie erfolgt häufig zunächst eine Therapie mit Valproat. Bei Nicht-Ansprechen können auch andere Medikamente eingesetzt werden. Zudem gibt es noch spezielle Notfallmedikamente bei Epilepsie. Diese können im akuten epileptischen Anfall verabreicht werden.
Wenn ein Medikament in einer niedrigen Dosierung nicht wirkt, kann zunächst die Dosis erhöht werden. Zeigt sich kein Erfolg, probiert man ein Medikament aus einer anderen Wirkstoffgruppe oder kombiniert mehrere Wirkstoffe. Da es oft bei einem einzigen Anfall bleibt, kann man mit einer Behandlung meist erst einmal abwarten. Die Therapie beginnt in der Regel erst nach einem zweiten Anfall. Besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für erneute Anfälle, wie etwa bei einer Gehirnerkrankung, kann bereits nach dem ersten Krampfanfall eine Behandlung sinnvoll sein. Wichtig ist, die persönliche Situation ausführlich mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen.
Bei ungefähr 80 Prozent der Betroffenen kann bei einer adäquaten Therapie eine Anfallsfreiheit erreicht werden. Bei Epilepsie ist die Lebenserwartung der Betroffenen reduziert. Dies hat verschiedene Gründe wie beispielsweise die ursächliche Grunderkrankung. In den wenigsten Fällen sterben Betroffene jedoch im Rahmen eines Krampfanfalls. Dennoch stellt dieser eine potenziell lebensbedrohliche Situation dar. In einigen seltenen Fällen kann es zu einem plötzlichen unerwarteten Tod bei Epilepsie (SUDEP) kommen. Risikofaktoren für diese Komplikation sind unter anderem junges Patientenalter bei Beginn der Erkrankung, männliches Geschlecht, eine lange Epilepsiedauer und Anfälle in der Nacht.
Alternative Behandlungsansätze
Können die Medikamente Anfälle nicht verhindern, ist ein Eingriff eine Alternative.
- Operation: Wenn sich bei fokalen Anfällen feststellen lässt, welcher Bereich des Gehirns die Anfälle auslöst, kann er entfernt werden. Das ist aber nicht immer möglich. Da das Gehirn nicht repariert werden kann und sich Nervenzellen nicht im Nachhinein umorganisieren können, ist eine Ausheilung der Epilepsie (also ein Leben ohne Anfälle und ohne Therapie) bei den Betroffenen unwahrscheinlich. Allerdings kann sich in einzelnen Fällen bei einem schweren Verlauf die Möglichkeit einer Epilepsiechirurgie mit Entfernung der anfallsauslösenden Läsion ergeben.
- Vagusnerv-Stimulation: Dabei wird ein Schrittmacher unter die Haut im Brustbereich implantiert, der elektrische Impulse abgibt. Er ist über Kontakte am Halsbereich mit dem Vagusnerv verbunden und soll die Überaktivität der Nervenzellen hemmen. Der Vagusnerv ist ein wichtiger Nerv des vegetativen Nervensystems und an der Regulierung der inneren Organe beteiligt. Für den Nutzen dieser Therapie gibt es bisher nur wenige aussagekräftige Studien. Daher wird die Vagus-Stimulation von den gesetzlichen Krankenkassen nur unter besonderen Voraussetzungen im Einzelfall erstattet.
- Ketogene Diät: Die ketogene Diät, eine fettreiche, kohlenhydratarme Ernährungsweise, kann bei einigen Patienten, insbesondere bei Kindern, zur Kontrolle von Anfällen beitragen.
Leben mit Epilepsie: Alltag meistern und Risiken minimieren
Epilepsie beeinflusst den Alltag: Beruf, Mobilität und soziale Aktivitäten. Wichtig ist es, Auslöser zu kennen und zu meiden. Fahreignung und Arbeitssicherheit müssen ärztlich geprüft werden.
- Sicherheitsmaßnahmen: Treffen Sie Vorkehrungen, um sich und andere während eines Anfalls zu schützen. Scharfe Kanten und Gegenstände in der Wohnung sichern bzw.
- Anfallskalender: Einen Anfallskalender verwenden, um ggf. vorhandene Anfallsauslöser zu erkennen und die Behandlung zu verbessern.
- Schlaf: Ein ausreichender und regelmäßiger Schlaf ist wichtig, da Schlafmangel Anfälle begünstigen kann.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann dazu beitragen, das allgemeine Wohlbefinden zu fördern und möglicherweise das Risiko von Anfällen zu verringern. In einigen Fällen kann die Umstellung auf eine ketogene oder modifizierte Atkins-Diät von Nutzen sein.
Risiken und Umgang damit
Epileptische Anfälle können zu Verletzungen und sogar zum Tod führen. Außerdem besteht ein gewisses Risiko, bei einem Status epilepticus oder durch SUDEP (siehe unten) zu versterben oder Langzeitschäden davon zu tragen. Wenn Sie Epilepsie haben, oder z.B. Ihr Kind, Partner oder Elternteil, wollen Sie vielleicht sehr viel tun, um diese Risiken zu senken.
- Als Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Epilepsie sollten Sie bedenken: Kinder mit Epilepsie brauchen genau wie andere Kinder auch Freiräume und Zeiten, in denen sie unbeobachtet sein können. Überbehütung und übersteigerte Sicherheitsmaßnahmen können die Entwicklung beeinträchtigen.
- Als Angehörige von Erwachsenen mit Epilepsie sollten Sie beachten: Erwachsene haben ein Recht darauf, selbstbestimmt mit dem durch Epilepsie erhöhten Risiko umzugehen, solange sie nur sich selbst gefährden. Wer die Risiken einschätzen und verstehen kann, kann sich ggf. in einigen Situationen für mehr Lebensqualität und weniger Sicherheit entscheiden, auch wenn Ihnen das Sorgen bereitet. Umgekehrt kann ein Mensch mit Epilepsie sich mehr Sicherheit von Ihnen wünschen, als Sie geben können oder wollen, und/oder sich von gemeinsamen Aktivitäten stark zurückziehen. In offenen Gesprächen können Sie das Ausmaß der Sicherheitsmaßnahmen besprechen, ggf.
- Als Mensch mit Epilepsie sollten Sie sich aus mehreren Quellen informieren, welche Risiken in welchem Umfang tatsächlich bestehen, um weder übervorsichtig Ihre Lebensqualität zu sehr einzuschränken, noch fahrlässig Ihre Gesundheit und Ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Angehörigen können Sie offen sagen, dass Sie deren Sorgen - oder Leichtsinn - verstehen, aber über Ihre Sicherheit und Ihre Lebensqualität selbst entscheiden.
- Beim Autofahren mit Epilepsie geht es nicht nur um Ihre eigene Sicherheit, sondern auch um die Sicherheit anderer Menschen. Als Elternteil mit Epilepsie können Anfälle Ihre Kinder gefährden, vor allem wenn diese noch sehr klein sind, z.B. bei einem Sturz mit dem Kind auf dem Arm. Deshalb können Sie eine sog. Elternassistenz beantragen.
- Ein epileptischer Anfall kann Betroffene in gefährliche Situationen bringen. Epileptische Anfälle können sogar in der Badewanne zum Ertrinken führen. Beim Rauchen besteht bei einem Anfall Brandgefahr.
SUDEP - Plötzlicher unerwarteter Tod bei Epilepsie
SUDEP ist die Abkürzung für "sudden unexpected death in epilepsy". Übersetzt heißt das "plötzlicher unerwarteter Tod bei Epilepsie". Wie auch beim sog. plötzlichen Kindstod können Menschen mit Epilepsie plötzlich und unerwartet versterben. Meistens werden Betroffene morgens tot im Bett gefunden. Die Todesursache lässt sich oft nicht klären. Das passiert zwar nur sehr selten, aber bei Menschen mit Epilepsie häufiger als bei Menschen ohne Epilepsie. Bei tonisch-klonischen Anfällen (Grand-mal-Anfällen) ist das Risiko besonders hoch, besonders wenn diese im Schlaf kommen. Wahrscheinlich lässt sich SUDEP oft verhindern, wenn Betroffene nach einem tonisch-klonischen Anfall nicht allein bleiben. Anwesende können den Menschen nach dem Anfall ansprechen, berühren, rütteln, umdrehen und in die stabile Seitenlage bringen. Bei Atemaussetzern und Herzstillstand können sie einen Notruf absetzen und Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen. Diese Maßnahmen können z.B.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Wenn man Zeug*in eines epileptischen Anfalls bei einer anderen Person wird, ist es sehr wichtig, ruhig und besonnen zu bleiben. Vor allem sollte man überlegen, wie man die Person vor Verletzungen schützt. Alles andere hängt von der Stärke und der Art der Anfälle ab.
- Betroffene Person auf den Boden legen, um einem Sturz vorzubeugen (ggf.
- Alle Gegenstände entfernen, die zu Verletzungen oder Gefahren führen könnten, z.B.
- Seltsame Körperhaltungen und freie Zuckungen ermöglichen und möglichst Platz dafür schaffen, falls noch nicht geschehen, sonst drohen Verletzungen. Die Muskelspannung bei Krampfanfällen ist so hoch, dass beim Festhalten oder bei Versuchen Körperteile (z.B. Arme, Beine oder Finger) zu bewegen Knochenbrüche und andere Verletzungen sehr wahrscheinlich sind. Zungenbisse passieren wenn dann gleich zu Beginn eines Anfalls. Es ist schädlich und sinnlos zu versuchen, sie während des Anfalls zu verhindern. Es ist sinnlos und eventuell schädlich zu versuchen einen Anfall zu beeinflussen oder zu beenden, z.B. durch kaltes Wasser oder Schütteln. Auf die Uhr schauen und Notfallmedikamente erst nach der ärztlich angegebenen Zeit geben, weil sie erhebliche Nebenwirkungen haben. Normalerweise enden epileptische Anfälle von allein während 2 bis höchstens 3 Minuten. Notfallmedikamente sind dafür da, einen Status epilepticus bzw. eine Anfallsserie zu beenden.
- Dauer und Begleiterscheinungen des Anfalls beobachten. Auf die Augen achten: Sind sie geschlossen, offen, starr oder verdreht?
- 112) rufen - auch, wenn schon ein Notfallmedikament gegeben wurde! Das gilt auch, wenn ein 2.
- Auf einen Anfall folgt in der Regel eine kurze Schlaf- bzw. Erholungsphase. Unbedingt dabeibleiben, bis die betroffene Person wieder vollständig orientiert ist. Dies ist durch einfache Fragen, wie z.B. "Wie heißt du? Wo bist du?
- Wenn möglich den Anfall dokumentieren: Wann ist er passiert? Wie lange hat er gedauert? Wie ist er abgelaufen? Waren die Augen offen, geschlossen, starr oder verdreht?
- Wenn der Mensch vorher noch nie einen epileptischen Anfall hatte, nach dem 3. Anfall einer Anfallsserie (siehe oben) und/oder bei Verletzungen bzw.
Was Sie in keinem Fall tun sollten:
- Dieden Betroffenen festhalten oder zu Boden drücken
- Der betroffenen Person etwas in den Mund schieben - auch wenn sie sich in die Zunge beißt
Technische Hilfsmittel im Alltag
- Epilepsie-Überwachungsgeräte: Bei einem erkannten Anfall löst das Gerät einen Alarm aus, z.B. bei den Eltern, beim Partner, anderen Angehörigen oder in einer Notrufzentrale. So ist eine sichere Betreuung möglich. Der Anfall wird zudem aufgezeichnet und mit Dauer und Stärke dokumentiert. Epilepsie-Überwachungsgeräte können ärztlich verordnet und von der gesetzlichen Krankenversicherung als Hilfsmittel übernommen werden. Im Hilfsmittelverzeichnis haben sie die Pos.-Nr. 21.46.01 und heißen dort "Überwachungsgeräte für Epilepsiekranke".
- Sturzmelder: Sturzmelder können bei Anfällen mit Bewusstseinsverlust und Sturz helfen. Dieses zweistufige System verhindert Fehlalarme. Voraussetzung dafür ist, dass Patienten über ein Hausnotrufgerät verfügen, damit ein Alarm an Angehörige oder an eine Notrufzentrale abgesetzt werden kann. Haben Betroffene einen Pflegegrad, übernimmt die Pflegekasse auf Antrag den Basispreis für Hausnotrufgeräte mit Kassenzulassung. Die Kosten für Zusatzleistungen (z.B. für einen Hintergrunddienst, der bei Bedarf hilft, wenn der Einsatz des Rettungsdiensts unnötig ist, und für eine Schlüsselhinterlegung) oder für nicht zugelassene Hausnotrufgeräte müssen Pflegebedürftige selbst tragen. In Kooperation mit unserem Premium-Partner deinePflege erhalten Sie bereits ab Pflegegrad 1 ein zuzahlungsfreies Hausnotrufsystem - unabhängig von Ihrer Pflegekasse. Mit nur einem Knopfdruck sind Sie sofort mit der Notrufzentrale verbunden und genießen Sicherheit rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr. Gemeinsam mit unserem Premium-Partner deinePflege erhalten Sie den Hausnotruf bereits ab Pflegegrad 1 ohne Zuzahlung. Mit nur einem Knopfdruck erreichen Sie rund um die Uhr zuverlässige Hilfe - sofort, sicher und ohne Risiko.
- Epilepsiehunde: Im Gegensatz zu anderen Führ- oder Servicehunden wachsen künftige Epilepsiehunde meist beim Patienten und seiner Familie auf und werden dort ausgebildet. Warnhunde haben die Fähigkeit, einen kommenden Anfall zu spüren und warnen dann den Betroffenen, sodass dieser Zeit hat, sich z.B. vor Verletzungen zu schützen. Anzeigehunde lernen, einen tatsächlichen Anfall zu erkennen und dann in vorher geübter Art und Weise zu helfen, z.B.
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