Zittern und Krämpfe sind weit verbreitete Phänomene, die viele Menschen im Laufe ihres Lebens erfahren. Während gelegentliches Muskelzucken oder Zittern oft harmlos ist, können anhaltende oder wiederkehrende Krämpfe und Zittern auf eine zugrunde liegende Erkrankung hinweisen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Krämpfen und Zittern, die unterschiedlichen Arten von Tremor, die diagnostischen Verfahren und die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten.
Ursachen von Krämpfen und Zittern
Krämpfe und Zittern können vielfältige Ursachen haben. Ein Zitter- oder Krampfanfall kann sehr verstörend sein, wobei die Symptome variieren können. Manchmal treten sie alle zusammen auf, manchmal nur einzeln. Oftmals wird eine Dehydratation, also ein Wassermangel oder Austrocknung, als mögliche Ursache aufgeführt. Der menschliche Körper besteht zu rund 70 Prozent aus Wasser, das Gehirn sogar zu 90 Prozent.
Physiologische Ursachen
- Flüssigkeitsmangel: Wer zu wenig getrunken hat, stark schwitzt oder durch Erbrechen oder Durchfall zu viel Flüssigkeit verliert, riskiert eine Störung des Flüssigkeitshaushaltes. Wird die Flüssigkeit nicht schnell ersetzt, dickt das Blut ein und der Organismus wird in einen Alarmzustand versetzt. Besonders gefährdet sind Kinder und ältere Menschen, da das Durstgefühl im Alter abnimmt.
- Stress und Erschöpfung: Anstrengung, Schmerzen, Erschöpfung oder übermäßiger Koffeinkonsum können zu starkem Zittern führen, das als physiologischer Tremor bezeichnet wird.
- Muskelermüdung: Muskelzittern tritt in der Regel aufgrund von Muskelermüdung auf. Die betroffenen Gliedmaßen zittern und lassen sich schlecht wieder beruhigen. Teilweise fühlt es sich sogar so an, als würden sie weiterer Belastung nicht standhalten können und einfach nachgeben. Eine Pause ist angesagt!
Medizinische Ursachen
- Epilepsie: Ein Krampfanfall kann das Symptom einer Epilepsie sein. Epileptische Krampfanfälle sind "unprovoziert", es gibt also keinen erkennbaren Auslöser, und sie treten wiederholt auf.
- Gehirnerkrankungen, Schlaganfälle und Tumoren: Zum Teil werden epileptische Krampfanfälle durch Gehirnerkrankungen, Schlaganfälle und Tumoren ausgelöst.
- Essentieller Tremor: Dies ist eine vermutlich erbliche neurologische Bewegungsstörung, die zwischen dem 20. und 60. Lebensjahr auftreten kann. Die Symptome treten häufig auf, wenn man Körperpartien länger in einer anstrengenden Position halten muss oder wenn man bewusst eine Bewegung ausführen will.
- Neurologische Erkrankungen: Hinter einem Tremor können sich verschiedene neurologische Bewegungsstörungen verbergen, wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose.
- Amyotrophe Lateralsklerose (ALS): Bei ALS gehen Nervenzellen zugrunde, die Muskeln steuern. Dies führt zu Muskelschwäche, Zittern, Krämpfen und Muskelabbau.
- Stoffwechselerkrankungen: Ursache können unterschiedlichste Erkrankungen sein, wie eine Überfunktion der Schilddrüse oder Nebenschilddrüsen, Kalziummangel, Unterzucker oder Vitamin-B12-Mangel.
Weitere Ursachen
- Mineralstoffmangel: Ein Mangel an Magnesium kann Muskelzuckungen verursachen, insbesondere bei Sportlern oder Schwangeren.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente können als Nebenwirkung Muskelzuckungen oder Zittern verursachen.
- Alkohol- und Drogenkonsum: Alkohol-, Drogen- oder Koffeinkonsum können ebenfalls Muskelzuckungen auslösen.
Arten von Tremor
Beim Tremor werden verschiedene Formen unterschieden, die sich hinsichtlich ihres Auftretens und ihrer Ursachen unterscheiden.
Ruhetremor
Der Ruhetremor tritt auf, wenn der Arm beispielsweise auf dem Tisch abgelegt ist. Er ist typisch für Morbus Parkinson. Sobald die Hand jedoch angehoben wird, etwa um nach einer Kaffeetasse zu greifen, nimmt das Zittern ab oder hört ganz auf.
Aktionstremor
Der Aktionstremor tritt bei willkürlichen Muskelaktionen auf und wird weiter unterteilt in:
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- Bewegungstremor: Setzt ganz allgemein bei willentlich gesteuerten Bewegungen ein, zum Beispiel dem Anheben des Arms in Richtung Kaffeetasse.
- Intentionstremor: Macht sich immer dann bemerkbar, wenn ein ganz bestimmtes Ziel angesteuert wird. Beispiel: Das Zittern beginnt, wenn die Hand den Griff der Kaffeetasse anpeilt und verstärkt sich, je näher die Finger dem Ziel kommen.
- Haltetremor: Tritt immer dann auf, wenn der Betroffene Kraft braucht, um Finger, Arm oder Bein in Position zu halten. Typisch dafür ist das Zittern beim Halten eines Wasserglases.
Essentieller Tremor
Zu den häufigsten gehört der essentielle Tremor, der beidseits bei aktiven Bewegungen auftritt und deutlich sichtbar ist. Typisch sind sechs bis acht Zitterbewegungen pro Sekunde, vor allem, wenn die Hände nach vorne gestreckt oder Gegenstände gehalten werden.
Physiologischer Tremor
Im Gegensatz dazu ist der physiologische Tremor kaum wahrnehmbar und das sehr schnelle und feine Zittern wird meist nicht als störend empfunden. In der Regel muss er auch nicht therapiert werden.
Diagnostik
Um die Ursache von Krämpfen und Zittern zu ermitteln, ist eine sorgfältige Diagnostik erforderlich.
- Anamnese: Der Arzt wird zunächst die Krankengeschichte des Patienten erheben und nach den Umständen fragen, unter denen das Zittern oder die Krämpfe auftreten oder sich bessern.
- Körperliche Untersuchung: Meistens reicht eine anschließende körperliche Untersuchung für die Diagnose aus. Der Arzt prüft insbesondere die Funktion von Gehirn, Nerven und Muskeln.
- Blutuntersuchungen: Es können außerdem noch einige Blutwerte kontrolliert werden, um andere Ursachen für das Zittern auszuschließen. Zum Basislabor gehören BSG, CRP, ein Differenzialblutbild, Elektrolyte, Transaminasen, Retentionsparameter, TSH, CK, BZ, HbA1c, Magnesium und Kalzium.
- Neurologische Diagnostik: In komplexeren Fällen können eine Elektromyographie (EMG) sowie eine polygraphische Tremoranalyse durchgeführt werden.
- Bildgebende Verfahren: Klarheit kann letztlich nur eine intensive Diagnostik etwa durch Kernspintomographie/ Magnetresonanztomographie (MRT), craniale Computertomographie (CCT) oder Elektroenzephalografie (EEG) bringen. Auch eine Bildgebung (Kernspintomographie von Gehirn und Rückenmark) kann durchgeführt werden, um andere Ursachen für Muskelschwund, Zittern und Kraftlosigkeit auszuschließen.
Behandlung
Die Behandlung von Krämpfen und Zittern richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
Medikamentöse Therapie
- Betablocker: Besonders häufig werden Betablocker wie Propranolol verschrieben, um das Zittern zu unterdrücken und den essentiellen Tremor zu behandeln.
- Antiepileptika: Auch Medikamente aus der Klasse der Antiepileptika können zur Behandlung von Tremor eingesetzt werden.
- Riluzol: Bei Amyotropher Lateralsklerose (ALS) kann das Medikament Riluzol in Tablettenform eingesetzt werden, das den Nervenabbau etwas abbremsen kann.
- Botulinumtoxin: Gegen dystonen Tremor bestimmter Körperabschnitte, zum Beispiel Kopf oder Stimme, kann häufiger Botulinumtoxin wirken.
Nicht-medikamentöse Therapie
- Tiefe Hirnstimulation: In schweren Fällen, die nicht auf Medikamente ansprechen, wird im Einzelfall auch die tiefe Hirnstimulation angewendet. Die elektrische Stimulation wird durch eine Elektrode an das Gehirn abgegeben, die im Thalamus implantiert wird.
- Ergotherapie und Physiotherapie: Ein ganzes Team aus LogopädInnen, Ergo-und PhysiotherapeutInnen und medizinischem Personal aus dem Pflegebereich wirkt bei der Behandlung mit.
- Technische Hilfsmittel: Technische Hilfsmittel können den Alltag erleichtern. Es gibt spezielle „Tremorlöffel“ und „Tremorstifte“ mit einem speziellen Design.
- Entspannungsübungen: Zuweilen reichen Entspannungsübungen, um einem Krampf vorzubeugen, weil Stress oder Anspannung das Zittern verstärken können.
- Verzicht auf Koffein und Alkohol: Ebenso verstärkt Stress oftmals die Symptome. Auch Alkohol und Koffein sollten gemieden werden.
- Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene und vitalstoffreiche Ernährung bildet die Grundlage für den reibungslosen Ablauf aller körperlichen Prozesse. Dazu gehört, dass Sie hochwertige Eiweiße, Vitamine, komplexe Kohlenhydrate und Mineralstoffe zu sich nehmen. Vermeiden Sie Lebensmittel, die innere Unruhe begünstigen.
Naturheilverfahren
Naturheilverfahren ergänzen die klassische Schulmedizin und helfen dem Körper seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
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