Leiden Sie unter permanentem Stress, Angstzuständen, Schlafstörungen oder chronischen Schmerzen? Haben Sie oft das Gefühl, gar nicht mehr richtig abschalten zu können? Stehen Sie dauerhaft unter Strom und sind ständig präsent? Dann sollten Sie sich dringend mit Ihrem gereizten Nervensystem befassen. Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie es wieder in Balance bringen können.
Ihr Nervensystem begleitet Sie auf Schritt und Tritt und ist zentraler Verantwortlicher aller Körperfunktionen, bewussten Handlungen und Sinneseindrücke. Gerät es aus dem Takt, leidet die Lebensqualität erheblich. In unserer modernen Gegenwart passiert das recht leicht. Permanente Erreichbarkeit, Dauer-Content-Feuer in den sozialen Medien, mangelnde Bewegung und hohe Bildschirmzeiten überfluten Ihr Nervensystem mit Reizen und können zu negativen körperlichen sowie psychischen Symptomen führen. Höchste Zeit, sich die Nervenruhe wieder zurückzuholen - und das geht leichter, als Sie denken!
Warum unser Nervensystem aus den Fugen gerät
„Die modernen Menschen werden nicht mehr mit der Peitsche, sondern mit Terminen geschlagen.“ (Telly Savalas) Vermutlich kennen auch Sie jemanden in Ihrem Freundes-, Bekannten- oder Kollegenkreis, der unter Stress und Anspannung leidet. Stress und damit einhergehende Folgeerkrankungen sind zu modernen Zivilisationskrankheiten geworden. Doch woran liegt das? Die Diagnose lautet: Das Nervensystem der Menschen gerät zunehmend aus den Fugen. In diesem Kapitel sollen die Ursachen hierfür näher beleuchtet werden.
Moderne Lebensweise und ihre Auswirkungen auf das Nervensystem
Heute hat sich eine moderne Lebensweise etabliert, die jedoch als zweischneidiges Schwert betrachtet werden muss: Sie bringt einerseits Fortschritte und Annehmlichkeiten, z. B. durch technische Hilfsmittel, frei verfügbare Informationen und verbesserte Kommunikationskanäle. Gleichzeitig bringt der heutige Lebensstil jedoch erhebliche Herausforderungen für das Nervensystem hervor. Die ständige Erreichbarkeit, schnelle Informationsüberflutung und mangelnde Bewegung sind nur einige der Faktoren, die das menschliche Nervensystem stark belasten und aus dem Gleichgewicht bringen können. Diese Veränderungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit der Bevölkerung.
Übermäßiger Arbeitsdruck und permanente Erreichbarkeit
Wesentliche Aspekte der modernen Lebensweise sind der übermäßige Arbeitsdruck und die permanente Erreichbarkeit durch mobile Telefone und Computer. Dank der technologischen Fortschritte sind viele Menschen rund um die Uhr erreichbar, was dazu führt, dass die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit zunehmend verschwimmen. Schließlich haben viele Arbeitnehmer ein schlechtes Gewissen, den Anruf des Chefs wissentlich zu ignorieren, auch wenn der eigene Arbeitstag eigentlich schon zu Ende ist. Diese ständige Erreichbarkeit erzeugt einen konstanten Druck, jederzeit verfügbar und produktiv sein zu müssen, auch in der Freizeit.
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Studien haben gezeigt, dass dieser ständige Arbeitsdruck und die fehlende Erholung in chronischem Stress münden können, was wiederum das Nervensystem beeinträchtigt. Eine Untersuchung von Arlinghaus und Nachreiner (2013) zeigte, dass ständige Erreichbarkeit das Stressniveau erhöht und Schlafstörungen verursacht. Diese permanente Belastung führt zu einer Überaktivierung des sympathischen Nervensystems, das für die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion verantwortlich ist (hierzu später mehr). Ein chronisch aktiviertes sympathisches Nervensystem kann langfristige gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck, Herzkrankheiten und psychische Erkrankungen zur Folge haben.
Schnelle Informationsüberflutung durch digitale Medien
Die digitale Revolution hat die Fähigkeit, Informationen zu empfangen und zu verarbeiten, erheblich verändert. Diese Informationsüberflutung kann unter Umständen eine kognitive Überlastung des menschlichen Systems zur Folge haben, da das Gehirn Schwierigkeiten hat, die Menge an eingehenden Reizen angemessen zu verarbeiten. Eine Studie von Becker et al. (2013) macht deutlich, dass ständige Unterbrechungen und Multitasking, die durch digitale Medien verursacht werden, zu einer verminderten kognitiven Leistung und erhöhter Stressbelastung führen. Das Nervensystem wird durch die ständigen Reize überstimuliert, was eine anhaltende Aktivierung des Stressreaktionssystems verursacht. Dies wiederum trägt langfristig zu einer Dysregulation des Nervensystems bei, was sich in Symptomen wie Angst, Reizbarkeit und Schlafstörungen äußert.
Mangelnde Bewegung und sitzende Lebensweise
Die moderne Lebensweise ist häufig von Bewegungsmangel und einer sitzenden Lebensweise geprägt, d. h. die meisten Tätigkeiten, wie etwa die Büroarbeit, das Essen oder auch der gemütliche Abend auf dem Sofa, werden sitzend ausgeführt. Viele Menschen verbringen sogar den Großteil ihres Tages in einer (meist nicht einmal optimalen) Sitzposition - sei es bei der Arbeit, vor dem Fernseher oder beim Surfen im Internet. Dieser Bewegungsmangel hat nicht nur negative Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit, sondern auch auf das Nervensystem.
Regelmäßige körperliche Aktivität ist entscheidend für die Gesundheit des Nervensystems. Sie fördert die Durchblutung und Versorgung des Gehirns mit Nährstoffen und Sauerstoff, unterstützt die Neuroplastizität (die Fähigkeit des Gehirns, sich anzupassen und zu verändern) und hilft, Stress abzubauen. Eine Langzeituntersuchung von Dishman et al. (2006) zeigte, dass regelmäßige Bewegung die Funktion des autonomen Nervensystems verbessert und das Risiko für stressbedingte Erkrankungen reduziert. Im Gegensatz dazu kann eine sitzende Lebensweise das Nervensystem negativ beeinflussen. Studien haben gezeigt, dass Bewegungsmangel mit einer erhöhten Aktivität des sympathischen Nervensystems und einer verminderten Aktivität des parasympathischen Nervensystems verbunden ist. Dies bedingt ein Ungleichgewicht, das sich in Form von erhöhter Stressanfälligkeit, einer schlechteren Stressbewältigung und langfristigen gesundheitlichen Problemen manifestiert.
Einfluss von Elektrogeräten und Bildschirmzeit
Die Nutzung von Elektrogeräten und die damit verbundene Bildschirmzeit haben in den letzten Jahrzehnten exponentiell zugenommen. Diese Technologien haben zweifellos viele Aspekte unseres Lebens verbessert, bringen jedoch auch erhebliche Herausforderungen für das Nervensystem mit sich. Die Auswirkungen reichen von Schlafstörungen über ständige Reizüberflutung bis hin zu potenziellen gesundheitlichen Risiken durch elektromagnetische Strahlung.
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Auswirkungen von blauem Licht auf den Schlaf-Wach-Rhythmus
Ein Hauptfaktor, der den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflusst, ist das von Bildschirmen ausgestrahlte blaue Licht. Dieses Licht unterdrückt die Produktion von Melatonin, einem Hormon, das den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert. Eine Studie von Chang et al. (2015) zeigte, dass die Nutzung von elektronischen Geräten vor dem Schlafengehen die Melatoninproduktion signifikant reduziert, die Einschlafzeit verlängert und die Schlafqualität beeinträchtigt. Personen, die regelmäßig abends vor Bildschirmen sitzen, leiden daher häufig unter Schlafstörungen, die sich negativ auf die Regeneration des Nervensystems auswirken.
Schlaf-Wach-Rhythmus: Der Schlaf-Wach-Rhythmus bezeichnet den biologischen Rhythmus des Menschen innerhalb einer Tages-Periode, also binnen 24 Stunden. Der menschliche Organismus passt sich diesem Tages-Rhythmus an, insbesondere durch den Wechsel von Wach- und Schlafphasen. Biologisch wird dieser vorwiegend durch den Wechsel von Tag und Nacht (Helligkeit und Dunkelheit) geprägt. Insbesondere bei Schichtarbeitern gerät dieser Rhythmus jedoch mit der Zeit aus den Fugen, teilweise weicht er sogar von dem 24-Stunden-Takt ab. Ein weiteres klassisches Beispiel für eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus ist eine plötzliche signifikante Veränderung der Zeitzone, der sogenannte Jetlag, den insbesondere die Fernreisenden unter Ihnen nur zu gut kennen dürften.
Ständige Reizüberflutung durch soziale Medien und Nachrichten
Die permanente Verfügbarkeit von sozialen Medien und Nachrichtenquellen führt zu einer kontinuierlichen Reizüberflutung. Jede Benachrichtigung, jedes Update und jede neue Nachricht stellt einen neuen Reiz dar, der vom Gehirn verarbeitet werden muss. Diese ständige Informationsflut kann zu einer Überstimulation des Nervensystems führen. Zahlreiche Untersuchungen ergaben, dass die Nutzung sozialer Medien mit einem erhöhten Stresslevel bei den Testpersonen korreliert. Die ständigen Unterbrechungen und die Notwendigkeit, auf jede neue Information zu reagieren, können zu erhöhter Nervosität und einem Gefühl der Überforderung führen.
Elektromagnetische Strahlung und potenzielle Auswirkungen auf das Nervensystem
Ein weiteres Thema, das im Zusammenhang mit der Nutzung von Elektrogeräten oft diskutiert wird, ist die elektromagnetische Strahlung (EMF), die von diesen Geräten ausgeht. Obwohl die Forschung in diesem Bereich noch nicht abschließend ist, gibt es Hinweise darauf, dass EMF das Nervensystem beeinflussen kann. U. a. eine Studie von Volkow (2011) liefert Anhaltspunkte dafür, dass die Nutzung eines Mobiltelefons für 50 Minuten die Hirnaktivität in der Nähe der Antenne erhöht. Obwohl die langfristigen Auswirkungen dieser erhöhten Hirnaktivität noch unklar sind, besteht die Möglichkeit, dass diese zur Entwicklung von Stress und anderen neurologischen Problemen beitragen könnte.
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