Meerschweinchenlähmung, Vitamin-C-Mangel, Ursachen und Behandlung

Meerschweinchen sind beliebte Haustiere, die jedoch anfällig für verschiedene Gesundheitsprobleme sein können. Zwei häufige Probleme, die zu Lähmungen oder ähnlichen Symptomen führen können, sind die Meerschweinchenlähmung und der Vitamin-C-Mangel. Dieser Artikel befasst sich mit den Ursachen, Symptomen, der Diagnose und der Behandlung dieser Erkrankungen, um Meerschweinchenhaltern zu helfen, ihre Tiere besser zu versorgen.

Biologische Grundlagen des Meerschweinchens

Um die spezifischen Gesundheitsprobleme besser zu verstehen, ist es hilfreich, einige biologische Grundlagen der Meerschweinchen zu kennen.

Taxonomie und Herkunft

Meerschweinchen gehören zur Ordnung der Nagetiere (Rodentia) und bilden mit fast 3000 Arten die Hälfte aller Säugetierarten auf der Erde. Die Stammform des Hausmeerschweinchens ist das Gebirgsmeerschweinchen (Cavia aperea cutleri), das in den grasreichen Hochebenen und Buschsteppen der Anden bis in Höhen von 4200 m zu finden ist. Dort leben sie in Familienverbänden von 4 bis 10 (20) Tieren in selbst gegrabenen Höhlen.

Historische Bedeutung

Meerschweinchen gehören zu den ältesten Haustieren der Neuen Welt. Schon die Inkas hielten sie als Speise- und Opfertiere. Nach der Entdeckung Amerikas brachten spanische und holländische Seefahrer die ersten Meerschweinchen nach Europa. Der Name "Meerschweinchen" leitet sich von ihrer gedrungenen Körperform und den quiekenden Lauten ab, während der englische Name "Guinea Pig" vermutlich von der Bezeichnung "guinea" für "fremd" oder dem Verkaufspreis von 1 Guinea in England stammt.

Nutzung

Heute werden Meerschweinchen in Südamerika als Heimtiere und Fleischproduzenten genutzt, während sie in Europa als Versuchs- und Heimtiere gehalten werden.

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Anatomie und Physiologie

Die Zähne des Meerschweinchens wachsen ein Leben lang und benötigen daher ständigen Abrieb. Die Schneidezähne haben nur auf der Vorderseite einen Schmelzüberzug, was zu ihrer meißelartigen Form führt. Die Backenzähne sind von Schmelzfalten durchzogen.

Verdauungstrakt

Der Magen ist einhöhlig und dünnwandig, was Meerschweinchen unfähig macht, sich zu erbrechen. Sie nehmen über den Tag verteilt 60 bis 80 kleine Mahlzeiten auf. Der Dünndarm beginnt mit einer ampullenförmigen Erweiterung des Duodenums. Das Caecum, der Ort der bakteriellen Zelluloseverdauung, beinhaltet etwa zwei Drittel des Gastrointestinalinhaltes und füllt ein Drittel der Bauchhöhle aus. Hier wird auch die Caecotrophe gebildet, die reich an bakteriell synthetisierten Vitaminen ist.

Vitamin-C-Synthese

Im Laufe der Evolution haben Meerschweinchen den Mechanismus zur Eigensynthese von Vitamin C verloren und sind daher auf eine exogene Zufuhr angewiesen. In freier Wildbahn wird dies durch Vitamin-C-reiches Gras sichergestellt, während bei Heimtieren eine reine Heugabe nicht ausreicht.

Urogenitalsystem

Die Nieren sind glatt und einwarzig. Harnsteine treten gelegentlich auf, häufiger bei weiblichen Tieren. Die Geschlechtsreife tritt früh ein, was bei der Haltung von Meerschweinchenfamilien in Zoohandlungen zu ungewollten Trächtigkeiten führen kann.

Haut und Fell

Die Haut ist derb und faltenlos, was subkutane Injektionen erschwert. Das Fell besteht aus Haaren in verschiedenen Wachstumsphasen, die durch die Trächtigkeit beeinflusst werden. Das Kaudalorgan und die Perinealdrüsen sind akzessorische Geschlechtsdrüsen.

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Meerschweinchenlähmung

Die Meerschweinchenlähmung ist eine gefürchtete Erkrankung, die oft tödlich verläuft. Es ist wichtig, sie von anderen Ursachen für Lähmungen zu unterscheiden.

Ursachen von Lähmungen

Lähmungen bei Meerschweinchen können verschiedene Ursachen haben:

  • Infektionen (z.B. Toxoplasmose, Meerschweinchenlähmung, Salmonellose)
  • Gebärmutterentzündung
  • Eierstockzysten
  • Nach Kastrationen
  • Brüche der Beine, des Beckens oder der Wirbelsäule
  • Arthrose
  • Mangel an Vitamin C und/oder Vitamin B
  • Encephalitozoonose Cuniculi (E. Cuniculi, EC)

Eine durch Viren verursachte Lähmung, wie die Meerschweinchenlähmung, endet meist tödlich.

Symptome von Lähmungen

Typische Symptome sind:

  • Unfähigkeit, ein oder mehrere Gliedmaßen zu bewegen
  • Robben durch den Käfig

Behandlung von Lähmungen

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Lähmung:

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  • Ruhigstellung bei Brüchen
  • Vitamingabe bei Mangelerscheinungen
  • Antibiotikatherapie bei Entzündungen oder bakteriellen Infektionen

Eine ausgewogene Ernährung und eine sichere Käfigeinrichtung können vielen Lähmungen vorbeugen.

Meerschweinchenlähmung im Detail

Die Meerschweinchenlähmung selbst ist eine besondere Form der Lähmung, die leider immer binnen weniger Tage tödlich verläuft und für das Tier qualvoll ist.

Vitamin-C-Mangel (Skorbut)

Da Meerschweinchen Vitamin C nicht selbst synthetisieren können, ist eine ausreichende Zufuhr über die Nahrung essentiell. Ein Mangel kann zu schweren gesundheitlichen Problemen führen.

Ursachen

Ein Vitamin-C-Mangel entsteht, wenn die Ernährung des Meerschweinchens nicht genügend Vitamin C enthält. Dies kann bei einer reinen Heufütterung der Fall sein.

Symptome

Vitamin C ist wichtig für die Bildung von Knochengewebe, Blutgefäße und das Immunsystem. Ein Mangel kann folgende Symptome verursachen:

  • Verdickungen an den Rippen
  • Geschwollene und schmerzende Gelenke
  • Mikrofrakturen
  • Spröde Zähne und Kiefer
  • Häufige Blutungen und blaue Flecken
  • Infektionen
  • Schwellungen
  • Versteifungen der Knie- und Sprunggelenke

Diagnose

Die Diagnose eines Vitamin-C-Mangels kann schwierig sein, da Vitamin C im Blut nicht direkt gemessen werden kann.

Behandlung

Bei Verdacht auf einen Mangel sollte dem Meerschweinchen zusätzlich Vitamin C verabreicht werden. Bei anderen Problemen wie Zahnproblemen oder bakteriellen Infektionen sind zusätzliche Medikamente erforderlich.

Prävention

Überschüssiges Vitamin C wird über den Urin ausgeschieden, daher ist eine tägliche Gabe von Vitamin-C-Tabletten empfehlenswert. Gesunde Meerschweinchen sollten nicht mehr als 1 Tablette pro Tag erhalten. Das Auflösen von Vitamin C im Wasser wird nicht empfohlen, da die Dosierung schwer zu kontrollieren ist und das Vitamin C ausfällt.

Encephalitozoonose Cuniculi (E. Cuniculi, EC)

E. Cuniculi ist eine Infektionskrankheit, die durch den Einzeller Enzephalitozoon verursacht wird und vor allem bei Kaninchen, aber auch bei Meerschweinchen auftreten kann, besonders bei gemeinsamer Haltung.

Symptome

Die Symptome sind vielfältig und oft unspezifisch:

  • Schiefhaltung des Kopfes
  • Unkontrolliertes Wackeln des Kopfes
  • Drehen des Kopfes nach oben (Sterngucker-Krankheit)
  • Drehen um die eigene Achse
  • Krampfanfälle (selten)
  • Lähmungserscheinungen
  • Steifer Gang
  • Inkontinenz

Diagnose

Die Diagnose ist oft schwierig, da die Symptome unspezifisch sind. Der Tierarzt wird Blut abnehmen und ggf. eine Röntgenuntersuchung durchführen, um andere Ursachen auszuschließen.

Behandlung

Eine Heilung von E. Cuniculi ist nicht möglich, aber die Symptome können durch Medikamente wie Panacur, Kortison und Antibiotika in Schach gehalten werden.

Vorbeugende Maßnahmen

Eine Trennung betroffener Tiere von der Gruppe ist nicht empfehlenswert, da dies Stress verursachen kann. Die Ansteckung erfolgt oral über den Urin.

Erfahrungsbericht eines Tierhalters

Ein Tierhalter berichtet von einem Tierarztbesuch, der von Unverständnis und Fehldiagnosen geprägt war. Das Meerschweinchen zeigte Lähmungserscheinungen und Schmerzen, wurde aber ohne gründliche Untersuchung als Fall von Meerschweinchenlähmung diagnostiziert. Der Halter zweifelte die Diagnose an, da die Symptome nicht typisch waren und die Lebensumstände des Tieres eine Infektion unwahrscheinlich machten. Der Fall zeigt, wie wichtig eine kompetente und umfassende Diagnostik ist.

Ernährung und Futterumstellung

Frischfutter wie Möhren, Paprika, Äpfel, Fenchel und Chicorée gehören auf den Speiseplan des Meerschweinchens. Heu sollte immer zur Verfügung stehen. Futterumstellungen sollten vorsichtig und langsam erfolgen, um Durchfall zu vermeiden. Frischfutter enthält das lebenswichtige Vitamin C.

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