Mutter, Demenz, Tod: Ursachen, Symptome und Umgang mit der Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit, oft fälschlicherweise mit Demenz gleichgesetzt, ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die mit dem Abbau von Nervenzellen im Gehirn einhergeht. Demenz ist der Überbegriff für über 50 hirnorganische Erkrankungen, wobei Alzheimer die häufigste Form darstellt. Bei Alzheimer kommt es zum fortschreitenden Verlust von Hirn-Nervenzellen sowie zu Ablagerungen, den sogenannten Amyloid-Plaques, die eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Krankheit spielen. Seit 2023 stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung, die aktiv diese Amyloid-Plaques abbauen.

Ursachen und Symptome der Alzheimer-Krankheit

Die genauen Ursachen für den Abbau von Nervenzellen bei Alzheimer sind noch nicht vollständig geklärt. Allerdings spielen genetische Faktoren, Alterungsprozesse und Umweltfaktoren eine Rolle.

Die ersten Symptome von Alzheimer werden oft nicht direkt mit der Krankheit in Verbindung gebracht. Betroffene können unter Kopfschmerzen, leichter Depression oder Leistungsschwäche leiden. Im Laufe der Zeit treten jedoch deutliche Ausfallerscheinungen des Gehirns auf.

Frühwarnzeichen der Alzheimer-Krankheit

Frühwarnzeichen können sein:

  1. Das Wiederholen immer wieder derselben Frage.
  2. Das ständige Erzählen derselben Geschichte mit denselben Worten.
  3. Schwierigkeiten bei alltäglichen Verrichtungen wie Kochen, Kartenspielen oder der Benutzung der Fernbedienung.
  4. Probleme im Umgang mit Geld, Rechnungen und Überweisungen.
  5. Das Verlegen oder unbewusste Verstecken von Gegenständen und der Verdacht gegenüber Angehörigen, diese weggenommen zu haben.
  6. Die Weigerung, sich zu waschen oder frische Kleider anzuziehen, und die fälschliche Behauptung, dies gerade erst getan zu haben.
  7. Das Wiederholen an ihn gerichteter Fragen.

Fortschreiten der Krankheit

Mit dem Fortschreiten der Krankheit nimmt das Orientierungsvermögen stark ab, die sprachlichen Fähigkeiten verkümmern und die Persönlichkeit beginnt zu zerfallen. Im späten Stadium baut der Körper stark ab, und Betroffene können ihren Alltag ohne ständige Pflege nicht mehr meistern. Nach der Diagnose leben die Betroffenen meist noch zwischen acht und zehn Jahren. Heilung ist bislang nicht möglich, aber mit Medikamenten können die Symptome behandelt und das Voranschreiten der Krankheit verlangsamt werden.

Lesen Sie auch: Umgang mit Demenz im Arzttermin

Demenz: Mehr als nur Alzheimer

Alzheimer ist nur eine von über 50 Demenzerkrankungen. Demenz ist ein Syndrom, das durch den Verlust von Gehirnfunktionen gekennzeichnet ist. Das Gehirn fungiert für den gesamten Körper als Steuerungszentrale. In den ersten Phasen einer Demenz leiden Betroffene in der Regel noch nicht unter körperlichen Beeinträchtigungen. Gedächtnislücken, Wortfindungsstörungen und Orientierungsprobleme stehen im Vordergrund.

Körperliche Auswirkungen der Demenz

Patient:innen mit fortgeschrittener Demenz entwickeln häufig Schwierigkeiten beim Gehen oder können plötzlich nicht mehr laufen. Der Gang ist unsicher und schwankend, was ein erhöhtes Sturzrisiko zur Folge hat. Dazu kommen grobmotorische Einschränkungen und Schwierigkeiten bei der Koordination. Die Körperhaltung ist eingesunken, weil Betroffene nicht mehr in der Lage sind, den Kopf aufrecht zu halten. Die schiefe Körperhaltung geht mit einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck einher.

Allmählich kommt es auch zum Verlust der Feinmotorik. Tätigkeiten, die Geschick oder Präzision erfordern, sind ohne Unterstützung nicht mehr möglich. Dazu zählen beispielsweise das Essen mit Messer und Gabel, das An- und Ausziehen von Kleidung und das tägliche Waschen und Zähneputzen. Harn- und/oder Stuhlinkontinenz schränken die Selbstständigkeit bei fortgeschrittener Demenz weiter ein. Betroffene verlieren die Kontrolle über Blase und Darm und sind oftmals nicht fähig, den Weg zur Toilette zu finden.

Bei Demenzkranken im fortgeschrittenen Stadium ist oftmals die neurologische Steuerung jener Muskeln eingeschränkt, die am Schluckvorgang beteiligt sind. Schluckstörungen, sogenannte Dysphagien, treten daher im Zuge einer Demenz sehr oft auf. Die Folge: Betroffene verschlucken sich häufig, was das Risiko für eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) erhöht. Außerdem kann eine Dysphagie auch zur Nahrungsverweigerung und schlimmstenfalls zu Dehydrierung, Mangelernährung und damit einhergehend zu einer allgemeinen Verschlechterung des Gesundheitszustands führen.

Demenzkranke leiden häufig unter einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. Infolgedessen wandern sie nachts umher und sind allgemein unruhig und verwirrt. Oder aber die Schlafphasen werden immer länger und die Patient:innen haben nur noch sehr kurze aktive Wachphasen.

Lesen Sie auch: Symptome eines Schlaganfalls nach der Entbindung

Andere Demenzformen

Neben Alzheimer gibt es weitere Demenzformen, die unterschiedliche Ursachen und Symptome haben:

  • Vaskuläre Demenz (VD): Diese Form der Demenz hat ihren Ursprung in den Blutgefäßen des Gehirns. Durchblutungsstörungen führen zu Schädigungen des Hirngewebes.
  • Frontotemporale Demenz (Morbus Pick): Hierbei gehen Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich zurück, was vor allem die Persönlichkeit und das soziale Verhalten verändert.
  • Lewy-Körper-Demenz: Diese neurodegenerative Erkrankung ist durch sogenannte „Lewy-Körperchen“ gekennzeichnet, die zum Rückgang von Nervenzellen in der Hirnrinde führen. Typische Symptome sind optische Sinnestäuschungen und motorische Störungen.
  • Parkinson-Demenz: Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei circa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine dementielle Erkrankung.
  • Sekundäre Demenzen: Diese werden indirekt durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch (Korsakow-Demenz) oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst.

Diagnostik und Therapie

Eine frühe Diagnose ist entscheidend, um das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit zu verlangsamen und den Betroffenen und ihren Familien zu helfen, sich auf die Veränderungen vorzubereiten. Die Diagnostik umfasst in der Regel ein Patientengespräch (Anamnese), eine körperliche Untersuchung und die Durchführung von Demenz-Tests.

Medikamentöse Behandlung

Obwohl es keine Heilung für Alzheimer gibt, können Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Seit 2023 stehen zudem Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung, die aktiv die Amyloid-Plaques abbauen.

Nicht-medikamentöse Therapien

Neben Medikamenten spielen auch nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Demenz. Dazu gehören:

  • Kognitives Training: Übungen zur Verbesserung der Gedächtnisleistung und der Denkfähigkeit.
  • Ergotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben.
  • Physiotherapie: Förderung der Beweglichkeit und Koordination.
  • Musiktherapie: Einsatz von Musik zur Förderung des emotionalen Wohlbefindens und zur Aktivierung von Erinnerungen.
  • Soziale Aktivitäten: Teilnahme an Gruppenangeboten und sozialen Veranstaltungen, um die soziale Interaktion zu fördern und Isolation zu vermeiden.

Umgang mit Demenz im Alltag

Der Alltag mit einem Demenzkranken kann sehr herausfordernd sein. Es ist wichtig, sich über die Krankheit zu informieren und Strategien zu entwickeln, um mit den Veränderungen umzugehen.

Lesen Sie auch: Schlaganfall bei Beate Mutters Mutter Irene: Ursachenforschung

Kommunikation

Die Kommunikation mit Demenzkranken erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und Wertschätzung. Es ist wichtig, langsam und deutlich zu sprechen, kurze Sätze zu verwenden und Blickkontakt zu halten. Vermeiden Sie es, zu korrigieren oder zu kritisieren, und versuchen Sie stattdessen, die Gefühle und Bedürfnisse des Betroffenen zu verstehen.

Gestaltung der Umgebung

Eine demenzgerechte Raumgestaltung kann den Alltag erleichtern und die Orientierung fördern. Dazu gehört, Barrieren abzubauen, für eine gute Beleuchtung zu sorgen und hilfreiche Anhaltspunkte zur zeitlichen und räumlichen Orientierung zu schaffen.

Beschäftigung

Beschäftigung und Spiele sind wichtig, um die geistige und körperliche Aktivität anzuregen und soziale Interaktion zu erzeugen. Wählen Sie Aktivitäten, die den Interessen und Fähigkeiten des Betroffenen entsprechen und ihm Freude bereiten.

Entlastung für Angehörige

Die Pflege und Betreuung von Demenzkranken ist eine große Belastung für Angehörige. Es ist wichtig, sich Unterstützung zu suchen und Entlastungsangebote in Anspruch zu nehmen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Ambulante Pflegedienste: Unterstützung bei der Körperpflege, der Medikamentengabe und anderen Aufgaben.
  • Tagespflege: Betreuung in einer Einrichtung tagsüber.
  • Kurzzeitpflege: Betreuung in einer Einrichtung für einen begrenzten Zeitraum.
  • Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Angehörigen.
  • Beratungsstellen: Informationen und Unterstützung bei Fragen rund um die Demenz.

Die letzte Lebensphase und der Tod

Im Endstadium der Demenz sind Betroffene vollständig auf Pflege angewiesen. Die körperlichen Anzeichen verschlechtern sich, und es kommt häufig zu Infektionen, insbesondere Lungenentzündungen, die nicht selten zum Tod führen. Problematisch ist zudem, dass Erkrankte möglicherweise unter Schmerzen leiden, die nicht erkannt werden, weil die betroffene Person sich nicht bemerkbar machen kann.

Im Sterbeprozess ist der Herzschlag oft erhöht, der Blutdruck hingegen erniedrigt. Die Haut wirkt sehr blass oder ist bläulich-gemustert, das Gesicht ist eingefallen.

Symptome in der letzten Lebensphase

In den letzten Wochen, Tagen und Stunden können belastende Beschwerden auftreten, die jedoch meist gemildert oder verhindert werden können. Dazu gehören:

  • Schmerzen: Treten häufig auf und sollten mit Schmerzmitteln behandelt werden.
  • Luftnot: Kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden und wird gegebenenfalls mit Sauerstofftherapie behandelt.
  • Unruhe und Angst: Können durch vertraute Personen, Berührungen, Massagen oder Musik gelindert werden.
  • Akute Verwirrtheit: Entsteht meist plötzlich und klingt wieder ab.

Sterbeorte und Todesursachen

Die meisten Menschen mit Demenz werden zu Hause von den Angehörigen betreut und haben den Wunsch, auch dort zu sterben. Mit Fortschreiten der Erkrankung wird häufiger eine Pflegeeinrichtung das neue Zuhause. Überwiegend versterben die Menschen mit fortgeschrittener Demenz jedoch an den Folgen oder Komplikationen der Demenz, insbesondere an einer Lungenentzündung.

Terminale Luzidität

Ein besonderes Phänomen, das bei Demenzkranken beobachtet wird, ist die sogenannte "terminale Luzidität" oder "Klarheit am Ende". Kurz vor dem Tod erleben viele Demenz-Patienten Momente kurzer Klarheit, in denen ihre Erinnerungen und verloren geglaubte Fähigkeiten zurückkehren. Wissenschaftler vermuten, dass dies eine Möglichkeit für den Sterbenden sein kann, endgültig Abschied zu nehmen, vor dem Tod einen Abschluss zu finden und wieder Kontakt zu Familie und Freunden aufzunehmen.

Trauerphase

Der Tod eines nahestehenden Menschen ist mit tiefen Emotionen verbunden. Hinterbliebene müssen nicht allein mit ihrer Trauer bleiben, vielen hilft es sich mit anderen darüber auszutauschen. Hospizdienste bieten Unterstützung in dieser Lebensphase an.

Vorbeugung

Einige Verhaltensweisen können das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, senken. Dazu gehören:

  • Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität fördert die Durchblutung des Gehirns und kann das Risiko für Demenz senken.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist gut für das Gehirn.
  • Soziale Kontakte: Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte und bleiben Sie aktiv in Ihrer Gemeinde.
  • Geistige Aktivität: Fordern Sie Ihr Gehirn heraus, indem Sie lesen, Rätsel lösen oder neue Dinge lernen.

tags: #Mutter #Demenz #Tod #Ursachen