Eine Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) ist ein häufiger gynäkologischer Eingriff, der oft zur Behandlung verschiedener Erkrankungen wie Endometriose, Myome oder Gebärmuttersenkung eingesetzt wird. Obwohl viele Frauen nach der Operation eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität erfahren, können bei einigen Patientinnen auch unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, darunter Nervenschmerzen im Unterleib. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen von Nervenschmerzen nach einer Gebärmutterentfernung, die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und gibt Betroffenen hilfreiche Tipps zur Linderung ihrer Beschwerden.
Ursachen von Nervenschmerzen nach Gebärmutterentfernung
Nervenschmerzen nach einer Gebärmutterentfernung können verschiedene Ursachen haben. Es ist wichtig zu verstehen, dass der Eingriff selbst eine Belastung für den Körper darstellt und verschiedene Strukturen im Beckenbereich beeinflussen kann.
Direkte Nervenverletzung während der Operation:
Während der Hysterektomie können Nerven im Operationsgebiet verletzt oder gereizt werden. Dies kann insbesondere bei komplexen Eingriffen der Fall sein, bei denen zusätzliches Gewebe entfernt werden muss, wie z. B. bei einer radikalen Hysterektomie. Die Nerven können durchtrennt, gequetscht oder durchtrennt werden.
Nervenreizung durch Narbengewebe:
Nach der Operation bildet sich Narbengewebe im Operationsgebiet. Dieses Narbengewebe kann auf Nerven drücken oder sie einklemmen, was zu Schmerzen führen kann. Auch Verwachsungen können durch minimalinvasive Eingriffe entstehen.
Entzündung:
Entzündungen im Operationsgebiet können zu Nervenreizungen und Schmerzen führen.
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Beckenbodensenkung:
Das Tiefertreten (Descensus) von Gebärmutter, Harnblase und Enddarm oder die Senkung des sogenannten Scheidenstumpfes nach einer Gebärmutterentfernung wird als Beckenbodensenkung bezeichnet. Normalerweise ist die Gebärmutter durch Bänder im Becken elastisch aufgehängt und liegt auf dem Beckenboden, einer hängemattenartigen Muskelplatte. So kann sie z. B. einer vollen Blase oder Darm ausweichen. Senkt sich die Gebärmutter durch Schwäche des Beckenbodens, nach Geburten, angeborener Bindegewebs- und Muskelschwäche, Überbelastungen, Elastizitätsverlust in den Wechseljahren oder Fettleibigkeit nach unten, wird von Senkung (Descensus) gesprochen. Erscheint gar der Muttermund bei Pressen im Scheideneingang, handelt es sich um einen Vorfall (Prolaps) der Gebärmutter.Nach einer Gebärmutterentfernung fehlt die natürliche Aufhängung der Scheide an den Bändern im Becken, so dass es ebenso zu einer Senkung und zum Vorfall der Scheide kommen kann.
Veränderte Beckenstatik und Stabilität:
Durch die Hysterektomie entsteht eine Veränderung der Beckenstatik und Stabilität. Die Gebärmutter ist Teil des Haltesystems im Becken und befindet sich zwischen Blase und Enddarm. Nach ihrer Entfernung kann es zu einer veränderten Lastenverteilung kommen, was zu einem Beckenorganprolaps (Senkung von Blase, Darm oder Scheidenstumpf) führen kann. Das Fehlen der Gebärmutter kann die Beckenbodenmuskulatur zusätzlich belasten, da der Körper immer versucht fehlende Stabilität anders auszugleichen.
Hormonelle Veränderungen:
Wenn die Eierstöcke mit entfernt werden, sinkt der Östrogenspiegel abrupt. Hormone haben einen unfassbar großen Einfluss auf unser ganzes Körpersystem. Ein Östrogenmangel kann zu einer schwächeren Gewebestruktur, Trockenheit der Schleimhäute, Schlafstörungen, hormonmangelbedingter Atrophie des Geschlechts und Harnwege und einer Verringerung der Muskelspannung im Beckenbereich führen.
Symptome von Nervenschmerzen nach Gebärmutterentfernung
Die Symptome von Nervenschmerzen nach einer Gebärmutterentfernung können vielfältig sein und sich von Frau zu Frau unterscheiden. Einige häufige Symptome sind:
- Brennen, Stechen oder Schießen im Unterleib
- Druckgefühl oder Fremdkörpergefühl im Beckenbereich
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Schmerzen beim Wasserlassen oder Stuhlgang
- Erhöhter Harndrang
- Inkontinenz
- Schmerzen im unteren Rücken
- Spannungsgefühle in den Adduktoren
- Veränderte Atmung
- Erhöhter Muskeltonus im gesamten Beckenbereich
Diagnose von Nervenschmerzen nach Gebärmutterentfernung
Um die Ursache der Nervenschmerzen zu ermitteln, wird der Arzt eine gründliche Anamnese erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei können verschiedene Tests und Untersuchungen zum Einsatz kommen, wie z. B.:
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- Neurologische Untersuchung: Um die Funktion der Nerven im Beckenbereich zu überprüfen.
- Bildgebende Verfahren: MRT oder CT können helfen, Narbengewebe, Verwachsungen oder andere strukturelle Probleme zu identifizieren, die auf die Nerven drücken könnten.
- Blasenspiegelung: Um sicherzugehen, dass die Blase bei der Operation nicht verletzt wurde.
- Beckenbodenuntersuchung: Um die Funktion der Beckenbodenmuskulatur zu beurteilen.
Behandlung von Nervenschmerzen nach Gebärmutterentfernung
Die Behandlung von Nervenschmerzen nach einer Gebärmutterentfernung zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und die zugrunde liegende Ursache zu behandeln. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die je nach individueller Situation eingesetzt werden können.
Konservative Behandlung:
- Schmerzmittel: Schmerzmittel helfen bei überreizten Nerven nur wenig. Zum anderen sind sie nicht nur schädlich für Magen, Leber und Niere, sondern Dein Körper gewöhnt sich daran und sendet immer häufiger grundlos Schmerzimpulse.
- Physiotherapie: Ein erfahrener Physiotherapeut kann helfen, Verspannungen im Beckenboden zu lösen, die Muskulatur zu stärken und die Körperhaltung zu verbessern.
- Beckenbodentraining: Das richtige Beckenbodentraining ist nach der Gebärmutterentfernung sehr wichtig. Du kannst es aber auch übertreiben, was zu Verspannungen und Reizungen im Unterleib führen kann. Selbiges gilt für andere Sportarten, die Einfluss auf die Unterbauch- und Beckenbodenmuskulatur haben. Lass Dich vor Deinem Training von einem erfahrenen Physiotherapeuten beraten, wie Du am besten trainierst. Viele von uns können den Beckenboden gut anspannen, haben aber Schwierigkeiten bei der Entspannung. Verspannungen im Beckenboden können die Nerven und Unterbauchorgane empfindlich reizen.
- Wärme: Wärmeanwendungen in Form von Heubädern, Moorbädern oder Packungen lindern Verwachsungsbeschwerden.
- Kälte: Mein Unterleib reagiert auf Kälte sehr empfindlich. Auch wenn es manchmal etwas umständlich ist, wechsle ich konsequent meinen Bikini nach jedem Baden. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran und die Wechseltechnik wird professioneller. In meiner Badetasche befinden sich im Sommer mindestens drei Bikinis. Für den Herbst / Winter habe ich auf Wanderungen, Stadiobesuchen etc.
- Entspannungstechniken: Stress kann Nervenschmerzen verstärken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und die Schmerzen zu lindern.
- D-Manose: Für meine Blase hat mir der Urologe eine 6-wöchige D-Manose Kur empfohlen. D-Manose ist ein Zucker, der vom Körper kaum verstoffwechselt wird. Über den Urin wird er ausgeschiedenen und bindet in der Blase Bakterien, die für eine Harnwegsentzündung verantwortlich sind. Obwohl ich keine nachweislichen Bakterien im Urin habe, hilft es bei mir, meine Blase zu beruhigen. Vermutlich lösen schon kleinste Bakterien eine empfindliche Überreaktion aus. Mittlerweile nehme ich D-Manose nur noch bei Bedarf, wenn ich das Gefühl habe, dass meine Blase wieder etwas zickt. Dann reicht meist schon ein Beutel vor dem Schlafen gehen und am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei. D-Manose Pulver gibt es in Drogeriemärkten zu fairen Preisen. Aus meiner Erfahrung wirken diese genauso gut, wie die teuren Mittel aus der Apotheke. D-Manose verursacht keine Nebenwirkungen und ist für die Langzeitanwendung geeignet.
- Neurexan: Ein weiteres aus meiner Sicht wirksames Mittel ist Neurexan (*unbezahlte Werbung). Es unterstützt bei innerer Unruhe und wirkt entspannend auf das vegetative Nervensystem. Wir alle kennen Situationen, in denen wir gestresst und angespannt sind. Diese Anspannungen machen sich häufig an unseren Schwachstellen bemerkbar. Es melden sich die Nerven, die bereits durch andere Ursachen angegriffen sind. Das Medikament macht nicht abhängig, müde oder hat Einfluss auf die Konzentration oder Reaktionsfähigkeit. Ich nehme auch hier eine Tablette nur bei Bedarf. Gerne vor Autofahrten oder wenn ich weiß, dass ich lange Sitzen muss. Langes Sitzen reizt bei mir häufig die Unterleibsnerven.
Medikamentöse Behandlung:
- Nervenschmerzmittel: Medikamente wie Gabapentin oder Pregabalin können helfen, die Nervenschmerzen zu lindern.
- Antidepressiva: Einige Antidepressiva haben auch eine schmerzlindernde Wirkung und können bei Nervenschmerzen eingesetzt werden.
- Hormontherapie: Wenn die Nervenschmerzen durch einen Östrogenmangel verursacht werden, kann eine Hormontherapie helfen, die Beschwerden zu lindern.
Operative Behandlung:
In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache der Nervenschmerzen zu beheben. Dies kann z. B. die Entfernung von Narbengewebe oder die Dekompression eines eingeklemmten Nervs beinhalten.
Tipps zur Linderung von Nervenschmerzen nach Gebärmutterentfernung
Neben den oben genannten Behandlungen können Sie auch selbst einiges tun, um Ihre Nervenschmerzen zu lindern:
- Vermeiden Sie enge Kleidung: Zu enge Kleidung, synthetische Unterwäsche oder Slipeinlagen mit Folienbeschichtung können zu Reizungen führen. Es gibt tatsächlich schöne Baumwollunterwäsche und Slipeinlagen, die luftdurchlässig sind.
- Achten Sie auf eine gute Intimhygiene: Vorsichtig bei Wahl der Getränke. Auch beim Rasieren und Waschen im Intimbereich ist Vorsicht geboten. Diese Empfehlung kennen alle, die schonmal mit Blasenentzündungen zu tun gehabt haben.
- Trinken Sie ausreichend: 2 Liter über den Tag verteilt und im Sommer oder nach dem Sport etwas mehr halte ich für sinnvoll. Zuviel Trinken verursacht Harndrang und kann wieder zu Reizungen führen.
- Vermeiden Sie Überanstrengung: Überanstrengung und zu intensives Yoga zwickt manchmal.
- Achten Sie auf Ihr Gewicht: Fettleibigkeit kann den Beckenboden zusätzlich belasten und zu einer Beckenbodensenkung führen.
- Suchen Sie sich Unterstützung: Eine Gebärmutterentfernung kann eine psychische Belastung darstellen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, Ihrer Familie oder Freunden über Ihre Gefühle und suchen Sie sich gegebenenfalls professionelle Hilfe.
Rechtliche Aspekte bei Komplikationen nach einer Gebärmutterentfernung
Es ist wichtig zu wissen, dass Sie im Falle von Komplikationen nach einer Gebärmutterentfernung unter Umständen Anspruch auf Schadensersatz und Schmerzensgeld haben. Das Landgericht Offenburg hat die Klage einer Patientin gegen ein Klinikum und zwei Ärztinnen auf Schmerzensgeld nach einer Gebärmutterentfernung abgewiesen. Die Patientin warf den Beklagten vor, sie nicht ausreichend über mögliche Nervenschädigungen aufgeklärt zu haben. Zudem sei die minimalinvasive Operation per Bauchspiegelung bei ihr aufgrund einer früheren Kaiserschnittentbindung und Verwachsungen nicht geeignet gewesen. Nach Einholung eines Sachverständigengutachtens konnte das Gericht keine Fehler bei Aufklärung und Durchführung der Operation feststellen. Die gewählte Operationsmethode sei das Standardverfahren gewesen, auch bei vorherigen Kaiserschnitten. Das Gericht wertete auch die Qualifikation der operierenden Ärztin als ausreichend. Diese befand sich im letzten Drittel ihrer Facharztausbildung und führte den Eingriff unter durchgängiger Aufsicht eines erfahrenen Facharztes durch. Die allgemeine Aufklärung über mögliche Nervenschädigungen im Aufklärungsgespräch war nach Auffassung des Gerichts ausreichend. Eine spezielle Aufklärung über die möglicherweise betroffenen Nerven sei nicht erforderlich gewesen, da deren Verletzung kein spezifisches Risiko des durchgeführten Eingriffs darstelle.
Wann liegt ein Behandlungsfehler vor?
Ein Behandlungsfehler liegt vor, wenn die Gebärmutterentfernung medizinisch nicht notwendig war oder fehlerhaft durchgeführt wurde. Die Operation muss von der ursprünglichen Diagnose und Indikation gedeckt sein. Die Patientin muss vor dem Eingriff umfassend über Art, Umfang und Risiken der geplanten Operation aufgeklärt werden. Eine nachträgliche Änderung des Operationsplans ohne vorherige Einwilligung der Patientin ist rechtswidrig. Die Höhe des Schmerzensgeldes richtet sich nach der Schwere der Folgen.
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Wie läuft die ärztliche Aufklärungspflicht rechtlich korrekt ab?
Der behandelnde Arzt muss Sie über sämtliche wesentlichen Umstände des Eingriffs informieren. Die Aufklärung muss zwingend mündlich durch den behandelnden Arzt oder eine Person mit der erforderlichen fachlichen Qualifikation erfolgen. Der Aufklärungszeitpunkt muss so gewählt werden, dass Sie eine wohlüberlegte Entscheidung treffen können. Im Fall eines Rechtsstreits muss der Arzt beweisen, dass die Aufklärung ordnungsgemäß durchgeführt wurde.
Welche Beweise sind für eine Schmerzensgeldklage erforderlich?
Die ärztliche Dokumentation spielt eine entscheidende Rolle. Wenn bestimmte Maßnahmen nicht dokumentiert wurden, gilt rechtlich die Vermutung, dass diese auch nicht durchgeführt wurden. Das Gesetz sieht wichtige Beweiserleichterungen vor.
Was bedeutet der Facharztstandard bei einer Gebärmutterentfernung rechtlich?
Der Facharztstandard verpflichtet Ärzte bei einer Gebärmutterentfernung zur Einhaltung qualifizierter medizinischer Standards. Für die Durchführung einer Gebärmutterentfernung muss der Operateur regelmäßige Fortbildungen nachweisen und über ausreichende Erfahrung in den verschiedenen Operationstechniken verfügen. Bei der Wahl der Operationsmethode ist der aktuelle Stand der medizinischen Wissenschaft zu berücksichtigen. Der Facharztstandard umfasst auch umfangreiche Aufklärungspflichten. Der Arzt muss Sie über alle verfügbaren Behandlungsalternativen informieren und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Operationsmethoden erläutern. Die behandelnden Ärzte müssen unabhängig sein und dürfen keine finanziellen Interessen verfolgen, die ihre Entscheidung beeinflussen könnten.
Welche Fristen müssen bei einer Schmerzensgeldklage beachtet werden?
Die reguläre Verjährungsfrist für Schmerzensgeldforderungen beträgt drei Jahre. Wurde die Gebärmutter beispielsweise im März 2024 entfernt, beginnt die Verjährungsfrist erst am 31.12.2024. Der Anspruch verjährt dann am 31.12.2027.
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