Die Gürtelrose, eine Folgeerkrankung der Windpocken, kann zu anhaltenden Nervenschmerzen führen, der sogenannten Postzosterneuralgie. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten und insbesondere die Bedeutung der Impfung zur Vorbeugung von Gürtelrose und ihren Komplikationen.
Was ist Gürtelrose und Postzosterneuralgie?
Gürtelrose (Herpes zoster) wird durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht, dasselbe Virus, das auch Windpocken auslöst. Nach einer Windpocken-Erkrankung verbleibt das Virus inaktiv im Körper, genauer gesagt in den Nervenknoten der Wirbelsäule oder des Gehirns. Bei einer Schwächung des Immunsystems kann das Virus reaktiviert werden und entlang der Nervenbahnen zur Haut wandern, wo es einen schmerzhaften Hautausschlag verursacht.
Meistens heilt die Gürtelrose innerhalb weniger Wochen von selbst aus. Bei etwa 12-15 % der Betroffenen kommt es jedoch zu anhaltenden Nervenschmerzen im betroffenen Hautbereich, auch nachdem der Hautausschlag abgeklungen ist. Diese Schmerzen, die länger als drei Monate nach Beginn der akuten Gürtelrose bestehen bleiben, werden als Post-Zoster-Neuralgie (PZN) bezeichnet.
Ursachen und Risikofaktoren der Postzosterneuralgie
Die Hauptursache für eine Postzosterneuralgie ist die Schädigung der Nervenstrukturen durch das reaktivierte Varizella-Zoster-Virus während der Gürtelrose-Erkrankung. Diese Schädigung kann zu einer Vernarbung der Nerven führen, was ein gestörtes Schmerzempfinden zur Folge hat.
Zu den Risikofaktoren für die Entwicklung einer Postzosterneuralgie gehören:
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- Höheres Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter.
- Starke Schmerzen während der akuten Gürtelrose: Besonders starke Schmerzen während der akuten Gürtelrose erhöhen das Risiko.
- Starker Ausschlag: Ein besonders starker Ausschlag ist ein Risikofaktor.
- Vor Ausbruch des Ausschlags auftretende Schmerzen: Schmerzen, die bereits vor dem Auftreten des Ausschlags auftreten, können das Risiko erhöhen.
- Betroffene Körperstelle: Eine Gürtelrose im Gesicht, an den Augen oder am Steißbein erhöht das Risiko für eine PZN.
Symptome der Postzosterneuralgie
Die Symptome einer Postzosterneuralgie können vielfältig sein und je nach betroffener Nervenregion variieren. Typische Symptome sind:
- Anhaltende brennende oder bohrende Schmerzen
- Plötzlich einschießende Schmerzen
- Heftige Schmerzen bei Berührung
- Missempfindungen wie Juckreiz oder Taubheitsgefühle
Die Schmerzen und Missempfindungen treten im Bereich der vorangegangenen Gürtelrose auf, meist am Rumpf, aber auch an Armen oder im Gesicht. Die Haut in diesen Bereichen kann überempfindlich sein, sodass bereits leichte Berührungen starke Schmerzen auslösen können. Die Lebensqualität der Betroffenen kann durch die Schmerzen erheblich reduziert sein.
Diagnose der Postzosterneuralgie
Die Diagnose einer Postzosterneuralgie basiert in der Regel auf der Krankengeschichte des Patienten. Wichtige Fragen sind:
- Wie lange dauern die Schmerzen bereits an?
- Gab es vor kurzem einen schmerzhaften Hautausschlag (Gürtelrose) an der entsprechenden Stelle?
- Wie ist der Impfstatus?
- Wie stark sind die Schmerzen?
Ärzte können auch spezielle Fragebögen oder eine Schmerzintensitätsskala verwenden, um die Symptome zu erfassen und die Schmerzstärke zu beurteilen. Eine körperliche Untersuchung des betroffenen Hautareals kann ebenfalls durchgeführt werden, um Rötungen, Pusteln oder Narben zu beurteilen und die Berührungsempfindlichkeit der Haut zu prüfen. In unklaren Fällen können Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um Entzündungswerte und Antikörper gegen das Varizella-Zoster-Virus zu bestimmen.
Behandlung der Postzosterneuralgie
Ziel der Behandlung einer Postzosterneuralgie ist es, die Schmerzen zu lindern, die Dauer der Nervenschmerzen zu verkürzen und die Lebensqualität zu verbessern. Da die Symptome im Laufe der Zeit schwächer werden können, kann es notwendig sein, verschiedene Wirkstoffe und Dosierungen auszuprobieren, um die passende Therapie zu finden.
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Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören:
- Lokale Behandlung: Lokalanästhetika (z. B. Lidocain) in Form von Salben oder Pflastern können auf den schmerzenden Bereich aufgetragen werden. Auch hochdosierte Capsaicin-Pflaster können schmerzlindernd wirken.
- Medikamente: Bei leichten Beschwerden können einfache Schmerzmittel (z. B. Paracetamol) eingenommen werden. Bei stärkeren Schmerzen können verschreibungspflichtige Schmerzmittel (Opioide) erforderlich sein. Nervenschmerzen können auch mit Antidepressiva und/oder Antiepileptika behandelt werden.
- Weitere Maßnahmen: Bei langwierigen Verläufen kann eine multimodale Schmerztherapie mit nichtmedikamentösen Verfahren wie Psychotherapie, Physiotherapie und Entspannungstechniken sinnvoll sein. In einigen Fällen können Nervenblockaden durch spezialisierte Schmerzärzte in Betracht gezogen werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass keine der Therapien die Postzosterneuralgie heilen kann. Die Behandlungen zielen jedoch darauf ab, die Schmerzen zu lindern und den Leidensdruck zu verringern.
Die Bedeutung der Gürtelrose-Impfung
Die Impfung gegen Gürtelrose ist eine wirksame Maßnahme, um das Risiko einer Erkrankung und ihrer Komplikationen, insbesondere der Postzosterneuralgie, zu senken. In Deutschland sind zwei Impfstoffe gegen Gürtelrose für Personen ab 50 Jahren zugelassen und verfügbar. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung mit dem Totimpfstoff für alle Personen über 60 Jahre. Für Patienten mit einer Immunschwäche oder einer chronischen Grunderkrankung wird die Impfung bereits ab 50 Jahren empfohlen.
Wie wirkt die Gürtelrose-Impfung?
Die Gürtelrose-Impfung schützt Geimpfte vor dem Ausbruch einer Gürtelrose. Der Totimpfstoff enthält einen bestimmten Bestandteil des Gürtelrose-Erregers, der das Immunsystem zur Bildung spezifischer Antikörper anregt. Dadurch kann der Körper das Virus besser in Schach halten und eine Reaktivierung verhindern.
Wer sollte sich impfen lassen?
Die STIKO empfiehlt die Gürtelrose-Impfung mit dem Totimpfstoff folgenden Personengruppen:
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- Allen Menschen ab 60 Jahren
- Allen Menschen ab 50 Jahren mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche oder einer Grunderkrankung (z. B. HIV, Diabetes, rheumatoide Arthritis, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, COPD, Asthma, chronische Nierenschwäche)
- Personen ab 50 Jahren mit erhöhter Gefährdung infolge einer Grunderkrankung
Wer darf nicht geimpft werden?
In folgenden Fällen darf die Gürtelrose-Impfung nicht verabreicht werden:
- Bei bekannter Allergie auf einen der Bestandteile des Impfstoffes
- Wenn nach der ersten Dosis der Gürtelrose-Impfung allergische Reaktionen aufgetreten sind
- Wenn jemand gerade eine akute, schwere, fieberhafte Erkrankung hat (dann wird die Impfung auf später verschoben)
- Während Schwangerschaft und Stillzeit
- Bei Kindern
Wie wirksam ist die Gürtelrose-Impfung?
Der empfohlene Totimpfstoff beugt sowohl einer Gürtelrose-Erkrankung als auch anhaltenden Nervenschmerzen gut vor. Menschen ab 50 Jahren schützt er zu etwa 90 Prozent vor Gürtelrose und zu etwa 80 Prozent vor einer Postzosterneuralgie.
Mögliche Nebenwirkungen der Gürtelrose-Impfung
Die Gürtelrose-Impfung mit dem Totimpfstoff gilt als sicher. Häufige Nebenwirkungen sind lokale Reaktionen an der Einstichstelle (Schmerzen, Rötung, Schwellung) und/oder allgemeine Beschwerden wie Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Fieber oder Müdigkeit. Diese Nebenwirkungen klingen meist innerhalb von ein bis drei Tagen wieder ab.
Wie oft muss geimpft werden?
Für eine vollständige Wirksamkeit sind zwei Impfdosen im Abstand von mindestens zwei und maximal sechs Monaten erforderlich.
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