Die Neuraltherapie ist ein alternativmedizinisches Verfahren, das in der Behandlung von Polyneuropathie und anderen Schmerzzuständen eingesetzt wird. Sie zielt darauf ab, durch Injektionen von Lokalanästhetika wie Procain die körpereigenen Heilungskräfte anzuregen und Schmerzen zu lindern.
Was ist Neuraltherapie?
Die Neuraltherapie ist eine naturheilkundliche Behandlungsmethode, bei der Lokalanästhetika wie Procain gezielt in bestimmte Körperregionen gespritzt werden, um akute und chronische Schmerzen zu behandeln. Der Fokus liegt dabei nicht primär auf der betäubenden Wirkung, sondern auf der Anregung des vegetativen Nervensystems, um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Das Lokalanästhetikum blockiert die Natriumkanäle der Zellmembran und beeinträchtigt somit die Nervenzellen, wodurch die Weiterleitung von Schmerzempfindungen gehemmt wird.
Neuraltherapie: Formen und Anwendungsbereiche
Je nach Injektionsstelle werden verschiedene Formen der Neuraltherapie unterschieden:
Segmenttherapie
Bei der Segmenttherapie wird das Lokalanästhetikum direkt am Schmerzort in die oberen Hautschichten gespritzt (Quaddelung). Diese Technik führt zu leichten Erhebungen der Haut, ähnlich wie bei Insektenstichen. Die Segmenttherapie basiert auf dem Wissen, dass jeder Spinalnerv einen bestimmten Körperbereich versorgt. Durch Injektionen in die zugehörige Hautzone kann der Nervenreiz und damit der Schmerz gedämpft werden.
Erweiterte Segmenttherapie
Wenn die Segmenttherapie keine ausreichende Besserung bringt, kann eine erweiterte Segmenttherapie durchgeführt werden. Dabei werden die Lokalanästhetika in die Nähe von Nervenknoten des vegetativen Nervensystems (Ganglien) gespritzt, um das Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus zu beeinflussen.
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Störfeldtherapie
Die Störfeldtherapie geht davon aus, dass chronische Entzündungsherde (Störfelder) Beschwerden in anderen Körperregionen auslösen können. Solche Störfelder können Narben, der Nabel, Mandeln, der Zahn-Kiefer-Bereich oder die Prostata sein. Werden diese Störfelder identifiziert und mit Lokalanästhetika behandelt, sollen die schmerzenden Impulse unterdrückt werden.
Anwendungsbereiche der Neuraltherapie
Die Neuraltherapie wird bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt, darunter:
- Knochen- und Gelenkbeschwerden
- Sehnenerkrankungen und Entzündungen
- Kopfschmerzen, Migräne und Schwindel
- Akute und chronische Schmerzen
- Funktionsstörungen im Organismus
Neuraltherapie bei Polyneuropathie
Polyneuropathie ist eine Erkrankung, die durch Schädigung der peripheren Nerven gekennzeichnet ist und sich durch Schmerzen, Taubheitsgefühle und andere Missempfindungen äußern kann.
Konventionelle Behandlung der Polyneuropathie
In der Schulmedizin wird Polyneuropathie hauptsächlich medikamentös mit Antidepressiva, Morphin-Derivaten und Antiepileptika behandelt.
Ganzheitliche Therapieansätze
Im Rahmen der ganzheitlichen Schmerztherapie gibt es weitere Behandlungsansätze, die bei Polyneuropathie vielversprechend sein können:
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- B-Vitamine und Alpha-Liponsäure: Diese Substanzen können die Nervenregeneration fördern (Orthomolekulare Medizin).
- Akupunktur: Die Kombination von Vitalstofftherapie und Akupunktur, insbesondere an speziellen Punkten zwischen den Zehen ("Bafeng"), kann gute Erfolge erzielen.
- Procain-Basen-Infusionen: Diese Infusionen können ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen.
- Bewegung: Ausreichende Bewegung ist wichtig, um die Nerven zu stimulieren.
- Capsaicin: Der Wirkstoff aus Chilischoten kann brennend wirken und den Vanilloid-Rezeptor in der Haut blockieren, was bei Polyneuropathie hilfreich sein kann.
Erfahrungen mit Neuraltherapie bei Polyneuropathie
Einige Patienten berichten von positiven Erfahrungen mit der Neuraltherapie bei Polyneuropathie. So schildert beispielsweise eine Patientin, dass sie dank Neuraltherapie über 13 Jahre schmerzfrei war, nachdem sie zuvor einen "Marathon von Arztbesuchen und Medikamenteneinnahme" erlebt hatte. Eine andere Patientin konnte nach Infusionsbehandlungen mit Neuraltherapie Schmerzpflaster und Tabletten reduzieren und ihre Mobilität verbessern.
Ablauf einer Neuraltherapie-Sitzung
Vor der Behandlung erfolgt eine ausführliche Anamnese und Untersuchung, um die Ursache des Schmerzes zu lokalisieren. Der Arzt spritzt dann das Lokalanästhetikum gezielt in die entsprechenden Hautzonen, Muskeln, Nerven oder Ganglien. Nach der Injektion sollten die Patienten noch mindestens 30 Minuten in der Praxis bleiben, um den Kreislauf und den Allgemeinzustand überwachen zu lassen.
Mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen
Wie bei jeder Injektionsbehandlung können auch bei der Neuraltherapie Nebenwirkungen und Komplikationen auftreten. Dazu gehören:
- Schäden durch falsch gesetzte Injektionen (Nervenschäden, Querschnittslähmung, Kreislaufkollaps)
- Innerliche Blutungen
- Allergische Reaktionen auf das Lokalanästhetikum (meist Procain)
- Vorübergehende Benommenheit, Schwindel, Übelkeit
- Hämatome (blaue Flecken)
- In seltenen Fällen: Infektionen im Gewebe, Krampfanfälle
Kosten und Erstattung
Die Kosten für eine Neuraltherapie-Behandlung variieren je nach Art der Therapie und Körperregion. Während Segmenttherapien eher von den Krankenkassen übernommen werden, sind Störfeldtherapien meist Privatleistungen.
Wichtiger Hinweis
Es ist wichtig zu beachten, dass die Neuraltherapie zur Alternativmedizin gehört und kein schulmedizinisches, evidenzbasiertes Verfahren ist. Die Wirksamkeit der Neuraltherapie ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Patienten sollten sich daher vor einer Behandlung umfassend informieren und die Vor- und Nachteile mit ihrem Arzt besprechen.
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Weitere Therapieansätze bei Polyneuropathie
Neben der Neuraltherapie gibt es eine Reihe weiterer Therapieansätze, die bei Polyneuropathie eingesetzt werden können:
- Konsequente Behandlung der Grunderkrankung: Bei Diabetes ist eine gute Blutzuckereinstellung entscheidend, um Nervenschäden zu verhindern oder zu verlangsamen.
- Fußpflege: Regelmäßige Fußpflege ist wichtig, um Verletzungen und Entzündungen vorzubeugen.
- Medikamentöse Schmerztherapie: Schmerzmittel, Antidepressiva und Antikonvulsiva können zur Linderung von Schmerzen eingesetzt werden.
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Diese Methode kann bei Nervenschmerzen helfen.
- Physikalische Therapie: Verschiedene Anwendungen können die Durchblutung verbessern, Muskeln stärken und die Mobilität erhalten.
- Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Flüssigkeit und ungesättigten Fetten kann Entzündungen und Nervenschmerzen entgegenwirken.
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