Neurologe: Wann Sie einen Facharzt für Nervenheilkunde aufsuchen sollten – Symptome und Anzeichen

Das Nervensystem ist ein komplexes Geflecht aus Milliarden von Nervenzellen, das lebenswichtige Prozesse wie Sinneswahrnehmung, Bewegung, Denken, Fühlen und Bewusstsein steuert. Erkrankungen dieses Systems können vielfältige Auswirkungen haben und erfordern oft die Expertise eines Neurologen. Dieser Artikel beleuchtet, wann ein Besuch beim Neurologen ratsam ist, welche Symptome auf neurologische Probleme hindeuten könnten und welche Untersuchungen durchgeführt werden.

Die Rolle des Neurologen

Ein Neurologe ist ein Facharzt, der sich mit der Diagnose, Behandlung und Rehabilitation von Erkrankungen des Nervensystems befasst. Dazu gehören Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks, der Hirnhaut sowie nervenbedingte Störungen der Sinnesorgane, Muskeln und des Immunsystems. Auch Durchblutungsstörungen im Nervensystem fallen in seinen Zuständigkeitsbereich. Neurologen arbeiten in Krankenhäusern, Kliniken, Reha-Zentren oder in eigenen Praxen.

Aufgaben eines Neurologen

  • Durchführung neurologischer Untersuchungen: Umfassende Tests zur Überprüfung von Reflexen, Muskelkraft und Sensibilität zur Erkennung möglicher Störungen.
  • Bildgebende Verfahren: Einsatz von Ultraschall, CT oder MRT zur Erkennung anatomischer Veränderungen im Nervensystem.
  • Elektrodiagnostische Untersuchungen: Anwendung von EEG oder EMG zur Diagnose von Erkrankungen wie Epilepsie oder Nervenschäden.
  • Lumbalpunktionen: Entnahme von Nervenwasser (Liquor) zur Diagnose von Erkrankungen wie Multipler Sklerose.
  • Medikamentöse Behandlung: Verschreibung von Medikamenten zur Linderung von Symptomen und Verbesserung der Funktionsfähigkeit.
  • Beratung: Aufklärung von Patienten und Angehörigen über die Erkrankung und Behandlungsmöglichkeiten.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Kooperation mit anderen Spezialisten wie Neurochirurgen, Physiotherapeuten und Neuropsychologen für eine umfassende Versorgung.

Symptome, bei denen Sie einen Neurologen aufsuchen sollten

Neurologische Symptome können vielfältig sein und unterschiedliche Ursachen haben. Es ist wichtig, einen Neurologen aufzusuchen, wenn Beschwerden auftreten, die auf Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks, der Nerven oder der Muskulatur hindeuten könnten. Einige der häufigsten Symptome sind:

  • Anhaltende Kopfschmerzen: Insbesondere wenn sie neu auftreten, sich plötzlich verschlimmern oder von anderen Symptomen begleitet werden.
  • Schwindel: Besonders Drehschwindel und Gleichgewichtsstörungen sollten neurologisch abgeklärt werden.
  • Taubheitsgefühl oder Kribbeln: Anhaltende oder plötzlich auftretende Taubheitsgefühle, insbesondere wenn sie nur eine Körperseite betreffen.
  • Lähmungserscheinungen: Schwäche oder Lähmungen in Gesicht, Armen oder Beinen.
  • Sehstörungen: Plötzliche oder anhaltende Sehstörungen wie Doppelbilder oder Gesichtsfeldausfälle.
  • Sprachprobleme: Schwierigkeiten beim Sprechen oder Verstehen von Sprache.
  • Gedächtnisverlust: Deutliche Verschlechterung des Gedächtnisses oder der Merkfähigkeit.
  • Bewegungsstörungen: Schwierigkeiten beim Gehen, Zittern, Ungeschicklichkeit oder unwillkürliche Bewegungen.
  • Anfälle: Plötzlich auftretende Anfälle mit oder ohne Bewusstseinsverlust.
  • Schlafstörungen: Einige Schlafprobleme wie Narkolepsie können neurologische Ursachen haben.
  • Verhaltensänderungen: Plötzliche oder ungewöhnliche Veränderungen im Verhalten oder der Persönlichkeit.
  • Schluckstörungen: Insbesondere wenn sie plötzlich auftreten oder mit Sprechschwierigkeiten, Muskelschwäche oder Gleichgewichtsstörungen verbunden sind.

Auch bestimmte Blasenprobleme (Inkontinenz oder Dranggefühl) können neurologische Ursachen haben.

Die neurologische Untersuchung

Die Diagnose neurologischer Erkrankungen ist oft komplex, da das Nervensystem an nahezu allen Körpervorgängen beteiligt ist. Eine sorgfältige Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und eine umfassende neurologische Untersuchung sind daher entscheidend.

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Ablauf der neurologischen Untersuchung

  1. Anamnese: Der Neurologe stellt gezielte Fragen zu den Beschwerden, Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahmen des Patienten.
  2. Allgemeine körperliche Untersuchung: Der Arzt achtet auf äußere Anzeichen einer neurologischen Erkrankung, wie Gang, Körperhaltung oder Hautveränderungen. Er hört Herz und Lunge ab und misst den Puls.
  3. Untersuchung der Hirnnerven: Überprüfung der Funktion der zwölf Hirnnerven, die für Sinneswahrnehmung (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken) und die Steuerung von Muskeln (z.B. Augen- und Gesichtsmuskeln) zuständig sind. Hierzu gehören Tests mit Duftstoffen, Lesetafeln und Fingertests zur Überprüfung des Gesichtsfeldes.
  4. Überprüfung der Reflexe: Testung der Reflexe mit einem Reflexhammer, um Störungen im zentralen oder peripheren Nervensystem zu erkennen.
  5. Untersuchung der Beweglichkeit: Beurteilung des Bewegungsapparates und der Muskulatur, um Muskelschwäche oder Koordinationsstörungen zu erkennen. Hierzu gehören spezielle Bewegungen der Gliedmaßen, Krafttests und Tests der Feinmotorik (z.B. Knöpfe öffnen und schließen, Schreibproben).
  6. Untersuchung der Bewegungskoordination: Überprüfung des Zusammenspiels einzelner Muskeln und Bewegungsabläufe, z.B. durch den Finger-Nase-Versuch.
  7. Überprüfung der Sensibilität: Testung der Berührungswahrnehmung, des Schmerz- und Temperaturempfindens mit Fingern, Watte, kalten oder warmen Gegenständen, Nadeln oder Stimmgabeln.
  8. Untersuchung des vegetativen Nervensystems: Beurteilung unwillkürlicher Körpervorgänge wie Gefäßsystem, Kreislauf, Atmung, Schwitzen, Wasserlassen und Verdauung.
  9. Untersuchung der kognitiven Fähigkeiten und psychischer Probleme: Überprüfung der Leistungsfähigkeit des Gehirns anhand von standardisierten Tests, Fragen und Tests zum Gedächtnis, zur Konzentration und zur Orientierung. Der Neurologe achtet auch auf Anzeichen psychischer Probleme wie Energiemangel oder Antriebsschwäche.

Medizintechnische Untersuchungen

Ergänzend zur körperlichen Untersuchung können medizintechnische Untersuchungen durchgeführt werden, um konkrete Veränderungen im Gehirn oder Nervensystem darzustellen oder einen Verdacht zu bestätigen oder auszuschließen. Dazu gehören:

  • Elektroenzephalogramm (EEG): Messung der Hirnströme zur Diagnose von Epilepsie oder anderen Erkrankungen.
  • Elektromyografie (EMG): Messung der Nerven- und Muskelaktivität zur Diagnose von Nerven- und Muskelerkrankungen.
  • Elektroneurografie (ENG): Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.
  • Bildgebende Verfahren: Ultraschall der hirnversorgenden Gefäße, Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) zur Darstellung von Gehirnstrukturen und Erkennung von Veränderungen.
  • Laboruntersuchungen: Analyse von Blut, Urin oder Nervenwasser (Liquor) zur Diagnose von Entzündungen, Infektionen oder anderen Erkrankungen.

Häufige neurologische Erkrankungen

Die Neurologie befasst sich mit einer Vielzahl von Krankheitsbildern. Einige der häufigsten neurologischen Erkrankungen sind:

  • Schlaganfall: Eine Durchblutungsstörung des Gehirns, die zu plötzlichen Ausfällen führen kann.
  • Migräne: Anfallsartige Kopfschmerzen, oft begleitet von Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit.
  • Multiple Sklerose (MS): Eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems.
  • Morbus Parkinson: Eine neurodegenerative Erkrankung, die zu Bewegungsstörungen führt.
  • Epilepsie: Eine Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist.
  • Demenz: Eine fortschreitende Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten.
  • Polyneuropathie: Erkrankungen, die das periphere Nervensystem betreffen und zu Schwäche, Taubheit und Schmerzen führen können.
  • Myopathien: Muskelerkrankungen, die mit Muskelschwäche, Muskelschwund und Muskelschmerzen einhergehen.
  • Narkolepsie: Eine chronische Schlafstörung, die durch übermäßige Tagesschläfrigkeit gekennzeichnet ist.
  • Hirnhautentzündung (Meningitis): Eine Entzündung der Hirnhäute, die durch Bakterien oder Viren verursacht werden kann.

Behandlung neurologischer Erkrankungen

Die Behandlung neurologischer Erkrankungen ist vielfältig und richtet sich nach der jeweiligen Ursache und den Symptomen. Viele Krankheitsbilder lassen sich heute durch moderne medikamentöse Therapien gut behandeln. In einigen Fällen sind auch operative Eingriffe oder andere Therapien wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie erforderlich.

Neurologische Notfälle

Einige neurologische Erkrankungen erfordern eine sofortige Behandlung auf einer neurologischen Intensivstation. Dazu gehören:

  • Schlaganfall
  • Hirnblutung
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Hirn- und Hirnhautentzündungen
  • Schwere epileptische Anfälle

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