Die Parkinson-Demenz ist eine neurodegenerative Erkrankung, die als Begleitsymptom der Parkinson-Krankheit auftreten kann und derzeit nicht heilbar ist. Schätzungsweise 30 Prozent der Parkinson-Patienten entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung eine Parkinson-Demenz. Diese Demenzform äußert sich durch Beeinträchtigungen der mentalen Fähigkeiten, die zusätzlich zu den bereits bestehenden motorischen Störungen der Parkinson-Krankheit hinzukommen.
Neben der Parkinson-Demenz gibt es weitere Demenzformen wie die Alzheimer-Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz, die Frontotemporale Demenz und die Multiinfarkt-Demenz.
Was ist Parkinson-Demenz? Eine Definition
Die Parkinson-Demenz ist definiert als ein Symptom, das im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit auftreten kann. Etwa ein Drittel der Parkinson-Patienten ist davon betroffen. Die Diagnose einer Parkinson-Demenz erfordert bestimmte Voraussetzungen. Die Symptomatik beginnt schleichend und verläuft progressiv. Mindestens zwei kognitive Funktionen müssen beeinträchtigt sein, wie z. B. Aufmerksamkeit und Sprache. In der Regel besteht die Symptomatik bereits seit mindestens sechs Monaten und schränkt die betroffene Person im Alltag erheblich ein, bevor die Diagnose Parkinson-Demenz gestellt wird.
Unterschiede zwischen Parkinson-Demenz und Alzheimer
Die Parkinson-Demenz entwickelt sich in Verbindung mit der Parkinson-Krankheit, was bedeutet, dass nicht alle Parkinson-Patienten zwangsläufig eine Parkinson-Demenz entwickeln. Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz, die primär mit Gedächtnisstörungen und -verlust einhergeht, treten diese Symptome bei Parkinson-Patienten erst im späteren Verlauf der Parkinson-Demenz auf. Stattdessen äußert sich die Parkinson-Demenz vor allem durch Aufmerksamkeitsstörungen und eine Verlangsamung der kognitiven Verarbeitung. Parkinson-Patienten können zwar noch neue Informationen erlernen und abspeichern, jedoch ist das Abrufen dieser Informationen verzögert. Alzheimer-Patienten hingegen sind in ihrer Fähigkeit, neue Dinge zu erlernen, stark eingeschränkt oder können dies gar nicht mehr.
Ein weiterer Unterschied besteht in der Häufigkeit der Erkrankungen. Alzheimer ist die häufigste Demenzform, während die Ursache der Parkinson-Demenz noch nicht vollständig geklärt ist. Ähnlich wie bei anderen Demenzformen spielen jedoch Eiweißablagerungen und bestimmte Botenstoffe eine wichtige Rolle. Insbesondere ein Mangel am Botenstoff Dopamin, der auch den Acetylcholinspiegel beeinflusst, sowie das Vorhandensein von Lewy-Körperchen begünstigen die Entwicklung einer Parkinson-Demenz.
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Ursachen der Parkinson-Demenz im Detail
Wissenschaftler vermuten, dass bei Parkinson-Patienten ein Ungleichgewicht zwischen den Botenstoffen Dopamin und Acetylcholin besteht, das durch einen Dopaminmangel verursacht wird. Dopamin ist essenziell für die Steuerung körperlicher Funktionen, weshalb sich ein Mangel negativ auf diese auswirkt.
Der Einfluss von Acetylcholin
Aufgrund des Dopaminmangels versucht der Körper, diesen auszugleichen, was zu einem starken Anstieg der Acetylcholinmenge führt. Im Verlauf der Parkinson-Erkrankung sterben jedoch Zellen ab, die diese Botenstoffe produzieren. Dies führt nicht nur zu einem Dopaminmangel, sondern auch zu einem Mangel an Acetylcholin. Letzteres ist entscheidend für die geistigen Fähigkeiten und gilt als eine mögliche Ursache für Demenz.
Die Rolle der Lewy-Körperchen
Bei verstorbenen Parkinson-Patienten werden häufig Lewy-Körperchen im Gehirn gefunden. Im Unterschied zur Lewy-Körperchen-Demenz sind diese jedoch nicht vermehrt in der Großhirnrinde zu finden, sondern in der Substantia nigra, einem Kerngebiet im Mittelhirn.
Risikofaktoren der Parkinson-Demenz
Es gibt mehrere bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung einer Parkinson-Demenz. Ein bedeutender Faktor ist das Lebensalter. Das Risiko einer Parkinson-Demenz steigt mit zunehmendem Alter, insbesondere ab 70 Jahren. Auch die Dauer der Parkinson-Krankheit selbst beeinflusst das Auftreten einer Demenz. Weitere Risikofaktoren sind Begleiterkrankungen bzw. Symptome wie Halluzinationen oder Depressionen.
Wer ist von der Parkinson-Demenz betroffen?
Die Parkinson-Demenz ist ein Symptom, das im Rahmen der Parkinson-Krankheit auftreten kann. Zwar entwickeln nicht alle Parkinson-Patienten eine Demenz, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit für Parkinson-Patienten, diese Symptomatik zu entwickeln, etwa sechsmal höher als bei Menschen ohne Parkinson-Erkrankung. Zudem steigt das Risiko einer Parkinson-Demenz mit dem Alter. Das Durchschnittsalter der Betroffenen liegt bei etwa 72 Jahren.
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Symptome der Parkinson-Demenz
Die Symptome der Parkinson-Demenz können, wie bei anderen Demenzformen auch, individuell in Art und Ausprägung variieren. Typischerweise treten kognitive Einschränkungen auf, die sich jedoch von den typischen Alzheimer-Symptomen wie Gedächtnisproblemen unterscheiden.
Zu den häufigsten Symptomen der Parkinson-Demenz gehören:
- Probleme, aufmerksam zu sein bzw. die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten
- Probleme mit der visuell-räumlichen Wahrnehmung und Orientierung
- Verlangsamung der kognitiven Prozesse (z. B. verringerte Reaktionszeit)
- Schwierigkeiten beim Sprechen, Planen, Denken und Einhalten von Reihenfolgen
- Verringerung oder Verlust der Multitasking-Fähigkeit
- Veränderungen der Persönlichkeit
- Veränderungen des Verhaltens (z. B. Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit)
- Begleitsymptome wie Depression, Angstzustände und Halluzinationen
Folgen der Parkinson-Demenz
Die Parkinson-Demenz führt zu einer Reihe von Folgen, die sich sowohl auf die Betroffenen als auch auf ihr Umfeld auswirken. Zunächst treten zahlreiche Symptome und Begleiterscheinungen auf, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen können. Aufgrund der körperlichen und mentalen Beeinträchtigungen ist es wichtig, potenzielle Gefahrenquellen, insbesondere im eigenen Zuhause, zu beseitigen. Im Verlauf der fortschreitenden Symptomatik sind die Betroffenen zunehmend auf Hilfe angewiesen.
Das Leben zu Hause mit Parkinson-Demenz
Eine Folge der Parkinson-Demenz sind erhebliche Einschränkungen im Alltag. Um den Alltag der Betroffenen nicht zusätzlich zu erschweren, sollte auf eine angemessene Wohnsituation geachtet werden. Teppiche, Spielzeuge und ähnliche Gegenstände können Stolperfallen darstellen und sollten vermieden werden. Zudem sollten Möbel und andere Gegenstände nicht umgestellt werden, um die Orientierung im eigenen Zuhause zu erleichtern.
Unterstützung durch ambulante Pflegedienste
Betroffene der Parkinson-Demenz sind im fortschreitenden Verlauf der Erkrankung auf Hilfe angewiesen. Für Angehörige kann die Betreuung der erkrankten Person sehr kräftezehrend sein. Ambulante Pflegedienste können hier eine wertvolle Unterstützung bieten. Ob Haushalts-, Betreuungs- und/oder Pflegekräfte - Angehörige und Betroffene sind nicht allein und können jederzeit die benötigte Hilfe in Anspruch nehmen. Ein angemessener und individueller Therapieplan ist unabdingbar.
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Therapie der Parkinson-Demenz
Die Therapie der Parkinson-Demenz ähnelt der Alzheimer-Therapie. Mithilfe geeigneter medikamentöser und nicht-medikamentöser Therapieansätze kann die Verschlechterung der Symptomatik hinausgezögert werden, um ein möglichst selbstständiges Leben der Betroffenen so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
Medikamentöse Therapie
Zur Behandlung der Symptome der Parkinson-Demenz können Medikamente mit dem Wirkstoff Rivastigmin eingesetzt werden. Dieser Wirkstoff kann dem Mangel am Botenstoff Acetylcholin entgegenwirken und so die kognitiven Funktionen länger erhalten. Auch der Wirkstoff Donepezil kann sich positiv auf die kognitiven Leistungen und das allgemeine Befinden der Patienten auswirken, wird jedoch ohne offizielle Zulassung angewendet (sogenannter „Off-Label-Use“).
Während Neuroleptika bei einigen Demenzformen eingesetzt werden, um psychischen Symptomen entgegenzuwirken, werden diese bei der Parkinson-Demenz meistens vermieden, da Parkinson-Patienten anfälliger für Nebenwirkungen sind. Es kann z. B. zu einer Verringerung der Beweglichkeit und Aufmerksamkeit bzw. zu einer allgemeinen Verschlechterung der Parkinson-Symptome kommen. In bestimmten Fällen können die Antipsychotika Clozapin und Quetiapin eingesetzt werden.
Nicht-medikamentöse Therapie
Wie bei allen Demenzformen ist auch die nicht-medikamentöse Therapie von großer Bedeutung, um den Symptomen bestmöglich entgegenzuwirken. Krankengymnastik bzw. Physiotherapie, regelmäßige Bewegung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie eine gesunde Ernährung sollten beachtet werden. Gedächtnistraining wird empfohlen und kann insbesondere im frühen Stadium der Parkinson-Demenz eingesetzt werden. Auch künstlerische Therapieansätze wie Malen, Tanzen und/oder Musizieren können Bestandteil des Therapieplans sein. Insgesamt ist es wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, kognitives Training sowie soziale Kontakte zu achten.
Forschung und aktuelle Entwicklungen
Die Parkinson-Forschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, insbesondere bei der Identifizierung von Risikopatienten und der Entwicklung neuer Therapieoptionen. Forschern aus Tübingen gelang es, grundlegende molekulare Mechanismen der Demenz bei Parkinson-Patienten mit Erbveränderungen im GBA-Gen zu charakterisieren. Diese Erkenntnisse ermöglichen es, zwei wesentliche Ursachen der Demenz bei Parkinson-Patienten schon zu Lebzeiten der Betroffenen voneinander zu unterscheiden, was Auswirkungen auf mögliche Therapien haben wird.
Aktuell wird eine klinische Studie für Patienten mit GBA-Mutation geplant, bei der nicht Bewegungsstörungen, sondern die kognitive Verschlechterung im Vordergrund steht. Hoffnungsträger der Forschenden ist ein monoklonaler Antikörper, der die Ausbreitung von krankhaftem Alpha-Synuklein aufhalten und damit die Entwicklung einer frühzeitigen Demenz verhindern soll.
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