Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte unprovozierte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, abnormale elektrische Aktivität im Gehirn. Die Erkrankung kann verschiedene Ursachen haben, von genetischen Faktoren bis hin zu Hirnschäden. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten der tonisch-klonischen Epilepsie.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns, die durch eine erhöhte Anfallsneigung gekennzeichnet ist. Umgangssprachlich wird sie auch als "Fallsucht" oder "Krampfleiden" bezeichnet. Epileptische Anfälle sind kurze Störungen der elektro-chemischen Signalübertragung im Gehirn, die meist nicht länger als zwei Minuten dauern.
Ursachen von Epilepsie
Epilepsie kann verschiedene Ursachen haben:
- Genetische Faktoren: In vielen Fällen tritt Epilepsie familiär gehäuft auf, was auf eine erbliche Veranlagung hindeutet. Veränderungen im Erbgut (Genmutationen) können ebenfalls eine Rolle spielen.
- Strukturelle Ursachen: Umschriebene pathologische Hirnveränderungen, wie Hirntumore, Hirninfarkte, Kontusionsdefekte, vaskuläre Malformationen, Enzephalozelen, fokale kortikale Dysplasien, Polymikrogyrie der kortikalen Neurone, hypothalamische Hamartome oder eine Hippocampussklerose, können Epilepsie verursachen. Auch perinatale Hirnschädigungen infolge von Sauerstoffmangel während der Geburt können eine Ursache sein.
- Infektiöse Ursachen: Infektionen wie Neurozystizerkose, Tuberkulose, HIV, zerebrale Malaria, subakute sklerosierende Panenzephalitis, zerebrale Toxoplasmose und kongenitale Infektionen können Epilepsie auslösen.
- Metabolische Ursachen: Stoffwechselstörungen, die epileptische Anfälle als Kernsymptomatik aufweisen, können ebenfalls Epilepsie verursachen.
- Immunologische Ursachen: Autoimmun vermittelte Entzündungen des zentralen Nervensystems können zu Epilepsie führen.
- Schädel-Hirn-Trauma: Verletzungen des Kopfes können ebenfalls Epilepsie verursachen.
- Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt: Sauerstoffmangel während der Geburt kann das Gehirn schädigen und Epilepsie verursachen.
- Durchblutungsstörungen: Schlaganfälle können ebenfalls Epilepsie verursachen.
- Akute Krankheiten: Akute Erkrankungen wie Hirnhautentzündungen oder Gehirnentzündungen können Epilepsie auslösen.
- Auslöser: Bestimmte Auslöser wie Schlafmangel, unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus, Stress, hohes Fieber, Alkohol und Drogen können epileptische Anfälle provozieren.
In einigen Fällen bleibt die Ursache der Epilepsie unbekannt.
Tonisch-klonische Anfälle
Tonisch-klonische Anfälle, auch Grand-mal-Anfälle genannt, sind eine Form von generalisierten Anfällen. "Tonisch" bedeutet "angespannt" und "klonisch" heißt "ruckartig". Bei diesen Anfällen kommt es zu folgenden Symptomen:
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- Sturz: Die Betroffenen stürzen und werden bewusstlos.
- Tonische Phase: Der ganze Körper verkrampft und wird steif.
- Klonische Phase: Es kommt zu Zuckungen im ganzen Körper.
- Weitere Symptome: Bläuliche Hautverfärbungen, Einnässen, Speichelaustritt und Bissverletzungen an der Zunge können auftreten.
Nach einem tonisch-klonischen Anfall benötigen die Betroffenen oft lange Erholungszeit.
Diagnose von Epilepsie
Die Diagnose von Epilepsie basiert auf der Anamnese (Krankengeschichte), der Beschreibung des Anfalls und den Ergebnissen verschiedener Untersuchungen:
- Anamnese: Eine genaue Beschreibung des Anfalls ist wichtig, um die Art des Anfalls zu bestimmen und andere mögliche Ursachen auszuschließen. Dabei sind Informationen über Anfallsvorgefühle (Prodromi), Auren, Bewusstseinsverlust, Automatismen, Verkrampfungen und die Zeit nach dem Anfall wichtig. Auch die übrige Krankheitsvorgeschichte, wie Schwangerschaft und Geburt, Entwicklungsstörungen, Kopfverletzungen, Erkrankungen des Gehirns, Medikamenteneinnahme und Alkohol- oder Drogenkonsum, ist von Bedeutung.
- EEG (Elektroenzephalographie): Das EEG misst die elektrische Aktivität des Gehirns. Bei Epilepsie-Patienten können epilepsietypische Potentiale (Spitze-Welle-Komplexe) gefunden werden.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Die MRT ist eine Schichtaufnahme des Kopfes und des Gehirns, mit der Veränderungen der Gehirnstruktur, wie Vernarbungen, Missbildungen, Entzündungen, Tumore oder Schlaganfälle, erkannt werden können.
- Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, andere Ursachen für die Anfälle auszuschließen, wie z.B. Stoffwechselstörungen oder Entzündungen.
- Videoaufnahmen: Videoaufnahmen von Anfällen können wertvolle Hinweise über die Anfallsart liefern.
Differenzialdiagnose
Es ist wichtig, Epilepsie von anderen Erkrankungen abzugrenzen, die ähnliche Symptome verursachen können:
- Psychogene nichtepileptische Anfälle (PNEA): Epilepsieähnliche Anfälle mit psychischen Ursachen werden oft mit epileptischen Anfällen verwechselt.
- Ohnmacht (Synkope): Eine Ohnmacht ist eine momentane Minderdurchblutung des Gehirns, die zu Bewusstseinsverlust und Zusammensacken führt.
- Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann ebenfalls zu plötzlichen neurologischen Ausfällen führen, die mit einem epileptischen Anfall verwechselt werden können.
- Migräne: Migräne kann mit Auren einhergehen, die epileptischen Anfällen ähneln können.
- Schlafstörungen: Bei manchen Schlafstörungen kommt es zu plötzlichen Anfällen mit Verlust der Körperspannung (Kataplexie).
Behandlung von Epilepsie
Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, die Anfälle zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
- Medikamentöse Therapie: Antiepileptika sind die häufigste Form der Behandlung. Sie wirken, indem sie die Erregbarkeit der Nervenzellen im Gehirn reduzieren.
- Chirurgische Therapie: Wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirksam ist, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Dabei wird der Bereich im Gehirn, der die Anfälle verursacht, entfernt oder isoliert.
- Vagusnervstimulation: Bei der Vagusnervstimulation wird ein kleiner Generator unter die Haut implantiert, der den Vagusnerv stimuliert. Dies kann helfen, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren.
- Ketogene Diät: Eine ketogene Diät ist eine spezielle Diät, die reich an Fett und arm an Kohlenhydraten ist. Sie kann bei manchen Patienten mit Epilepsie helfen, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren.
- Psychotherapie: Psychotherapie kann helfen, die psychischen Belastungen, die mit Epilepsie einhergehen, zu bewältigen.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Wenn jemand einen epileptischen Anfall hat, ist es wichtig, ruhig zu bleiben und die Person vor Verletzungen zu schützen:
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- Person auf den Boden legen: Um einem Sturz vorzubeugen, sollte die betroffene Person auf den Boden gelegt werden.
- Gegenstände entfernen: Alle Gegenstände, die zu Verletzungen oder Gefahren führen könnten, sollten entfernt werden.
- Kopf schützen: Der Kopf der betroffenen Person sollte abgepolstert werden.
- Enge Kleidung lockern: Enge Kleidung am Hals sollte gelockert werden, um die Atmung zu erleichtern.
- Nicht festhalten: Die betroffene Person sollte nicht festgehalten werden, da dies zu Verletzungen führen kann.
- Nichts in den Mund schieben: Es sollte nichts in den Mund der betroffenen Person geschoben werden, auch wenn sie sich in die Zunge beißt.
- Notruf wählen: Wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert, sollte der Notruf (112) gewählt werden.
Nach dem Anfall sollte man bei der Person bleiben, bis sie wieder vollständig orientiert ist.
Leben mit Epilepsie
Epilepsie kann den Alltag der Betroffenen stark beeinflussen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
- Anfallskalender: Ein Anfallskalender kann helfen, Anfallsauslöser zu erkennen und die Behandlung zu verbessern.
- Epilepsie-Überwachungsgeräte: Epilepsie-Überwachungsgeräte können bei einem erkannten Anfall einen Alarm auslösen und so eine sichere Betreuung ermöglichen.
- Sturzmelder: Sturzmelder können bei Anfällen mit Bewusstseinsverlust und Sturz helfen.
- Epilepsie-Hunde: Epilepsie-Hunde können Anfälle vorhersagen oder während eines Anfalls helfen.
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