Der Ulnarisnerv, auch als Ellennerv bekannt, spielt eine entscheidende Rolle für die Funktion von Unterarm und Hand. Er ermöglicht unter anderem das Spreizen und Schließen der Finger. Wenn dieser Nerv beeinträchtigt wird, kann dies zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die oft mit Problemen der Halswirbelsäule in Verbindung stehen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit dem Ulnarisnerv und der Halswirbelsäule.
Anatomie und Funktion des Ulnarisnervs
Der Nervus ulnaris setzt sich aus Fasern des zervikalen und thorakalen Rückensegments (C8 und Th1) zusammen. Er verläuft an der Innenseite des Arms und innerviert Unterarm- und Handmuskulatur. Von seinem Ursprung bis zur Mitte des Oberarms verläuft der Ellennerv in einer Knochenrinne, dem Sulcus bicipitalis medialis. Traumata und Brüche (Frakturen) im Bereich des Ellenbogens können den Nervus ulnaris verletzen. Ein Schlag auf den Nervus ulnaris wird auch als Musikantenknochen bezeichnet.
Der Ellennerv versorgt Unterarmmuskulatur, Daumenballen (Thenar), Kleinfingerballen (Hypothenar) und Mittelhand mit motorischen Impulsen. Er ermöglicht unter anderem das Spreizen und Schließen der Finger.
Die Rolle der Halswirbelsäule bei Ulnarisnerv-Beschwerden
Die Halswirbelsäule (HWS) spielt eine wesentliche Rolle bei Beschwerden des Nervus ulnaris, da eine mögliche Einengung oder Reizung des Nervs zu erheblichen Symptomen führen kann. Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Wirbeln, die das empfindliche Rückenmark umgeben und einen wesentlichen Teil der Körpersteuerung unterstützen. Durch falsche Haltungen, Verletzungen oder eine degenerative Veränderung kann der Nerv im Verlauf beeinträchtigt werden.
Der Ellennerv verläuft von der Halswirbelsäule bis in die Finger und ist besonders anfällig für mechanische Einflüsse. Wenn die Muskulatur im Bereich der HWS verspannt ist oder es zu einer degenerativen Veränderung in der Halswirbelsäule kommt, kann dies zu einer zusätzlichen Belastung des Nervs führen. Das kann Beschwerden wie Kribbeln, Taubheit und Schmerzen in den betroffenen Bereichen, insbesondere im kleinen Finger und Ringfinger, verursachen.
Lesen Sie auch: Mehr über Ulnarisnerv-Probleme in der Schulter
Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule
Ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS) kann erhebliche Symptome verursachen und spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Sulcus-Ulnaris-Syndroms. Die Bandscheiben liegen zwischen den Wirbeln und dienen als Puffer, der Belastungen abfängt und die Beweglichkeit der HWS unterstützt. Bei einem Bandscheibenvorfall verschiebt sich der innere Kern der Bandscheibe und drückt auf umliegende Strukturen, darunter auch auf den Nerv.
Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls in der HWS können vielfältig sein und hängen davon ab, welcher Nerv betroffen ist. Ein solcher Vorfall kann starke Schmerzen im Nackenbereich verursachen, die bis in den Arm und die Hand ausstrahlen. Es kann auch zu einem Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Fingern kommen, insbesondere im Bereich des kleinen Fingers und des Ringfingers, was häufig auf eine Schädigung des Nervus ulnaris hinweist. Diese Symptome entstehen, wenn der Nerv durch den Bandscheibenvorfall eingeengt oder gereizt wird.
Ein Bandscheibenvorfall in der HWS kann auch die Kraft und Funktion des Arms beeinträchtigen, da der betroffene Nerv die Muskulatur im Arm und in der Hand steuert. In schweren Fällen kann es zu Schädigungen der Nervenbahnen kommen, die eine langfristige Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit zur Folge haben.
Spondylarthrose
Bei einer Spondylarthrose verschleißen die Zwischenwirbelgelenke, die die einzelnen Wirbel miteinander verbinden. Es handelt sich bei der Spondyl- oder Facettengelenksarthrose um eine der häufigsten Erkrankungen der menschlichen Wirbelsäule. Die Ursache liegt in einer verminderten Höhe eines Wirbelsäulenabschnittes aufgrund einer degenerierten Bandscheibe.
Spinalkanalstenose
Bei einer Spinalkanalstenose der Halswirbelsäule wird das Rückenmark in drei Segmenten eingeengt. Bei beiden Stenosen handelt es sich um degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule, bei denen der zentrale Spinalkanal bzw. das Zwischenwirbelloch verengt ist. Für den verringerten Durchmesser können ein Bandscheibenvorfall oder knöcherne Anbauten (Spondylophyten) verantwortlich sein. Die Verengung sorgt für eine Kompression des Rückenmarks oder des Spinalnerven, letztere meist einseitig.
Lesen Sie auch: Ulnarisnerv-Probleme nach OP
Wirbelbrüche
Bei einem instabilen Wirbelkörper aufgrund von Osteoporose können harmlose Alltagssituationen zu einem Wirbelkörperbruch führen. Brüche (Frakturen) im Bereich der Halswirbel entstehen entweder durch Unfälle, Gewalteinwirkung oder durch eine Erkrankung, die die Knochensubstanz schädigt. Dazu zählen Knochenschwund (Osteoporose), Knochentumore und -metastasen. Aufgrund der Nähe zum Rückenmark sind Wirbelbrüche immer ein medizinischer Notfall und bedürfen sofort einer ärztlichen Untersuchung.
Sulcus-Ulnaris-Syndrom (SUS)
Das Sulcus-Ulnaris-Syndrom (SUS) ist eine Erkrankung, bei der der Ulnarisnerv im Bereich des Ellenbogens komprimiert wird. Dieser Nerv verläuft entlang des Unterarms und ist für die Empfindung und Bewegung der Hände zuständig. Die Symptome des SUS können vielfältig sein und betreffen hauptsächlich den Bereich des Ellenbogens sowie die Hand.
Ursachen des Sulcus-Ulnaris-Syndroms
Das Sulcus Ulnaris Syndrom ist eine der häufigsten Ursachen für Beschwerden im Arm und Ellbogen, die auf eine Einklemmung des Nervus ulnaris zurückzuführen sind. Dieser Nerv verläuft durch den sogenannten Kubitaltunnel am Ellbogen, der eine Engstelle darstellt, an der es leicht zu einer Reizung oder Kompression des Nervs kommen kann. Die daraus resultierenden Symptome betreffen in der Regel den Arm, insbesondere den Bereich des kleinen Fingers und des Ringfingers.
Die Ursachen für das Sulcus Ulnaris Syndrom sind vielfältig. Eine häufige Ursache ist der chronische Druck auf den Nerv, der durch bestimmte Bewegungen oder Haltungen des Ellbogens ausgelöst wird. Das Abstützen des Ellbogens auf harten Oberflächen oder das wiederholte Beugen des Ellbogens kann zu einer Einklemmung des Nervs führen. Auch Verletzungen des Ellbogens oder eine Überbeanspruchung der Muskeln in diesem Bereich können eine Rolle spielen.
Eine anatomische Besonderheit, wie eine zu enge Knochenrinne im Kubitaltunnel, kann ebenfalls eine Ursache sein, die den Nerv im Verlauf beeinträchtigt. Solche strukturellen Veränderungen führen zu einer erhöhten Anfälligkeit für Reizungen und Einklemmungen. Dies betrifft insbesondere den Bereich, in dem der Nervus ulnaris eng an den Knochen entlangläuft und wenig Platz hat.
Lesen Sie auch: Ursachen von Ulnarisneuropathie
Symptome des Sulcus-Ulnaris-Syndroms
Typische Beschwerden sind Kribbeln in den Fingern, insbesondere im kleinen Finger und im Ringfinger. Dieses Kribbeln tritt oft nachts oder bei bestimmten Bewegungen auf und kann sich bis in die Hand ausbreiten.
Neben dem Kribbeln klagen Patienten häufig über Schmerzen, die im Bereich des Nervs auftreten. Diese Schmerzen können sowohl bei Bewegung als auch in Ruhephasen vorhanden sein und variieren in ihrer Intensität. Eine weitere häufige Beschwerde ist die Taubheit, die sich ebenfalls im kleinen Finger, im Ringfinger und manchmal auch in anderen Fingern zeigt. Diese Taubheit kann den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen, insbesondere wenn feine motorische Aufgaben erschwert sind.
Auch eine Schwächung der Muskulatur, die die Finger und die Hand betrifft, gehört zu den typischen Symptomen des Sulcus-Ulnaris-Syndroms. Dies kann die Fähigkeit, Gegenstände sicher zu greifen, einschränken. Manche Betroffene berichten zudem über eine allgemeine Unsicherheit bei der Nutzung der Hand und der Finger, da die Kontrolle und das Gefühl in den betroffenen Bereichen beeinträchtigt sind.
Diagnose von Ulnarisnerv-Beschwerden
Die Diagnose des Sulcus-Ulnaris-Syndroms beginnt in der Regel mit einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Der behandelnde Arzt wird zunächst die Symptome des Patienten erfragen, um einen Überblick über die Beschwerden zu bekommen.
Während der körperlichen Untersuchung wird der Arzt den Verlauf des Nervus ulnaris abtasten, um Druckempfindlichkeit oder andere Anzeichen einer Kompression zu erkennen. Die Diagnose umfasst auch verschiedene Funktionstests, bei denen die Beweglichkeit und Kraft der betroffenen Nerven im Arm und in der Hand überprüft werden. Oft wird bei der Untersuchung auch ein sogenannter "Tinel-Test" angewandt, bei dem durch leichtes Klopfen auf den Verlauf des Nervs geprüft wird, ob Kribbeln oder Schmerzen auftreten.
Da das Sulcus-Ulnaris-Syndrom häufig auch mit Problemen der Halswirbelsäule zusammenhängt, wird eine umfassende Diagnose auch die Überprüfung der Halswirbelsäule einschließen. Eine Kompression der Nervenwurzeln in der Halswirbelsäule kann ähnliche Symptome wie das Sulcus-Ulnaris-Syndrom hervorrufen, weshalb bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT notwendig sein können, um Probleme in der Halswirbelsäule auszuschließen.
In manchen Fällen wird zusätzlich eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung durchgeführt. Bei diesem Test wird die elektrische Leitfähigkeit des Nervus ulnaris überprüft, um festzustellen, ob eine Einklemmung oder eine andere Form der Schädigung vorliegt. Diese Methode ist besonders hilfreich, um das Sulcus-Ulnaris-Syndrom von anderen Erkrankungen wie dem Kubitaltunnelsyndrom zu unterscheiden, das ebenfalls eine Kompression des Nervus ulnaris im Bereich des Ellenbogens beinhaltet.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten
Bei der konservativen Behandlung des Sulcus-Ulnaris-Syndroms wird versucht, die Symptome durch nicht-operative Maßnahmen zu lindern. Ein zentraler Bestandteil dieser Behandlung ist die Ruhigstellung des Ellenbogens, um den Druck auf den betroffenen Nerv zu reduzieren. Die Ruhigstellung kann dabei helfen, den Nerv zu entlasten und die Beschwerden wie Schmerzen oder Taubheit zu verringern.
Eine häufig angewandte Methode ist die Verwendung einer speziellen Schiene oder Bandage, die den Ellenbogen in einer leicht gebeugten Position hält. Dadurch wird der Druck auf den Nerv im Kubitaltunnel reduziert, insbesondere während der Nacht, wenn viele Patienten unbewusst den Ellenbogen beugen und dadurch die Nerven komprimieren. Die Schiene sorgt dafür, dass der Ellenbogen in einer schonenden Position bleibt und der Nerv entlastet wird.
Neben der Ruhigstellung ist auch eine Veränderung der täglichen Gewohnheiten ein wichtiger Teil der konservativen Behandlung. Es wird empfohlen, belastende Bewegungen des Ellenbogens zu vermeiden, wie zum Beispiel das Abstützen auf harten Oberflächen oder das wiederholte, starke Beugen des Ellenbogens. Ziel ist es, die Belastung des Nervs zu minimieren und die Heilung zu unterstützen.
Weitere Maßnahmen der konservativen Behandlung beinhalten Physiotherapie, um die umgebende Muskulatur zu stärken und das Bindegewebe zu mobilisieren. Durch spezielle Übungen können betroffene Stellen im Ellenbogen entlastet werden, wodurch sich die Symptome verbessern lassen. Auch entzündungshemmende Medikamente können zum Einsatz kommen, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern, die durch den erhöhten Druck auf den Nerv entstehen.
Übungen für Bandscheibenvorfall und Sulcus-Ulnaris-Syndrom
Bei Bandscheibenvorfällen und dem Sulcus-Ulnaris-Syndrom ist gezielte Bewegung und Muskelstärkung von großer Bedeutung, um die Symptome zu lindern und die Genesung zu unterstützen. Ein erfahrener Physiotherapeut kann maßgeschneiderte Übungsprogramme empfehlen, die den individuellen Bedürfnissen und dem Gesundheitszustand des Patienten entsprechen.
Für Bandscheibenvorfall:
- Katz-Camel-Stretch: Gehen Sie auf alle viere und krümmen Sie den Rücken wie eine Katze. Dann senken Sie ihn, sodass er wie ein Kamel gewölbt ist. Diese Übung lockert die Wirbelsäule und dehnt die Muskulatur.
- Knie-zur-Brust-Dehnung: Legen Sie sich auf den Rücken und ziehen Sie ein Knie zur Brust. Halten Sie die Position für einige Sekunden und wechseln Sie dann das Bein. Diese Dehnung entlastet die Wirbelsäule und streckt die Muskulatur.
- Unterarmstütz: Gehen Sie in die Planke-Position, stützen Sie sich auf die Unterarme und halten Sie den Körper gerade. Diese Übung stärkt die Rumpfmuskulatur und entlastet die Wirbelsäule.
Für Sulcus-Ulnaris-Syndrom:
- Ellenbogenstreckung mit Handgelenksdehnung: Strecken Sie den Arm aus und drehen Sie die Handfläche nach oben. Mit der anderen Hand sanft das Handgelenk nach unten ziehen, um eine Dehnung im Ellenbogen und Handgelenk zu spüren.
- Unterarmdehnung: Strecken Sie den Arm nach vorne und drücken Sie die Handfläche nach unten, um eine Dehnung im Unterarm zu spüren.
- Finger- und Daumenübungen: Bewegen Sie die Finger und den Daumen aktiv in verschiedene Richtungen, um die Beweglichkeit und Durchblutung zu fördern.
Für beide Erkrankungen:
- Atemübungen: Kontrolliertes Atmen während der Übungen hilft, die Muskulatur zu entspannen und den Fokus auf die richtige Ausführung zu legen.
- Schulterkreisen: Langsame und kontrollierte Schulterkreise lockern die Muskulatur im Schulter-Nacken-Bereich und entlasten die Wirbelsäule.
- Halsrotation: Führen Sie langsame Halsrotationen durch, um die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu fördern.
Operative Therapie
Bei anhaltenden Beschwerden kann das Sulcus-ulnaris-Syndrom durch eine mikrochirurgische Operation behandelt werden. Die Freilegung und Entlastung des Ellennervs (N. ulnaris) erfolgt über einen ca. 3-4 cm langen Hautschnitt an der Innenseite des Ellenbogens. Die Einklemmung (Kompression) des Nervs wird beseitigt, indem ein über den Nerv verlaufender Bindegewebszug, eventuell auch ein zusätzlich vorhandener kleiner Muskel (M. epitrochleoanconaeus) durchtrennt werden. Unter Umständen verlagert man den Nerv auf die Vorderseite des Ellenbogens.
Nach der operativen Therapie des Sulcus-ulnaris-Syndroms klingen kleine Blutergüsse und Schwellungszustände in der Regel durch aktives Bewegen bzw. nach Lockern des Verbandes rasch ab. Bei stärkerer Schwellung sollten neben einer Lockerung des Verbandes zusätzlich mehrmals täglich Eispackungen angewendet werden.
tags: #Ulnarisnerv #Halswirbelsäule #Ursachen