Welttag des Gehirns: Ursprung und Bedeutung

Der Welttag des Gehirns, ausgerufen von der Neurologie-Weltföderation (World Federation of Neurology, WFN), wird jährlich am 22. Juli begangen. Dieser Tag soll die Bedeutung der Gehirngesundheit ins öffentliche Bewusstsein rücken und auf die Prävention von neurologischen Erkrankungen aufmerksam machen.

Ursprung

Die Neurologie-Weltföderation (WFN) erklärte den 22. Juli zum ersten Welttag des Gehirns. Dieser Anlass soll zu mehr Aufmerksamkeit für die Bedeutung der Gehirn-Gesundheit und die Prävention von weithin unterschätzten Erkrankungen beitragen.

Bedeutung der Gehirngesundheit

Neurologische Erkrankungen verursachen nicht nur erhebliches Leid und Verlust an Lebensqualität, sondern auch enorme Kosten. In Europa und Deutschland sind fast 60 % der Bevölkerung von einer neurologischen Erkrankung betroffen. Schizophrenie, Parkinson und Epilepsie sind Beispiele für neurologische Erkrankungen, die noch nicht vollständig verstanden sind.

Gehirn und Geist

Das Gehirn ist ein komplexes Organ, das unsere Gedanken, Emotionen und Handlungen steuert. Es ermöglicht uns, die Welt durch unsere fünf Sinne wahrzunehmen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Für gesunde Menschen ist die Fähigkeit zu hören selbstverständlich. Oft sind erst erlebte Einschränkungen Anlass, sich mehr mit dem Hörsinn zu beschäftigen.

Innovative Forschung

Die Forschung zur Diagnose und Therapie von Hirnerkrankungen schreitet stetig voran. Wissenschaftler untersuchen und versuchen, die komplexen Funktionen des Gehirns besser zu verstehen. Dabei kommen innovative Technologien und Methoden zum Einsatz.

Lesen Sie auch: Die Physiologie des Gehirns im Detail

  • MRT-Methoden: Neue MRT-Methoden ermöglichen es, winzige Lecks in der Blut-Hirn-Schranke darzustellen. Diese Erkenntnisse könnten dazu beitragen, die Entstehung von Demenz besser zu verstehen und Hinweise auf Alzheimer zu liefern.
  • Gehirnsimulationsplattformen: Um den komplexen Aufbau und die vielfältigen Funktionen des Gehirns zu entschlüsseln, werden große Datenmengen aus verschiedensten Quellen in Computersimulationen wie der Gehirnsimulationsplattform „The Virtual Brain“ zusammengeführt.
  • Optische Sensoren: Wissenschaftler haben eine Art optischen Sensor für das Gehirn entwickelt. Der Farbstoff bindet an den wichtigen Botenstoff Glyzin und ermöglicht so, den Nervenzellen bei der Arbeit zuzusehen.
  • Hydrogele: Hydrogele werden aufgrund ihrer gewebeähnlichen mechanischen Eigenschaften immer mehr im biomedizinischen Bereich eingesetzt. Ein bekanntes Beispiel sind weiche Kontaktlinsen.

Tierversuche in der Hirnforschung

Tierversuche sind ein kontroverses Thema in der Hirnforschung. Einerseits leiden und sterben täglich Tausende Tiere in den Laboren für medizinische Zwecke. Andererseits argumentieren Wissenschaftler, dass Tierversuche notwendig sind, um Krankheiten zu heilen. Es wird an Alternativen geforscht, wie beispielsweise Multiorganchips, die komplexere systemische Vorgänge abbilden können.

Epilepsie im Fokus

Epilepsie gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. In Deutschland leiden etwa 0,7 bis 0,8 Prozent der Bevölkerung, also rund 600.000 Menschen, an dem Krampfleiden.

  • Ursachen und Diagnose: Die Ursachen für Intelligenzminderung oder Epilepsie bleiben bei mehr als 50 Prozent der Betroffenen bislang ungeklärt. Pädiater weisen darauf hin, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, was die Epilepsie-Diagnostik bei Kindern erschwert.
  • Therapie: Die Therapie der Epilepsien hat in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt. Ein chirurgischer Eingriff kann sogar zur Heilung führen. Säuglinge, bei denen eine bestimmte Epilepsie in den ersten drei Lebensmonaten ausbricht, profitieren von anderen Medikamenten als Kinder, die später erkranken.
  • Vorhersage von Anfällen: Forscher haben ein neues Verfahren entwickelt, um epileptische Anfälle frühzeitig voraussagen zu können. Ein im Hirn implantiertes Gerät zeichnet die Hirnaktivitäten während mindestens sechs Monaten auf.
  • Medikamente: Medikamentenwechsel, auch bei identischen Wirkstoffen, erhöhen bei Epilepsie-Patienten das Risiko eines Anfalls um über 30 %.

Schlaganfall

Schlaganfälle sind die zweithäufigste Todesursache weltweit und eine der häufigsten Ursachen für Behinderungen im Erwachsenenalter. Zwar sinkt die Sterblichkeit von Schlaganfallpatienten in Deutschland, und auch das Pro-Kopf-Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, nimmt ab, dennoch gilt beim akuten Schlaganfall nach wie vor der Leitsatz „Time is brain“. Die individuelle Zeitspanne, die für eine Intervention zur Verfügung steht, kann jedoch je nach Patient sehr stark variieren.

Weitere neurologische Erkrankungen und Forschungsansätze

Neben Epilepsie und Schlaganfall gibt es eine Vielzahl weiterer neurologischer Erkrankungen, die im Fokus der Forschung stehen.

  • Depressionen: Forscher haben ein Hirnimplantat entwickelt, mit dem sie Depressionen erfolgreich behandeln konnten.
  • Multiple Sklerose (MS): Ein Medikament, das eigentlich gegen Multiple Sklerose (MS) zugelassen ist, könnte auch für Betroffene einer genetisch bedingten Form der Epilepsie Linderung bedeuten.
  • Glioblastom: Das Glioblastom durchzieht das Gehirn mit einem Zell-Netzwerk, das den Krebs enorm widerstandsfähig gegen Therapien macht.

Lesen Sie auch: Das Gehirn im Detail

Lesen Sie auch: Alles über Hirndurchblutungsstörungen: Symptome und Therapien

tags: #Welttag #des #Gehirns #Ursprung #und #Bedeutung