Aggressivität bei Parkinson: Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze

Die Parkinson-Krankheit ist bekannt für ihre motorischen Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamte Bewegungen. Jedoch können im Verlauf der Erkrankung auch Verhaltensauffälligkeiten und Persönlichkeitsveränderungen auftreten, darunter auch Aggressivität. Diese kann sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen eine erhebliche Belastung darstellen.

Veränderungen der Persönlichkeit bei Parkinson

In den letzten Jahren wurde vermehrt auf Verhaltensauffälligkeiten und Persönlichkeitsveränderungen geachtet, die sich im Verlauf der Parkinson-Erkrankung einstellen können. Zu Beginn der Erkrankung kann sich dies durch zunehmende Sturheit, Starrsinnigkeit oder unvermittelt auftretendes aggressives Verhalten äußern. Weitere Wesensveränderungen sind oft durch eine mangelnde Impulskontrolle geprägt, die durch den Krankheitsverlauf selbst, aber auch durch die langfristige Einnahme von Medikamenten begünstigt wird.

Ursachen von Persönlichkeitsveränderungen

Die Ursachen für diese Verhaltensstörungen sind vielfältig und noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass sowohl die Parkinson-Krankheit selbst als auch die medikamentöse Behandlung und die psychische Belastung durch die Erkrankung eine Rolle spielen.

  • Die Parkinson-Erkrankung selbst:
    • Neurotransmitter-Ungleichgewicht: Parkinson führt zu einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn, insbesondere von Dopamin. Aber auch andere Botenstoffe wie Serotonin, Noradrenalin und Acetylcholin sind betroffen. Da Dopamin nicht nur die Bewegung steuert, sondern auch die Motivation und die Gefühle beeinflusst, kann dies zu psychischen Veränderungen führen. Auch andere Botenstoffe wie Serotonin, Noradrenalin und Acetylcholin sind betroffen. Sie beeinflussen beispielsweise die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis, die Konzentration, die Motivation, den Antrieb und die Stimmung eines Menschen.
    • Nicht-motorische Symptome: Neben den typischen motorischen Symptomen treten bei Parkinson auch nicht-motorische Symptome wie Depressionen, Schlafstörungen und Gereiztheit auf, insbesondere im Frühstadium der Erkrankung. Depressive Verstimmungen, Reizbarkeit oder Angststörungen, sowie der allgemeine soziale Rückzug gelten deshalb als Frühwarnzeichen von neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson.
  • Medikamente: Die medikamentöse Behandlung von Morbus Parkinson zielt darauf ab, das Gleichgewicht der Neurotransmitter wiederherzustellen, vor allem mithilfe von Levodopa und Dopaminagonisten. Diese greifen in den Dopaminstoffwechsel ein, können aber auch Nebenwirkungen verursachen und langfristig zu Wirkungsschwankungen führen. Insbesondere Dopaminagonisten können Verhaltensnebenwirkungen wie Aggressivität hervorrufen.
  • Psychische Belastung: Die mentale Belastung durch die unheilbare Erkrankung kann ebenfalls zu Wesensveränderungen führen. Ähnlich wie bei anderen chronischen Erkrankungen kann es zu Belastungsreaktionen, Depressionen, Angststörungen und weiteren psychischen Beschwerden kommen.

Formen der Aggressivität bei Parkinson

Aggressivität bei Parkinson kann sich auf unterschiedliche Weise äußern:

  • Erhöhte Reizbarkeit: Patienten können leicht frustriert oder verärgert werden und stark auf Situationen reagieren, die sie zuvor nicht gestört hätten.
  • Impulsives Verhalten: Eine Tendenz, ohne nachzudenken zu handeln, was zu aggressiven Reaktionen führen kann.
  • Verbale oder körperliche Feindseligkeit: Dazu können böse Worte, Drohungen oder sogar Gewalttätigkeiten gegenüber anderen gehören.
  • Stimmungsschwankungen: Intensive und plötzliche Stimmungsschwankungen, bei denen die Betroffenen in einem Augenblick von einem ruhigen Zustand in einen aufgeregten oder wütenden Zustand übergehen können.

Nicht-motorische Symptome und ihr Einfluss

Beim Morbus Parkinson können neben den motorischen Symptomen in allen Stadien der Erkrankung auch nicht motorische Symptome auftreten, die die Lebensqualität der Patienten teils erheblich beeinträchtigen. Unter ihnen spielen neuropsychiatrische Symptome eine wichtige Rolle. Weit verbreitet sind beispielsweise Tagesmüdigkeit/Fatigue, Angst, Depression und Demenz.

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Schlafstörungen

Schlafstörungen treten in allen Stadien der Parkinson-Erkrankung und bei der Mehrzahl der Betroffenen auf. Bis zu 90 % aller Menschen mit Parkinson sind im Verlauf der Erkrankung von Tagesmüdigkeit und Ein- und Durchschlafstörungen betroffen. Da es allerdings verschiedene Ursachen für das Auftreten von Schlafstörungen bei Parkinson gibt, ist eine gezielte Behandlung nur nach sorgfältiger Analyse der Symptome und der Begleitumstände möglich.

Depressionen

Im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit kommt es bei vielen Betroffenen zu trauriger und niedergeschlagener Stimmung. Dieser Zustand kann mit einem Verlust von Interesse an der Umgebung, Antriebsmangel und Freudlosigkeit verbunden sein (sogenannte Apathie). Hält ein Stimmungstief über einen Zeitraum von mehreren Wochen an, spricht man von einer Depression.

Demenz

Bis zu 40 Prozent aller Parkinson-Patienten erkranken im späteren Krankheitsverlauf auch an einer Demenz. Bei einer sogenannten Parkinson-Demenz treten die Haupt-Symptome dieser zwei Krankheitsbilder kombiniert auf. Das heißt, eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit und geistige Beeinträchtigungen. Das Risiko hierfür steigt mit der Krankheitsdauer und dem Lebensalter von Parkinson-Patienten.

Diagnose und Behandlung von Aggressivität

Es ist wichtig, die Verhaltensänderungen frühzeitig zu erkennen, bevor es zu nachteiligen Auswirkungen kommt. Angehörige sollten offen mit den Betroffenen darüber sprechen und gemeinsam mit den behandelnden Ärzten nach Lösungen suchen.

Medikamentöse Behandlung

  • Anpassung der Parkinson-Medikation: Die therapeutischen Maßnahmen bestehen für Ärzte meist in einer Verringerung der Dosis oder gegebenenfalls auch dem Absetzen des Dopaminagonisten. Da es dadurch zu einer Verschlechterung der Beweglichkeit kommen kann, müssen im Gegenzug oft andere Medikamente in deren Dosierung erhöht werden.
  • Zusätzliche Medikamente: Im Einzelfall müssen zusätzliche Medikamente (atypische Neuroleptika, Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) eingesetzt werden, um die Symptome zu beeinflussen. Da es sich dabei oft um komplexe Vorgänge handelt, dürfen diese Veränderungen der Medikation ausschließlich von den behandelnden Ärzten in enger Absprache mit den Patienten durchgeführt werden.

Nicht-medikamentöse Behandlung

  • Psychotherapie: Eine Psychotherapie kann helfen, die emotionalen Auswirkungen der Parkinson-Krankheit zu bewältigen und Strategien zur Stressbewältigung und Emotionsregulierung zu erlernen. Hierzu gehört beispielsweise die Verhaltenstherapie, die bei Parkinson-Patienten bislang noch selten zum Einsatz kommt.
  • Bewegungstherapie: Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern.
  • Musik- und Kunsttherapie: Diese Therapieformen können einen kreativen Ausdruck ermöglichen und zur Entspannung beitragen.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe kann unterstützend wirken und das Gefühl der Isolation verringern.

Umgang mit Aggressionen im Alltag

  • Verständnis und Geduld: Es ist wichtig, die Ursachen der Aggressivität zu verstehen und geduldig mit den Betroffenen umzugehen.
  • Kommunikation: Offene und ehrliche Kommunikation kann helfen, Konflikte zu vermeiden und Lösungen zu finden.
  • Unterstützung: Angehörige sollten sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Belastung durch die Pflege zu reduzieren.
  • Sicherheit: In Situationen, in denen Aggressivität zu einer Gefahr für den Betroffenen oder andere wird, ist es wichtig, für Sicherheit zu sorgen und gegebenenfalls professionelle Hilfe hinzuzuziehen.

Weitere wichtige Aspekte

Fahrtauglichkeit

Die bei Parkinson eingesetzten Medikamente beeinflussen durch ihre Nebenwirkungen das Fahrvermögen, zum Beispiel durch vermehrte Müdigkeit, Schlafattacken, Verlust der Impulskontrolle und aggressives Verhalten. Es ist notwendig, dass Betroffene ihre Fahrtauglichkeit regelmäßig durch einen Arzt oder Psychologen beurteilen lassen.

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Patientenverfügung

Es kann sinnvoll sein, frühzeitig eine Patientenverfügung zu erstellen, in der die Wünsche des Betroffenen für den Fall einer späteren Demenz oder geistigen Verwirrtheit festgehalten werden.

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