Parkinson, auch bekannt als Schüttellähmung oder Morbus Parkinson, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Gehirn betrifft und zu verlangsamten Bewegungen, Muskelsteifheit und unkontrolliertem Zittern (Tremor) führt. Im Laufe der Zeit entwickeln Parkinson-Patienten oft eine Pflegebedürftigkeit, die eine spezielle aktivierende Pflege erfordert. Dieser Artikel beleuchtet die Definition der aktivierenden Pflege bei Parkinson, ihre verschiedenen Umsetzungsebenen und gibt praktische Tipps für die Pflege im Alltag.
Was ist aktivierende Pflege?
Aktivierende Pflege, auch als aktive Pflege bezeichnet, zielt darauf ab, die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von pflegebedürftigen Menschen zu erhalten und ihre Lebensqualität zu verbessern. Im Fokus steht die Förderung noch vorhandener Fähigkeiten zur Selbstversorgung und die Reaktivierung verloren gegangener Fähigkeiten. Es geht also um "Hilfe zur Selbsthilfe", anstatt den Pflegebedürftigen Aufgaben abzunehmen. Wichtig ist, dass die Aktivierungsmaßnahmen die Patienten weder körperlich noch geistig überfordern.
Der Gesetzgeber hat in § 2 SGB XI zur Selbstbestimmung festgelegt, dass die Leistungen der Pflegeversicherung den Pflegebedürftigen helfen sollen, trotz ihres Hilfebedarfs ein möglichst selbständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen, das der Würde des Menschen entspricht.
Umsetzungsebenen der aktivierenden Pflege
Grundsätzlich wird bei der aktivierenden Pflege zwischen vier Umsetzungsebenen unterschieden:
Motorische Aktivierung
Die motorische Aktivierung konzentriert sich auf den Erhalt oder die Wiedererlangung der Bewegungsfähigkeit. Gezieltes Mobilitäts- und Gleichgewichtstraining kann auch im höheren Alter noch dazu beitragen, Muskelkraft und Gleichgewichtssinn zu stärken, um beispielsweise Stürze zu vermeiden.
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Kognitive Aktivierung
Durch kognitive Aktivierung können Erkrankungen wie Demenz, insbesondere im Anfangsstadium, durch Gedächtnistraining verlangsamt und hinausgezögert werden.
Sensorische Aktivierung
Sensorische Aktivierung zielt darauf ab, die Wahrnehmungsfähigkeit pflegebedürftiger Personen zu steigern. Diese Form der Aktivierung ist besonders bei bettlägerigen Personen oder Personen mit anderen schweren Einschränkungen sinnvoll.
Alltagspraktische Aktivierung
Das Ziel der alltagspraktischen Aktivierung ist es, Betroffene bei wesentlichen Lebensaufgaben wie der Nahrungsaufnahme, der Pflege von sozialen Kontakten oder der Körperpflege zu unterstützen.
Konkrete Beispiele für aktivierende Pflege bei Parkinson
- Körperhygiene: Aufgaben wie Haare kämmen, Eincremen, Zähne putzen oder Waschen sollten im besten Fall von außen nur durch das Heranreichen der nötigen Utensilien unterstützt werden, damit die Pflegebedürftigen sich selbst mit der Bewältigung dieser Aufgaben auseinandersetzen und so ihre motorischen Fähigkeiten trainieren.
- An- und Ausziehen: Die Pflegebedürftigen sollen selbst entscheiden können, was sie tragen möchten. Der Prozess des An- und Ausziehens sollte von Pflegenden nur so weit wie unbedingt erforderlich unterstützt werden, damit die Pflegebedürftigen auch hier das Gefühl der Selbstständigkeit vermittelt bekommen.
- Beschäftigung und Bewegung: Pflegende sollten die Betroffenen dazu motivieren, sich sportlich und geistig zu betätigen. Möglichkeiten hierfür sind beispielsweise die Teilnahme an Seniorengymnastik oder anderen sozialen Veranstaltungen, die Kommunikation und körperliche Betätigung fördern. Tai-Chi, Sprach- oder Musiktherapie beeinflussen den Verlauf einer Parkinson-Erkrankung positiv. Diese aktivierenden Therapien trainieren Funktionen wie Gleichgewicht, Gehen, Sprechen, Schlucken und Kognition, die durch die Erkrankung häufig beeinträchtigt sind.
- Ernährung: Den Pflegebedürftigen sollte genug Zeit zum Essen und Trinken gegeben werden. Zudem sollte die Eigenständigkeit gefördert werden, auch wenn infolgedessen die Tischmanieren vernachlässigt werden.
Aktivierende Pflege in verschiedenen Krankheitsstadien
Die Parkinson-Erkrankung verläuft in verschiedenen Stadien, die unterschiedliche Anforderungen an die Pflege stellen:
- Frühphase: In der frühen Phase treten häufig leichte motorische Symptome wie Zittern in einer Hand und leicht verlangsamte Bewegungen auf. Aktivierende Pflege kann helfen, die Selbstständigkeit bei alltäglichen Aktivitäten zu erhalten.
- Mittelphase: In der mittleren Phase treten die Symptome oft stärker auf und beeinträchtigen die Fähigkeit, alltägliche Aktivitäten durchzuführen. Regelmäßige Medikamente und andere Behandlungen wie Physiotherapie sind notwendig. Aktivierende Pflege unterstützt bei der Bewältigung des Alltags und fördert die Mobilität.
- Fortgeschrittene Phase: In der fortgeschrittenen Phase sind die Symptome oft am stärksten und beeinträchtigen die Fähigkeit, alltägliche Aktivitäten durchzuführen. Intensive Pflege und Unterstützung sind erforderlich. Aktivierende Pflege zielt darauf ab, die Lebensqualität so gut wie möglich zu erhalten und die Selbstbestimmung zu fördern.
Tipps für die aktivierende Pflege bei Parkinson
- Passen Sie die Wohnumgebung an: Sorgen Sie für genügend Platz zum Gehen (auch mit Rollator), räumen Sie Stolperfallen aus dem Weg und reduzieren Sie Barrieren mit Rampen oder einem Treppenlift. Haltegriffe im Bad bieten zusätzliche Sicherheit. Nutzen Sie den Zuschuss der Pflegekasse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen.
- Ermöglichen Sie eine aktivierende Pflege: Kümmern Sie sich nach dem Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" um Ihr Familienmitglied. Was der Erkrankte noch selbst tun kann, sollte ihm auch überlassen werden. Damit können Sie die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein Ihres Angehörigen tatkräftig unterstützen.
- Holen Sie sich Unterstützung: Bei der Pflege ist es stets gut, einen Plan B zu haben. In diesem Fall können Sie die Verhinderungspflege der Pflegekasse beanspruchen. Außerdem kann es hilfreich sein, eine nahestehende Person des Betroffenen einzuweihen. Ist sie über die Krankheit informiert und bereit auszuhelfen, kann das für Sie im Alltag eine wertvolle Unterstützung sein. Bei einer weit fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung kann eine "24-Stunden-Pflege" eine clevere Versorgungsform sein.
- Unterstützung durch Hilfsmittel: Hilfsmittel im eigenen Haushalt können Betroffenen das Leben mit der Parkinson-Krankheit erleichtern und Einbußen in der Selbstständigkeit abbauen. Beispiele sind Schlüsselhilfen, spezielles Essbesteck, Anziehhilfen und Pflegehilfsmittel zum Verbrauch.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann sehr hilfreich sein, um mit der Erkrankung umzugehen und wertvolle Tipps zu erhalten.
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