Hirnaneurysma: Lebenserwartung, Ursachen, Symptome und Behandlung

Ein Hirnaneurysma ist eine Ausbuchtung in einem Blutgefäß im Gehirn. Diese Gefäßmissbildung kann die Lebenserwartung beeinflussen, insbesondere wenn sie reißt und eine Hirnblutung verursacht. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Hirnaneurysmen, einschließlich ihrer Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten und der damit verbundenen Lebenserwartung.

Was ist ein Hirnaneurysma?

Bei einem Hirnaneurysma handelt es sich um eine sackförmige Ausweitung eines Hirngefäßes. Diese Ausweitung ist keine Seltenheit und wird oft zufällig entdeckt. Hirnaneurysmen treten vermehrt ab dem 40. Lebensjahr auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Es wird geschätzt, dass etwa sechs Prozent der Bevölkerung eine solche Gefäßausstülpung im Gehirn haben.

Hirnaneurysmen zählen zu den Gefäßmissbildungen des Gehirns. Dabei verliert das Gefäß im Bereich des Aneurysmas über Jahre immer mehr elastische Fasern und weitet sich aus. Bevorzugt sind Stellen mit hoher mechanischer Belastung, wie der Ort, an dem sich die größeren Hirngefäße aufgabeln. Im schlimmsten Fall kann ein solches Aneurysma durch Einriss (Ruptur) der Gefäßwand zu einer Hirnblutung und zum Tod führen.

Ursachen für ein Hirnaneurysma

Ursache für ein Hirnaneurysma ist meist eine anlagebedingte Gefäßwandschwäche. Aber auch andere Faktoren können ursächlich sein, beispielsweise eine Arteriosklerose, Entzündungen der Gefäße, Drogenmissbrauch oder bestimmte vererbbare Krankheiten, wie das Marfan-Syndrom. Zu den Risikofaktoren gehören auch Bluthochdruck, Rauchen und erbliche Faktoren. Bei etwa jedem zehnten diagnostizierten Aneurysma liegt eine familiäre Häufung vor.

Hirnaneurysma Symptome

Zirka die Hälfte der Menschen mit Hirnaneurysma haben keinerlei Beschwerden (asymptomatisch). Sie werden meist zufällig im CT (Computertomographie) oder beim MRT (Magnetresonanztomographie) entdeckt. Diese werden als "inzidentelle Aneurysmen" bezeichnet.

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Je nach Lokalisation des Aneurysmas können aber auch verschiedenste Symptome auftreten, die meist durch Verdrängung von Hirn- oder Nervengewebe verursacht werden. Darunter fallen unter anderem Seh-, Hör-, oder Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen, epileptische Anfälle und Kopfschmerzen.

Im schlimmsten Fall macht sich ein Aneurysma durch eine stattfindende Ruptur (Einriss der Gefäßwand) bemerkbar. Diese spezielle Art der Hirnblutung wird auch Subarachnoidalblutung (SAB) genannt und entspricht einem blutigen Schlaganfall. Alarmsignale sind plötzliche, heftige Kopfschmerzen, oft begleitet von einem steifen, schmerzenden Nacken, Erbrechen, Schwindel, Wahrnehmungsstörungen oder epileptischen Anfällen.

Diagnose von Hirnaneurysmen

Die besten Ergebnisse erzielt die Radiologie mit Hilfe spezieller Gefäßdarstellungsarten (mit oder ohne Kontrastmittel sowohl im CT (Computertomografie) als auch im MRT (Magnetresonanztomografie). Bei häufigen Verlaufskontrollen ist aufgrund der fehlenden Strahlenbelastung die MRT der Standard. Mittels Kernspintomographie (MRT) wird herausgefunden, wo genau sich die Arterie mit dem Aneurysma befindet und wie die Form ist.

Die invasivere Methode der Katheterangiographie (Gefäßdarstellung über einen Metalldraht im Gefäß und dortiger Kontrastmittelgabe) wird aufgrund der höheren Komplikationsrate nur präoperativ zur genauen Ausmessung und OP-Planung verwendet. Sie bietet aber im Falle einer Ruptur und Aneurysmablutung gleichzeitig die Möglichkeit der Operation durch den Katheter. Vor dem Coling-Verfahren wird zunächst zur genauen Beurteilung der Anatomie und der Gefäßverhältnisse eine Angiographie (Gefäßdarstellung) durchgeführt. Während des Eingriffs kommt die ICG-Angiographie (englisch: indocyanine green) zum Einsatz, um den Blutfluss durch die Hirngefäße in Echtzeit darzustellen und zu analysieren.

Therapie von Hirnaneurysmen

Die Behandlung eines Hirnaneurysmas richtet sich nach dessen Größe und Lokalisation, den Symptomen des Betroffenen und einer bereits stattgefundenen Aneurysmablutung. Sinn der Behandlung ist das Verhindern einer möglichen Blutung. Nicht-symptomatische Aneurysmen von einer Größe bis zu 7 mm werden nicht behandelt, hier ist das Risiko der OP größer als das Risiko einer Blutung.

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Ab einem Durchmesser von 7 mm wird eine Behandlung empfohlen. Sind Aneurysmen symptomatisch werden sie unabhängig von ihrer Größe behandelt. Die Neurochirurgie unterscheidet zwei Standardtherapievarianten: das Aneurysma-Clipping und das Aneurysma-Coiling. Welche der beiden Operationen vorzuziehen ist, liegt an verschiedenen Faktoren und wird individuell mit dem behandelnden Arzt besprochen.

Aneurysma-Clipping

Bei dem neurochirurgischen Eingriff wird unter dem Operationsmikroskop das Aneurysma aufgesucht und mit einem oder mehreren Titanclips vom Blutfluss abgeklemmt. Sie können lebenslang im Körper verbleiben. Das Clipping garantiert einen dauerhaften Komplettverschluss.

Aneurysma-Coiling

Beim Coiling-Verfahren führen die Ärzt:innen einen Katheter über einen kleinen Schnitt in der Leistenarterie durch die Bauchschlagader bis ins Gehirn. Durch den Mikrokatheter werden nun winzige Platinspiralen (Coils) in das Aneurysma eingebracht, welche dieses ausfüllen und die Blutgerinnung innerhalb des Aneurysmas fördern, sodass diese vom Blutstrom abgegrenzt ist. Es gibt Aneurysmen mit einer schmalen Ansatzstelle oder mit einer breiten Ansatzstelle, wobei bei letzteren zusätzlich ein Stent notwendig ist, der verhindert, dass Coils in das Blutgefäß vorfallen. Damit ist die Einnahme blutgerinnungshemmender Medikamente oft lebenslang verbunden. Häufig kommen hierbei auch zusätzliche Hilfsmittel wie Stents oder sogenannte "Flow-Diverter" zum Einsatz. Diese Mini-Implantate leiten den Blutstrom am Aneurysma vorbei.

Wahl des Verfahrens

Die Wahl des Verfahrens hängt von verschiedenen Faktoren ab, die im Einzelfall abgewogen werden müssen. Auch die Lokalisation, die Form der Gefäßaussackung beziehungsweise die Zugangswege zum Aneurysma spielen dabei eine Rolle. Primär wird ein Coiling angestrebt, wenn die Chancen gut stehen, das Aneurysma mittels Katheter langfristig zu verschließen. Verschiedene Faktoren wie die anatomischen Gegebenheiten der Gefäßausbuchtung wie Form, Größe und Lage machen ein Clipping dennoch notwendig. Aneurysmata im vorderen oder hinteren Kreislauf, werden aufgrund dem schweren OP-Zugangsweg lieber gecoilt, insbesondere wenn der Aneurysmahals gut definiert und eng ist. Beim Coiling kommt es gelegentlich zu Rückfällen, weshalb das Clipping vorzugsweise jüngeren Menschen empfohlen wird.

Risiken der Behandlung

Aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge kommt es bei bis zu fünf Prozent der Behandelten zu therapiebedingten Komplikationen. Dazu gehören schwere Nachblutungen, eine dauerhafte Epilepsie oder eine Gefäßverletzung beziehungsweise ein Gefäßverschluss mit einem Schlaganfall, was zu bleibenden Schäden führen oder sogar tödlich verlaufen kann.

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Prognose und Lebenserwartung bei einem Hirnaneurysma

Die Lebenserwartung bei einem Gehirnaneurysma muss nicht eingeschränkt sein. Nicht-symptomatische kleine Aneurysmen haben ein sehr geringes Risiko der Hirnblutung. Dennoch müssen, zur Feststellung von Größenänderungen, in bestimmten Zeitabständen Kontrolluntersuchungen wahrgenommen werden. Die Prognose bei einem Aneurysma im Gehirn hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wird das Gehirnaneurysma zufällig entdeckt und behandelt, sind die Heilungschancen in vielen Fällen gut.

Bei bekanntem Hirngefäßaneurysma und Symptomen, die die Druckschädigung umliegender Strukturen vermuten lassen, ist Achtung angesagt. Ein Einriss der Gefäßwand mit Hirnblutung folgt in den meisten Fällen, weshalb eine Behandlung dringend angesagt ist.

Wie die Lebenserwartung nach einer Operation bei einem Aneurysma im Gehirn ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Je nach Größe und Lage der Gefäßaufweitung, ist ein Eingriff in manchen Fällen lebensrettend. Aber die Operation birgt Risiken. In manchen Fällen besteht durch einen Eingriff die Gefahr, dass es zu neurologischen Schäden kommt. Daher wägen Ärzte bei einem Aneurysma im Kopf sehr sorgfältig ab, von welcher Strategie Betroffene am ehesten profitieren.

Die Sterblichkeit bei Aneurysma Coiling liegt bei der richtigen Auswahl bei 1% und ist deutlich besser als beim Clipping mit 2,6%. Leider gelingt bei Coiling nur bei ca. 70% ein komplettes Verschluss, was einen zweiten Katheter Eingriff von Nöten macht.

Es gibt Aneurysmen, die nur eine geringe Wahrscheinlichkeit haben, dass sie eines Tages platzen. Ein solches Aneurysma im Gehirn muss die Lebenserwartung nicht einschränken. Ärzte beobachten dann in regelmäßigen Abständen, ob sich die Gefäßaussackung verändert.

Prävention

Einem erneuten Schlaganfall kann vorgebeugt werden, indem Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen und hohe Cholesterinwerte reduziert werden. Studien haben gezeigt, dass entzündungshemmende Medikamente wie Aspirin das Risiko einer Hirnblutung verringern können.

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