Die Architektur spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von Umgebungen, die Menschen mit Demenz unterstützen und ihre Lebensqualität verbessern. Angesichts der steigenden Zahl von Menschen mit Demenz ist es unerlässlich, dass Architekten, Planer und Bauherren innovative und bedarfsgerechte Wohnformen entwickeln, die den besonderen Bedürfnissen dieser Bevölkerungsgruppe gerecht werden.
Die wachsende Bedeutung demenzgerechter Architektur
Der demografische Wandel stellt alle Akteure vor große Herausforderungen. Architekten, Planer, die Wohnungswirtschaft und Investoren müssen sich auf neue Anforderungen und Bauaufgaben einstellen, insbesondere im Hinblick auf den Fachkräftemangel und steigende Pflegekosten. Innovative, bedarfsgerechte und nachhaltige Wohnformen und Quartierskonzepte sind gefragt, da die bisherigen Standardangebote nicht mehr den Wohnwünschen einer selbstbewussteren und in ihren Bedürfnissen sehr unterschiedlichen Generation von älteren Menschen entsprechen.
Zudem erfordern zunehmende Krankheitsbilder wie Demenz besondere gestalterische und bauliche Maßnahmen. Kleinteilige stationäre Wohn- und Pflegekonzepte mit Gruppenstrukturen lösen die früher üblichen großen Stationen und Wohnbereiche in klassischen Alten- und Pflegeheimen zunehmend ab. Vorhandene Einrichtungen werden entsprechend umgebaut. Darüber hinaus haben sich in den letzten Jahren neue Wohn- und Betreuungsformen entwickelt: betreutes Wohnen, Mehrgenerationenhäuser, Servicewohnen, Wohngemeinschaften oder ambulant betreute Wohnformen, Tagespflege sowie Kooperationen zwischen Pflege- und Wohnungswirtschaft.
Diese verbinden eine hohe individuelle Wohn- und Lebensqualität mit einer guten Betreuungs- und Pflegequalität und wirken Vereinsamungstendenzen entgegen. Darüber hinaus können der Einsatz externer Hilfen oder teure Heimunterbringungen verzögert oder verhindert werden. Denn durch die richtige, bedarfsgerechte Gestaltung können altersbedingt nachlassende Mobilität und Sinnesleistungen zumindest teilweise kompensiert werden.
Grundlegende Prinzipien der Architektur für Menschen mit Demenz
Das Individuum im Mittelpunkt
Der Ausgangspunkt jeder Bauplanung sollte das Individuum sein, mit Verständnis für dessen Lebenssituation und Bedürfnisse. Dr.-Ing. Jonas E. Andersson, Architekt und Dozent für Architektur und Stadtplanung, betont, dass das Verstehen des Individuums entscheidend ist, um Architektur zu schaffen, die unterstützt und nicht stigmatisiert. In der Vergangenheit wurden Gebäude für Menschen mit Demenz oft versteckt, während heute mehr Wert auf die Integration in die Gesellschaft gelegt wird.
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Kristina Møller Hansen, Architektin und Segmentspezialistin für den Pflegebereich, ergänzt, dass gute Architektur für Menschen mit Demenz die Lebensgeschichten und den Alltag der Bewohner berücksichtigen muss. Zu viele neue Eindrücke können Unruhe und Unsicherheit hervorrufen. Daher ist es wichtig, mit wiedererkennbaren Materialien und haptischen Strukturen zu arbeiten, die den sterilen Eindruck einer Pflegeeinrichtung abschwächen und ein Gefühl von Zuhause vermitteln.
Materialien und Akustik
Materialien spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung einer demenzfreundlichen Umgebung. Sie können nicht nur ein Gefühl von Zuhause vermitteln, sondern auch funktionale Aspekte erfüllen. Insbesondere die Akustik ist von zentraler Bedeutung, da Schall und Geräusche die Bewohner stark beeinflussen können. Akustikplatten können Schallwellen einfangen, die Nachhallzeit begrenzen und geräuschempfindliche Bewohner abschirmen.
Farbgebung und Einrichtung
Auch Farbgebung und Einrichtungsgegenstände tragen zum Gesamteindruck bei und beeinflussen das Sicherheitsgefühl der Bewohner. Während in Schweden oft weiße und klinische Interieurs bevorzugt werden, um den Hygieneanforderungen gerecht zu werden, ist es wichtig, ein wohnliches Umfeld zu schaffen, das Geborgenheit vermittelt.
Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit
Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit sind entscheidende Faktoren bei der Gestaltung von Wohnräumen für ältere Menschen mit erhöhtem Pflegebedarf. Es ist wichtig, ein Umfeld zu schaffen, das sowohl für Bewohner als auch für Angehörige angenehm ist.
Anforderungen an die räumliche Gestaltung
Fragen, die vor dem Bau beantwortet werden müssen
Vor Beginn der Bauplanung sollten grundlegende Fragen geklärt werden, um die räumlichen Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner zu verstehen:
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- Für wen wird gebaut?
- Wie sehen die räumlichen Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner aus?
- Wie werden die Ansprüche und Lebensstile der Menschen sich in den kommenden Jahren ändern?
- Wie viele Menschen werden in einem Bereich zusammenleben?
- Wie wird der Alltag gestaltet?
- Wie wird die Tagesstruktur aussehen?
- Wie können individuelle Fähigkeiten erhalten und gefördert werden?
- Wie wird eine selbstständige Lebensführung der Bewohner möglich?
- Welche Aktivitäten sind möglich? An welchen Orten?
- Welche Anforderungen entstehen für den Betrieb?
- Wie werden betriebliche Abläufe gestaltet?
- Wie sieht die Ver- und Entsorgung aus?
- Welche Angebote bietet das zukünftige Haus, welche Angebote werden ambulant ergänzt?
- Welche Angebote gibt es im Quartier? Was kann mitgenutzt werden?
- Wie wird der Personalbedarf? Wie wird der Personaleinsatz organisiert?
- Soll die Essenszubereitung zentral, dezentral oder sich ergänzend stattfinden?
- Welche Raumeigenschaften (wie z.B. Tageslicht, Maßstäblichkeit der Raumgröße/Raumhöhe, Oberflächenmaterialien, …) sind wichtig?
- Wie kann gute Architektur Technik- und Betriebskosten sparen?
- Was hat sich in anderen Häusern bewährt und ist zukunftssicher?
- Welche Räume sind wichtig? Wie hoch ist ihre Nutzungsfrequenz? Wie wirtschaftlich sind diese Räume?
- Sind Mehrfachnutzungen möglich?
- Welche üblichen Räume braucht es für dieses Konzept, um Raum und damit Kosten einzusparen?
- Wie sehen die optimalen Raumzuordnungen aus?
- Welcher Bedarf an Betreuungsplätzen besteht in der Kommune/dem Landkreis?
- Für wie viele Bewohner wird geplant?
- Was wollen/können wir uns leisten? Wer macht wann das Finanzierungskonzept?
- Ist das geplante Projekt zukunftsfähig?
- Welche Mindeststandards sollten umgesetzt werden? Wie können diese gewährleistet werden?
- Wie können große Investitionen wie z. B. Möglichkeiten für neue Ideen, Selbstständigkeit, Kompetenzerhalt, … geplant werden?
- Wie wird das Personal in die Konzeptentwicklung eingebunden?
Kleinteilige Wohn- und Pflegekonzepte
Kleinteilige stationäre Wohn- und Pflegekonzepte mit Gruppenstrukturen lösen die früher üblichen großen Stationen und Wohnbereiche in klassischen Alten- und Pflegeheimen zunehmend ab. Vorhandene Einrichtungen werden entsprechend umgebaut. Darüber hinaus haben sich in den letzten Jahren neue Wohn- und Betreuungsformen entwickelt: betreutes Wohnen, Mehrgenerationenhäuser, Servicewohnen, Wohngemeinschaften oder ambulant betreute Wohnformen, Tagespflege sowie Kooperationen zwischen Pflege- und Wohnungswirtschaft.
Berücksichtigung von Vorschriften und Normen
Bei der Konzeption, Planung und Gestaltung sind besondere Anforderungen zu berücksichtigen. Für die unterschiedlichen Wohnformen ist die baurechtliche Einstufung nicht nur seit dem Wegfall der Heimmindestbauverordnung für viele Planer undurchschaubar und es müssen eine Vielzahl von unterschiedlichen und sich oft widersprechenden Vorschriften (Heimgesetzgebung, Krankenhausbauverordnung, Brandschutz, DIN 18040 etc.) berücksichtigt werden.
Besondere Bedürfnisse älterer und demenzerkrankter Menschen
Hinzu kommen die besonderen Anforderungen älterer, gebrechlicher oder demenzerkrankter Menschen, z. B. schlechteres Sehen, vermindertes Orientierungsvermögen, schlechteres Hören, eingeschränkte Mobilität, verlangsamte Reaktionsfähigkeit, erhöhtes Sicherheitsbedürfnis und nachlassende kognitive Leistungsfähigkeit.
Konkrete Lösungen für die Gestaltung
Konkrete Lösungen und Anleitungen, wie diesen Einschränkungen durch die richtige bauliche Gestaltung sinnvoll begegnet werden kann, sind unerlässlich. Dabei wird sowohl auf die Grundrissgestaltung als auch auf die Gestaltung der einzelnen Räume und Nutzungsbereiche (Flure, Erschließungszonen, Aufenthaltsbereiche, Wohnräume, Essbereiche, Bäder, Funktionsräume, Außenbereiche etc.) sowie Bauteile (Fenster, Türen, Wände, Fußböden, Bedienelemente, Treppen etc.) eingegangen.
Aspekte der Barrierefreiheit und Orientierung
DIN 18040 und ihre Grenzen
Die DIN 18040 ersetzt in weiten Teilen die bisher gültigen Vorgaben an das Barrierefreie Bauen. Das stellt Einrichtungen, z. B. im Bereich Betreutes Wohnen vor ganz neue Aufgaben. So wurden erstmals sensorische Anforderungen wie Sehen, Hören oder Tasten oder die speziellen Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern berücksichtigt.
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Ganzheitliche Konzepte der Barrierefreiheit
Barrierefreies Bauen bedeutet heute nicht nur Bauen nach den Regeln von Normen und VDI-Richtlinien. Barrierefreiheit beinhaltet auch die Teilhabe der Menschen. Solche ganzheitlichen Konzepte berücksichtigen alters- und krankheitsbedingte Beeinträchtigungen mit dem Ziel, Sicherheit, Orientierung und Wohnlichkeit zu bieten.
Maßnahmen zur Unterstützung der Orientierung
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die zur Unterstützung der Orientierung von Menschen mit Demenz eingesetzt werden können:
- Äußeres Erschließungskonzept: Klare Wegeführung, gut erkennbare Orientierungspunkte
- Innere Struktur und Ausstattung von Räumen: Barrierefreiheit, Licht, Akustik, Raumklima, Ankommen/ Orientierung/ Wayfinding
Zielkonflikte bei der Umsetzung von Normen
Bei der Planung barrierefreier Pflegeeinrichtungen wird meist auf die DIN 18040 verwiesen. Für Menschen mit kognitiven Einschränkungen sind diese Vorgaben aber nicht immer hilfreich. Zudem bestehen Zielkonflikte zwischen Nutzergruppen, wie an Demenz erkrankten Menschen, Pflegekräften, Rollstuhlfahrern und Besuchern.
Schutzziele statt starrer Normen
Im Anwendungsbereich der DIN 18040 besteht Gestaltungsspielraum. Die Schutzziele lassen sich auch anders als in der Norm festgelegt erreichen. Die Planer müssen die bestehenden Zielkonflikte konkret benennen, im Hinblick auf den künftigen Nutzergruppen abwägen und mit allen Beteiligten abstimmen.
Raumgestaltung für Menschen mit Demenz
Einfache und übersichtliche Einrichtung
Die oberste Grundregel bei der Raumgestaltung für Demenzerkrankte ist die übersichtliche und einfache Einrichtung des Wohnraums. Zu viele Sinneseindrücke überfordern Betroffene und erschweren eine Orientierung im Raum.
Räumliche Orientierungshilfen
Türen können die räumliche Orientierung von demenzerkrankten Menschen beeinflussen und stellen damit eine Barriere dar. Offene Türen sind hingegen klar als Durchgänge erkennbar. Für eine leichte Orientierung sollten notwendige Türen mit Schildern gekennzeichnet werden. Fenster bieten ebenfalls die Möglichkeit zur groben räumlichen Orientierung, wenn draußen markante Gebäude oder Landschaftsmerkmale zu sehen sind.
Vermeidung von Geräuschen und Lichtreflektionen
Geräusche, die von außerhalb eines Raumes kommen, sind für Demenzerkrankte oftmals schwer zuzuordnen und können zu Verwirrung führen. Spiegelndes Licht, zum Beispiel auf einem Boden mit glatter Oberfläche, sollten Sie vermeiden. Solche Lichtreflektionen können unter Umständen von den Betroffenen ganz anders wahrgenommen werden und führen dann zu einem verwirrenden Eindruck von der Umwelt.
Hilfsmittel zur zeitlichen Orientierung
Auch die zeitliche Orientierung des Betroffenen können Sie mit einfachen Hilfsmitteln für eine demenzgerechte Raumgestaltung stärken. Ein Kalender mit extra großen Zahlen und ausgeschriebenem Monat und Jahr sowie einem Symbol für die jeweilige Jahreszeit erleichtert Demenzerkrankten, sich zeitlich zu orientieren. Auch Fenster, die einen Blick in die Natur bieten, können einen ähnlichen Effekt haben, wie Kalender und Uhren.
Farbgestaltung und Kontraste
Dementiell erkrankte Personen reagieren sehr sensibel auf Farben. Setzen Sie deshalb Farbakzente behutsam und gezielt ein. Dunkle Töne sollten Sie eher vermeiden, da sie negative Gefühle auslösen können. Eine dunkle Fußmatte oder ein dunkler Teppich zum Beispiel können im fortgeschrittenen Stadium der Demenz als nicht überwindbares Loch im Boden gedeutet werden. Kontraste hingegen sind sehr wichtig, denn sie helfen Demenzerkrankten, Details schnell wahrzunehmen. Ein Tisch ist zum Beispiel besser erkennbar, wenn der Rand eine kontrastierende Farbe zur Tischfläche hat.
Umgang mit Ängsten und Unruhe
Die „Angst“ vor dunklen Farben können Sie gezielt bei der Wohnraumgestaltung von Demenzkranken verwenden. Wenn Sie „verbotene“ oder verschlossene Türen mit einem dunklen Vorhang verhängen, verlieren sie für Personen mit Demenz ihren Aufforderungscharakter und damit mindert sich das Interesse, durch die Tür gehen zu wollen.
Sicherheitsmaßnahmen
Für die Sturzprophylaxe sollten Sie Stolperfallen wie lose Kabel und Teppiche entfernen. Auch eine gute Beleuchtung ist dabei wichtig. Hilfreich sind dagegen oft Anti-Rutsch-Matten oder Haltegriffe im Badezimmer. Umgekehrt können Sie Schubladen mit wichtigen Sachen mit einem Schubladenschutz versehen.
Umgang mit Hinlaufen und Bewegungsdrang
Eine Möglichkeit, dem Hinlaufen vorzubeugen, ist das bereits erwähnte Ablenken des Interesses von der Haustür durch dunkle Farben oder schwache Kontraste. Wenn möglich, können Sie Rundwege innerhalb der Wohnung, des Gebäudes oder des Grundstücks schaffen, auf denen die Person gefahrlos herumlaufen kann. Oder Sie versehen die Ausgänge mit Klingeln, die einen Ton erzeugen, wenn eine Person hinausgeht.
Erinnerungen bewahren
Oft sind es Bilder, aber auch ganz andere Dinge können wertvolle Anker für lebendige Erinnerungen sein. Versuchen Sie, solche Gegenstände zu identifizieren und zu bewahren. Gerne wählen Sie als Aufbewahrungsort eine besonders ruhige Ecke aus, in der die Person mit Demenz ohne Ablenkung und Störung in Erinnerungen schwelgen kann.
Behutsame Veränderungen
Gewisse Veränderungen am Wohnraum sind nach der Diagnose notwendig, doch jede Veränderung kann eine Person mit Demenz stören und verwirren. Gehen Sie deshalb bei der Umgestaltung behutsam vor und lassen Sie die betroffene Person an den Veränderungsprozessen teilhaben. Denn Sie dürfen nie vergessen, dass die Person mit Demenz ein Individuum mit speziellen Vorlieben und Abneigungen ist.
Das demenzgerechte Bad
Anforderungen an ein demenzgerechtes Bad
Ein Bad, das auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten ist, sollte Sicherheit und Orientierung bieten sowie eine möglichst lange selbstständige Nutzung ermöglichen. Andererseits müssen diese den Bedürfnissen von assistierenden Pflegekräften und Angehörigen gerecht werden.
Grundlegende Anforderungen
Für ein demenzgerechtes Bad gelten grundsätzlich die gleichen Anforderungen wie für ein barrierefreies oder pflegegerechtes Bad. Dazu zählen insbesondere Schwellenfreiheit, rutschfeste Böden und ausreichend Bewegungsfläche.
Einfache und übersichtliche Struktur
Grundsätzlich sollte das Bad einfach und übersichtlich strukturiert sein. Unnötige Gegenstände und Unordnung sollten vermieden werden.
Farbgestaltung und Kontraste
Kontrastreiche Farben sind in diesem Zusammenhang essenziell: Toilette, Waschbecken und Dusche sollten gut erkennbar sein und sich klar von Wand und Boden abheben. Orange, Gelb und Rot werden von Demenzkranken besonders gut wahrgenommen und unterschieden, da diese Farben klar erkannt werden und im Langzeitgedächtnis positiv verankert sind. Als Akzentfarbe eignet sich vor allem Rot zur Kennzeichnung wichtiger Gegenstände oder Bereiche. Große, kontrastreiche oder unruhige Muster auf Böden oder Wänden sollten hingegen ebenso vermieden werden, wie dunkle Farben. Blaue und violette Farbtöne sind ebenso weniger geeignet, da sie von älteren Personen schlechter erkannt werden.
Beleuchtung
Gutes Licht ist für Menschen mit Demenz aber auch für Personen mit nachlassender Sehfähigkeit besonders wichtig. Eine helle, gleichmäßige und blendfreie Beleuchtung sorgt dafür, dass alle Bereiche gut zu erkennen sind und keine gefährlichen Schatten oder Blendungen entstehen. Tageslichtähnliche Lichtquellen und eine Kombination aus direktem und indirektem Licht schaffen eine angenehme Atmosphäre.
Höhenverstellbare Elemente
Ein höhenverstellbares Waschbecken ermöglicht die Nutzung im Stehen und Sitzen - ideal, wenn das Bad von mehreren Personen mit unterschiedlichen Bedürfnissen genutzt wird oder sich der Krankheitsverlauf verändert. Eine höhenverstellbare Toilette, die auch als Aufstehhilfe genutzt werden kann, unterstützt das selbstständige und sichere Hinsetzen und Aufstehen.
Dusch-WC
Ein Dusch-WC bietet sowohl für die pflegebedürftige Person als auch für die Pflegekraft Vorteile, da es die Intimhygiene erleichtern und das Schamgefühl verringern kann.
Steckdosen und Musik
Steckdosen hat man nie genug - vor allem für wichtige, strombetriebene Geräte im Bad, die heute und in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Insbesondere sollten Steckdosen für Smart Speaker oder Musikgeräte eingeplant werden. Viele demenzkranke Menschen reagieren positiv auf vertraute Musik. Diese trägt zu einer entspannten Atmosphäre bei.
Berücksichtigung der Bedürfnisse von Pflegekräften
Auch die Pflegekräfte - ob professionelle Fachkräfte oder pflegende Angehörige - sollten bei der Badgestaltung im Blick behalten werden, da das Badezimmer ihr täglicher Arbeitsplatz ist. Deshalb ist es wichtig, für sie und auch für technische Hilfsmittel wie Duschstühle oder Gehhilfen ausreichend Platz einzuplanen. Ebenso ist darauf zu achten, dass Hygieneprodukte auf gut erreichbaren Ablagen abgestellt oder in Schubladen griffbereit verstaut werden können.
Fazit zum demenzgerechten Bad
Ein demenzgerechtes Bad vereint Barrierefreiheit, Sicherheit, Orientierungshilfen und individuelle Anpassungen. Durch gezielten Einsatz von klaren Strukturen, Farben, Kontrasten, blendfreier Beleuchtung, matten Oberflächen und funktionalen Elementen kann die Selbstständigkeit demenzkranker Menschen gefördert und ihre Lebensqualität verbessert werden. Gleichzeitig profitieren auch Pflegekräfte von einer durchdachten, praxisnahen Gestaltung.
Die Dess-Planungshilfe
Eine wertvolle Ressource für die Planung
Die Dess-Planungshilfe ist eine Webseite, die viele Informationen darüber gibt, was wichtig ist, wenn man für Menschen mit Handicaps, insbesondere für Menschen mit Demenz, baut. Sie wurde von der Haushaltsökonomin, Dr. Beate Radzey, und der freien Architektin, Barbara Benk, konzipiert.
Zielgruppe der Webseite
Es können alle Menschen die Seite nutzen, die in irgendeiner Weise mit der Bauaufgabe Senioren-Einrichtungen, Einrichtungen für Menschen mit Demenz betraut sind. Der Fokus ist dennoch auf diejenigen Personen gelegt, die so einen Planungsprozess zum ersten Mal und nicht routinemäßig machen, damit sie überhaupt ein Verständnis dafür aufbauen, worauf sie achten müssen, wenn sie an einem solchen Projekt arbeiten.
Inhalte der Webseite
Die Webseite gibt viele Informationen darüber, was wichtig ist, wenn man für Menschen mit Handicaps, insbesondere für Menschen mit Demenz, baut. Sie enthält auch Beispiele für gute Lösungen, die im Rahmen des Gradmann-Gestaltungs-Preises ausgezeichnet wurden.
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