Ischias, auch als Radikulopathie bezeichnet, ist ein weit verbreitetes Problem, das Schmerzen entlang des Ischiasnervs verursacht. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten eines eingeklemmten Ischiasnervs im Bereich der Lendenwirbelsäule.
Was ist Ischias?
Der Ischiasnerv ist der dickste und längste Nerv im menschlichen Körper. Er verlässt den Wirbelkanal im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Kreuzbeins und verläuft über das Gesäß und die Hinterseite des Oberschenkels bis in die Kniekehle, wo er sich verzweigt und weiter bis in den Fuß läuft. Er besteht aus mehreren Spinalnervenwurzeln, die im unteren Rückenbereich aus der Wirbelsäule austreten. Wenn dieser Nerv oder eine seiner Nervenwurzeln eingeklemmt, gequetscht, entzündet oder geschädigt ist, können Schmerzen entstehen, die als Ischialgie bezeichnet werden und unter Umständen die ganze Bahn des Ischiasnervs entlang bis in den Fuß ausstrahlen.
Ursachen eines eingeklemmten Ischiasnervs
Ein eingeklemmter Ischiasnerv kann verschiedene Ursachen haben. In etwa 5 Prozent der Patienten mit Kreuzschmerzen handelt es sich um ein Ischiassyndrom. Häufige Ursachen sind:
- Bandscheibenvorfall: Hierbei tritt der Gallertkern der Bandscheibe aus dem Faserknorpelring aus und drückt auf die aus dem Wirbelkanal austretenden Nervenwurzeln des Ischiasnervs. Auch eine Bandscheibenprotrusion (Bandscheibenvorwölbung) kann auf die Nervenwurzeln des Ischiasnervs drücken.
- Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose): Eine Verengung des Wirbelkanals kann Druck auf den Ischiasnerv ausüben.
- Wirbelgleiten (Spondylolisthesis): Hierbei verschieben sich einzelne Wirbelkörper meist verschleißbedingt gegeneinander und können den Ischiasnerv einklemmen.
- Arthrose: Scharfe Knochenvorsprünge aufgrund von Arthrose können den Ischiasnerv reizen.
- Muskuläre Verspannungen: Verspannungen oder Verhärtungen der Muskulatur, insbesondere im Bereich des Gesäßes (z.B. beim Piriformis-Syndrom), können den Ischiasnerv einklemmen.
- Verletzungen: Verletzungen eines Wirbelkörpers oder Frakturen der Hüftknochen können den Ischiasnerv schädigen.
- Entzündungen: Entzündungen der Nervenwurzel des Ischiasnervs selbst, beispielsweise durch Bakterien oder Viren, können Schmerzen verursachen. Auch die Bandscheiben und Wirbelkörper können von einer Entzündung betroffen sein (Spondylodiszitis).
- Tumore: In seltenen Fällen kann ein Tumor am Rückgrat auf den Nerv drücken.
- Hämatome oder Abszesse: Eine auf den Nerv drückende Blutansammlung (Hämatom) oder Eiterbeule (Abszess) kann ebenfalls ein Ischiassyndrom auslösen.
- Morbus Paget der Knochen
- Nervenschäden aufgrund von Diabetes (diabetische Neuropathie)
- Schwangerschaft: Auch eine Schwangerschaft kann Druck auf den Ischiasnerv ausüben.
Symptome eines eingeklemmten Ischiasnervs
Ischias-Schmerzen äußern sich typischerweise einseitig im unteren Rücken und ziehen über das Gesäß bis in das Bein, manchmal bis in den Fuß. Die Beschwerden sind oft stechend, brennend oder ziehend. Der Schmerz wird vom unteren Rücken durch das Gesäß bis auf die Rückseite eines Beines empfunden. Die Schmerzen sind normalerweise brennend, scharf oder stechend.
Weitere Symptome können sein:
Lesen Sie auch: Symptome und Diagnose von Ischiasnervschmerzen
- Ausstrahlende Schmerzen: Schmerzen, die an einer Stelle beginnen, aber in eine andere wandern, in der Regel entlang des Nervenwegs.
- Kribbeln und Stechen: Das Ischiassyndrom kann zu Kribbeln und Stechen entlang der Nervenbahn führen.
- Taubheitsgefühle: Bein und Fuß fühlen sich möglicherweise taub an.
- Schwäche: Das Bein kann sich schwach anfühlen.
- Verschlimmerung der Schmerzen: Die Schmerzen werden beim Gehen, Rennen, Treppensteigen, Ausstrecken des Beins und gelegentlich durch Husten oder bei Belastung stärker und nehmen im Stehen oder beim Aufrichten des Rückens ab.
- Einschränkung der Beweglichkeit: Die Beweglichkeit des Beines ist häufig eingeschränkt und die Patienten nehmen eine Schonhaltung ein, bei der das Bein leicht angewinkelt und nach außen gedreht ist.
- Seltene Symptome: Seltene Symptome im Zusammenhang mit einem eingeklemmten Ischiasnerv sind Probleme mit der Entleerung von Blase und Darm. Bei derart schweren Symptomen ist sofortige ärztliche Hilfe nötig.
Diagnose eines eingeklemmten Ischiasnervs
Die Diagnose stützt sich in der Regel auf eine ärztliche Untersuchung und manchmal auf die Ergebnisse von bildgebenden Verfahren oder elektrodiagnostischen Untersuchungen. Der Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese erheben und Fragen zu den Schmerzen, deren Verlauf und möglichen Auslösern stellen.
Bei der körperlichen Untersuchung prüft der Arzt die Kraft und die Reflexe des Patienten. Er achtet auf eventuelle Fehlstellungen und prüft die Beweglichkeit der Gelenke, die Kraft der Muskeln und Ihre Reflexe. Außerdem testet er, ob das Gefühl in den Beinen verändert ist.
Weitere Untersuchungen können sein:
- Lasègue-Test: Hierbei wird das gestreckte Bein des Patienten angehoben. Treten dabei Schmerzen im Rücken auf, die ins Bein einschießen, deutet dies auf eine Reizung der Nervenwurzeln hin.
- Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomografie (MRT) und Computertomografie (CT) können Anomalien der Wirbelsäule erkennen, die ein Ischiassyndrom verursachen.
- Elektrodiagnostische Untersuchungen: Tests an Nerven und Muskeln (elektrodiagnostische Untersuchungen) wie Messungen der Nervenleitungsgeschwindigkeit und Elektromyografie können dem Arzt helfen, die betroffene Spinalnervenwurzel und die Schwere der Schädigung zu bestimmen.
Behandlung eines eingeklemmten Ischiasnervs
Oft verschwinden die Schmerzen von selbst wieder. Wenn dies nicht der Fall ist, können mehrere Methoden zur Schmerzlinderung ausprobiert werden oder es kann eine Operation erforderlich sein. Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach der zugrundeliegenden Ursache. In jedem Fall ist eine adäquate Schmerztherapie ratsam, um Schonhaltungen zu vermeiden.
Konservative Behandlung
- Schmerzlinderung:
- Bewegung: Bei akuten Ischias-Schmerzen gilt: in Bewegung bleiben, aber auf schonende Aktivitäten setzen. Längere Bettruhe schwächt die Rumpfmuskulatur und führt zu erhöhter Steifheit, was die Rückenschmerzen verstärkt und die Genesung beeinträchtigt.
- Stufenlagerung: Die beste Position zur Entlastung des Ischiasnervs ist die sogenannte Stufenlagerung. Dabei liegen Sie auf dem Rücken, während die Unterschenkel im 90-Grad-Winkel auf einem Stuhl oder mehreren Kissen ruhen. Auch die Seitenlage mit angewinkelten Beinen und einem Kissen zwischen den Knien kann hilfreich sein.
- Wärme: Wärme, leichte Dehnübungen und eine körperfreundliche Haltung können helfen, den Schmerz zu lindern. Sanftes Rückentraining zeigt oft einen positiven Effekt auf Ischias-Schmerzen.
- Kälte: Bei einer Entzündung oder Verletzung des Nervs können Kälteanwendungen die Durchblutung, Schwellung und Schmerzwahrnehmung verringern.
- Schmerzmittel: Rezeptfreie Schmerzmittel (wie Paracetamol und nichtsteroidale Antirheumatika [NSAR]) können zur Schmerzlinderung beitragen. Manchen Patienten kann mit Medikamenten geholfen werden, die Nervenschmerzen reduzieren, wie Gabapentin, Antiepileptika oder bestimmte Antidepressiva. Bei starken oder anhaltenden Schmerzen können Kortikosteroide oral verabreicht oder in den Epiduralraum (zwischen der Wirbelsäule und der äußeren Gewebeschicht, die das Rückenmark umhüllt) injiziert werden.
- Physiotherapie: Physiotherapie und Dehnübungen an den aufgewärmten hinteren Oberschenkelmuskeln können die Muskelkrämpfe lindern.
- Weitere konservative Maßnahmen: Bei Schmerzen, die auf verspannte oder verhärtete Muskulatur im Bereich des Gesäßes zurückzuführen sind, helfen konservative Maßnahmen wie Dehnübungen, die Verspannungen lösen, oder Triggerpunktmassagen im Rahmen einer Physiotherapie.
Operative Behandlung
Wenn ein Bandscheibenvorfall zu einem anhaltenden oder chronischen Ischiassyndrom führt, das mit Schwäche und/oder Gefühllosigkeit einhergeht, müssen möglicherweise der vorgefallene Teil der Bandscheibe (Diskektomie) oder Teile des Wirbels (Laminektomie) operativ entfernt werden. Ein chirurgischer Eingriff führt eher zu einer schnelleren Genesung als eine Behandlung ohne chirurgischen Eingriff. Nach ein bis zwei Jahren hingegen weisen beide Patientengruppen mehr oder weniger denselben Genesungsgrad auf.
Lesen Sie auch: Eingeklemmter Nerv: Ein umfassender Leitfaden
Vorbeugung eines Ischiassyndroms
Eine Vorbeugung ist nicht immer möglich, aber das entsprechende Risiko kann durch Folgendes gesenkt werden:
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist eine wirksame Methode, um das Risiko eines Ischiassyndroms zu senken. Ausdauertraining und bestimmte Muskelkräftigungs- und Dehnübungen sind sehr hilfreich.
- Kräftigung und Dehnung der Muskeln: Spezielle Übungen zur Kräftigung der Bauch-, Gesäß- und Rückenmuskulatur (Rumpfmuskulatur) können dazu beitragen, die Wirbelsäule zu stabilisieren, und die Belastung der Bandscheiben, die die Wirbelsäule abfedern, und der Bänder, die sie an Ort und Stelle halten, zu verringern.
- Aufrechterhalten eines gesunden Körpergewichts: Übergewicht erhöht das Risiko eines Ischiassyndroms.
- Gute Körperhaltung: Eine richtige Körperhaltung beim Stehen, Sitzen und Schlafen verringert die Belastung des Rückens. Ein krummer Rücken sollte vermieden werden.
- Angemessene Methoden zum Aufheben von Gegenständen: Richtiges Heben verhindert Rückenverletzungen. Die Hüften sollten sich unter den Schultergelenken befinden (d. h. nicht nach rechts oder links verdreht). Beim Anheben nicht mit durchgedrückten Beinen und ausgestreckten Armen nach vorn beugen. Stattdessen an der Hüfte einknicken und die Knie beugen. Dadurch bleibt der Rücken gerade und die Ellenbogen liegen seitlich am Körper. Die Last eng am Körper anheben, indem die Beine gestreckt werden. So kommt die Kraft aus den Beinen und nicht aus dem Rücken.
Differenzialdiagnose
Eine Reizung oder Einklemmung des Ischiasnervs oder seiner Nervenwurzel kann im gesamten Verlauf des Nervs Schmerzen verursachen. Auch wenn die Schmerzursache im unteren Rücken verortet ist, können die Schmerzen bis ins Knie ausstrahlen. Andere Krankheitsbilder verursachen ähnliche Symptome. Für eine adäquate Behandlung ist es wichtig, die genaue Ursache der Beschwerden zu identifizieren. Einige Differentialdiagnosen sind:
- Hexenschuss (Lumbago): Ein Hexenschuss entsteht meist plötzlich, z. B. durch eine ruckartige Bewegung oder schweres Heben. Es handelt sich dabei um stechende Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule, die in den meisten Fällen auf verspannte Muskulatur zurückzuführen sind. Im Gegensatz dazu können Nervenschmerzen den gesamten Verlauf des Nervs betreffen.
- Bandscheibenvorfall: Wenn ein Bandscheibenvorfall in den unteren beiden Segmenten der Lendenwirbelsäule (L4/5) oder im Bereich der Sakralwirbel 1 - 3 auftritt, kann er die Nervenwurzeln des Ischiasnervs einengen.
- Piriformis-Syndrom: Beim Piriformis-Syndrom drückt der Piriformismuskel auf den Ischiasnerv und löst Schmerzen in der Gesäßregion aus.
- Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom): Bei einer Blockade oder Entzündung des ISG kann es zu Schmerzen im unteren Rücken kommen. Diese Schmerzen treten meist einseitig auf, je nachdem welches der beiden Iliosakralgelenke betroffen ist.
Lesen Sie auch: Symptome und Behandlungsmethoden bei eingeklemmtem Nerv
tags: #Ischias #Nerv #eingeklemmt #Lendenwirbelsäule