Vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Form der Demenz nach der Alzheimer-Krankheit. Sie entsteht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn, die zu Schäden an den Hirnzellen führen. Diese Schäden können sich auf verschiedene kognitive Funktionen auswirken, darunter Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und exekutive Funktionen.
Was ist vaskuläre Demenz?
Vaskuläre Demenz ist eine Demenzform, die durch Schädigungen der Blutgefäße im Gehirn verursacht wird. Diese Schädigungen können die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen und dazu führen, dass Hirnzellen nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. In der Folge können Hirnzellen absterben, was zu kognitiven Beeinträchtigungen führt. Schätzungsweise 0,3 Prozent der Bevölkerung ist an vaskulärer Demenz erkrankt. Vaskuläre Demenz ist mit etwa 15 Prozent aller Demenzerkrankungen die zweithäufigste Form nach Alzheimer-Demenz.
Der Begriff "vaskulär" bezieht sich auf die Blutgefäße, was bedeutet, dass eine vaskuläre Demenz grundsätzlich mit einer Störung der Blutversorgung einhergeht.
Ursachen der vaskulären Demenz
Vaskuläre Demenz entsteht aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Ursachen hierfür können Ablagerungen in Blutgefäßen, Blutgerinnsel oder Hirnblutungen auch in kleinerem Umfang sein. Diese können dazu führen, dass Bereiche des Gehirns mit zu wenig Sauerstoff versorgt werden. Hierdurch können Hirnzellen in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns geschädigt werden oder absterben. Das Risiko für eine vaskuläre Demenz kann steigen, wenn das Herz-Kreislaufsystem beeinträchtigt ist.
Verschiedene Veränderungen der Gefäße und des Herz-Kreislauf-Systems können vaskuläre Demenz zur Folge haben.
Lesen Sie auch: Anzeichen und Diagnose von Demenz
- Verengung kleiner Blutgefäße: Die häufigste Ursache einer vaskulären Demenz ist eine Erkrankung der kleinen Blutgefäße im Gehirn (zerebrale Mikroangiopathie). Dabei werden die hirneigenen Blutgefäße durch Ablagerungen und Wandverdickungen so eng, dass die abhängigen Bereiche des Gehirns nicht mehr genügend Sauerstoff erhalten. Diese Form der Mangeldurchblutung kann langsam voranschreiten und sich ausbreiten. Sie kann aber auch zu einzelnen oder mehreren kleinen Schlaganfällen führen.
- Blutgerinnsel: Eine andere Ursache der vaskulären Demenz sind Blutgerinnsel aus Halsarterien oder dem Herzen, welche hirnversorgende Gefäße verstopfen. Durch den plötzlichen Verschluss des zuführenden Gefäßes stirbt das nachgeschaltete Hirngewebe ab. Mediziner sprechen dann von einem Hirninfarkt. Die Blutgerinnsel entstehen an Ablagerungen in den Halsgefäßen (Arteriosklerose) oder im Herzen beim Vorhofflimmern, einer Herzrhythmusstörung. Wenn mehrere kleine Hirninfarkte an verschiedenen Orten auftreten und zu vaskulärer Demenz führen, spricht man von einer Multiinfarkt-Demenz. Aber auch ein einzelner Hirninfarkt kann Demenz auslösen, wenn er eine für die geistige Leistung wichtige Region betrifft. Wird eine größere Schlagader durch ein Blutgerinnsel verlegt, stirbt auch ein größerer Bereich des nachgeschalteten Hirngewebes ab. Mindestens ein Viertel der Menschen mit einem solchen Schlaganfall entwickeln im weiteren Verlauf eine Demenz.
- Blutungen im Gehirn: Deutlich seltener wird vaskuläre Demenz durch Blutungen im Gehirn verursacht.
Risikofaktoren
Die Hauptrisiken für die vaskuläre Demenz sind kardiovaskuläre sowie metabolische Vorerkrankungen. Sie betreffen das Herz-Kreislauf-System und/oder den Stoffwechsel. Solche Risikofaktoren, die unbedingt behandelt werden sollten, sind:
- Bluthochdruck
- Starkes Übergewicht (Adipositas)
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Veränderter Fettstoffwechsel - insbesondere ein erhöhter LDL-Cholesterinspiegel
- Bestimmte Herzkrankheiten wie Vorhofflimmern, koronare Herzkrankheit oder Herzschwäche
Auch Bewegungsmangel, Rauchen und ungesunde Ernährung können zur Entwicklung einer vaskulären Demenz beitragen.
Symptome der vaskulären Demenz
Bei vaskulärer Demenz können zu Beginn vor allem Probleme mit Aufmerksamkeit, verlangsamtem Denken sowie Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Dazu können Gangstörungen oder Kontrollverluste der Blase sowie Probleme mit der Sprache kommen. Auch Gedächtnisstörungen können auftreten, stehen aber zu Beginn nicht immer im Vordergrund.
Anders als bei der Alzheimer-Demenz steht die nachlassende Gedächtnisleistung weniger im Vordergrund. Die häufigste Form der vaskulären Demenz, die auf einer Erkrankung der kleinen Gehirngefäße beruht, hat folgende charakteristische Symptome:
- Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörung
- Verlangsamung, zum Beispiel von Denkprozessen
- Vergesslichkeit
- Erschwerte Umsetzung von Alltagsaufgaben
- Antriebsstörung bis hin zu Teilnahmslosigkeit (Apathie)
- Rasche geistige und körperliche Erschöpfung
Häufig treten zusätzlich folgende körperliche Symptome auf:
Lesen Sie auch: Beginnende Demenz: Worauf achten?
- Gangstörungen
- Verlust der Kontrolle über die Blase, zum Beispiel verstärkter Harndrang oder Inkontinenz
- Probleme beim Schlucken und Sprechen
- Grundloses Lachen und Weinen
- Schwindelgefühl
Sind größere Hirnregionen von einer plötzlichen Minderdurchblutung betroffen, kommt es zu Schlaganfallsymptomen wie Lähmungen, Taubheitsgefühlen und Sehstörungen.
Ganz allgemein lassen bei einer Demenz-Erkrankung die geistigen Fähigkeiten immer mehr nach, bis sie schließlich ganz verloren gehen.
Persönliche Erfahrungen
Kirstin Puchner sammelt seit 1986 Erfahrungen als pflegende Angehörige. Als sie sich zeitgleich um zwei Familienangehörige kümmerte, gab sie ihren Beruf 2014 für die Pflege auf. Heute pflegt Kirstin ihren Ehemann. Was mit unpassenden Worten anfing, wurde Jahre später über einige Umwege als vaskuläre Demenz diagnostiziert. Seit 2018 wissen Kirstin und ihr Mann, dass er an vaskulärer Demenz leidet - einer Demenzform, die meist ausgelöst wird durch kleine Durchblutungsstörungen im Gehirn. Als er die Diagnose erhält, ist Kirstins Mann 61 Jahre alt.
Angefangen hat es eigentlich damit, dass mein Mann unpassende Worte beim Sprechen benutzt hat. Wenn ich gesagt habe, „bringe bitte den Brotkorb mit“, dann war seine Reaktion darauf zum Beispiel „Brottüte“. Zu Beginn waren es noch verwandte Wörter, die nicht ganz treffend waren. Zuerst dachte ich, er wäre einfach erschöpft von der Arbeit. Als LKW-Fahrer musste er sich den ganzen Tag konzentrieren. Auch in Gesprächen hat er immer häufiger nach Worten gesucht, was die Unterhaltung ins Stocken geraten ließ. Das kam in der Vergangenheit natürlich schon mal vor und geht sicherlich jedem mal so, aber bei ihm wurde es über die Zeit immer häufiger.
Der Weg zur Demenz-Diagnose war recht lang und nicht gerade unbeschwerlich. Von den ersten Anzeichen bis zur Diagnose hat es gut drei Jahre gedauert. Außerdem wollte mein Mann nicht direkt zum Arzt - da musste ich schon einiges an Tricks anwenden, damit er sich untersuchen lässt. Als wir beim Arzt waren, wurden erst einmal Herz-Rhythmus-Störungen festgestellt. Als dann seine rechte Hand zu zittern anfing, haben wir einen Neurologen aufgesucht. Der erste Verdacht, er könnte an Parkinson erkrankt sein, wurde von weiteren Tests widerlegt. Beim Neurologen wollten wir dann auch die Wortfindungsstörungen abklären lassen. Der Arzt hat uns zu Beginn aber nicht ernst genommen. Er habe die Wortfindungsstörungen während der Untersuchung nicht als so schlimm empfunden. Ich habe ihm klar gemacht, dass er nur einen Ausschnitt von meinem Mann sieht, einen kurzen Moment, in dem er sich stark konzentriert. Ich hingegen sah das Gesamtbild meines Mannes, das sich verändert hat. Im Anschluss wurden Demenz-Tests gemacht, die auch nicht sonderlich auffällig waren. Allerdings bestand ich darauf, dass eine MRT (Anmerkung der Redaktion: Magnetresonanztomographie, bildgebendes Verfahren) vom Kopf gemacht wird. Der Radiologe hat uns im Befundgespräch darauf aufmerksam gemacht, dass bereits Veränderungen im Gehirn sichtbar sind, die durch Durchblutungsstörungen ausgelöst wurden.
Lesen Sie auch: Beginnende Demenz: Ein detaillierter Überblick
In der ersten Zeit war es schon schwierig. Dazu haben viele Dinge beigetragen: Nach einem Schlaganfall konnte er von heute auf morgen nicht mehr arbeiten, hatte einen Pflegegrad und bekam aufgrund seiner Beeinträchtigungen einen Schwerbehindertenausweis. Darüber hat er sich anfänglich schon aufgeregt und geschimpft. Ich habe versucht, ihm daraufhin zwei wesentliche Dinge klarzumachen. Erstens, er bleibt weiterhin derselbe Mensch. Und zweitens, es ist doch erleichternd, einen Nachteilsausgleich in der Gesellschaft zu bekommen. Der Umgang hat sich verbessert, als er gelernt hat, die Erkrankung zu akzeptieren und wir haben uns im neuen Alltag eingespielt. Und natürlich helfen auch die Maßnahmen wie Ergotherapie, eine Ernährungsumstellung und viel mehr Bewegung.
Selbst mit vielen Übungen sind eine vaskuläre Demenz und ihre Folgen nicht rückgängig zu machen. Ja, die Erstanzeichen haben sich mit der Zeit verstärkt: Heute kann er Gesprächen mit tieferem Inhalt nicht mehr weit folgen. Werden die Zusammenhänge zu komplex, schaltet er ab und zieht sich dann in sich zurück, ohne Ankündigung. Wenn wir irgendwo eingeladen sind, wo mehrere Leute sind, beteiligt er sich von sich aus nicht mehr an Gesprächen.
Wir haben inzwischen eine feste Tagesstruktur - für ihn und für mich. Für meinen Mann sind die gewohnten Abläufe besonders wichtig, weil er sich daran orientieren kann - und das gibt ihm ein sicheres Gefühl. Menschen, die an vaskulärer Demenz leiden, sollen sich viel bewegen. Jeden Morgen steht mein Mann vor mir auf und geht mit dem Hund eine Stunde lang Gassi.
Wir beide haben die Ernährung umgestellt, um die vaskuläre Demenz im Zaum zu halten, sage ich mal. Ich binde meinen Mann beim Kochen ein, indem er bei den Vorbereitungen hilft: Er putzt Gemüse, schneidet Zutaten und deckt den Tisch. Nach dem Essen machen wir Mittagspause. Dann hat mein Mann seine Serien, die er schaut. Nach der Pause machen wir gemeinsam den Abwasch in der Küche. Er hilft mir bei allem bereitwillig. Ich bin für ihn da und er für mich. Nachmittags können wir gemeinsam etwas unternehmen. Meist gehen wir mit dem Hund raus und fahren zum Spazieren zum See oder beschäftigen uns mit unseren Enkelkindern. Oder mein Mann macht zuhause seine Ergotherapie-Übungen. Abends gehen wir nochmal gemeinsam eine Stunde mit dem Hund raus - auch bei Wind und Wetter, denn die Bewegung tut uns allen gut. Wegen seiner Medikamente ist er abends früh müde.
Wenn mein Mann morgens mit dem Hund unterwegs ist, hat er sein Handy immer dabei. Es ist alles so eingestellt, dass er nicht viel klicken muss. Im Portemonnaie hat er eine Karte, auf der seine Erkrankungen gelistet sind mit Hinweisen, was im Notfall zu beachten ist. Also zum Beispiel wer zu informieren ist, welche lebensnotwendigen Medikamente er nimmt. Zuhause haben wir einen Kalender mit einer Markierung an der Tür, die zeigt, welcher Tag ist. Es hat sich routiniert, dass er nach dem Aufstehen erst einmal darauf schaut. Ich würde sagen, eine wichtige Vorkehrung kann sein, frühzeitig demenzgerechte Routinen im Alltag zu schaffen, die zu Automatismen werden.
Mein Mann nimmt am Tag 10 Tabletten. Ich bereite seine Medikamente einmal in der Woche vor und lege sie in Medikamentendosen, auf denen „morgens, mittags, abends, nachts“ steht. Die Tabletten für den Tag liegen eigentlich immer auf dem Esstisch und er weiß, dass er sie nehmen muss. Das läuft ganz unkompliziert. Wenn man zu Beginn der Erkrankung damit anfängt, Wiederkehrendes im Alltag zu schaffen, erleichtert man sich dadurch einiges. Zumindest kann ich das für unseren Alltag so sagen. Wenn die Medikamente nicht auf dem Tisch liegen, merkt mein Mann auch, dass etwas fehlt. Er benennt dann nicht, was es ist, aber er merkt eben, dass etwas anders ist. Was ich außerdem noch wichtig finde, ist, das Vertrauensverhältnis und die Wertschätzung aufrechtzuerhalten. Wenn er ein neues Medikament bekommt, sage ich ihm das. Außerdem bedanke ich mich bei ihm, dass er so gut mitmacht.
So gut der gemeinsame Alltag mit der Erkrankung auch funktioniert - natürlich gibt es auch herausfordernde Momente. Ich bin selbst krank. Wenn ich Schübe habe, Medikamente nehme und versuche, den Anforderungen Stand zu halten, verliere ich manchmal die Geduld. Wenn meinem Mann in dieser Phase zum Beispiel etwas einfällt, das er zusammenhangslos und unverständlich erzählt. Das, was ihm gerade in den Kopf kommt und ich ihm dann nicht folgen kann - ja, da passiert es manchmal, dass ich ungeduldig und etwas lauter werde. Im nächsten Augenblick merke ich sofort, dass ich das nicht hätte machen sollen und ich spüre, wie er sich zurückzieht. Das tut mir dann sehr leid, weil ich es zu schätzen weiß, wenn er sich selbst darum bemüht, ein Gespräch mit mir anzufangen. Mit meiner Reaktion unterbinde ich dann diesen Versuch. Wir mussten am Anfang aber auch erst einmal lernen, damit umzugehen. Ich entschuldige mich dann direkt bei ihm, suche dann körperlichen Kontakt und nehme ihn in den Arm.
Durch die Erkrankung riecht und schmeckt mein Mann nichts mehr. Wenn er im Keller mit Verdünnung hantiert und ich das durch das Treppenhaus rieche, dann muss ich da manchmal auch rennen. Ich muss den ganzen Tag um ihn herum sein. Während er früher nicht auf Hilfe angewiesen sein wollte und den starken Mann gemimt hat, steht er heute dazu und gibt mir Bescheid, wenn ich ihn unterstützen soll. Dass er sich mir jetzt unter diesen Bedingungen so öffnet, ist ein Puzzlestück von vielen gewesen. Es passiert nicht in einem langen Gespräch, dass man die gesamte Situation reflektiert und von jetzt auf gleich alles akzeptiert. Es ist vielmehr ein großes Puzzle mit vielen Teilen, das sich nach und nach zusammenfügt. Heute sind wir beide an einem Punkt, an dem wir gut damit leben können. Ich übernehme die Verantwortung für ihn und er lässt das zu.
Ich würde sagen, wenn man sich mit der Erkrankung beschäftigt, wird es leichter. Mein Mann und ich haben ein großes Vertrauensverhältnis. Er weiß, dass ich immer den Menschen im Blick habe, den Respekt bewahre und ihn nicht vor anderen lächerlich mache, weil er sich verändert.
Ich würde sagen, alles in allem hat uns die Erkrankung näher zusammengebracht. Im Gegensatz zu früher koordiniere ich heute seinen Alltag - und ich bin jetzt seine Begleitperson, die nahezu überall mit dabei ist. Aber ich weiß, dass er noch derselbe Mensch ist. Wir haben uns die Zärtlichkeit bewahrt, auch wenn Sexualität wegen der vielen Medikamente jetzt keine Rolle mehr spielt. Wir sind ein starkes Team und führen eine harmonische Ehe. Wenn ich mich in meinem Freundeskreis unter den Paaren umschaue, die gesund sind, bin ich trotzdem glücklich, wie die Ehe mit meinem kranken Mann verläuft. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Natürlich weiß ich nicht, wie schlimm es irgendwann noch einmal wird.
Mein Mann hat Pflegegrad 3. Die Höhe des Pflegegrads hängt aber nicht nur mit der vaskulären Demenz zusammen. Darüber beziehen wir das Pflegegeld der Pflegeversicherung. Ich bin nicht mehr berufstätig und kann mich darauf konzentrieren, meinen Mann zu pflegen.
Betroffenen und Angehörigen möchte ich raten, erste Anzeichen ernst zu nehmen. Wenn Ärzte euch abwimmeln, ohne Antworten zu liefern, bleibt dran. Es geht um eure Gesundheit. Pflegende und Gepflegte müssen lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Das Wichtigste dabei ist, sich gut zu informieren und zu handeln. Angehörigen möchte ich gern an die Hand geben, dass sie Betroffenen trotz Erkrankung weiterhin zeigen, dass sie noch genauso viel Wert sind wie vorher. Über die Erkrankung zu reden, was sie mit sich bringt, worin Ängste liegen, kann helfen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Gespräche nach und nach stattfinden, die sich wie Puzzleteile zusammenfügen und eine Basis von Vertrauen und Verständnis schaffen. Pflegende Angehörige sollten auch auf sich achten und einen Ausgleich schaffen. Es gibt außerdem Hilfsangebote, die über Pflegeleistungen finanziert werden können. Es gibt Hilfe durch ambulante Dienste, stundenweise Demenzbetreuung und vieles mehr.
Diagnose der vaskulären Demenz
Um festzustellen, ob überhaupt eine Demenz vorliegt, werden zunächst die Symptome und deren Verlauf erfasst. Dies gibt möglicherweise schon Hinweise, ob es sich um eine vaskuläre Demenz handelt. Um diese festzustellen werden zunächst das Herz-Kreislauf-System sowie neurologische Funktionen, zum Beispiel der Gleichgewichtssinn, untersucht. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen geben.
Um bei einem Verdacht auf eine Demenz-Erkrankung eine möglichst genaue Diagnose zu stellen, setzen Ärzte unterschiedliche Methoden ein.
- Arztgespräch (Anamnese): In einem Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin werden die Symptome, Vorerkrankungen und Lebensstilfaktoren geklärt.
- Neuropsychologische Tests: Unterschiedliche Tests ermöglichen es, den Abbau geistiger Fähigkeiten abzuschätzen. Das Resultat solcher Tests ist bei einer vaskulären Demenz typischerweise eine Schwäche in den Bereichen „Aufmerksamkeit“ oder „Sprache“ und weniger bei den Gedächtnisfunktionen.
- Bildgebende Verfahren: Mit Diagnosemethoden wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Ultraschall der Halsgefäße können Durchblutungsstörungen im Gehirn, frühere Schlaganfälle oder Hirnblutungen nachgewiesen werden.
- Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems: Hierzu gehören die Messung des Blutdrucks und Blutuntersuchungen, um zum Beispiel einen erhöhten LDL-Cholesterinwert nachzuweisen. Zur Überprüfung der Herzfunktionen wird in der Regel ein Elektrokardiogramm (EKG) und ein Langzeit-EKG durchgeführt, vor allem, um ein Vorhofflimmern zu erkennen. Beim Langzeit-EKG kommt ein tragbares Gerät zum Einsatz, das die Herzaktivität über einen längeren Zeitraum (meist 24 Stunden) aufzeichnet.
- Gen-Tests: Manche Gefäßerkrankungen, die eine vaskuläre Demenz begünstigen, sind erblich und können, wenn eine genetisch bedingte Erkrankung vermutet wird, über Tests nachgewiesen werden.
Behandlung der vaskulären Demenz
Heilbar ist die vaskuläre Demenz nicht und es gibt keine anerkannte Behandlung mit Medikamenten - im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz. Eine Therapie setzt demnach bei den Grunderkrankungen an, um das Fortschreiten der Demenz hinauszuzögern.
- Behandlung der Begleiterkrankungen: Die (ohnehin notwendige) Behandlung der wichtigen Risikofaktoren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Medikamenten kann die Symptome der vaskulären Demenz stabilisieren oder verbessern und so einer weiteren Verschlechterung vorbeugen.
- Rehabilitation: Es gibt Ansätze, um geistige und körperliche Fähigkeiten von Betroffenen wiederherzustellen (zu rehabilitieren). Eine neurologische Rehabilitation zielt darauf ab, geistige Fähigkeiten und Aktivitäten des täglichen Lebens zu fördern. Weitere Therapiemaßnahmen, etwa im Rahmen einer Bewegungstherapie, orientieren sich an den individuellen Krankheitsanzeichen. Zum Beispiel Gehhilfen bei Gangstörungen, Toilettentraining oder eine Schlucktherapie.
- Angehörigenbetreuung: Angehörige von Demenzkranken leiden sehr oft unter der belastenden Situation und dem herausfordernden Alltag. Angebote zum Schutz der Gesundheit der Angehörigen und zu ihrer Entlastung sind wichtig. Weniger gestresste Angehörige fördern auch das Wohlbefinden der Erkrankten. Deshalb ist die Angehörigenbetreuung ein wichtiger Aspekt bei der Therapie von Demenzerkrankungen.
Alltagstipps für Betroffene
Es gibt Alltagstipps, um mit vaskulärer Demenz besser und oft auch länger allein leben zu können:
- Benutzen Sie Erinnerungshilfen (Kalender, Notizen, Handy-Funktionen, abwischbare Tafeln usw.)
- Gestalten Sie Ihre Wohnung sicherer und demenzangepasst.
- Machen Sie ihren Haushalt übersichtlicher und legen Sie feste Plätze für bestimmte Dinge fest. Auch technische Hilfen wie eine Herdsicherung können entlasten.
- Geben Sie ihrem Alltag eine feste, wiederkehrende Struktur. Nutzen Sie hierfür und für besondere Termine einen Wochenplan.
- Betreiben Sie Hobbys und gestalten Sie Ihre Freizeit aktiv.
- Pflegen Sie Ihre körperliche Gesundheit: Bleiben Sie körperlich aktiv, ernähren Sie sich gesund und nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich.
- Fördern Sie Ihre Gesundheit mit guter Schlafhygiene: Sorgen Sie für ausreichend Schlaf und einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus.
Vorbeugung
Die frühzeitige Behandlung risikobehafteter Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Adipositas ist ein entscheidender Beitrag zur Demenzvorsorge.
Darüber hinaus ist es wichtig, mit seinem persönlichen Lebensstil zur Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems beizutragen:
- ausgewogene Ernährung
- körperliche Bewegung
- nicht rauchen
Außerdem wird zur allgemeinen Demenzvorbeugung ein geistig und sozial aktives Leben empfohlen.
Leben mit vaskulärer Demenz
Für die meisten Menschen ist die Demenz-Diagnose zunächst ein Schock, denn eine Demenz verändert das Leben grundlegend. Die Diagnose kann aber auch zuvor unerklärliche Veränderungen des Verhaltens oder der Persönlichkeit begreiflich machen.
Menschen mit vaskulärer Demenz erleben ihre Situation unterschiedlich und gehen auch unterschiedlich damit um. Manchen gelingt es, die Krankheit zu akzeptieren und trotz der Einschränkungen so lange wie möglich ein aktives und zufriedenes Leben zu führen. Anderen fällt dies schwer: Sie ziehen sich zurück, sind oft traurig oder werden depressiv. Wieder andere verdrängen ihre Erkrankung und deren Symptome. Viele Menschen, die nach Schlaganfällen eine Demenz entwickeln, haben zudem Angst vor weiteren Hirninfarkten.
Mit der Zeit kann es gelingen, mit den Einschränkungen und Ängsten umzugehen und die Krankheit anzunehmen. Dabei spielt die Unterstützung anderer Menschen, vor allem aber der Familie, eine wichtige Rolle.
Besonders in späteren Stadien sind Angehörige durch die Pflege und Betreuung meist stark belastet und benötigen dann selbst irgendwann Unterstützung. Für sie wie für Betroffene ist es wichtig, in die Behandlungspläne einbezogen zu werden und Angebote zu erhalten, die zur persönlichen Situation und den eigenen Bedürfnissen passen. Darunter fallen neben Schulungen auch praktische Hilfen, zum Beispiel Beratung zu finanzieller Unterstützung und Antragstellung.
Der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen - etwa in Selbsthilfegruppen - wird von vielen als wertvoll erlebt. Zu erfahren, wie andere weiter aktiv bleiben und zum Beispiel Hobbys pflegen wie Singen, Wandern, Kochen oder Malen, macht Mut. Aktivitäten helfen auch, nicht immer an die Krankheit zu denken. Zufriedenheit und eine gute Lebensqualität sind trotz Demenz oft noch lange möglich.
Wenn eine Demenz-Erkrankung weit fortgeschritten ist und eine immer umfassendere Betreuung nötig macht, können Angehörige irgendwann an ihre Grenzen stoßen. Dann kann der Umzug in eine Einrichtung, in der Pflege, Betreuung und medizinische Versorgung durch Fachkräfte möglich sind, für alle Beteiligten die bessere Lösung sein. Die Entscheidung zum Umzug in ein Pflegeheim oder eine betreute Wohngemeinschaft fällt oft nicht leicht - zumal es eine Weile dauern kann, bis eine geeignete Einrichtung gefunden ist.
tags: #beginnende #vaskuläre #Demenz #Symptome