Behandlung von Nervenentzündungen: Ein umfassender Leitfaden

Nervenschmerzen können plötzlich auftreten und Betroffene stark beeinträchtigen. Ob im Gesicht, Rücken oder in den Extremitäten - die Suche nach Linderung ist oft langwierig. Glücklicherweise gibt es verschiedene Ansätze zur Behandlung von Nervenentzündungen und Nervenschmerzen, wobei Hausmittel eine wichtige Rolle spielen können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass jeder Mensch anders auf die verschiedenen Methoden reagiert, weshalb keine Garantie für den Erfolg besteht. Besonders bei chronischen Schmerzen kann es sich lohnen, verschiedene Hausmittel auszuprobieren.

Ursachen und Diagnose von Nervenentzündungen

Nervenentzündungen, medizinisch als Neuritis bezeichnet, können sowohl periphere Nerven (außerhalb des zentralen Nervensystems) als auch Hirnnerven betreffen. Die Ursachen für diese Entzündungen und die damit einhergehenden Nervenschmerzen sind vielfältig.

Mögliche Ursachen:

  • Mechanischer Druck: Druck auf den Nerv, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall, Tumoren oder das Karpaltunnelsyndrom, kann zu Entzündungen führen. Beim Karpaltunnelsyndrom wird der mittlere Handnerv (Nervus medianus) durch mechanischen Druck gereizt, was eine Entzündung verursachen kann.
  • Infektionen: Verschiedene Erreger können Nervenentzündungen verursachen.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente können als Nebenwirkung Nervenschädigungen verursachen.
  • Erkrankungen: Grunderkrankungen können Nervenschmerzen auslösen oder verstärken.
  • Übermäßiger Alkoholkonsum: Alkohol und seine Abbauprodukte sind schädlich für die Nervenzellen und können die Neurotransmitter stören.
  • Verletzungen: Verletzungen von Muskeln, Knochen oder direkt den Nerven können ebenfalls zu einer Nervenentzündung führen.
  • Überlastung: Auch Überlastungen können zu entzündlichen Veränderungen der Nerven führen

Diagnose:

Bei Missempfindungen, Taubheitsgefühlen und Nervenschmerzen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Der Allgemeinarzt ist oft die erste Anlaufstelle und kann bei Bedarf an einen Neurologen überweisen. Die Diagnose umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Der Arzt erfragt die genauen Beschwerden, deren Dauer, Auftreten und mögliche Vorerkrankungen. Ein Schmerztagebuch kann hierbei hilfreich sein.
  • Neurologische Untersuchung: Verschiedene Tests werden durchgeführt, um Sinneswahrnehmungen, Motorik, Koordination, Reflexe und sonstige Körperfunktionen zu überprüfen.
  • Blutuntersuchung: Bei Verdacht auf eine Nervenentzündung kann das Blut auf Erreger einer Infektion untersucht werden.
  • Liquoruntersuchung: In seltenen Fällen wird Gehirn- oder Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) entnommen und im Labor untersucht.
  • Bildgebende Verfahren: Eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann Entzündungsherde im zentralen Nervensystem sichtbar machen.
  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit: Die Elektroneurographie dient zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.

Symptome einer Nervenentzündung

Die Symptome einer Nervenentzündung können vielfältig sein und hängen davon ab, welcher Nerv betroffen ist. Typische Anzeichen sind:

  • (Stechende) Schmerzen
  • Taubheitsgefühle
  • Kribbeln
  • Schwäche in den betroffenen Bereichen
  • Motorische Beeinträchtigungen
  • Überempfindlichkeit
  • Elektrisierende, einschießende oder brennende Schmerzen

Konventionelle Behandlungsmethoden

Wenn ein Arzt eine Nervenentzündung diagnostiziert, wird er die Behandlungsmöglichkeiten mit dem Patienten besprechen. Dazu gehören:

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  • Krankschreibung: Um ausreichend auszukurieren, stellt der Arzt in der Regel eine Krankschreibung aus. Die Dauer hängt von der Ursache und der Stärke der Beschwerden ab.
  • Medikamentöse Therapie:
    • Antibiotika/Virostatika: Bei bakteriellen oder viralen Infektionen werden Antibiotika oder antivirale Medikamente (Virostatika) eingesetzt.
    • Schmerzmittel:
      • Nicht-Opioid-Analgetika: Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder Ibuprofen können bei leichten bis mittelschweren Schmerzen helfen, ihre Wirkung bei Nervenschmerzen wird jedoch eher als gering eingestuft.
      • Opioid-Analgetika: Bei schweren und akuten Schmerzen kommen rezeptpflichtige Opioide zum Einsatz, die im zentralen Nervensystem wirken.
      • Alternative Schmerzmedikamente: Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin und Pregabalin) oder Antidepressiva (z.B. Amitriptylin oder Duloxetin), die eigentlich zur Behandlung von Epilepsie oder Depressionen entwickelt wurden, können bei Nervenschmerzen sehr wirksam sein. Sie beeinflussen die Aktivität der Nervenzellen und der schmerzleitenden Nervenbahnen.
    • Lokalanästhetika: Pflaster oder Salben mit einem Lokalanästhetikum (z.B. Lidocain) können Schmerzen unmittelbar unter der Haut lindern.
  • Chirurgischer Eingriff: Bei einer verletzungs- oder druckbedingten Nervenentzündung, beispielsweise nach einem Unfall oder bei einem Karpaltunnelsyndrom, kann eine Operation in Betracht gezogen werden, um die Verengung zu beseitigen und Platz für den Nerv zu schaffen.
  • Physiotherapie: In der Physiotherapie und Krankengymnastik lernen Sie einzeln oder in der Gruppe verschiedene Techniken und Übungen kennen, mit denen Sie Ihre Gefühlsstörung, Gleichgewichts- oder Bewegungsfunktionen wieder verbessern können.
  • Ergotherapie: In der Ergotherapie wenden wir gestalterische und handwerkliche Techniken an, um die Feinmotorik und das Tastvermögen wieder zu stärken.
  • Psychologische Therapie: Wir bieten psychologische Unterstützung in Einzel- oder Gruppentherapie. Patientenschulung und Selbsthilfe In regelmäßigen Schulungen und Seminaren zeigen wir Ihnen einen bewussten Umgang mit Ihrer Erkrankung. Gleichzeitig lernen Sie, einen gesunden Lebensstil anzunehmen.

Hausmittel gegen Nervenentzündungen

Ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung können verschiedene Hausmittel zur Linderung von Nervenschmerzen eingesetzt werden. Es ist ratsam, die Anwendung von Hausmitteln mit dem behandelnden Arzt abzusprechen.

Kräuter und Tee

  • Teufelskrallenwurzel: Kann in Form von Kapseln eingenommen werden und soll schmerzlindernde Eigenschaften haben. Die Wirkung tritt jedoch erst nach ein bis zwei Wochen ein.
  • Kräutermassage: Ein Massageöl aus Brennnessel-Geist und Apfelessig (Verhältnis 1:5) kann sanft in die betroffenen Stellen einmassiert werden.
  • Kräuterwickel: Ein Stoffsäckchen mit Kümmel-Samen kann auf die schmerzende Stelle gelegt werden. Bei Bedarf kann zusätzlich ein Wärmekissen aufgelegt werden.
  • Brennnessel-Tee und Ingwer-Tee: Wirken entzündungshemmend und schmerzstillend. Ingwer kann auch bei Übelkeit helfen, die bei manchen Nervenschmerzen auftritt.
  • Grüner Tee: Kann das Allgemeinbefinden stärken und sich positiv auf den Blutdruck, das Herz und den Zuckerstoffwechsel auswirken.
  • Weidenrinde-Tee: Hat sich ebenfalls bewährt.
  • Johanniskraut: Kann innerlich (als Tee oder in Tablettenform) und äußerlich (als Öl) angewendet werden. Es wirkt entzündungshemmend und beruhigend und kann auch bei durch Schmerzen bedingten Depressionen helfen.

Wärme und Kälte

  • Wechselbäder: Wechsel zwischen kaltem und warmem Wasser können das Immunsystem stärken und gegen Nervenschmerzen wirken. Alternativ können Eisbeutel und Wärmeauflagen abwechselnd auf die schmerzende Stelle gelegt werden.
  • Kältebehandlung: Eisbeutel oder in kaltem Wasser getränkte Wickel können den Schmerz betäuben und als wohltuend empfunden werden.
  • Wärmebehandlung: Wärme (z.B. durch eine Infrarot-Lampe oder warme Wickel) kann für eine Entspannung des Körpers und der Nerven sorgen.

Chili (Capsaicin)

  • Capsaicin-Salben oder -Pflaster: Der in Chili- und Cayenne-Pfeffer enthaltene Wirkstoff Capsaicin wirkt wärmend, schmerzlindernd, durchblutungsfördernd und anregend für die betroffenen Nerven. Die Wirkung beruht auf der Desensibilisierung der Nervenrezeptoren.

Verschiedene Öle

  • Pfefferminzöl: Wirkt kühlend und krampflösend und kann Nervenschmerzen reduzieren oder beseitigen.
  • Olivenöl: Oleocanthal in Olivenöl wirkt entzündungshemmend und blutverdünnend.

Hausmittel gegen psychische Folgen

  • Johanniskraut: Kann bei psychischen Symptomen wie Unruhe, Aggressivität oder Depressionen helfen.
  • Baldriantee: Wirkt beruhigend und kommt ohne starke Nebenwirkungen aus.
  • Entspannungsverfahren: Meditationen, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können helfen, psychische Beschwerden zu reduzieren.

Bewegung bei Nervenschmerzen

  • Übungen: Bewegung kann helfen, die Symptome zu lindern. Eine Übung für Nervenschmerzen im Rückenbereich ist beispielsweise: Auf den Rücken legen, ein Knie nach oben ziehen, die Hände unterhalb des Oberschenkels verschränken und das Bein in Brustrichtung ziehen. Die Position einige Sekunden halten und die Seite wechseln.

Wichtige Hinweise

  • Arztbesuch: Bei Nervenschmerzen sollte frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden, um einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen und/oder eine wirksame Medikation zu verschreiben.
  • Wechselwirkungen: Johanniskraut kann die Wirkung gewisser Medikamente (z.B. der Antibabypille) abschwächen oder die Empfindlichkeit der Haut gegenüber Sonnenlicht verstärken.
  • Alkohol: Bei alkoholbedingten Nervenschmerzen sollte der Konsum von Alkohol sofort eingestellt werden.
  • Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung, gesunder Ernährung und Stressvermeidung kann das Risiko von Nervenentzündungen reduzieren.
  • Alternative Heilmethoden: Ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung können nach Absprache mit dem Arzt auch alternative Heilmethoden wie Homöopathie angewendet werden.

Prävention von Nervenentzündungen

Obwohl sich eine Nervenentzündung nicht mit Sicherheit verhindern lässt, kann das Risiko durch eine gesunde Lebensweise reduziert werden. Dazu gehören:

  • Einschränkung des Alkoholkonsums: Solange Erwachsene eine bestimmte Menge an Alkohol nicht überschreiten, gilt dieser Konsum als risikoarm.
  • Vitaminreiche Ernährung: Rohkost, Obst sowie Milchprodukte und wenig Fleisch sind besonders gut, um einem Vitaminmangel vorzubeugen.
  • Stressvermeidung: Stress - ob im Job oder in der Freizeit - sollte vermieden werden.
  • Ausreichend Erholung, Ruhe und Schlaf: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Yoga helfen dabei.
  • Regelmäßiger Sport: Dient ebenfalls dazu, Stress abzubauen.
  • Muskuläre Balance: Vermeidung von unsymmetrischen und ungleichmäßigen Belastungen
  • Vermeidung von Überlastung: Überlastungen sind eine häufige Ursache fürentzündliche Veränderungen der Nerven.

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