Hirnblutung nach Sturz: Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Hirnblutung, medizinisch als intrazerebrale Blutung (ICB) bezeichnet, ist ein ernstes medizinisches Ereignis, das durch das Platzen oder Reißen eines Blutgefäßes im Gehirn verursacht wird. Dies führt zu einer Einblutung in das Hirngewebe, wodurch die Sauerstoffversorgung des umliegenden Gewebes unterbrochen und der Druck im Schädelinneren erhöht wird. Ein Sturz kann eine der Ursachen für eine solche Blutung sein. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlung und Rehabilitation von Hirnblutungen, insbesondere im Zusammenhang mit Stürzen.

Was ist eine Hirnblutung?

Eine Hirnblutung tritt auf, wenn ein Blutgefäß im Schädelinneren verletzt wird oder platzt, was zu Blutungen führt. Das austretende Blut schädigt das Hirngewebe durch Druck und Durchblutungsstörungen. Im Gegensatz dazu entstehen neurologische Ausfälle beim Schlaganfall durch eine Minderdurchblutung (Ischämie) des Hirngewebes.

Ursachen einer Hirnblutung nach einem Sturz

Hirnblutungen können traumatisch bedingt sein, also durch einen Unfall oder Sturz verursacht werden, bei dem der Schädel erschüttert wird oder bricht. Ein solches Ereignis kann zu einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) führen. Es gibt verschiedene Arten von Hirnblutungen, die nach einem Sturz auftreten können:

  • Epiduralhämatom: Hierbei sammelt sich Blut zwischen der Schädeldecke und der harten Hirnhaut (Dura mater) an. Es entsteht meist durch eine arterielle Einblutung und entwickelt sich schnell.
  • Subduralhämatom: Bei dieser Form der Blutung sammelt sich Blut unterhalb der harten Hirnhaut, also zwischen der Dura mater und der mittleren Hirnhaut. Akute Subduralblutungen werden oft durch schwere Schädel-Hirn-Traumata ausgelöst. Chronische Subduralblutungen können auch Wochen nach einem Bagatelltrauma auftreten, insbesondere bei älteren Menschen, wenn Brückenvenen einreißen und es zu einer langsam entstehenden Blutung kommt.
  • Intrazerebrale Blutung: Der Bluterguss ereignet sich direkt im Gehirn. Diese Form der Blutung kann durch Kopfverletzungen verursacht werden.
  • Subarachnoidalblutung: Hierbei entsteht der Bluterguss zwischen den Blättern der Hirnhäute. Sie kann traumatisch bedingt sein, entsteht aber häufig durch das Platzen eines Aneurysmas.

Neben traumatischen Ursachen gibt es auch nicht-traumatische Ursachen für Hirnblutungen, wie z.B. arterielle Aussackungen (Aneurysmen), die plötzlich platzen können, oder Bluthochdruck.

Symptome einer Hirnblutung

Die Symptome einer Hirnblutung können je nach Art, Lokalisation und Ausmaß der Blutung variieren. Da das ausgetretene Blut die Hirnhaut reizt oder auf benachbarte Hirnregionen drückt, kommt es zu folgenden Symptomen:

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  • Plötzliche, sehr starke Kopfschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Nackensteifheit
  • Sprach- und Sprechstörungen
  • Einseitige Lähmung am Körper, vor allem am Arm, Bein oder Gesicht
  • Taubheitsgefühl
  • Schluckstörung
  • Sehstörung oder vorübergehender Sehverlust auf einem Auge
  • Pupillenerweiterung
  • Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme
  • Schwindel mit Gangunsicherheit
  • Verwirrtheit oder Benommenheit bis hin zur Bewusstlosigkeit oder Koma
  • Krampfanfälle

Die Symptome einer Hirnblutung ähneln oft denen eines Schlaganfalls. Es ist wichtig, bei Auftreten dieser Symptome sofort den Notarzt zu verständigen, da schnelles Handeln lebensrettend sein kann.

Diagnose einer Hirnblutung

Um eine Hirnblutung schnell zu erkennen und eine exakte Diagnose zu stellen, sind verschiedene Untersuchungen notwendig. Dazu gehören:

  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Bewusstseinslage und der Funktion verschiedener Nerven, um neurologische Ausfälle festzustellen.
  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, um mögliche Ursachen wie Stürze, Medikamenteneinnahme oder Drogenkonsum zu identifizieren.
  • Computertomografie (CT) des Kopfes: Bildgebendes Verfahren, um eine Blutung im Gehirn direkt nachzuweisen und von einem Schlaganfall zu unterscheiden. Die Blutung erscheint als "heller Fleck" auf dem Scan.
  • Gefäßröntgen (Angiografie): Röntgendarstellung der Hirngefäße mit Kontrastmitteln, oft in Kombination mit CT oder MRT, um Gefäßmissbildungen oder andere Ursachen der Blutung zu erkennen.
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Kann in bestimmten Fällen zur weiteren Beurteilung des Gehirns und der Blutgefäße eingesetzt werden.

Behandlung einer Hirnblutung

Die Behandlung einer Hirnblutung hängt von der Größe, Lage und Ursache der Blutung ab. In der Regel ist eine stationäre Behandlung in der Klinik notwendig, meistens auch auf der Intensivstation.

Konservative Behandlung

  • Medikamentöse Therapie: Behandlung von Symptomen wie starken Kopfschmerzen, Fieber oder Krampfanfällen mit Schmerzmitteln, Fiebersenkern und krampflösenden Mitteln.
  • Vorbeugung einer Hirnschwellung (Hirnödem): Medikamentöse Maßnahmen zur Reduzierung des Hirndrucks, um weitere Schädigungen des Hirngewebes zu verhindern.

Operative Behandlung

Je nach Ausmaß und Lage der Hirnblutung kann ein operativer Eingriff erforderlich sein:

  • Intrazerebrale Blutung: Abwägung des Risikos einer Verletzung des Hirngewebes während der Operation gegen den potenziellen Nutzen. Gegebenenfalls Einsetzen eines Katheters oder Shunts zur Ableitung von Nervenwasser und Senkung des Hirndrucks.
  • Subarachnoidalblutung: Bei Aneurysma als Ursache operative Abklemmung des Aneurysmas (Clipping) oder Einbringen einer Platinspirale über die Leistenarterie (Coiling), um die Blutung zu stoppen. Zusätzlich Shunt zum Ablassen des Nervenwassers.
  • Subduralhämatom: Kleine Hämatome erfordern keine Operation. Größere Blutungen müssen operativ entfernt werden, entweder durch Bohrlöcher in die Schädeldecke oder durch Öffnung der Schädeldecke.
  • Epiduralhämatom: Schnellstmögliche operative Entfernung der Blutansammlung, entweder durch Bohrlöcher oder durch Öffnung der Schädeldecke, um die Blutung zu stoppen.

Bei der operativen Behandlung von Hirnblutungen kommen verschiedene Techniken und Instrumente zum Einsatz. Dazu gehören beispielsweise Trepane wie der evoDrill zum Bohren von Löchern in den Schädelknochen oder der evoShape als künstlicher Schädelersatz bei starker Hirnschwellung. In Notfallsituationen ist eine schnelle und sichere Schädeleröffnung essentiell, um für eine Entlastung zu sorgen.

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Rehabilitation nach einer Hirnblutung

Eine Hirnblutung kann Folgeschäden körperlicher und geistiger Natur mit sich bringen. Die Rehabilitation zielt darauf ab, diese Folgeschäden bestmöglich zu behandeln und den Patienten zu helfen, mit ihnen im Alltag zurechtzukommen. Je früher die Rehabilitation beginnt, desto größer sind die Erfolgsaussichten.

Therapiebausteine

Der Therapieplan wird individuell auf das Krankheitsbild des Patienten abgestimmt und umfasst verschiedene Bausteine:

  • Physiotherapie: Verbesserung des Körpergefühls, der Körperbeherrschung und der Mobilität.
  • Ergotherapie: Wiederherstellung oder Erhaltung der Selbstständigkeit im Alltag, Üben alltäglicher Tätigkeiten und Umgang mit Hilfsmitteln.
  • Sprachtherapie (Logopädie): Behandlung von Sprechstörungen (Dysarthrien) und Störungen der Mitteilungsfähigkeit (Aphasien).
  • Neuropsychologische Therapie: Behandlung von Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit, Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit, Stimmungslage und Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten.
  • Psychosoziale Betreuung: Unterstützung im Umgang mit den psychischen und sozialen Herausforderungen, die durch die Hirnblutung entstehen.
  • Schlucktherapie: Spezifisches Training zur Überwindung von Schluckstörungen.
  • Spiegeltherapie: Förderung der Aktivierung der gelähmten Körperseite bei Halbseitenlähmung.
  • Forced-use: Intensives Training, um Alltagsfähigkeiten zu üben und wieder zu erlernen.
  • Interdisziplinäre Gruppentherapien: Behandlung verschiedener Beschwerden und Störungen in der Gruppe, z.B. bei Störungen der Kommunikation oder Neglect-Syndrom.

Maßnahmen zur Vorbeugung erneuter Hirnblutungen

Die Rehabilitation soll auch zur Vorbeugung einer erneuten Hirnblutung beitragen. Dazu gehören Maßnahmen zur Verringerung persönlicher Risikofaktoren wie Arteriosklerose, Bluthochdruck oder hoher Blutzucker:

  • Raucherentwöhnung
  • Diätberatung und Diätschulung
  • Diabetes- und Lipidschulung

Nachbetreuung und ambulante Rehabilitation

Im Anschluss an die stationäre Rehabilitation benötigen viele Patienten weiterhin medizinische Betreuung, therapeutische Anwendungen und möglicherweise Pflege. Eine ambulante neurologische Rehabilitation kann eine sinnvolle Fortführung der rehabilitativen Maßnahmen sein.

Vorbeugung von Hirnblutungen

Es gibt einige Faktoren, die positiv beeinflusst werden können, um einer Hirnblutung vorzubeugen. Zu diesen Risikofaktoren gehören Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Rauchen und Konsum von Alkohol oder Drogen. Ein wichtiger vorbeugender Schutz des Kopfes ist auch im Alltag wichtig, z.B. durch das Vermeiden von Stürzen und die Nutzung von Sicherheitssystemen wie Sicherheitsgurten oder Fahrradhelmen. Speziell für Kinder und ältere Leute sollten Stolperfallen im Haushalt beseitigt und glatte Böden vermieden werden.

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