Die Meningitis, auch Hirnhautentzündung genannt, ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute (Meningen). Sie kann durch verschiedene Krankheitserreger ausgelöst werden, wobei Viren die häufigste Ursache darstellen. Bakterien, Pilze und Parasiten können ebenfalls eine Meningitis verursachen. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, betrifft aber besonders häufig Säuglinge, Kleinkinder, Jugendliche sowie ältere oder immungeschwächte Menschen.
Ursachen einer Meningitis
Für die Entstehung einer Meningitis sind in erster Linie bakterielle und virale Erreger verantwortlich. Im Gegensatz zur bakteriellen Meningitis kommt es im Vergleich deutlich häufiger zu einer viralen Hirnhautentzündung.
Bakterielle Meningitis
Die bakterielle Meningitis wird häufig durch Pneumokokken (spezielle Bakterien der Gattung Streptococcus pneumoniae) ausgelöst. Des Weiteren kommt als mögliche Ursache für Meningitis eine Erkrankung mit Meningokokken infrage. Sehr anfällig sind Säuglinge und Kleinkinder, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist und daher weniger Schutz bietet.
Weitere Bakterien, die eine Meningitis verursachen können, sind:
- Streptococcus agalactiae
- Escherichia coli
- Listeria monocytogenes
- Staphylokokken
- Pseudomonas
- Salmonellen
- Haemophilus influenzae
Die Bakterien können die Hirnhäute auf drei Wegen erreichen:
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- Hämatogene Streuung: Über den Blutweg gelangen die Bakterien über die Blut-Hirn-Schranke bzw. Blut-Liquor-Schranke zu den Hirnhäuten.
- Direkte Ausbreitung: Entzündungen im Nasen- und Rachenraum (z. B. Otitis und Sinusitis) können sich auf die Hirnhäute ausbreiten. Auch offene Verletzungen wie Schädel-Hirn-Trauma oder Wirbelsäulenverletzungen, Cerebral-Shunts und Cochlea-Implantate können Eintrittspforten für Bakterien darstellen.
- Tröpfcheninfektion: Die direkte Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion (Sprechen, Husten, Niesen oder Küssen).
Virale Meningitis
Im Gegensatz zur bakteriellen Meningitis verläuft die durch Viren ausgelöste Erkrankung eher mild. Die Symptome verstärken sich meist über mehrere Tage hinweg.
Häufige Viren, die eine Meningitis verursachen können, sind:
- Enteroviren (insbesondere Coxsackieviren)
- Herpesviren (CMV, EBV, HSV, VZV)
- Arboviren
- Influenzaviren
- HI-Viren
- Mumpsviren
- FSME-Viren
Andere Ursachen
Neben bakteriellen und viralen Erregern können auch Pilze, Parasiten und nicht-infektiöse Ursachen eine Meningitis auslösen. Zu den nicht-infektiösen Ursachen zählen beispielsweise Autoimmunerkrankungen wie SLE, Sarkoidose und Morbus Wegener, Krebserkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten.
Symptome einer Meningitis
Die Symptome einer Meningitis können je nach Ursache und Alter des Patienten variieren. Zu den klassischen Symptomen gehören:
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Nackensteifigkeit (Meningismus)
- Bewusstseinsstörungen
Weitere mögliche Symptome sind:
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- Übelkeit und Erbrechen
- Lichtempfindlichkeit (Photophobie)
- Geräuschempfindlichkeit
- Reizbarkeit
- Schläfrigkeit
- Krampfanfälle
- Hirnnervenlähmungen
- Hautausschlag (z. B. Petechien bei Meningokokken-Meningitis)
Symptome bei Säuglingen und Kleinkindern
Bei Säuglingen und Kleinkindern können die Symptome einer Meningitis unspezifisch sein und sich von den klassischen Symptomen unterscheiden. Mögliche Anzeichen sind:
- Spitzes, schrilles Schreien oder anhaltendes Wimmern
- Trinkschwäche
- Vorgewölbte Fontanelle
- Kalte Extremitäten und blasse Hautfarbe
- Berührungsempfindlichkeit
- Schlaffheit oder Opisthotonus
- Atembeschwerden
- Hyperexzitabilität
- Ödeme
- Aufgeblähtes Abdomen
- Hypothermie
- Ikterus
Meningismus
Der Meningismus ist ein pathognomonisches Symptom, das auf eine Reizung der Hirnhäute hinweist. Er äußert sich durch eine reflektorische Verspannung der Nackenmuskulatur als Reaktion auf den Schmerz.
Diagnostik
Bei Verdacht auf eine Meningitis ist eine rasche Diagnose und Behandlung entscheidend, um schwere Komplikationen zu vermeiden. Die Diagnose umfasst in der Regel folgende Schritte:
- Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich aktueller Beschwerden, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und möglicher Kontakte zu infizierten Personen.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht den Patienten auf typische Anzeichen einer Meningitis, wie Nackensteifigkeit, Brudzinski-Zeichen und Kernig-Zeichen.
- Neurologische Untersuchung: Der Arzt prüft die Hirnnervenfunktion, den Bewusstseinszustand und das Vorhandensein von neurologischen Ausfällen.
- Laboruntersuchungen: Blut- und Liquoranalysen sind unverzichtbar, um die Diagnose zu bestätigen und den Erreger zu identifizieren.
- Bildgebende Verfahren: Eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns kann durchgeführt werden, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen und den Zustand des Gehirns zu beurteilen.
Klinische Zeichen
Bei der körperlichen Untersuchung werden verschiedene klinische Zeichen überprüft, um den Verdacht auf eine Meningitis zu erhärten:
- Brudzinski-Zeichen: Der Patient liegt auf dem Rücken, während er zunächst das Kinn zum Brustkorb führt. Ein positives Brudzinski-Zeichen liegt vor, wenn der Patient reflexartig die Beine anzieht.
- Kernig-Zeichen: Im Liegen werden die Beine des Patienten bei gestrecktem Knie im Hüftgelenk gebeugt. Ein positives Kernig-Zeichen liegt vor, wenn der Patient Schmerzen im Rücken oder in den Beinen verspürt und das Bein nicht vollständig strecken kann.
- Lasègue-Zeichen: Der Patient liegt auf dem Rücken, während der Arzt jeweils ein gestrecktes Bein behutsam nach oben führt. Ein positives Lasègue-Zeichen liegt vor, wenn der Patient vom Rücken in das Bein einschießende Schmerzen verspürt.
- Amoss-Zeichen (Dreifuß-Zeichen): Im Sitzen seitliches Abstützen der Hände nach hinten bei gebeugten Knie- und Hüftgelenken (insbesondere bei Kindern).
- Kniekuss-Versuch: Unfähigkeit, mit dem Mund das Knie zu berühren (bei Kindern Aufforderung, das Knie zu küssen).
- Jolt accentuation maneuver: Verstärkung der Kopfschmerzen bei raschem Hin- und Herschütteln des Kopfes (zwei- bis dreimal pro Sekunde) wie bei einer Verneinung.
Liquoruntersuchung
Die Liquoruntersuchung ist ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik bei Verdacht auf eine Meningitis. Dabei wird mit einer feinen Hohlnadel etwas Nervenwasser (Liquor) aus dem Rückenmarkskanal entnommen (Liquorpunktion). Der Liquor wird anschließend im Labor auf verschiedene Parameter untersucht, wie z. B. Zellzahl, Proteingehalt, Glukosegehalt und Erreger.
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Die Liquorbefunde können je nach Ursache der Meningitis variieren:
- Bakterielle Meningitis: Flüssigkeit trüb bis eitrig, Glucose erniedrigt, Protein erhöht, Laktat deutlich erhöht, Zellzahl erhöht, massive Granulozytose.
- Tuberkulöse Meningitis: Flüssigkeit klar, Glucose erniedrigt, Protein erhöht, Laktat erhöht, Zellzahl erhöht, Lymphozytose, Monozytose, Granulozytose.
- Virale Meningitis: Flüssigkeit klar, Glucose normal, Protein normal (evtl. leicht erhöht), Laktat normal, Zellzahl erhöht, Lymphozytose, evtl. Monozytose.
Behandlung
Die Behandlung einer Meningitis richtet sich nach der Ursache der Erkrankung.
Bakterielle Meningitis
Die bakterielle Meningitis ist ein Notfall, der schnellstmöglich mit Antibiotika behandelt werden muss. Unbehandelt endet sie praktisch immer tödlich. Bei Verdacht auf eine bakterielle Meningitis wird zunächst häufig ein Breitbandantibiotikum (wirksam gegen eine Vielzahl verschiedener Bakterien) angewandt. Sobald dem Arzt das Ergebnis der Blutuntersuchung und somit der spezifische Erregernachweis vorliegt, kann er das am besten wirksame Antibiotikum wählen.
Bei schweren Verläufen kann eine intensivmedizinische Betreuung des Betroffenen im Krankenhaus notwendig sein. Nicht selten entstehen dabei Komplikationen, die entsprechend engmaschig behandelt werden müssen. Liegt eine Pneumokokken-Meningitis vor, erhalten Betroffene oftmals zusätzlich Glukokortikoide. Diese wirken entzündungshemmend und verbessern die Prognose der bakteriellen Meningitis.
Virale Meningitis
Im Gegensatz zur bakteriellen Form erfolgt die Behandlung einer viralen Meningitis symptomatisch. Dahingehend werden dem Patienten beispielsweise entzündungshemmende und fiebersenkende Präparate verabreicht. Auch Bettruhe ist für die Genesung angezeigt.
Vorbeugung
Vorbeugend ist es möglich, sich gegen einige Meningitis-Erreger impfen zu lassen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt verschiedene Impfungen für alle Kinder:
- Pneumokokken-Impfung: Die Pneumokokken-Impfung wird allen Kindern ab dem Alter von zwei Monaten empfohlen. Vorgesehen sind drei Impfdosen: Die erste Dosis sollte im Alter von zwei Monaten gegeben werden, die zweite Dosis im Alter von vier Monaten. Die dritte Impfdosis ist im Alter von elf Monaten empfohlen.
- Meningokokken-Impfung: Es gibt verschiedene Untergruppen (Serogruppen) von Meningokokken. In Europa wird eine Meningokokken-Meningitis meist durch die Serogruppen B und C ausgelöst. Für alle Kinder im Alter von zwölf Monaten ist daher eine Impfung gegen Meningokokken C empfohlen. Zudem stehen für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem erhöhten Infektionsrisiko Vierfach-Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y zur Verfügung. Gegen die viel häufigere Meningokokken-B-Meningitis gibt es seit Ende 2013 bzw. 2017 eigene Impfstoffe.
- Haemophilus influenzae Typ B-Impfung (Hib): Die Hib-Impfung wird ebenfalls für alle Kinder empfohlen. Sie wird in drei Impfdosen verabreicht - jeweils eine Dosis im Alter von zwei, vier und elf Lebensmonaten.
- Mumps-Impfung, Masern-Impfung und Röteln-Impfung (MMR): Standardmäßig für alle Kinder empfohlen, um einer viralen Meningitis vorzubeugen.
- FSME-Impfung: Es gibt auch einen Impfstoff gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das ist eine von Zecken übertragene virale Entzündung von Hirnhäuten und Gehirn.
Verlauf und Prognose
Eine Meningitis gilt als potenziell lebensbedrohlich. Insbesondere bei einer bakteriellen Hirnhautentzündung ist rasches Handeln gefragt - unbehandelt endet sie sehr häufig tödlich oder es sind in seltenen Fällen Spätfolgen wie Epilepsie oder Hydrozephalus (Ansammlung von Flüssigkeit im Schädelinneren) denkbar. Wird die Therapie jedoch rechtzeitig begonnen, stehen die Chancen auf eine vollständige Genesung gut. Aber: Auch hier spielen der genaue Erregertyp sowie der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten eine Rolle.
Die virale Meningitis gilt gegenüber der bakteriellen als weniger lebensbedrohlich. Jedoch bestimmen auch hier die genauen Viren und der Gesundheitszustand des Patienten den weiteren Verlauf.
In manchen Fällen kann eine Hirnhautentzündung bleibende neurologische Schäden nach sich ziehen. Dazu gehören Gehörschäden, Lähmungserscheinungen oder Beeinträchtigungen der Psyche oder des Verhaltens. Komplikationen und Langzeitschäden treten vermehrt dann auf, wenn die Entzündung zusätzlich auf das Gehirn übergreift (Meningoenzephalitis).
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