Chlordioxid (CDL), auch bekannt als Miracle Mineral Supplement (MMS), wird in esoterischen Kreisen als Allheilmittel angepriesen. Es wird behauptet, es könne Krankheiten wie Krebs, Autismus und sogar COVID-19 heilen. Die wissenschaftliche Evidenz für diese Behauptungen ist jedoch nicht vorhanden. Stattdessen gibt es zunehmend Berichte über Vergiftungen und andere gesundheitliche Schäden im Zusammenhang mit der Einnahme von CDL.
Was ist Chlordioxid (CDL)?
Chlordioxid ist eine chemische Verbindung, die entsteht, wenn Natriumchlorit mit einer Säure wie Salzsäure gemischt wird. Es ist ein starkes Oxidationsmittel, das in der Industrie als Bleichmittel und zur Desinfektion von Wasser eingesetzt wird. CDL ist in Europa jedoch weder als Lebensmittel noch als Arzneimittel zugelassen.
Warum wird CDL als "Wundermittel" angepriesen?
Die Befürworter von CDL behaupten, es könne eine Vielzahl von Krankheiten heilen, indem es Krankheitserreger im Körper abtötet. Sie argumentieren, dass CDL selektiv schädliche Zellen angreift, während gesunde Zellen intakt bleiben. Diese Behauptungen sind jedoch wissenschaftlich nicht haltbar. Es gibt keine glaubwürdigen Studien, die die Wirksamkeit von CDL bei der Behandlung von Krankheiten belegen.
Die Gefahren von CDL
Die Einnahme von CDL kann zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen führen, darunter:
- Verätzungen im Mund-, Rachen- und Speiseröhrenbereich: CDL ist eine ätzende Substanz, die die Schleimhäute schädigen kann.
- Übelkeit, Erbrechen und Durchfall: Diese Symptome sind häufige Anzeichen einer CDL-Vergiftung.
- Nierenschäden: CDL kann die Nieren schädigen und zu Nierenversagen führen.
- Schädigung der roten Blutkörperchen: CDL kann die roten Blutkörperchen schädigen und die Sauerstoffversorgung der Organe beeinträchtigen.
- Atembeschwerden: In schweren Fällen kann eine CDL-Vergiftung zu Atemnot und zum Tod führen.
- Leberschäden: Es gibt Berichte über erhöhte Leberenzym-Werte und Leberschäden nach der Einnahme von CDL.
Anstieg der Notrufe wegen CDL-Vergiftungen
Das Giftinformationszentrum Nord in Göttingen hat einen deutlichen Anstieg der Notrufe wegen CDL-Vergiftungen seit Beginn der Pandemie festgestellt. Im Jahr 2019 gab es sieben Notrufe, im Jahr 2021 waren es bereits 50. Allein in diesem Jahr sind bereits 24 Notrufe im Zusammenhang mit Chlordioxid eingegangen. Dieser Anstieg ist besorgniserregend und zeigt, dass immer mehr Menschen den falschen Versprechungen der CDL-Befürworter Glauben schenken.
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CDL und das Gehirn: Was sagt die Forschung?
Obwohl CDL nicht direkt als Behandlung für neurologische Erkrankungen beworben wird, gibt es Bedenken hinsichtlich seiner potenziellen Auswirkungen auf das Gehirn, insbesondere aufgrund seiner toxischen Eigenschaften. Es gibt keine spezifischen Studien, die die direkte Wirkung von CDL auf das menschliche Gehirn untersuchen. Die bekannten Auswirkungen von CDL auf den Körper, wie z. B. die Schädigung der roten Blutkörperchen und die Beeinträchtigung der Sauerstoffversorgung, könnten jedoch indirekte Auswirkungen auf das Gehirn haben. Das Gehirn ist ein sehr sauerstoffbedürftiges Organ, und eine unzureichende Sauerstoffversorgung kann zu einer Vielzahl von neurologischen Problemen führen, von Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisproblemen bis hin zu schwerwiegenderen Schäden.
Darüber hinaus gibt es einige Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass Entzündungen im Darm das Gehirn beeinflussen können. Die sogenannte Darm-Hirn-Achse ist ein Forschungsgebiet, das untersucht, wie der Darm und das Gehirn miteinander kommunizieren. Es gibt Hinweise darauf, dass Entzündungen im Darm, die durch CDL verursacht werden könnten, die Gehirnfunktion beeinträchtigen könnten.
Eine Studie der Universität Münster hat gezeigt, dass konjugierte Linolsäure (CLA) sowohl Entzündungsprozesse im Darm als auch im Gehirn positiv beeinflussen kann. Diese Studie legt nahe, dass die Beeinflussung der Darmflora und die Reduzierung von Entzündungen im Darm potenziell positive Auswirkungen auf das Gehirn haben könnten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Studie CLA und nicht CDL untersucht hat.
CDL-Missbrauch bei Kindern
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass einige Eltern ihren Kindern CDL verabreichen. Dies geschieht oft aufgrund von Fehlinformationen und dem Glauben an die falschen Heilsversprechen der CDL-Befürworter. Die Verabreichung von CDL an Kinder ist jedoch äußerst gefährlich und kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Kinder sind aufgrund ihres geringeren Körpergewichts und ihrer empfindlicheren Organe besonders anfällig für die toxischen Wirkungen von CDL.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rät "nachdrücklich und klar von einer Einnahme ab" und teilt die Warnhinweise der Behörden. Chlordioxid-Behandlungen seien für Kinder besonders gefährlich, schrieb die FDA in einer Warnung, weil sie bei der Einnahme von CDL ein höheres Risiko für Nebenwirkungen hätten.
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Rechtliche Konsequenzen
Eltern, die ihren Kindern CDL verabreichen, müssen auch mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Laut der Anwältin Juliane Hilbricht kommt es strafrechtlich darauf an, welche konkrete Gefährdung durch die Behandlung mit CDL eintritt. Das könne eine Verletzung der Fürsorgepflicht sein. Wenn das Kind wegen einer Vergiftung behandelt werden müsse, sei das sogar eine Art der Körperverletzung.
Ein Familiengericht würde sorgerechtliche Maßnahmen gegen die Eltern unternehmen, wenn es von einer CDL-Behandlung erfährt. Im schlimmsten Fall kann den Eltern die Gesundheitssorge, ein Teil des Sorgerechts, entzogen werden.
Behörden warnen vor CDL
Verschiedene Behörden im In- und Ausland warnen eindringlich vor der Einnahme von CDL. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät von der Einnahme und der Verwendung von "MMS" dringend ab. Im Februar 2015 hat das BfArM zwei "MMS"-Produkte als zulassungspflichtig und bedenklich eingestuft, weil der begründete Verdacht besteht, dass sie bei bestimmungsgemäßem Gebrauch schädliche Wirkungen haben, die über ein vertretbares Maß hinausgehen.
Auch die US Food & Drug Administration (FDA) hat wiederholt vor den gefährlichen und möglicherweise lebensbedrohlichen Nebenwirkungen von MMS gewarnt.
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