Mumijo: Wirkung auf das Gehirn und mehr – Ein umfassender Überblick

Shilajit, besser bekannt als Mumijo, ist eine Substanz, die in der Welt der Naturheilkunde immer mehr Aufmerksamkeit erregt. Es handelt sich um eine braun-schwarze, harzartige Substanz, die sich über Jahrtausende durch den Abbau von Pflanzen in Hochgebirgen wie dem Himalaya bildet. Diese Substanz, die aus Felsspalten in den Bergen austritt, wird seit Jahrtausenden in der ayurvedischen Medizin zur Stärkung von Geist und Körper eingesetzt. Doch was genau ist Mumijo, wie wirkt es und was sagt die Wissenschaft dazu? Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick.

Was ist Mumijo/Shilajit?

Mumijo, auch Shilajit oder Asphaltum punjabinum genannt, ist eine komplexe organisch-mineralische Substanz, die durch natürliche Zersetzungsprozesse in Gebirgsspalten über Jahrhunderte entsteht. Der Name stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Eroberer der Berge und Zerstörer der Schwäche“. Konkret entsteht Shilajit durch die langsame Zersetzung von pflanzlichem und mikrobiellem Material über geologische Zeiträume. Durch den Druck und die klimatischen Bedingungen der Gebirge wird es mineralisiert. Dabei entsteht eine vielschichtige Matrix aus Huminsäuren, Fulvinsäuren, Mineralien und organischen Verbindungen wie Dibenzo-α-pyronen. Die genaue Zusammensetzung variiert erheblich je nach geografischem Ursprung, was eine einheitliche Definition erschwert. Charakteristisch für Shilajit ist seine harzartige Konsistenz sowie die tiefbraune bis schwarze Färbung mit charakteristischem Geruch.

Herkunft und traditionelle Verwendung

Shilajit findet sich vor allem in den großen Gebirgszügen Asiens - Himalaya, Altai-Gebirge, Kaukasus - sowie den Anden. Die traditionelle Gewinnung erfolgt durch manuelle Extraktion aus Felsspalten in Höhenlagen zwischen 1.000 und 5.000 Metern, was zu erheblichen Qualitätsschwankungen führt. Nach dem Einsammeln wird es gereinigt, meist durch Erhitzen und Filtration, um Verunreinigungen zu entfernen.

In der ayurvedischen Tradition gilt Shilajit seit über 3.000 Jahren als „Rasayana“, also als verjüngendes Mittel, das Vitalität, Fruchtbarkeit und Langlebigkeit fördern soll. Klassische Texte beschreiben seine Anwendung bei Verdauungsproblemen, sexueller Dysfunktion und kognitiven Beeinträchtigungen. Die ayurvedische Medizin schreibt Shilajit die Fähigkeit zu, alle drei Doshas zu harmonisieren, was es zu einem universellen Heilmittel macht. In der Unani-Medizin (graeco-arabische Medizin) gilt Shilajit als „Muqawi“ (Stärkungsmittel) zur Behandlung von Schwäche, Diabetes und neurologischen Erkrankungen. Beide Medizinsysteme betonen jedoch die Notwendigkeit sachgemäßer Aufbereitung von Shilajit und warnen vor unsachgemäßer Anwendung.

Inhaltsstoffe von Mumijo

Shilajit besteht aus rund hundert nachgewiesenen Substanzen, darunter Mineralstoffe und zu über 50 Prozent aus Fulvinsäuren. Die komplexe Zusammensetzung von Shilajit macht eine eindeutige Charakterisierung schwierig. Huminstoffe - insbesondere Humin- und Fulvinsäuren - machen rund 60 bis 80 Prozent der organischen Matrix von Shilajit aus und weisen antioxidative sowie antiinflammatorische Eigenschaften auf. Der mineralische Anteil von Shilajit enthält eine Vielzahl an Spurenelementen - in einigen Analysen wurden mehr als 80 verschiedene Elemente nachgewiesen, darunter Eisen, Magnesium und Zink. Die Gehalte schwanken jedoch je nach Herkunft und Verarbeitung stark und liegen meist in Konzentrationen, die für eine direkte physiologische Wirkung nicht ausreichend sind. Aber auch toxische Schwermetalle wie Blei und Quecksilber sind enthalten.

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  • Fulvinsäuren: Diese Säuren entstehen bei der Zersetzung von Pflanzenmaterial und sind auch im Humus enthalten. Sie könnten entzündungshemmend wirken und dem Darm guttun. Fulvinsäure selbst gilt laut EU-Novel-Food-Katalog als neuartig in Nahrungsergänzungsmitteln und herkömmlichen Lebensmitteln und bedarf daher einer Zulassung durch die EU.
  • Huminsäuren: Huminsäuren sind in der Lage, Stoffe zu binden. Doch neben der Bindung "giftiger" Stoffe können sie auch Nährstoffe im Darm binden, was zu einer Nährstoffunterversorgung führen kann. Auch Medikamente können gebunden werden und damit ihre Wirkung verlieren. Huminsäure darf nur in Nahrungsergänzungsmitteln als Zutat verwendet werden.
  • Mineralstoffe und Spurenelemente: Shilajit ist reich an Mineralstoffen wie Eisen, Kupfer, Zink, Mangan und Silizium. Diese Mineralstoffe spielen eine wichtige Rolle für verschiedene physiologische Prozesse.
  • Dibenzo-α-pyrone: Diese Stoffe werden sowohl für antioxidative und entzündungshemmende als auch für neuroprotektive Wirkungen verantwortlich gemacht und sollen die Mitochondrienfunktion verbessern.

Zugeschriebene Wirkungen von Mumijo

Shilajit wird eine Vielzahl von positiven Wirkungen zugeschrieben. Es soll antioxidativ und entzündungshemmend, adaptogen, fertilitätsfördernd und antidiabetisch wirken. Darüber hinaus wird ihm eine regenerierende Wirkung auf Knochen und Gewebe, eine neuroprotektive Wirkung, die Unterstützung der Wundheilung und sogar eine antikanzerogene Wirkung zugeschrieben. Die in Shilajit enthaltenen Dibenzo-α-pyrone werden sowohl für antioxidative und entzündungshemmende, als auch für neuroprotektive Wirkungen verantwortlich gemacht und sollen die Mitochondrienfunktion verbessern. Die postulierte Wirkung auf das Testosteronsystem wird auf die Kombination aus Fulvinsäuren und Mineralien zurückgeführt, die die Steroidhormon-Biosynthese fördern sollen. Insgesamt umfassen die Wirkprinzipien, welche vor allem den Humin- und Fulvinsäuren zugeschrieben werden, eine Reduktion von oxidativem Stress, Modulation von Entzündungswegen, Förderung der ATP-Produktion und Stimulation von Hormon- und Enzymaktivitäten.

Mumijo und das Gehirn

Eine im "Journal of Alzheimer’s Disease" veröffentlichte Untersuchung legt den Schluss nahe, dass Fulvinsäure "deutliche neuroprotektive Eigenschaften" aufweist. Darüber hinaus wirkt Fulvinsäure ausgleichend auf die GABA Werte im Gehirn, wodurch es aktuell in weiteren klinischen Studien als potenziell wirksames natürliches Mittel bei leichter bis mittelschwerer Epilepsie untersucht wird.

Mumijo und Fruchtbarkeit

Studien bestätigen, dass Shilajit die Synthese von Sexualhormonen beeinflusst. Gesunde Männern, denen Shilajit verabreicht wurde, wiesen binnen 90 Tage merklich höhere Serum-Testosteronwerte und eine höhere Spermienzahl auf. Eine erste Untersuchungen an weiblichen Ratten legt zumindest schon einmal auch hier eine verbesserte Fruchtbarkeit nahe.

Mumijo und Krebs

Eine Studie aus dem Jahr 2008 zeigte, dass Shilajit toxisch auf Krebszellen in Lunge, Brust, Darm, Eierstock und Leber wirkt. Für Menschen, die sich in einer Strahlentherapie befinden, fand eine 2016 veröffentlichte Studie heraus, dass Shilajit die Eierstöcke bei Strahlenbehandlung schützt und somit dabei hilft, die Fruchtbarkeit der Patientinnen zu bewahren.

Weitere traditionelle Anwendungsgebiete

In der traditionellen Volksheilkunde Zentralasiens wird Mumijo bei etlichen Leiden eingesetzt - vom Magengeschwür bis zum Knochenbruch. Es soll auch bei Verdauungsproblemen, sexueller Dysfunktion und kognitiven Beeinträchtigungen helfen.

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Wissenschaftliche Evidenz

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Shilajit basieren bislang auf einer kleinen Anzahl methodisch begrenzter Untersuchungen. Die meisten Studien sind kleine, unkontrollierte Pilotstudien mit erheblichen Schwächen. Eine häufig zitierte Studie untersuchte Männer im Alter von 45 bis 55 Jahren, die über 90 Tage hinweg zweimal täglich 250 mg gereinigtes Shilajit oder Placebo erhielten. Es zeigten sich in der Shilajit-Gruppe moderate Testosteronanstiege, jedoch war die Teilnehmerzahl klein und es fehlen Langzeitdaten sowie Bestätigungsstudien. Untersuchungen zu kognitiven Effekten beschränken sich hauptsächlich auf In-vitro- und Tierstudien mit vielversprechenden Ergebnissen bezüglich neuroprotektiver Eigenschaften. Humanstudien sind jedoch rar und methodisch mangelhaft. Vorhandene Studien weisen oft kleine Stichproben und kurze Laufzeiten auf. Die natürliche Variabilität macht eine Standardisierung von Shilajit schwierig. Traditionelle Wirkungen wie eine Vitalitätssteigerung lassen sich schwer objektiv messen, und die Finanzierung hochwertiger Studien ist problematisch, da Shilajit nicht patentierbar ist.

Rechtliche Aspekte und Sicherheit

Der Novel Food Status Catalogue der Europäischen Kommission enthält einen Eintrag zu Mumijo (synonym: Shilajit, Asphaltum punjabinum). Darin wird festgehalten, welchen regulatorischen Status Shilajit in der EU hat. In diesem Eintrag steht, dass Mumijo/Shilajit ein „Novel Food“ sei, außer in Nahrungsergänzungsmitteln. Shilajit-haltige Nahrungsergänzungsmittel können relativ unkompliziert vermarktet werden, während die Verwendung in herkömmlichen Lebensmitteln eine aufwendige Novel-Food-Zulassung mit umfassenden Sicherheitsdaten erfordern würde. Nahrungsergänzungsmittel werden häufig mit gesundheitsbezogenen Angaben vermarktet. Diese unterliegen der Health Claims Regulation - spezifische Health Claims für Shilajit wurden von der EFSA bislang nicht zugelassen.

Die Sicherheit von Shilajit-Präparaten steht im Zentrum regulatorischer Bedenken. Natürliches Shilajit enthält regelmäßig bedenkliche Konzentrationen von Schwermetallen wie Blei, Quecksilber und Arsen, die durch geologische Prozesse und Umweltkontamination zustande kommen. Die Verbraucherzentrale warnt daher vor ayurvedischen Nahrungsergänzungsmitteln, die des Öfteren Shilajit enthalten. Diese überschritten regelmäßig zulässige Grenzwerte für mindestens ein toxisches Metall. Besonders problematisch sind Thallium-Kontaminationen in einzelnen Shilajit-Produkten. Eine mikrobielle Kontamination durch pathogene Mikroorganismen ist ebenfalls möglich. Die Variabilität natürlicher Vorkommen von Shilajit erschwert eine verlässliche Qualitätskontrolle erheblich. Selbst Produkte desselben Herstellers können zwischen Chargen erhebliche Unterschiede aufweisen.

Worauf Sie beim Kauf achten sollten

Beim Kauf von Mumijo-Produkten sollten Sie auf folgende Punkte achten:

  • Qualitätszertifikate: Achten Sie auf Produkte mit unabhängigen Qualitätszertifikaten, die vor allem das Vorhandensein von Schwermetallen ausschließen.
  • Gehalt an Fulvo- und Huminsäuren: Bei hochwertigen Mumijo-Präparaten wird der Gehalt an Fulvo- und Huminsäuren pro Tagesportion angegeben. Gute Gehalte sind z. B. 200 mg Fulvosäuren und ca. typisch pflanzliche Stoffe.
  • Reinigung und Aufbereitung: Die Heilwirkung soll beim gereinigten Mumijo deutlich stärker sein. Auch wachse sie mit der Qualität des Reinigungsverfahrens noch weiter.
  • Vorsicht vor Fälschungen: Es gibt immer wieder Fälschungen oder Produkte minderwertiger Qualität auf dem Markt. Kaufen Sie nur bei vertrauenswürdigen Anbietern.

Anwendung und Dosierung

Meist nimmt man bei Krankheiten täglich zwei- bis dreimal jeweils 200 bis 300 mg Mumijo in Kapselform etwa 30 Minuten vor den Mahlzeiten. Vorbeugend kann man auch dieses Einnahmeschema anwenden: Zehn Tage Mumijo, fünf Tage Pause, zehn Tage Mumijo, fünf Tage Pause, zehn Tage Mumijo. Denken Sie vorsichtshalber immer an einen ausreichenden zeitlichen Abstand zwischen Mumijo und Medikamenten sowie Nahrungsergänzungsmitteln (2 bis 3 Stunden - bzw. in Absprache mit dem Arzt), da Mumijo u. U. Für die äusserliche Anwendung gibt es Mumijolösungen oder auch Mumijocremes. Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht als Ersatz für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung sowie für eine gesunde Lebensweise verwendet werden. Außerhalb der Reichweite von kleinen Kindern aufbewahren.

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