Die Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) gewinnt aufgrund der alternden Bevölkerung zunehmend an Bedeutung. Medikamente, die auf das Nervensystem wirken, spielen eine entscheidende Rolle bei der Behandlung verschiedener neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Wirkungsweise verschiedener Medikamente auf das Nervensystem, von Antidepressiva und Parkinson-Medikamenten bis hin zu Antipsychotika und Schmerzmitteln.
Antidepressiva: Citalopram bei Depressionen
Depressive Erkrankungen sind chronische Erkrankungen, deren Phasen mit zunehmendem Alter des Patienten häufiger und schwerer werden. Neben der psychotherapeutischen Betreuung steht in der Akutphase die medikamentöse Behandlung im Vordergrund. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Citalopram (Cipramil®) werden aufgrund ihrer Wirksamkeit und des geringeren Nebenwirkungspotenzials gegenüber trizyklischen Antidepressiva (TZA) als Mittel der ersten Wahl angesehen.
Citalopram entfaltet seine antidepressive Wirkung über die selektive Hemmung der Wiederaufnahme des Neurotransmitters Serotonin in die präsynaptische Nervenzelle. Europäische Studien zeigen, dass in der Regel eine einmalige Gabe von 20 mg Citalopram ausreicht; in schweren Fällen von Depressionen ist mit der seit Ende 1997 neu angebotenen 40-mg-Tablette ebenfalls eine einmalige Gabe möglich. Ein Vorteil der Therapie mit Citalopram, insbesondere für ältere Patienten, ist das geringe Interaktionspotenzial mit anderen Medikamenten. SSRI haben im Durchschnitt eine geringere Rate an Nebenwirkungen als Trizyklika.
Parkinson-Medikamente: Budipin bei Morbus Parkinson
Die bisherigen Therapiemöglichkeiten zur Behandlung des Morbus Parkinson waren unzureichend, vor allem was den Tremor betraf. Budipin (Parkinsan®) ist ein "atypisches" Parkinson-Medikament mit einem vielschichtigen Wirkmechanismus, das seit Mitte April 1997 zur Behandlung von Morbus Parkinson eingesetzt wird. Das Diphenylpiperidin-Derivat zeigt pharmakologische Effekte gegen alle drei Hauptsymptome der Parkinson-Krankheit (Tremor, Rigor und Akinese).
Budipin beeinflusst das noradrenerge und serotonerge System und hemmt indirekt den Dopamin-Reuptake. Studien haben gezeigt, dass die zusätzliche Gabe von Budipin zu L-Dopa zu einer Befundbesserung bei gleichzeitiger möglicher Reduktion von L-Dopa führt. Budipin, additiv zu L-Dopa verabreicht, führte zu einer deutlichen Besserung der Beweglichkeit. In der Langzeittherapie zeigt Budipin keine unerwünschten Ereignisse. Die Verträglichkeit wurde mit sehr gut bis gut beurteilt, wobei Nebenwirkungen nur bei zu hoher Anfangsdosis oder zu schneller Dosissteigerung auftraten. In der Monotherapie mit Budipin kann die L-Dopa-Pflichtigkeit in frühen Stadien hinausgezögert werden. Ein Nebeneffekt von Budipin, der weiterer Untersuchungen bedarf, ist die Wirksamkeit der Substanz bei schwerer Migräne.
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Antipsychotika: Sertindol bei Schizophrenie
Sertindol (Serdolect®) ist eine völlig neuartige Substanz (Phenylindol-Derivat) und gehört zu keiner der bekannten Neuroleptika-Klassen. Sertindol wurde Anfang August 1997 in Deutschland zur Behandlung schizophrener Psychosen zugelassen. Bei der Behandlung mit klassischen Neuroleptika treten als unerwünschte Wirkungen vor allem die extrapyramidalen Syndrome (EPS) wie Dystonie, neuroleptisch induzierter Parkinsonismus und Akathisie auf. Sertindol minimiert diese EPS auch bei höherer Dosierung.
Sertindol wirkt selektiver auf das limbische System und verfügt nur über ein geringes Potential für anticholinerge Nebenwirkungen oder Sedierung. Es wird gut resorbiert mit maximaler Plasmakonzentration nach 10 Stunden. Die Substanz wird hauptsächlich über den Gastrointestinaltrakt ausgeschieden, ihre Pharmakokinetik ist unabhängig von Nierenfunktion, Alter, Geschlecht und Rasse. Sertindol hat sich besonders in der Langzeittherapie bewährt. Für die Lebensqualität der Schizophreniekranken ist das verminderte Auftreten von Negativsymptomen sehr entscheidend. Es wird prognostiziert, dass sich in den nächsten Jahren die Therapie schizophrener Psychosen grundlegend ändern wird.
Adrenerge und cholinerge Systeme: Angriffspunkte für Medikamente
Im Nervensystem werden als Ansatzpunkt für Medikamente das adrenerge und das cholinerge System unterschieden.
Das adrenerge System umfasst:
- Vorkommen: ANS, Parasympathikus und Sympathikus
- Neurotransmitter: Noradrenalin, Adrenalin
- Rezeptoren: Alpha-, Beta-Rezeptoren
Das cholinerge System umfasst:
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- Vorkommen: ZNS, PNS
- Neurotransmitter: Acetylcholin
- Rezeptoren: ACh-Rezeptoren
Wirkmechanismen als Ansatzpunkte für Medikamente sind:
- Rezeptoragonisten: Ähnliche Substanzen wirken genauso wie der Transmitter.
- Rezeptorantagonisten: Ähnliche Substanzen besetzen den Rezeptor, unterdrücken die Wirkung des eigentlichen Transmitters.
- Exocytose-Hemmung: Exocytose wird unterdrückt -> Weiterleitung des Signals wird verhindert!
- Enzymhemmung: für das Recycling von Transmittern, z.B. Acetylcholinesterase-Hemmer
- Entfernung von Substanzen: die für die Produktion der Neurotransmitter notwendig sind
Beispiele:
- Beta-Blocker (z.B. Propanolol, Atenolol): Hemmung der Wirkung der Beta-Adrenorezeptoren -> kompetitive Inhibitoren -> Senkung der Kontraktion des Herzmuskels -> Blutdrucksenkung
- Alpha-Agonisten (z.B. Clonidin)
Anticholinergika: Hemmung der Acetylcholinwirkung
Anticholinergika sind eine Gruppe von Arzneimitteln, die darauf abzielen, die Wirkung des Neurotransmitters Acetylcholin zu hemmen. Sie werden häufig zur Behandlung von verschiedenen Erkrankungen wie Asthma, Reizdarmsyndrom und Parkinson eingesetzt. Der Wirkmechanismus von Anticholinergika beruht auf der Bindung an muskarinische Acetylcholinrezeptoren (mAChR), die in verschiedenen Organen des Körpers vorkommen.
Anticholinergika können sowohl zentral als auch peripher wirken. Peripher wirkende Anticholinergika blockieren hauptsächlich die mAChR in der Harnblase und reduzieren damit die Kontraktionsfähigkeit der Blasenmuskulatur, was zu einer Verzögerung des Harndranges und einer Verringerung der Harnfrequenz führt. Sie werden zur Behandlung von überaktiver Blase eingesetzt. Zentral wirkende Anticholinergika beeinflussen das zentrale Nervensystem und können auf verschiedene Art und Weise wirken. Einige Anticholinergika blockieren mAChR im Gehirn und verringern dadurch die Aktivität von Neuronen, die für die Regulation von Bewegungen, Emotionen und Schmerzen verantwortlich sind.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Anticholinergika gehören Mundtrockenheit, Sehstörungen, Verstopfung, Harnverhalt und Gedächtnisprobleme. Anticholinergika können mit verschiedenen Arzneimitteln interagieren und somit unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Bei gleichzeitiger Anwendung mit anderen Medikamenten, die anticholinerge Wirkungen haben, kann es zu einer verstärkten Wirkung kommen.
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Wichtige Kontraindikationen von Anticholinergika sind:
- Engwinkelglaukom
- Unbehandelte Harnretention oder Überlaufblase
- Schwere intestinale Obstruktion oder atonische Darmwand
- Myasthenia gravis
- Tachykardie
- Schwere Herzinsuffizienz
Dopamin: Wirkung und Anwendung
Dopamin gehört zur Gruppe der Katecholamine und wird therapeutisch bei Schockzuständen eingesetzt. Außerdem kommt er als Nervenbotenstoff natürlicherweise im Körper vor und vermittelt motivations- und antriebssteigernde Effekte. Bei zu niedrigen oder zu hohen Spiegeln kann es zu parkinsonartigen oder manieförmigen Symptomen kommen.
Im Gehirn dient Dopamin der Kommunikation der Nervenzellen untereinander und vermittelt positive Gefühlserlebnisse ("Belohnungseffekt"), weswegen er als Glückshormon gilt. Im Vergleich zu Serotonin bewirkt Dopamin aber eher eine längerfristige Motivationssteigerung und Antriebsförderung. Eine der Krankheiten, bei denen ein Mangel an Dopamin im zentralen Nervensystem (ZNS) auftritt, ist Parkinson.
Da Dopamin die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann, werden eine Vorstufe (L-DOPA) und Analoga (Dopamin-Agonisten) des Botenstoffs verabreicht, die bis an den Wirkort im Gehirn gelangen können. Bei schizophrenen oder sonstigen psychotischen Patienten ist meist in bestimmten Hirnregionen die Dopamin-Konzentration erhöht. Hier werden Hemmer des Botenstoffs (Dopamin-Antagonisten) eingesetzt. Sie zählen zu den Antipsychotika. Dopamin kann in bestimmten Körperregionen (wie zum Beispiel den Nieren) die Durchblutung steigern. Es wird daher bei Schockzuständen, niedrigem Blutdruck und Nierenversagen angewendet.
Nach Injektion oder Infusion ist innerhalb von fünf bis zehn Minuten die Hälfte von Dopamin abgebaut und mit dem Urin ausgeschieden. Für neurologische Indikationen (wie Parkinson) wird Dopamin nicht direkt eingesetzt. Stattdessen verabreicht man Vorläufer oder Analoga davon, da diese im Unterschied zu Dopamin die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Zur Kreislaufstabilisierung wird der Wirkstoff bei Schockzuständen oder drohenden Schockzuständen eingesetzt.
Medikamente gegen Nervenschmerzen
Nervenschmerzen entstehen als direkte Folge einer Schädigung von Gefühlsnerven und werden häufig als elektrisierend, einschießend oder brennend beschrieben. Zur Behandlung von Nervenschmerzen werden andere Medikamente eingesetzt als beim Gewebeschmerz, da Nervenschmerzen auf NSAR und Coxibe nicht gut ansprechen. Medikamente, die eigentlich zur Behandlung anderer Erkrankungen entwickelt worden sind, können bei Nervenschmerzen sehr wirksam sein. Hierzu zählen beispielsweise Medikamente gegen epileptische Anfälle (sog. Antikonvulsiva) oder Medikamente gegen Depressionen (sog. Antidepressiva).
Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin und Pregabalin) sowie Antidepressiva (z.B. Amitriptylin oder Duloxetin) werden bei neuropathischen Schmerzerkrankungen nicht gegen Depression und Anfälle, sondern gezielt zur Schmerzlinderung eingesetzt. Die Wirkung entsteht durch eine Hemmung der Schmerzweiterleitung im Rückenmark. Diese Medikamente können jahrelang eingenommen werden, ohne dass bleibende Organschäden entstehen. Allerdings können alle diese Medikamente Nebenwirkungen haben, die zumeist im Gehirn ausgelöst werden. Am häufigsten kann es zu Müdigkeit, Schwindel und manchmal Gedächtnisstörungen kommen.
Einige Formen von Nervenschmerzen können mit örtlicher und oberflächlicher Behandlung am Schmerzort therapiert werden. Die Medikamente werden dann in Form eines Pflasters oder als Creme auf die Haut aufgebracht, um bestimmte Bestandteile der Nervenzelloberfläche zu beeinflussen und die Schmerzentstehung oder -weiterleitung zu verhindern. Hierzu zählt das Medikament Lidocain, ein örtliches Betäubungsmittel, sowie Capsaicin, ein Wirkstoff aus der Chilischote, der nach Pflasterbehandlung auf der Haut dazu führen kann, dass sich geschädigte Nervenfasern aus der betroffenen Haut zurückziehen und damit die Nervenschmerzen in diesem Bereich für 2-3 Monate verschwinden.
Lassen sich Nervenschmerzen durch die zuvor genannten Medikamente nicht ausreichend behandeln, können mittelstark oder stark wirksame Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide zum Einsatz kommen. Diese Medikamente sind mit Morphin verwandt und wirken sowohl bei Gewebeschmerzen wie auch bei Nervenschmerzen.
Alpha- und Beta-Blocker: Antiadrenerge Medikamente
Antiadrenerge Medikamente hemmen Rezeptoren. Selektiv oder nicht selektiv für Alpha-1- vs. Rezeptoren sind im ganzen Körper verteilt und haben unterschiedlichste Effekte. Die physiologischen Wirkungen von antiadrenergen Medikamenten bestehen darin, die typische Reaktion dieses speziellen Rezeptors zu blockieren. Arten von Muskelgewebe im ganzen Körper (z.B. M. M.
Während Alpha-2-Antagonisten nur wenige klinische Anwendungen haben, werden Alpha-1- und nichtselektive Alpha-Antagonisten wegen ihrer Fähigkeit verwendet, eine Vasodilatation und eine Relaxation der glatten Muskulatur zu bewirken.
Antiarrhythmika der Klasse II haben eine Vielzahl von Indikationen. Sie werden häufig wegen ihrer negativ inotropen und chronotropen Wirkungen im Herzen verwendet.
Obwohl Antiarrhythmika der Klasse II im Allgemeinen sicher sind, kann eine Überdosierung Vergiftungssymptome hervorrufen, typischerweise innerhalb von 2 Stunden (und fast immer innerhalb von 6). Veränderungen des psychischen Zustands (z.B.
Reserpin: Blutdrucksenkende Wirkung
Reserpin ist ein Medikament, das zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt wird. Es wirkt, indem es die Speicherung von Noradrenalin und Dopamin in den Nervenzellen des sympathischen Nervensystems reduziert. Dies führt zu einer Senkung des Blutdrucks. Reserpin wird oft in Kombination mit einem Thiazid-Diuretikum eingesetzt.
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