Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine der häufigsten Erkrankungen, insbesondere bei älteren Menschen. Sie betrifft mehr als 10 % dieser Bevölkerungsgruppe. Die Krankheit wird meist durch das Einatmen von Schadstoffen verursacht, oft durch aktives oder passives Rauchen. Dies führt zu Entzündungen der Atemwege, vermehrter Schleimproduktion und Narbenbildung, was die Atmung erschwert.
Demenz hingegen ist die vierthäufigste Todesursache bei älteren Menschen weltweit. Seit den 1980er-Jahren gibt es Hinweise darauf, dass COPD sich negativ auf die kognitiven und psychologischen Funktionen auswirken kann.
Dieser Artikel beleuchtet den komplexen Zusammenhang zwischen COPD und Demenz, untersucht die Risikofaktoren und gibt Hinweise zu Diagnose und Behandlung.
COPD: Mehr als nur eine Lungenerkrankung
COPD ist nicht nur auf die Atemwege beschränkt, sondern kann sich im ganzen Körper ausbreiten. Dies kann zu einer Vielzahl von Begleiterkrankungen führen, die das Nervensystem betreffen. Das Risiko, an neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson zu erkranken, ist bei COPD-Patienten fast doppelt so hoch.
Risikofaktoren
Mehrere Faktoren tragen zum erhöhten Demenzrisiko bei COPD-Patienten bei:
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- Hypoxämie: Sauerstoffmangel im Blut
- Pulmonale Enzephalopathie: Gehirnfunktionsstörung aufgrund einer Lungenerkrankung
- Systemische Inflammation: Entzündung im ganzen Körper
- Oxidativer Stress: Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien
- Hypoperfusion des Gehirns: Verminderte Durchblutung des Gehirns
- Gemeinsame Risikofaktoren: Rauchen und höheres Lebensalter
Geriatrische Aspekte der COPD
Bei älteren Menschen stellt das Management einer COPD eine besondere Herausforderung dar. Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten geriatrischer Syndrome wie Frailty (Gebrechlichkeit), Sarkopenie (Muskelschwund), Dysphagie (Schluckstörung) oder Demenz. Diese beeinflussen das klinische Bild einer COPD und erschweren die leitliniengerechte Diagnostik und Therapie.
Frailty (Gebrechlichkeit)
Frailty beschreibt die Vulnerabilität und reduzierte Widerstandskraft gegenüber Stressoren bei älteren Menschen. Es ist ein unabhängiger Morbiditäts- und Mortalitätsprädiktor und ist mit einer reduzierten Lebensqualität, einem reduzierten Hustenstoß, einer reduzierten bronchialen Clearance, einer längeren stationären Verweildauer, einer höheren Wiederaufnahmerate und häufigeren Exazerbationen assoziiert. Bei älteren Menschen mit COPD wird eine Frailty-Prävalenz von > 30 % erreicht.
Dysphagie (Schluckstörung)
Etwa jeder dritte ältere Patient mit einer COPD hat auch eine Schluckstörung. Diese ist mit einer höheren Exazerbationsrate assoziiert. Eine Schluckstörung sollte bei älteren Menschen mit COPD nicht übersehen werden.
Kognitive Einschränkungen
Epidemiologische Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für kognitive Einbußen mit dem Schweregrad einer COPD korreliert. Kognitive Einschränkungen begünstigen das Bagatellisieren oder Vergessen von Symptomen und erschweren die Erhebung der Anamnese. Zudem haben diese Patienten oft erhebliche Probleme, eine verwertbare Lungenfunktionsprüfung durchzuführen.
Diagnose und Behandlung
Diagnostik
Die Diagnose einer COPD wird klinisch gestellt, wobei chronischer Husten, Auswurf und Belastungsluftnot die Kernsymptome sind. Zur Sicherung der Diagnose und zur Bestimmung des Schweregrades dient die Lungenfunktionsprüfung. Bei älteren Menschen mit klinisch vermuteter COPD, bei denen eine valide Lungenfunktionsprüfung nicht durchführbar ist, sollte eine Niedrigdosis-CT des Brustkorbes erwogen werden.
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Bei älteren Menschen mit einer COPD sollte die Hirnleistung regelmäßig untersucht werden. Als Untersuchungsinstrument für Schluckstörungen bietet sich das DSTG (Dysphagia Screening Tool for Geriatric Patients) an.
Behandlung
Die etablierten Prinzipien der Behandlung einer COPD gelten auch für ältere Menschen. Jedoch müssen hier geriatrische Aspekte berücksichtigt werden. Bei der Verordnung einer inhalativen Therapie sollte immer das gleiche Applikationsprinzip verwendet werden. Die korrekte Handhabung eines Devices sollte überprüft und die Verordnung an die Fähigkeiten eines Patienten angepasst werden.
COPD-Netzwerke und Leitlinien
COPD-Netzwerke können Aufschluss darüber geben, ab wann Patienten ein auffälliges Verhalten zeigen. Diese Leitlinien sollen Ärzte dabei unterstützen, frühzeitig Risikofaktoren für eine kognitive Erkrankung zu erkennen - häufig sogar vor dem Ausbilden erster Symptome von Demenz.
Prävention und Selbstmanagement
- Rauchstopp: Die wichtigste Maßnahme überhaupt bei COPD.
- Regelmäßige Bewegung: Sportliche Betätigung und atemtherapeutische Übungen.
- Gesunde Ernährung: Ausgewogene Ernährung zur Unterstützung der allgemeinen Gesundheit.
- Selbstbeobachtung und Dokumentation: Wie geht es mir heute im Vergleich zu vor fünf Jahren? Wie nimmt mein Umfeld mein Verhalten wahr?
- Teilnahme an Schulungen: Aktive Beteiligung am Behandlungsprozess, um Komplikationen wie akute Exazerbationen zu verhindern.
- Regelmäßige Anwendung von Inhalativa: Konsequente Einnahme der verschriebenen Medikamente.
Forschungsergebnisse
Eine Metaanalyse chinesischer Wissenschaftler ergab für COPD-Patienten im Alter von über 65 Jahren ein etwa um das 1,4-Fache erhöhtes Demenzrisiko. Eine Studie der Mayo Clinic zeigte, dass COPD-Patienten fast doppelt so häufig Gedächtnisstörungen aufweisen.
Eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München fand heraus, dass ein niedriger Sauerstoffgehalt im Blut, eine geringe Fitness und ein hohes CRP mit einer reduzierten kognitiven Leistung einhergehen.
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