Die Diagnose Demenz stellt eine tiefgreifende Veränderung im Leben der Betroffenen und ihrer Familien dar. Der Alltag wird anspruchsvoller, die Kommunikation schwieriger und vertraute Routinen funktionieren nicht mehr wie gewohnt. Es gibt jedoch Möglichkeiten, den Alltag zu erleichtern und ein stabiles Miteinander zu schaffen.
Was ist Demenz? Eine Definition
Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Krankheiten und Symptome, die mit krankhaften Veränderungen im Gehirn einhergehen. Dieser Prozess ist fortschreitend und kann sich über mehrere Jahre erstrecken. Betroffen sind Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, zeitliche und örtliche Orientierung sowie das Denkvermögen. Es ist wichtig zu betonen, dass eine akute und vorübergehende Verwirrtheit oder Bewusstseinstrübung keine Demenz darstellt. Auch gelegentliche Konzentrations- und Gedächtnisprobleme sind nicht zwangsläufig ein Zeichen für Demenz, da die geistige Leistungsfähigkeit ständig schwankt und von Faktoren wie Reizüberflutung, Schlafmangel, Stress und Zeitdruck beeinflusst wird. Mit zunehmendem Alter können sich das Kurzzeitgedächtnis und die Wahrnehmung verschlechtern, was jedoch nicht automatisch auf Demenz hindeutet.
Demenz ist keine normale Alterserscheinung, auch wenn sie im höheren Alter häufiger auftritt. Die Symptome können durch verschiedene Krankheiten hervorgerufen werden, die als "Demenzformen" bezeichnet werden.
Formen der Demenz
Es gibt verschiedene Demenzformen, die sich in ihren Ursachen und Auswirkungen unterscheiden. Grundsätzlich werden primäre und sekundäre Demenzen unterschieden:
- Primäre Demenzen: Bei primären Demenzen gehen Gehirnzellen und die Verbindungen zwischen den Gehirnzellen langsam verloren. Zu den primären Demenzen gehört die Alzheimer-Krankheit, die mit etwa 60 bis 70 Prozent aller Demenzerkrankungen die häufigste Form darstellt. Ursache sind Eiweißablagerungen außerhalb der Nervenzellen im Gehirn, sogenannte Plaques, sowie die Zersetzung von Eiweißstrukturen innerhalb der Nervenzellen. Auch die Frontotemporale Demenz (Morbus Pick) und die Lewy-Körper-Demenz zählen zu den primären Demenzen.
- Sekundäre Demenzen: Sekundäre Demenzen sind Folgeerscheinungen von Krankheiten, die nicht direkt den Abbau von Hirngewebe verursachen. Sie kommen eher selten vor (etwa bei einem von zehn Menschen mit Demenz) und können beispielsweise durch Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangel, Medikamente oder Depressionen ausgelöst werden.
Innerhalb der primären Demenzen lassen sich Formen und Arten von Demenz nach dem Auslöser unterscheiden:
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- Neurodegenerative Demenz: Ausgelöst durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Alzheimer betrifft mehr als 60 Prozent aller Demenzerkrankten und ist damit mit Abstand die häufigste Form von Demenz.
- Vaskuläre Demenz: Hier wird das Hirngewebe durch Durchblutungsstörungen nachhaltig geschädigt. Typische Ursachen sind langwährender unbehandelter Bluthochdruck (Morbus Binswanger) oder Schlaganfälle (Multi-Infarkt-Demenz).
- Frontotemporale Demenz (Morbus Pick): Eine neurodegenerative Krankheit, bei der Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich zurückgehen. Dies führt zu Veränderungen der Persönlichkeit und des sozialen Verhaltens.
- Lewy-Körper-Demenz (Lewy-Body-Demenz): Eine neurodegenerative Erkrankung, die durch sogenannte „Lewy-Körperchen“ verursacht wird. Typische Symptome sind optische Sinnestäuschungen und motorische Störungen.
- Parkinson-Demenz: Im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt sich bei circa 30 bis 40 Prozent der Betroffenen auch eine dementielle Erkrankung.
In der Praxis treten häufig Mischformen von Demenz auf, beispielsweise eine neurodegenerative Form in Kombination mit einer vaskulären Demenz.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Medizin kann die einzelnen Formen von Demenz genau beschreiben, diagnostizieren und bis zu einem gewissen Grad auch behandeln. Aber trotz intensiver Forschung ist bislang ungeklärt, warum manche Menschen erkranken und andere nicht. Obwohl eine Demenz auch in jungen Jahren auftreten kann, ist Demenz vor allem eine Alterserkrankung. Ab einem Alter von 65 Jahren steigt das Demenz-Risiko mit jedem weiteren Jahr deutlich an. Auffällig ist auch, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Dieser Unterschied wird im hohen Alter sogar immer größer. Frauen haben nicht nur ein höheres Erkrankungsrisiko, sondern auch eine höhere Lebenserwartung, was die Zahlen noch verstärkt.
Sehr wohl bekannt sind allerdings einige Risikofaktoren, die das persönliche Risiko für eine Demenzerkrankung drastisch erhöhen. Tatsächlich lässt sich einer Demenz in vielen Fällen vorbeugen. Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Erkrankungen durch die gezielte Beeinflussung von 14 Risikofaktoren verhindert oder zumindest hinausgezögert werden könnten. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität zählen dabei zu den wichtigsten Schutzfaktoren.
Beeinflussbare Risikofaktoren für Demenz sind unter anderem Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht.
Symptome und Verlauf
Typisch für Demenz ist, dass kognitive (geistige) Fähigkeiten über längere Zeit erheblich nachlassen, sodass Alltagsfähigkeiten beeinträchtigt sind. Menschen mit beginnender Demenz verhalten sich aufgrund kognitiver Beeinträchtigungen wie Gedächtnislücken im Alltag mitunter unsicher oder wirken beschämt.
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Jede Demenz-Erkrankung bringt individuelle Einschränkungen mit sich und verläuft unterschiedlich schnell. Die Einteilung in Demenz Stadien dient lediglich der Übersicht über Phasen, die irgendwann im Verlauf der Krankheit zu erwarten sind. Es ist unmöglich, vorherzusagen, wann diese Phasen eintreten.
- Frühphase: Die Frühphase von Demenz bringt erste Symptome mit sich, die allerdings noch keine besonders dramatischen Auswirkungen haben. Die erkrankte Person ist noch weitgehend selbstständig und kann oft noch allein leben. In dieser Phase können und sollten die betroffenen Personen noch möglichst viel am sozialen Leben teilnehmen und sich auf keinen Fall zurückziehen. Auch Sport und gezielte Physio- und Ergotherapie spielen eine wichtige Rolle. Oft ist zu Beginn der Demenz noch viel mehr möglich, als man denkt. Komplexe und besonders verantwortungsvolle Aufgaben sollten Sie jetzt aber schrittweise und kontrolliert abgeben. Betroffene und Angehörige gleichermaßen sollten sich mit der Erkrankung intensiv auseinandersetzen und auf das vorbereiten, was noch kommt.
- Mittelschwere Demenz: Von einer mittelschweren Demenz ist die Rede, wenn die Symptome bereits deutlich ausgeprägt und kaum mehr zu übersehen sind. Spätestens jetzt bereitet die räumliche und zeitliche Orientierung erhebliche Schwierigkeiten. Wesensveränderungen können stark ausgeprägt sein und die Sprach- und Bewegungsfähigkeit sind spürbar eingeschränkt. Soziale Kontakte und gezielte Therapieangebote sind weiterhin wichtig, müssen aber an die aktuellen Fähigkeiten und verfügbaren Möglichkeiten angepasst werden.
- Schwere Demenz: Bei einer schweren Demenz führen die starken Symptome dazu, dass die Person auf intensive Betreuung und Pflege angewiesen ist. Die verschiedenen Symptome können so stark ausgeprägt sein, dass Betroffene weitgehend bettlägerig werden. Psychisch besonders belastend für Angehörige kann eine dauerhafte Wesensveränderung sein oder die Tatsache, dass selbst engste Vertraute kaum mehr erkannt werden. Das vermittelt vielen das Gefühl, man hätte den Kontakt zu der „eigentlichen“ Person verloren. Angehörige, die in dieser Phase weiterhin einen Großteil der Betreuung und Pflege übernehmen, müssen unbedingt die eigenen Belastungsgrenzen im Blick behalten.
Mit fortschreitender Demenz kann sich das Verhalten deutlich ändern. Das kann sich zum Beispiel in häufigen Stimmungswechseln, Antriebslosigkeit oder unruhigem Umhergehen (Wandering-Syndrom) zeigen. Auch kann der Tag-Nacht-Rhythmus gestört sein. Dann ist die Person vermehrt am Abend oder nachts aktiv (Sundowning-Syndrom). Zudem können Wahrnehmungsstörungen bis hin zu Wahnvorstellungen auftreten.
Die Demenz wirkt sich erheblich auf die Kommunikationsfähigkeit aus. Zum Beispiel werden Worte nicht mehr richtig verwendet oder verstanden. Schließlich verlieren sie immer mehr an Bedeutung. Mimik, Gestik und Berührungen werden dann besser verstanden als Worte.
Diagnose
Wenn Angehörige den Verdacht haben, dass eine Person an einer Demenzform erkrankt sein könnte, sollten sie mit Einfühlungsvermögen aber auch Nachdruck darauf bestehen, diesen Verdacht abzuklären. All diese Anzeichen können, müssen aber nicht auf eine kognitive Störung oder eine Demenz hindeuten. Spezielle Demenz-Tests messen die geistige Leistungsfähigkeit einer Person und lassen erkennen, ob diese noch im Normalbereich liegt, oder Anzeichen für eine Einschränkung durch eine Demenz vorliegen.
Liegt ein Anfangsverdacht für eine Demenz-Erkrankung vor, sollte der erste Gang zum Hausarzt, zu einer Gedächtnis-Sprechstunde oder einer Memory-Klinik führen. Eine frühe Diagnose von Demenz erleichtert den Umgang mit der Krankheit und bietet größere Chancen, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten oder zu verlangsamen. Am Anfang geht es darum, festzustellen, ob demenzielle Symptome vorliegen und wie stark diese ausgeprägt sind. Wichtige Bestandteile in dieser Phase der Diagnostik sind das Patientengespräch (Anamnese), die körperliche Untersuchung und nach Bedarf die Durchführung von Demenz-Tests.
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Sind deutliche demenzielle Symptome vorhanden, muss der Arzt noch die Ursache der Symptome eindeutig klären. Zum Beispiel wird ein Arzt versuchen, Hinweise auf eine konkrete organische Ursache zu finden. Mit den Ergebnissen kann der Arzt außerdem bestimmen, um welche Demenzform es sich handelt und in welchem Stadium sich der Betroffene befindet.
Zur Diagnostik gehören auch Untersuchung von Blut, Blutdruck und Herzfunktion sowie und bildgebende Verfahren des Gehirns wie Computer-Tomographie (CT) oder Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT).
Herausforderungen in der Pflege
Die Pflege von Menschen mit Demenz bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich, die sowohl Angehörige als auch Pflegekräfte betreffen. Im Alltag türmen sich Fragen: Wie fördert man das Essen bei Betroffenen, wenn das Interesse schwindet? Wie kann man effektive Unterstützung bieten, um die Selbstständigkeit der Erkrankten zu wahren?
Die häusliche Pflege von Menschen mit Demenz ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Im Verlauf der Erkrankung wird es immer wichtiger, sich in die Gefühle der Person mit Demenz hineinzuversetzen. Das kann die Kommunikation erleichtern. Bei Schwierigkeiten und Problemen reagieren Menschen mit Demenz häufig mit herausforderndem und aggressivem Verhalten. Verschiedene Strategien helfen, solche Situationen zu entschärfen. Im Alltag sind Bewegung, Struktur und eine sichere Umgebung für Menschen mit Demenz hilfreich.
Mit fortschreitender Erkrankung wird es für Menschen mit Demenz schwieriger, den Alltag selbstständig zu bewältigen. Zum Beispiel nimmt die Fähigkeit ab, gewohnte Tätigkeiten durchzuführen, sich zeitlich und örtlich zu orientieren sowie Situationen einzuschätzen. Auch wird die Funktion von Gegenständen teilweise nicht mehr erkannt. Körperliche Beeinträchtigungen können den Alltag zusätzlich erschweren. Je stärker die Erkrankung ausgeprägt ist, umso weniger Selbstfürsorge ist in der Regel möglich, zum Beispiel im Haushalt, bei der Körperpflege, Ernährung, Medikation oder Freizeitgestaltung. Menschen mit fortgeschrittener Demenz können etwa die Finanzen und behördliche Angelegenheiten nicht mehr regeln.
Umgang mit herausforderndem Verhalten
Manchmal scheint es, als würden sich Menschen mit einer Demenz wie aus dem Nichts aggressiv oder gewalttätig verhalten. Die Fachwelt spricht in solchen Fällen von „herausforderndem Verhalten”, da es meistens Gründe für die Aggressionen gibt, Menschen mit Demenz aber nicht mehr in der Lage sind, diese in Worte zu fassen.
Wenn es im Pflegealltag zu solch einem Verhalten gekommen ist, sollten Angehörige im Nachhinein noch einmal über die konkrete Situation nachdenken, um mögliche Auslöser für das aggressive Verhalten zu identifizieren. War die Stimmung zu aufgeregt oder gestresst? Was könnte die Person wütend gemacht haben? Hat die Person etwas missverstanden? Falls ein Auslöser gefunden wird, kann beim nächsten Mal darauf geachtet werden, ihn zu vermeiden.
Wenn es zu einem solchen Verhalten kommt, können die folgenden Empfehlungen eine Orientierung bieten:
- Atmen Sie tief durch. Bleiben Sie möglichst ruhig. Sagen Sie sich, dass Aggression oft Teil der Erkrankung ist.
- Versuchen Sie, beruhigend auf die Person einzuwirken. Nutzen Sie dazu Dinge, die sie besänftigen könnten, beispielsweise Musik oder einen Duft. Auch Körperkontakt oder Ablenkung können helfen.
- Halten Sie sich einen Fluchtweg offen. Gehen Sie einer körperlichen Auseinandersetzung aus dem Weg und halten Sie den Menschen nicht fest. Falls die Person gewalttätig wird, verlassen Sie den Raum.
- Seien Sie nachsichtig mit sich, wenn Sie manchmal unangebracht reagieren oder nicht mehr weiterwissen.
Unterstützung bei Unruhe und Schlafproblemen
Wenn die Erkrankung weiter fortgeschritten ist, kommt es bei Menschen mit Demenz häufig zu Unruhe und einem starken Bewegungsdrang. Oft hilft es, viel Bewegung zuzulassen. Bei stärkerer Unruhe kann gemeinsam nach einer Ursache gesucht werden. Fühlt sich die Person körperlich nicht wohl? Hat er oder sie vielleicht Hunger, Durst oder muss zur Toilette? Auch eine gemeinsame Aktivität oder ein Ortswechsel können Unruhe lindern. Vermitteln Sie Sicherheit und Geborgenheit.
Der Schlaf ist bei einer Demenz häufig beeinträchtigt. Falls Menschen mit Demenz nachts häufiger aufwachen, kann es helfen, den Schlaf am Tag zu begrenzen und für ausreichend Bewegung zu sorgen. Auch Rituale sind wichtig, beispielsweise ein Tee zur Schlafenszeit. Falls die Person etwas Bestimmtes am Schlafen hindert, können Sie den Störfaktor vielleicht finden und beseitigen.
Bei nächtlichem „Wandern” ist an erster Stelle wichtig, dass an Demenz erkrankte Menschen sich nicht verletzen oder verlaufen. Daher sollten Treppen, Fenster und Herde gesichert und Wohnungstüren verschlossen sein.
Gestaltung des Alltags und der Wohnumgebung
Da das Kurzzeitgedächtnis im Lauf der Erkrankung immer mehr nachlässt, kann Neues immer schlechter verarbeitet werden. Daher ist es wichtig, Menschen mit Demenz Zeit zu lassen und Verlässlichkeit zu schaffen. Abläufe und Strukturen, die sich bewährt haben, sollten so beibehalten werden. Versuchen Sie außerdem, sich auf vorhandene Fähigkeiten zu konzentrieren. Menschen mit Demenz wollen gern gemeinsam etwas tun. Auch wenn das Denken zunehmend schwierig wird, können sie sich häufig noch an alte Lieder erinnern, malen und vieles mehr. Hobbys und geliebte Aktivitäten sind wichtig.
Das Zuhause eines Menschen mit Demenz sollte übersichtlich gestaltet und gut beleuchtet sein. Optimal ist es, wenn Möbel und Erinnerungsstücke an ihrem gewohnten Platz sind und bleiben. Letztere haben einen besonderen Stellenwert, da sie in der Regel ein Gefühl von Sicherheit geben. Statt aufregender Muster und greller Farben sollten Reize reduziert werden. Es hilft jedoch, wenn wichtige Dinge sich von der Umgebung abheben. Kontraste sind beispielsweise bei der Toilette, bei Lichtschaltern, Geländern, Türrahmen oder Stufen von Vorteil. Räume können auch gekennzeichnet werden - beispielsweise mit dem Bild eines Bettes an der Schlafzimmertür.
Für Sicherheit sorgen: Treppen, Fenster und Herde sollten gesichert und Wohnungstüren verschlossen sein. Die Wassertemperatur sollte auf maximal 40 Grad begrenzt werden.
Umgang mit Gedächtnisproblemen
Für Menschen mit Demenz geht der Verlust des Gedächtnisses zu Beginn der Erkrankung oft mit Scham und Rückzug einher. Bei Gedächtnisproblemen von Menschen mit Demenz können die folgenden Gedanken und Empfehlungen den Angehörigen helfen:
- Missgeschicke und Verwechslungen sind normal. Verzichten Sie daher darauf, die Person zu korrigieren.
- Es hilft nicht, das Gedächtnis durch Abfragen zu trainieren.
- Nehmen Sie Gedächtnisprobleme nicht persönlich, etwa wenn die pflegebedürftige Person Ihren Namen vergisst.
- Nehmen Sie Beschuldigungen nicht persönlich. Die pflegebedürftige Person meint nicht Sie, sondern ist oft selbst verzweifelt.
- Notizen oder Hinweise im Haushalt können zu Beginn der Erkrankung das Gedächtnis stützen.
- Strukturieren Sie die Umgebung und den Tagesablauf. Bewahren Sie dabei soweit wie möglich die vertraute Ordnung und pflegen weiterhin gewohnte Rituale und Aktivitäten.
- Schauen Sie sich gemeinsam alte Fotos an und halten Sie Erinnerungen möglichst lange lebendig.
Wenn Betroffene einen Sachverhalt nicht verstehen, können folgende Gedanken und Empfehlungen helfen:
- Verzichten Sie auf logische Argumentationen.
- Geben Sie der Person recht oder lenken Sie vom Thema ab.
- Erwarten Sie keine Erklärungen, Rechtfertigungen oder Entschuldigungen.
- Falls etwas Bestimmtes Schwierigkeiten oder Angst macht, versuchen Sie herauszufinden, was es ist, um es zu beseitigen.
- Versuchen Sie, zu beruhigen.
Kommunikation mit Menschen mit Demenz
Menschen mit Demenz, insbesondere mit der Alzheimer-Krankheit, haben zunehmend Schwierigkeiten, sich an Dinge zu erinnern und Gesprächen zu folgen. Sprechen Sie deshalb langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und vermeiden Sie komplizierte Begriffe. Auch wenn Alltagsgespräche irgendwann unmöglich werden, bleibt der Austausch wichtig.
Je weiter eine Demenz fortschreitet, desto schwieriger ist es, gut in Kontakt mit der Person zu bleiben. Ab einem gewissen Punkt ist es nicht mehr möglich, wie gewohnt über Erinnerungen und Erlebnisse zu sprechen. Es wird daher zunehmend wichtig, den Menschen mit Demenz weniger als denkendes, sondern mehr als fühlendes und soziales Wesen zu verstehen: Auch wenn planvolles Handeln und Denken für Menschen mit Demenz immer weniger möglich ist, so bleibt doch das Gefühl und der Wunsch, Sinnvolles zu tun und dazuzugehören.
In vielen Fällen sind die Äußerungen und Verhaltensweisen am besten aus der Lebensgeschichte der Betroffenen heraus zu erklären. Es ist zudem wichtig, den Menschen mit Demenz trotz der Einschränkungen als gleichberechtigtes Gegenüber anzuerkennen und zu behandeln.
Um Menschen mit Demenz zu verstehen, kann es auch helfen ihre Perspektive einzunehmen. Dies kann die Verständigung verbessern. Es hilft außerdem dabei, die notwendige Geduld aufzubringen.
Unterstützung für pflegende Angehörige
Die Diagnose Demenz betrifft auch das persönliche Umfeld. Das betrifft zum einen praktische Veränderungen im Alltag, zum Beispiel die Pflege und Betreuung, die Organisation des Haushalts, die Begleitung zu Arztterminen, die sichere Anpassung der Wohnung. Zum anderen können Angehörige mit vielfältigen Gefühlen konfrontiert sein wie Mitgefühl oder Sorge vor anstehenden Aufgaben. Körperliche und psychische Belastungen können zu gesundheitlichen Problemen bei pflegenden Angehörigen führen. Zudem können sie sich negativ auf die Gesundheit der pflegebedürftigen Person auswirken. Daher ist die Entlastung pflegender Angehöriger wichtig, zum Beispiel durch die Familie, Bekannte oder professionelle Unterstützungsangebote.
Pflegende Angehörige können bei der Pflege von Menschen mit Demenz an ihre Grenzen stoßen. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig zu Hilfs- und Unterstützungsangeboten beraten zu lassen.
- Beratung und Informationen zu Demenz: Das Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. berät bei allen Fragen rund um das Thema Demenz. Der Wegweiser Demenz des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist eine spezielle Informations- und Austauschplattform für pflegende Angehörige.
- Beratung zur Pflege: Pflegestützpunkte und Pflegeberatungsstellen informieren kostenlos, umfangreich und unabhängig rund um das Thema Pflege von Menschen mit Demenz. Sie beraten außerdem zu praktischer Unterstützung durch Leistungen der Pflegeversicherung wie beispielsweise Pflegedienste, Tages- und Nachtpflege, Verhinderungspflege.
- Selbsthilfe- und Angehörigengruppen: In Selbsthilfe- und Angehörigengruppen können Sie sich mit anderen Menschen austauschen, die in einer ähnlichen Situation sind. Das Verständnis füreinander kann entlastend wirken.
- Demenz-Netzwerke: Erkundigen Sie sich, ob Sie sich einer Netzwerkinitiative in Ihrer Umgebung anschließen können.
- Beratung bei emotionaler Belastung: Hat die Pflege Sie schon stark beansprucht und leiden Sie unter verschiedenen belastenden Gefühlen? Hier können sich Kinder und Jugendliche montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr kostenlos beraten lassen.
- Rechtliche Fragen: Es ist ratsam, dass Menschen mit Demenz zeitnah festlegen, wer zu einem späteren Zeitpunkt wichtige Entscheidungen für sie treffen soll.
Demenzsensible Krankenhäuser
Aufgrund des demographischen Wandels sind Krankenhäuser von einem „Geriatrisierungsschub“ betroffen mit der Folge, dass auch immer mehr Menschen mit Demenz dort Hilfe suchen. Hinzu kommt, dass Demenzkranke häufiger in Kliniken eingewiesen werden als ältere Menschen ohne kognitive Einschränkungen. Dies wird u. a. darauf zurückgeführt, dass auch kleinere somatische Erkrankungen bei Demenzkranken aufgrund von Komplikationen schwerwiegender ausfallen können und dass Hausärzte häufiger zu Einweisungen neigen, wenn eine Symptomatik aufgrund einer eingeschränkten Kommunikationsfähigkeit nicht sicher eingeordnet werden kann.
Krankenhäuser sind jedoch „gefährliche Orte“ für Demenzkranke. Ein Krankenhausaufenthalt ist in der Regel nicht erfreulich - bei Menschen mit Demenz bedeutet diese besondere Situation in fremder Umgebung und ohne Bezugspersonen einen kaum erträglichen Ausnahmezustand. Bei Demenzkranken, die im straff organisierten Krankenhausalltag ohne Beschäftigung und Ansprache auf sich alleine gestellt sind, entwickeln sich in der Folge häufig eskalative Situationen und unerwünschte Vorkommnisse. Die Patientinnen und Patienten beschließen z. B., nach Hause zu gehen, rufen ständig oder sie lösen sich aus Langeweile die Verbände. Damit gefährden sie sich selbst und stellen den Behandlungserfolg in Frage. Solche Situationen sind für die Betroffenen, das Personal und beteiligte Angehörigen sehr belastend und können negative Konsequenzen für die Patientensicherheit haben. Zudem kann die Würde der Demenzkranken Schaden nehmen, wenn Behandlungen mit Fixierungen oder Sedierungen erzwungen werden.
Um die Handlungssicherheit im Umgang mit Menschen mit Demenz zu stärken, ist demnach ein Wissensaufbau für alle Beschäftigten erforderlich. In niedrigschwelligen Schulungsformaten wie der Demenzpartner-Initiative der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, die sich eher an Laien richtet, wird mittlerweile Grundlagenwissen über Demenzen und über hilfreiche Umgangsstrategien vermittelt. Für beruflich mit der Personengruppe Befasste gibt es darüber hinaus fachlich basierte Umgangskonzepte, die zu mehr Handlungssicherheit im Umgang beitragen sollen.
Ein wesentlicher Schritt besteht darin, die Handlungssicherheit der Beschäftigten im Umgang mit Menschen mit Demenz zu stärken. Neben Fragen des allgemeinen Umgangs und der Anpassung kommunikativer Techniken sind spezielle Empfehlungen für den Umgang mit herausforderndem Verhalten sowie für das Ernährungs- und Schmerzmanagement hilfreich. Die Leitungskräfte nehmen für einen geregelten Wissensaufbau über die bestehenden Fachkonzepte eine Schlüsselrolle ein.
Innovative Ansätze in der Pflege
Die Pflege von Demenzpatienten stellt Angehörige und Betreuende vor immense Herausforderungen, die oft täglich zu bewältigen sind. Besonders bei Alzheimer-Patienten kann es schwierig sein, die Bedürfnisse der Betroffenen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Es ist wichtig, dass pflegende Angehörige klare Informationen und Unterstützung erhalten, um die Betreuung zu erleichtern und den Pflegegrad korrekt einzuschätzen.
Innovative Ansätze können hier wertvolle Unterstützung bieten, um den Alltag zu erleichtern. Moderne Technologien, wie Apps zur Erinnerung an die Medikamenteneinnahme oder digitale Plattformen für den Austausch von Informationen, helfen dabei, die Kommunikation zwischen Betroffenen und ihren Angehörigen zu verbessern. Zum Beispiel können virtuelle Betreuungssysteme eine kontinuierliche Überwachung und Unterstützung bieten, ohne dass der Betroffene seine gewohnte Umgebung verlassen muss. Solche Lösungen fördern nicht nur das Wohlbefinden der demenzerkrankten Menschen, sondern entlasten auch die pflegenden Personen erheblich. Es ist wichtig, dass Angehörige sich regelmäßig über neue Entwicklungen informieren und gemeinsam nach Wegen suchen, wie sie die Betreuung optimieren können.
Rechtliche Aspekte
Es ist ratsam, frühzeitig eine Vorsorgevollmacht sowie eine Betreuungs- und Patientenverfügung zu erstellen. Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.
Die vielfältigen Symptome und Folgen einer Demenzerkrankung können die Selbstständigkeit im Alltag von Patienten beeinträchtigen. Wenn dies bei Ihnen der Fall ist, haben Sie eventuellen Anspruch auf einen Pflegegrad, mit dem Ihnen verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung zustehen. In einem Pflegetagebuch können Sie die Beeinträchtigungen im Alltag genauer beobachten und dokumentieren. Ein Pflegetagebuch unterstützt Sie gegebenenfalls beim Antrag auf Pflegegrad.
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