Zittern bei Demenz: Ursachen, Symptome und Behandlung

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten einhergehen. Zittern kann bei bestimmten Formen von Demenz auftreten und die Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Zittern bei Demenz, insbesondere im Zusammenhang mit der Lewy-Körperchen-Demenz und der Parkinson-Demenz, sowie die verschiedenen Tremor-Formen und Behandlungsmöglichkeiten.

Lewy-Körperchen-Demenz (LBD): Zittern als Begleitsymptom

Die Lewy-Körperchen-Demenz (LBD), auch bekannt als Lewy-Body-Demenz oder Lewy-Körper-Demenz, ist eine Form der neurodegenerativen Demenz, bei der bestimmte Bereiche im Gehirn nach und nach geschädigt werden. Sie tritt meist nach dem 65. Lebensjahr auf. In Deutschland sind schätzungsweise 5 bis 10 Prozent der etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenz (Stand: 2024) von LBD betroffen, was etwa 90.000 bis 180.000 Personen entspricht.

Symptome der Lewy-Körperchen-Demenz

Menschen mit LBD zeigen oft ähnliche Symptome wie Alzheimer- und Parkinson-Patienten. Dazu gehören:

  • Kognitive Störungen: Fortschreitende Gedächtnisstörungen und verlangsamtes Denken, wobei die kognitive Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf erheblich schwanken kann. Charakteristisch dabei ist, dass die geistige Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf sehr stark schwanken kann. Zu Beginn der Erkrankung treten oft Halluzinationen und Wahnvorstellungen auf.
  • Bewegungsstörungen: Symptome, die dem Morbus Parkinson ähneln, wie Zittern, Muskelsteifigkeit und verlangsamte Bewegungen (Hypokinese). Typisch für die Lewy-Körperchen-Demenz sind auch Parkinson-Symptome wie Muskelstarre, Muskelzittern und eine instabile Körperhaltung mit Schwankungs- und Sturzneigung.
  • Optische Halluzinationen: Bereits früh im Krankheitsverlauf treten detaillierte optische Halluzinationen auf, bei denen Betroffene beispielsweise Menschen oder Tiere sehen, die nicht real sind.
  • REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Ein gestörter REM-Schlaf (Traumschlaf), bei dem die Erkrankten ihre Träume regelrecht ausleben, was sich durch unruhigen Schlaf, vermehrte Bewegungen und Sprechen im Schlaf äußert.
  • Weitere Symptome: Veränderungen des Verhaltens, Angst, Rückzug und Reizbarkeit.

Ursachen der Lewy-Körperchen-Demenz

Typisch für die LBD sind charakteristische runde Einschlusskörperchen - die sogenannten Lewy-Körperchen - in den Nervenzellen der Großhirnrinde. Dabei handelt es sich um Ablagerungen, die einen Eiweißstoff namens Alpha-Synuclein enthalten. Die eigentliche Ursache für die Ablagerung der Lewy-Körperchen ist bislang nicht bekannt. Bei einigen Patientinnen und Patienten steht die Erkrankung im Zusammenhang mit Veränderungen im Erbgut. Lewy-Körperchen sind spezielle Eiweißablagerungen in den Nervenzellen, die bei Parkinson und Lewy-Body-Demenz auftreten - jedoch in verschiedenen Gehirnbereichen.

Diagnose der Lewy-Körperchen-Demenz

Die Diagnose der LBD ist schwierig, da viele Symptome denen von Alzheimer oder Parkinson ähneln. Hinweise liefern jedoch die LBD-typischen Symptome wie Halluzinationen und Leistungsschwankungen. Zur Diagnose werden folgende Kriterien überprüft:

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  • Gedächtnisprobleme, die häufigen Schwankungen unterworfen sind
  • Wiederholt auftretende Halluzinationen
  • Motorische Störungen

MRT und CT schließen andere Erkrankungen aus, weisen aber nicht direkt auf Lewy-Körperchen hin. FDG-PET und DaT-SPECT sind spezielle bildgebende Verfahren, die helfen können, eine Lewy-Body-Demenz von anderen Demenzformen zu unterscheiden. Einige neuropsychologische Tests, insbesondere solche, die visuell-konstruktive Fähigkeiten prüfen, können ebenfalls Hinweise geben.

Behandlung der Lewy-Körperchen-Demenz

Eine Lewy-Körperchen-Demenz ist bisher leider nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, Symptome zu lindern - mit Medikamenten und nicht-medikamentösen Maßnahmen.

  • Medikamentöse Behandlung: Bei LBD können Cholinesterasehemmer zum Einsatz kommen, jedoch ist Vorsicht geboten, da viele Betroffene überempfindlich auf diese Medikamente reagieren. Gegen Halluzinationen, Verwirrtheit und Verhaltensstörungen gibt es Medikamente (sog. Wichtig ist eine nicht-medikamentöse Therapie, u.a. mit kognitivem Training, Bewegung, Sport, gesunde, mediterrane Ernährung, Gedächtnistraining.
  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Ziel ist es, die geistigen Fähigkeiten zu fördern, den Alltag zu strukturieren und das Wohlbefinden zu verbessern. Menschen mit LBD sind oft sehr empfindlich gegenüber Stress, Lärm oder Reizüberflutung.

Parkinson-Demenz: Kognitive Einschränkungen im Verlauf der Erkrankung

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende, unheilbare Nervenkrankheit, bei der Gehirnregionen betroffen sind, die für Beweglichkeit und die Motorik verantwortlich sind. Bei vielen Menschen mit Parkinson treten im Verlauf der Erkrankung kognitive Beeinträchtigungen auf. Von einer Parkinson-Demenz spricht man, wenn ein Mensch mit Parkinson mindestens zwei kognitive Einschränkungen aufweist, die sein unabhängiges Leben erschweren.

Symptome der Parkinson-Demenz

  • Kognitive Beeinträchtigungen: Häufig sind die Aufmerksamkeit, die Problemlösefähigkeit, die Sprache oder die Orientierung betroffen. Auch das Lang- und Kurzzeitgedächtnis kann nachlassen. Menschen mit Parkinson-Demenz verarbeiten Informationen oft langsamer und es kann zu Persönlichkeitsveränderungen kommen.
  • Motorische Symptome: Zittern, Muskelsteifigkeit und verlangsamte Bewegungen. Das typische Zittern bei Parkinson-Patienten ist ein Ruhetremor. Manchmal kann auch ein Haltetremor dazukommen. Das Zittern betrifft vor allem Füße undHände, aber nur selten den Kopf.
  • Beeinträchtigte Aufmerksamkeit: Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Aufgaben zielgerichtet zu erledigen.
  • Probleme beim Planen und Problemlösen: Es fällt schwer, Aufgaben vorausschauend zu planen und umzusetzen.

Ursachen der Parkinson-Demenz

Bei der Parkinson-Krankheit kommt es zu einem Abbau von Nervenzellen in einer bestimmten Region im Mittelhirn, der sogenannten schwarzen Substanz (Substantia nigra). Dort befinden sich die Nervenzellen, die für die Produktion von Dopamin zuständig sind. Dopamin steuert unter anderem unsere körperlichen Bewegungen. Wenn Nervenzellen absterben, kommt es zu einem Dopaminmangel. Im Verlauf der Krankheit sterben aber auch die Nervenzellen ab, die das Acetylcholin regulieren. Dies führt zu einem Acetylcholinmangel, der im weiteren Krankheitsverlauf unter anderem kognitive Störungen im Gehirn begünstigen kann. Eine entscheidende Rolle scheint ein Protein namens Alpha-Synuclein zu spielen. Es verklumpt sich in den Nervenzellen zu kleinen Ablagerungen. Lewy-Körperchen (rund) sind in den Hirnnervenzellen bei Menschen mit Parkinson nachweisbar. Das Risiko für eine Parkinson-Demenz steigt vor allem mit dem Alter. In der Altersgruppe der Menschen über 75 entwickelt ungefähr jeder zweite Person mit Parkinson zusätzlich eine Demenz.

Diagnose der Parkinson-Demenz

Um die geistigen Fähigkeiten zu überprüfen, gibt es spezielle Gedächtnistests. Ein Test, der extra für Menschen mit Parkinson entwickelt wurde, heißt PANDA-Test (Parkinson Neuropsychometric Dementia Assessment). Damit werden zum Beispiel die Aufmerksamkeit, das Erinnerungsvermögen oder die Wortfindung getestet. Wenn der Verdacht auf eine Demenz besteht, können weitere Tests wie eine MRT-Untersuchung zeigen, ob Teile des Gehirns geschrumpft sind.

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Behandlung der Parkinson-Demenz

Die medikamentöse Behandlung von Parkinson zielt darauf ab, die Botenstoffe im Gehirn wieder in ihr Gleichgewicht zu bringen und damit die motorischen Defizite abzumildern. Dazu kommen Medikamente zum Einsatz, die den Dopaminmangel wieder ausgleichen, wie zum Beispiel Levodopa (in Kombination mit einem Decarboxylasehemmer). Neben der medikamentösen Behandlung sind nicht-medikamentöse Therapien sehr wichtig. Die Erkrankten werden dabei unterstützt, ihre bestehenden kognitiven Fähigkeiten und Alltagskompetenzen möglichst lange zu erhalten. Zur Linderung der motorischen Symptome der Parkinson-Erkrankung wird möglichst viel körperliche Aktivität empfohlen. Treten Demenzsymptome hinzu, sprechen diese nach neueren Untersuchungen auf die Behandlung mit einem Antidementivum (Rivastigmin) an.

Tremor: Formen und Ursachen

Ein Tremor ist eine unwillkürliche, rhythmische Bewegung eines Körperteils. Er tritt am häufigsten an Händen oder Armen auf, aber auch der Rumpf oder der Kopf können betroffen sein. Mindestens jeder Hundertste leidet in Deutschland unter einem essenziellen Tremor, das heißt einem Zittern ohne erkennbare neurologische Grunderkrankung. Es gibt verschiedene Arten von Tremor, die sich in ihren Ursachen und Erscheinungsformen unterscheiden:

  • Ruhetremor: Tritt auf, wenn die Muskulatur vollkommen entspannt ist, zum Beispiel wenn die Hand auf einem Tisch liegt. Das typische Zittern bei Parkinson-Patienten ist ein Ruhetremor.
  • Haltetremor: Tritt immer dann auf, wenn der Betroffene Kraft braucht, um Finger, Arm oder Bein in Position zu halten. Typisch dafür ist das Zittern beim Halten eines Wasserglases.
  • Bewegungstremor: Zeigt sich bei bestimmten Bewegungen. Er behindert beispielsweise das Schreiben oder Klavierspielen.
  • Intentionstremor: Verstärkt sich das Zittern, wenn das Ziel einer bestimmten Bewegung erreicht oder „in greifbarer Nähe“ ist.

Ursachen für Tremor

Die Ursachen für Tremor können vielfältig sein:

  • Essenzieller Tremor: Ein Zittern ohne erkennbare neurologische Grunderkrankung. Bei dieser Form sind oft sogar mehrere Mitglieder der Familie betroffen.
  • Parkinson-Tremor: Das typische Zittern bei Parkinson-Patienten ist ein Ruhetremor. Manchmal kann auch ein Haltetremor dazukommen.
  • Verstärkter physiologischer Tremor: Ursache können unterschiedlichste Erkrankungen sein, wie eine Überfunktion der Schilddrüse oder Nebenschilddrüsen, Kalziummangel, Unterzucker oder Vitamin-B12-Mangel.
  • Neurologische Ursachen: Die bisherigen Forschungsergebnisse deuten hier darauf hin, dass ein Nerven-Regelkreis zwischen Kleinhirn, Hirnstamm und Mittelhirn gestört ist.

Diagnose von Tremor

Um den Ursachen des Zitterns auf die Spur zu kommen, beobachtet das ärztliche Personal zunächst, ob es sich um einen Ruhe-, einen Halte- oder einen Bewegungstremor handelt. Dabei werden Sie angewiesen, bestimmte Tätigkeiten auszuführen, wie eine Tasse an den Mund zu führen und dort zu halten. Tritt dabei ein unkontrolliertes Zittern der Hände auf, handelt es sich um einen essenziellen Tremor. Aber auch eine Schreibprobe gibt uns Aufschlüsse, um welche Tremor-Form es sich bei Ihnen handelt. Wurde ein verstärkter physiologischer Tremor diagnostiziert, stellen wir mithilfe von Laboruntersuchungen die zugrunde liegenden Stoffwechselstörungen fest.

Behandlung von Tremor

Die Behandlung von Tremor richtet sich nach der Ursache. Bei einem verstärkten physiologischen Tremor werden die zugrunde liegenden Stoffwechselstörungen behandelt. Beim essenziellen Tremor können Medikamente wie Betablocker oder Antikonvulsiva eingesetzt werden, um das Zittern zu reduzieren. In schweren Fällen kann auch eine tiefe Hirnstimulation in Erwägung gezogen werden. Zur Linderung der motorischen Symptome der Parkinson-Erkrankung wird möglichst viel körperliche Aktivität empfohlen.

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Weitere Ursachen für Zittern bei Demenz

Neben der Lewy-Körperchen-Demenz und der Parkinson-Demenz können auch andere Formen von Demenz mit Zittern einhergehen:

  • Vaskuläre Demenz: In Folge von Durchblutungsstörungen des Gehirns kann es zu einem Absterben von Nervenzellen kommen, was sich unter anderem durch Zittern äußern kann.
  • Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: Diese sehr rasch fortschreitende Demenz ist typischerweise von motorischen Störungen in Form von Myoklonien (= ausgeprägte unwillkürliche Muskelzuckungen) und Ataxie (= ausgeprägte Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen) begleitet.
  • Chronische Traumatische Enzephalopathie (CTE): Diese seltene fortschreitende degenerative Erkrankung des Gehirns kann bei Menschen auftreten, die wiederholten leichtgradigen Schädeltraumen ausgesetzt waren.

Umgang mit Zittern im Alltag

Zittern kann den Alltag von Menschen mit Demenz erheblich beeinträchtigen. Es gibt jedoch verschiedene Strategien, um den Umgang mit dem Zittern zu erleichtern:

  • Ergotherapie: Ergotherapeuten können helfen, Strategien zu entwickeln, um alltägliche Aufgaben trotz des Zitterns zu bewältigen. Sie können auch Hilfsmittel empfehlen, die das Essen, Trinken und Anziehen erleichtern.
  • Physiotherapie: Physiotherapeuten können helfen, die Muskelkraft und Koordination zu verbessern, was das Zittern reduzieren kann.
  • Stressmanagement: Stress kann das Zittern verstärken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen.
  • Anpassung der Umgebung: Eine sichere und gut strukturierte Umgebung kann Menschen mit Demenz helfen, sich besser zurechtzufinden und Stress zu reduzieren.
  • Unterstützung durch Angehörige: Angehörige können Menschen mit Demenz im Alltag unterstützen und ihnen helfen, ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten.

Die letzte Lebensphase bei Demenz

Menschen mit fortgeschrittener Demenz können am Lebensende verschiedene belastende Beschwerden haben. Schmerzen, Luftnot oder Angst treten bei ihnen ungefähr genauso häufig auf wie bei Menschen mit anderen Erkrankungen. Es ist schwieriger diese Beschwerden bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz zu erkennen, da diese sich meist nicht mehr mit Worten mitteilen können. In den letzten Lebensmonaten kommt es bei Menschen mit Demenz meist zu einer starken Verschlechterung des Zustandes und zunehmenden Einschränkungen. Oft haben die Betroffene häufige Infekte, die sie weiter schwächen. Sie sind zunehmend abhängig von der Unterstützung anderer. Die Schwierigkeiten beim Schlucken können zunehmen und die Betroffenen verschlucken sich eventuell häufiger als gewohnt. Das Interesse an Essen und Trinken nimmt häufig ab. Aufgrund der geringeren Nahrungsaufnahme kann es im Verlauf zu einem starken Gewichtsverlust oder einer Mangelernährung kommen. Das erhöht wiederum die Anfälligkeit für Infekte. Die Betroffenen wirken körperlich schwächer und sind weniger mobil. Möglicherweise halten sie sich nur noch kurze Zeit außerhalb des Bettes auf und können nur kurzfristig in einem Stuhl oder Liegestuhl sitzen. Einige Menschen mit fortgeschrittener Demenz reagieren weniger auf ihre Umwelt. Sie treten weniger oder kaum noch mit anderen in Kontakt, was nicht heißt, dass ihre Wahrnehmung erloschen ist. Die Schlafphasen können länger werden und die aktiven Wachphasen abnehmen. Unruhe kann als neues oder häufiger auftretendes Anzeichen hinzukommen, bei manchen Menschen nehmen die Unruhephasen im Vergleich zu vorherigen Phasen ab und die Betroffenen wirken ungewöhnlich ruhig.

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