Demenz und Blutgruppe: Gibt es einen Zusammenhang?

Die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen der Blutgruppe und dem Demenzrisiko gibt, beschäftigt die Wissenschaft seit einiger Zeit. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Blutgruppen tatsächlich mit einem erhöhten oder verringerten Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz, insbesondere Alzheimer, verbunden sein könnten. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Erkenntnisse und versucht, die komplexen Zusammenhänge zwischen Blutgruppen, Genetik und Demenzrisiko verständlich darzustellen.

Blutgruppen: Ein kurzer Überblick

Die Blutgruppe eines Menschen wird durch spezifische Antigene auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen bestimmt. Das bekannteste System ist das AB0-System, das vier Hauptgruppen unterscheidet: A, B, AB und 0. Zusätzlich spielt der Rhesusfaktor (positiv oder negativ) eine wichtige Rolle. Die Blutgruppen werden vererbt, und ihre Verteilung variiert je nach Bevölkerungsgruppe. In Deutschland haben etwa 37 Prozent der Menschen die Blutgruppe A+, während etwa 35 Prozent die Blutgruppe 0+ haben. Die Blutgruppen B+, A- und 0- sind weniger verbreitet, und die seltensten sind AB+, B- und AB-.

Die Rolle der Blutgruppe AB bei kognitiven Beeinträchtigungen

Eine Studie der University of Vermont College of Medicine in Burlington aus dem Jahr 2014 untersuchte den Zusammenhang zwischen Blutgruppen und Gedächtnisverlust. Die Ergebnisse, die im Fachmagazin "Neurology" veröffentlicht wurden, zeigten, dass Menschen mit der Blutgruppe AB ein um 82 Prozent höheres Risiko haben, im Alter an Demenz zu erkranken, als Menschen mit anderen Blutgruppen. Die Studie basierte auf Daten von über 30.000 US-Bürgern im Alter von 45 Jahren und älter, die im Rahmen einer dreijährigen Schlaganfallstudie gesammelt wurden.

Die Forscher verglichen 495 Teilnehmer mit Gedächtnisproblemen mit 587 Menschen ohne kognitive Probleme. Sie stellten fest, dass Menschen mit der Blutgruppe AB eine stärkere Veranlagung für Demenz im Alter aufwiesen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Studie keine Angaben zum Risikopotenzial der anderen Blutgruppen liefert.

Ein möglicher Grund für den Zusammenhang zwischen der Blutgruppe AB und einem erhöhten Demenzrisiko könnte in den Blutgerinnungsfaktoren liegen. Die Studie ergab, dass Teilnehmer mit einer hohen Konzentration des Faktors VIII, einem Protein, das bei der Blutgerinnung hilft, ebenfalls ein erhöhtes Demenzrisiko aufwiesen. Interessanterweise wiesen die Testpersonen mit der Blutgruppe AB tendenziell eine höhere Konzentration dieses Blutgerinnungsfaktors auf.

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Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass statistische Analysen wie diese Studie lediglich Korrelationen aufzeigen können, aber keine Aussage über Ursache und Wirkung treffen. Weitere Forschung ist erforderlich, um die zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen.

Weitere Erkenntnisse über Blutgruppen und Gesundheit

Die Forschung hat gezeigt, dass die Blutgruppe möglicherweise unseren Gesundheitszustand beeinflusst. So haben Studien Hinweise darauf gefunden, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 ein geringeres Risiko haben, an Herzerkrankungen oder Schlaganfällen zu erkranken. Eine Studie von 2023 der Harvard Medical School ergab, dass Menschen mit Blutgruppe A sich bei Kontakt mit dem SARS-CoV-2-Virus leichter anstecken als Menschen mit Gruppe 0.

Auch das Risiko mancher Krebsarten steht mit der Blutgruppe in Zusammenhang. Darüber hinaus können sich Personen mit Blutgruppe 0 bei Herzerkrankungen wie der koronaren Herzkrankheit glücklich schätzen. Frauen mit A oder AB litten jedoch seltener an schwangerschaftsbedingtem Bluthochdruck als Frauen mit den Gruppen B und 0. Auch bei Allergien und damit verwandten Erkrankungen lassen sich Zusammenhänge mit den Blutgruppen erkennen.

Genetische Faktoren und langes Leben

Ein Forscherteam aus Kalifornien hat in Genen, die in früheren Untersuchungen mit chronischen Erkrankungen assoziiert waren, nach Varianten gesucht, die das Leben verlängern. Neben der bekannten Assoziation mit Varianten im „Alzheimer-Gen“ APOE beschreiben sie in PLOS Genetics (2015) Varianten in vier weiteren Genen, deren Träger auf ein langes Leben hoffen dürfen.

Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass bestimmte Varianten im APOE-Gen die Lebensphase eines Menschen verlängern. Das Team um Stuart Kim von der Stanford Universität in Palo Alto konnte dies jetzt bestätigen. Auf einem Abschnitt des Chromosoms 19, auf dem sich neben dem APOE-Gen auch das TOMM40-Gen befindet, fanden die Forscher ebenfalls Genvarianten, die mit einem langen Leben assoziiert sind. Der Grund liegt vermutlich in der Vermeidung von Alzheimerkrankheit, altersbedingter Makuladegeneration, koronarer Herzkrankheit oder eines hohen Gesamtcholesterins, die durch diese Gene beeinflusst werden.

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Das dritte protektive Gen ist ABO. Es enthält die Erbinformation für die Blutgruppe Null. Diese Blutgruppe ist bei Hundertjährigen besonders häufig. Kim vermutet, dass sie vor koronarer Herzkrankheit und Krebs schützt und einen niedrigen Cholesterinspiegel begünstigt.

Alzheimer: Erbliche und sporadische Formen

Viele Menschen fragen sich: Ist Alzheimer vererbbar? Die Antwort lautet: Ja, Alzheimer kann eine Erbkrankheit sein, jedoch ist die erbliche Form sehr selten und betrifft nur etwa ein Prozent aller Erkrankten. In den übrigen 99 Prozent der Fälle tritt die Alzheimer-Krankheit von allein (sporadisch) auf, wobei das Alter den größten Risikofaktor darstellt.

Nur etwa ein Prozent aller Alzheimer-Fälle ist eindeutig erblich bedingt. Es sind bisher drei Gene bekannt, die für diese Form verantwortlich sind. Wenn eines dieser Gene Mutationen aufweist, bricht die Alzheimer-Krankheit in jedem Fall aus. Betroffene erkranken häufig früh, zwischen dem 30. und 65. Lebensjahr. Die Krankheit wird autosomal-dominant vererbt, das heißt wenn ein Elternteil das mutierte Gen besitzt, gibt es eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass auch die Kinder das Gen erben und somit erkranken.

Auch wenn das Alter der größte Risikofaktor ist, kann die Veränderung des Apolipoprotein Epsilon 4 (ApoE4)-Gens das Erkrankungsrisiko erhöhen. Allerdings führt diese genetische Veränderung nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung. Das ApoE4-Gen könnte bei bis zu 25 Prozent aller Alzheimer-Fälle eine Rolle spielen. Weitere Gene wurden identifiziert, die das Alzheimer-Risiko erhöhen können.

Prävention und Risikoreduktion

Auch wenn die Blutgruppe und genetische Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung von Demenz spielen können, gibt es Möglichkeiten, das Risiko zu senken. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und geistiger Aktivität kann dazu beitragen, die kognitive Gesundheit zu erhalten. Es ist auch wichtig, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, hohen Cholesterinspiegel und Diabetes zu kontrollieren.

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Menschen mit der Blutgruppe AB müssen nicht verzweifeln. Genauso wie alle anderen auch können sie ihr Demenzrisiko deutlich senken, wenn sie darauf achten, dass ihr Blutdruck, ihre Cholesterin- und ihre Zuckerwerte im Normbereich liegen.

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