Dicke Zunge und Schlaganfall: Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine dicke Zunge kann beunruhigend sein und verschiedene Ursachen haben, von harmlosen Reaktionen bis hin zu ernsteren Erkrankungen wie einem Schlaganfall oder einem Angioödem. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen einer dicken Zunge, insbesondere im Zusammenhang mit einem Schlaganfall, und bietet einen umfassenden Überblick über Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.

Die Zunge als Spiegel der Gesundheit

Die Zunge kann als diagnostisches Werkzeug dienen, da Veränderungen in Aussehen und Beschaffenheit auf zugrunde liegende gesundheitliche Probleme hinweisen können. In der traditionellen chinesischen Medizin wird jedem Organ ein bestimmter Bereich der Zunge zugeordnet. Eine blasse Zunge kann beispielsweise auf einen Mangel hindeuten, der sich in Müdigkeit, Vergesslichkeit oder Herzrasen äußern kann. Ein gelber Zungenbelag kann auf Entzündungen oder Fieber hindeuten, während Risse und Furchen auf einen Blut- oder Yin-Mangel hindeuten können.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Zunge auch durch Faktoren wie Rauchen oder mangelnde Mundhygiene beeinflusst werden kann, was die Interpretation erschwert.

Schlaganfall und seine Auswirkungen auf die Zunge

Ein Schlaganfall kann verschiedene Symptome verursachen, darunter auch Veränderungen an der Zunge. Eine gekrümmte oder sich windende Zunge kann ein Zeichen für einen akuten Hirninfarkt sein. Dies liegt daran, dass der Schlaganfall die Nerven und Muskeln beeinträchtigen kann, die für die Zungenbewegung verantwortlich sind.

Ein interessanter Fallbericht beschreibt einen Mann aus Indien, der nach einem Schlaganfall eine "schwarze Haarzunge" entwickelte. Dabei handelte es sich nicht um echte Haare, sondern um stark verlängerte und verdickte Papillen, die durch mangelnde Mundhygiene und eine spezielle Diät nach dem Schlaganfall entstanden waren.

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Dysarthrophonie als Folge eines Schlaganfalls

Eine weitere mögliche Folge eines Schlaganfalls ist die Dysarthrophonie, eine Beeinträchtigung der Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen. Betroffene haben Schwierigkeiten, die Atem-, Kehlkopf- oder Lippen- und Zungenmuskulatur zu koordinieren, was zu undeutlicher, heiserer oder leiser Sprache führen kann.

Es ist wichtig zu beachten, dass Aphasie (Sprachstörung) und Dysarthrophonie gemeinsam auftreten können, was die Kommunikation erheblich erschwert.

Angioödem: Plötzliche Schwellungen im Gesicht und Rachen

Ein Angioödem ist eine plötzlich auftretende Schwellung der Haut, die meist im Gesicht auftritt. Häufig sind die Augenlider, Lippen, Wangen und das Kinn betroffen. In schweren Fällen können auch die Schleimhäute der Zunge, des Rachens oder des Kehlkopfes anschwellen, was zu Atemnot führen kann.

Ursachen und Formen von Angioödemen

Es gibt verschiedene Formen von Angioödemen, die unterschiedliche Ursachen haben:

  • Histaminvermittelte Angioödeme: Diese Form tritt häufig im Rahmen einer allergischen Reaktion oder einer Nesselsucht auf. Botenstoffe wie Histamin führen dazu, dass die Blutgefäße undicht werden und Wasser in das Gewebe austritt.
  • Medikamenteninduzierte Angioödeme: Bestimmte Medikamente, insbesondere ACE-Hemmer, können Angioödeme als Nebenwirkung verursachen.
  • Hereditäre Angioödeme: Diese seltene Form wird durch einen Mangel an C1-Esterase-Inhibitor verursacht, einem Eiweiß im Blut mit Abwehrfunktion. Der Mangel ist erblich bedingt und führt zu einer Überproduktion von Bradykinin, was Schwellungen verursacht.
  • Erworbene Angioödeme: Diese Form ist noch seltener und kann durch Störungen des Immunsystems oder die Bildung von Antikörpern gegen den C1-Inhibitor verursacht werden.
  • Idiopathische Angioödeme: In einigen Fällen kann die Ursache des Angioödems nicht gefunden werden.

Symptome und Diagnose von Angioödemen

Die Symptome eines Angioödems können je nach Form variieren. Typische Anzeichen sind:

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  • Plötzliche Schwellung der Haut, meist im Gesichtsbereich
  • Spannungsgefühl in der Haut
  • Juckreiz (insbesondere bei allergisch bedingten Angioödemen)
  • Veränderte Stimme oder Heiserkeit (bei Beteiligung des Halses)
  • Kolikartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall (bei Beteiligung des Magen-Darm-Trakts)

Die Diagnose von Angioödemen umfasst eine körperliche Untersuchung, eine ausführliche Anamnese und gegebenenfalls Allergietests oder Laboruntersuchungen, um die Ursache zu ermitteln.

Behandlung von Angioödemen

Die Behandlung von Angioödemen richtet sich nach der Ursache:

  • Histaminvermittelte Angioödeme: Antihistaminika und Glukokortikoide können die Symptome lindern.
  • Medikamenteninduzierte Angioödeme: Das auslösende Medikament muss abgesetzt werden.
  • Hereditäre Angioödeme: C1-Inhibitor-Konzentrate können den Mangel ausgleichen und akute Anfälle behandeln. Zur Vorbeugung können weitere Medikamente eingesetzt werden.

Bei Schwellungen im Bereich der Zunge, des Rachens oder des Kehlkopfes ist eine sofortige notärztliche Behandlung erforderlich, um die Atemwege freizuhalten.

Weitere Ursachen für eine dicke Zunge

Neben Schlaganfall und Angioödem gibt es noch weitere mögliche Ursachen für eine dicke Zunge:

  • Zungenentzündung (Glossitis): Eine Entzündung der Zunge kann durch lokale Reizungen, Vitamin- oder Eisenmangel, Diabetes oder Lebererkrankungen verursacht werden.
  • Landkartenzunge (Lingua geographica): Eine gutartige Veränderung der Zungenoberfläche, die durch rote Flecken mit weißlichen Rändern gekennzeichnet ist.
  • Aphten: Kleine, schmerzhafte Bläschen auf der Zunge, die durch Entzündungen der Schleimhaut verursacht werden.
  • Allergien: Allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel, Medikamente oder andere Substanzen können zu einer Schwellung der Zunge führen.
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann zu einer Schwellung der Zunge und Zahnabdrücken an den Rändern führen.
  • Lebererkrankungen: Auch Lebererkrankungen können eine Schwellung der Zunge verursachen.
  • Magen-Darm-Erkrankungen: Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts können ebenfalls zu einer Schwellung der Zunge führen.

Zungenbrennen: Ein unangenehmes Gefühl

Zungenbrennen ist ein brennendes Gefühl auf der Zunge, das oft von Mundtrockenheit, Geschmacksstörungen und einem pelzigen Gefühl im Mund begleitet wird. Es kann verschiedene Ursachen haben, darunter:

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  • Erkrankungen oder Störungen in der Mundhöhle oder an den Zähnen: Karies, Mundschleimhautentzündungen, Zahnfleischentzündungen oder schlecht sitzende Zahnprothesen.
  • Allergien: Kontakt- oder Lebensmittelallergien.
  • Pilzbefall: Infektionen mit Pilzen wie Candida albicans.
  • Innere Erkrankungen: Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Erkrankungen des Verdauungsapparates, Multiple Sklerose oder Neuropathien.
  • Mangelerscheinungen: Eisen- oder Vitamin-B12-Mangel.
  • Psychische Ursachen: Stress, Angst oder Depressionen.
  • Sjögren-Syndrom: Eine Autoimmunerkrankung, die die Schleimhautdrüsen im Körper angreift.
  • Refluxkrankheit (Sodbrennen): Aufsteigen von Magensäure in die Speiseröhre und den Mundraum.

Was tun bei einer dicken Zunge?

Die Behandlung einer dicken Zunge hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Bei leichten Beschwerden können Hausmittel wie das Gurgeln mit Kamillen- oder Salbeitee helfen. Bei schwerwiegenderen Symptomen oder Verdacht auf einen Schlaganfall oder ein Angioödem ist jedoch eine sofortige ärztliche Behandlung erforderlich.

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