"Du gehst mir auf die Nerven": Herkunft und Bedeutung einer alltäglichen Redewendung

Die deutsche Sprache ist reich an Redewendungen, die oft bildhaft und unterhaltsam sind. Eine dieser Redewendungen ist "Du gehst mir auf die Nerven" oder ihre Variation "Du gehst mir auf den Keks". Aber woher kommen diese Ausdrücke eigentlich, und was bedeuten sie genau? Dieser Artikel beleuchtet die Herkunft und Bedeutung dieser und ähnlicher Redewendungen im Deutschen.

"Du gehst mir auf die Nerven": Eine alltägliche Äußerung des Missfallens

Die Redewendung "Du gehst mir auf die Nerven" ist ein Ausdruck, der verwendet wird, um zu zeigen, dass man von jemandem oder etwas genervt oder irritiert ist. Sie drückt aus, dass eine Person als lästig, aufdringlich oder störend empfunden wird.

Ursprung im 19. Jahrhundert

Die Redewendung "jemandem auf die Nerven gehen" entstand vermutlich im 19. Jahrhundert als eine Variante von "jemandem auf die Nerven fallen". Schriftliche Belege lassen sich bis in die 1850er Jahre zurückverfolgen. Die Wendung beschreibt das Gefühl, dass eine bestimmte Person oder Situation eine Belastung für die Nerven darstellt und somit Unbehagen oder Stress verursacht.

"Du gehst mir auf den Keks": Eine jüngere Variante

Die Redewendung "jemandem auf den Keks gehen" ist eine jüngere Variante mit ähnlicher Bedeutung. Sie bedeutet, dass jemand einem auf die Nerven geht. Der Ursprung dieser Redewendung ist nicht eindeutig geklärt.

Mögliche Herleitungen

Eine mögliche Erklärung ist, dass der Begriff "Keks" vom englischen "cake" oder "fruitcake" abgeleitet ist. In den 1960er Jahren wurden "fruitcakes" im Englischen als Bezeichnung für durchgeknallte oder verrückte Personen verwendet. Diese Wortähnlichkeit könnte den verwandten deutschen Ausdruck "einen weichen Keks haben" erklären, der besagt, dass jemand nicht recht bei Verstand ist. Es besteht also ein Zusammenhang zwischen einem bröseligen Keks und dem Kopf bzw. den Nerven.

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"Du gehst mir uff de Senkel": Ein pfälzischer Ausdruck

In der Pfalz sagt man "Du gehst mir uff de Senkel!", wenn einem etwas auf die Nerven geht oder lästig wird. "Senkel" ist das pfälzische Wort für Schnürsenkel. Die Analogie besteht darin, dass es nervt, wenn sich ständig die Schnürsenkel öffnen und man sich bücken muss, um sie zu binden.

Weitere verwandte Ausdrücke

Es gibt eine Vielzahl von ähnlichen Ausdrücken, die verwendet werden, um auszudrücken, dass man von etwas oder jemandem genervt ist. Einige Beispiele sind:

  • "Jemandem auf den Sack gehen": Dieser Ausdruck ist vermutlich vulgären Ursprungs und bedeutet, dass jemand extrem nervt.
  • "Die Nase voll haben": Dieser Ausdruck wird verwendet, wenn jemand eine bestimmte Situation satt hat und nicht mehr darüber reden will.
  • "Keks und Nerven lassen sich auch durch Begriffe wie Riemen, Geist, Sack, Nüsse, Eier, Zeiger oder Wecker ersetzen."

"Bei Hempels unterm Sofa": Ein Beispiel für ungeklärte Herkunft

Die Redewendung "Wie es bei Hempels unterm Sofa aussieht" beschreibt eine unordentliche oder chaotische Situation. Obwohl die Redewendung seit vielen Jahren bekannt ist, ist ihr Ursprung unklar.

Erklärungsversuche

Der Sprachwissenschaftler Wilfried Seibicke hat sich mit der Herkunft dieser Redewendung beschäftigt und festgestellt, dass der Begriff "Hämpel, Hampel" im Bayerischen Wörterbuch von 1872 bereits als "Einfaltspinsel", "dummer Mensch" für das Jahr 1828 nachgewiesen ist. Das Verb "hämpeln" bedeutet "einfältig benehmen, weinerlich tun, schlechte oder Pfuscharbeit machen". Seibicke vermutet, dass die Redewendung von diesen Wörtern herzuleiten ist.

Redewendungen im Allgemeinen

Redewendungen sind ein wichtiger Bestandteil der deutschen Sprache und Kultur. Sie machen die Sprache lebendiger und ausdrucksstärker. Viele Redewendungen haben eine lange Geschichte und sind tief in der Kultur verwurzelt.

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Beispiele für weitere Redewendungen und ihre Herkunft

  • "Alles für die Katz'!": Dieser Ausdruck bedeutet, dass etwas umsonst oder der Mühe nicht wert war. Er geht auf eine Geschichte von Burkard Waldis zurück, in der ein Schmied für seine Arbeit mit Worten statt mit Geld bezahlt wurde und daraufhin sagte: "Katze, das geb' ich dir!". Da die Katze von Worten nicht leben konnte, verhungerte sie.
  • "Auf dem Holzweg sein": Dieser Ausdruck bedeutet, dass man ein falsches Ziel ansteuert oder sich irrt. Er stammt aus der Forstwirtschaft, wo Holzwege nur zum Abtransport von gefällten Bäumen dienten und oft im Wald oder in einer Sackgasse endeten.
  • "Jemandem ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann": Dieser Ausdruck stammt aus dem Film "Der Pate" und bedeutet, jemanden mit Druckmitteln zu einer vermeintlich freiwilligen Entscheidung zu nötigen.
  • "Ich versteh' nur Bahnhof": Vermutlich geht die Redewendung auf kriegsmüde Soldaten am Ende des Ersten Weltkrieges zurück. Für sie war der Bahnhof eine Art magisches Wort und gleichbedeutend mit Heimaturlaub.
  • "Jemandem etwas in die Schuhe schieben": Stammt aus einer Zeit, als noch viele Gäste einer Herberge zusammen in einem Zimmer nächtigten. War ein Dieb darunter, der andere Gäste bestahl, und jemand bemerkte seinen Verlust, schob der Langfinger seine Beute fix in die Schuhe eines anderen Gastes - und damit die Schuld auf ihn.
  • "Geld auf die hohe Kante legen": aus dem Mittelalter. Damals brachte man sein Geld noch nicht zur Bank, sondern versteckte es zu Hause, besonders gern auf den Kanten hoher Möbelstücke - unerreichbar für flinke Langfinger.
  • "Wie ein Schneekönig freuen": Der Schneekönig ist besser bekannt als Zaunkönig - und seines Zeichens ein Singvogel. Im Gegensatz zu seinen gefiederten Kollegen fliegt er im Winter nicht in den Süden. Er trällert somit auch bei Eis und Kälte weiter - und freut sich scheinbar wie ein Schneekönig.
  • "Etwas übers Knie brechen": stammt in etwa aus dem 17. Jahrhundert. Man teilte dünne Bretter oder Äste, indem man sie über das Knie legte und dann zerbrach. Dabei entstand eine unsaubere Bruchstelle - die es aber zu vermeiden gilt.
  • "Auf den Sack gehen": stammt wohl aus dem 19. Jahrhundert. In der Zeit wurden Leinensäcke als Grundstücksbegrenzung benutzt. Wenn jemand - unangekündigt - ein fremdes Grundstück betrat, ging er also auf den Säcken des Hausherren. Eine andere Erklärung bezieht sich auf den Geldbeutel, den schon damals viele in der Hosentasche trugen. Wenn Bettler oder Diebe dorthin gefasst haben, gingen sie an den (Geld)-Sack des Eigentümers - und waren für diesen somit mehr als lästig.
  • "Den Laufpass geben": Der Ausdruck stammt aus dem Militärwesen. Im 18. Jahrhundert bekamen Soldaten einen Laufpass ausgestellt, wenn sie aus dem Dienst schieden. Damit konnten sie belegen, dass sie nicht desertiert sind.
  • "Echter Quantensprung": Wenn jemand von einem „echten Quantensprung“ spricht, meint er in der Regel einen revolutionären Fortschritt oder eine deutliche Verbesserung. Dabei sind Quantensprünge niemals groß - und nahezu unvorhersehbar.

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