Viele Menschen suchen den Nervenkitzel und setzen sich freiwillig großem Risiko aus, sei es beim Klettern ohne Seil, beim Fallschirmspringen oder bei Motorrad-Stunts. Extremsportarten erfreuen sich großer Beliebtheit, und die Palette ist breit gefächert, vom Schlagen von Saltos auf dem Motorrad bis zum Stürzen aus höchster Höhe mit dem Fallschirm in die Tiefe.
Die Faszination des Extremsports
Sportwissenschaftler Siegbert A. Warwitz sieht einen Grund für die Popularität in einer „angeborenen Motivation zur Grenzerweiterung“. Extremsportler behalten die kindliche Abenteuerlust bei und sträuben sich gegen den gesellschaftlichen Trend zunehmender Absicherung. Luc Ackermann, der seit seinem 16. Lebensjahr für die Marke Red Bull auf dem Motorrad sitzt und mit ihm die wildesten Stunts vollführt, sieht das ähnlich. Athleten wie Ackermann suchen dabei nicht bewusst den Tod, sondern wollen vielmehr die Angst besiegen und sich persönlich weiterentwickeln. Sportsoziologe Gunter Gebauer betont, dass die meisten Menschen, die Extremsport treiben, genau kalkulieren, was sie tun. Es geht also viel mehr darum, bestehende Ängste zu überwinden und sich selbst zu beweisen, dass die eigenen Grenzen verschiebbar sind.
Motivation und Psychologie hinter Extremsportarten
Die 1978 veröffentlichte „Opponent-Process-Theory“ liefert eine Antwort auf die Frage, warum Athleten immer weiter machen, obwohl sie ihren Körper großen Strapazen aussetzen: Angst löst eine Adrenalinsekretion aus, wodurch kurze Zeit später zum Ausgleich Dopamin und weitere Botenstoffe ausgeschüttet werden, die zu einer Euphorisierung führen. Es wird vermutet, dass bei einigen Personen leichte Reize zu schwach sind, um diese Prozesse hervorzurufen. Auch verlangt der Körper nach dem Training, hat er sich einmal daran gewöhnt.
Die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten kann ebenfalls ausschlaggebend sein. Gemeinsam schwierige Situationen durchstehen - das schweißt zusammen. Bei den meisten Extremsportarten braucht es ein Team, das einen unterstützt und auffängt. Eine Studie aus dem Jahr 2009 stellt zusätzlich den Anreiz heraus, zu einer elitären Gruppe dazugehören zu wollen. Auserwählt, übermenschlich sein - das ist die Motivation vieler.
Die Schattenseiten des Extremsports
Ein Vertrag mit einem Sponsor wie Red Bull hat auch Schattenseiten für die Sportler. Durch bindende Verträge und organisierte Challenges, die die Grenzen des Möglichen austesten, erhalten Sportler Anreize, weiter zu gehen, als sie eigentlich wollen. Konkurrenz spielt eine Rolle, weil die Sportler um die wenigen Sponsorenverträge kämpfen müssen. Wenn Veranstalter und Zuschauer also immer mehr verlangen, steigert dies die Gefährlichkeit im Extremsport. Die intrinsische Motivation und eine gute Vorbereitung sind entsprechend entscheidend.
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Beliebte Extremsportarten im Überblick
Die Welt des Extremsports ist vielfältig und bietet für jeden Adrenalinjunkie die passende Herausforderung:
- Ultramarathon: Eine extreme Form des Marathons, bei der Strecken von bis zu 600 Kilometern oder Läufe, die 24, 48 oder sogar 72 Stunden dauern, bewältigt werden.
- Downhill Racing: Eine rasante Abfahrt mit dem Rad von einem Berg, bei der Geschwindigkeiten von über 70 km/h erreicht werden und Hindernisse wie Wurzeln, Laub und Felsgärten gemeistert werden müssen.
- Apnoe-Tauchen: Das Tauchen ohne Sauerstoffflasche, bei dem es auf Körperbeherrschung, Konzentration und die Verbundenheit mit dem Meer ankommt.
- Eisklettern: Das Erklimmen gefrorener Wasserfälle mit Eispickel und Steigeisen, wobei alpine Erfahrung und Teamarbeit von Vorteil sind.
- Cave Diving: Das Tauchen in dunklen Höhlen, das durch Orientierungslosigkeit, Enge und Strömungen für einen besonderen Kick sorgt.
- Mountainflying: Das Fliegen in den Bergen, das den Menschheitstraum vom Fliegen wie ein Vogel erfüllt.
- Fallschirmspringen: Der Sprung aus einem Flugzeug, der das Gefühl des freien Schwebens vermittelt und vom Alltagsstress abschalten lässt.
- Kitesurfen: Das Surfen mit einem Lenkdrachen, bei dem die Kraft des Windes genutzt wird, um über das Wasser zu brettern und abzuheben.
- Wildwasser-Rafting: Die Fahrt mit einem Schlauchboot auf einem wilden Fluss, bei der Stromschnellen und Strudel bezwungen werden müssen.
- Eisbaden: Das Eintauchen in eiskaltes Wasser, das die Abwehrkräfte stärkt und für einen Energieschub sorgt.
- Volcano Boarding: Das Hinabfahren eines Vulkans auf einem Board, bei dem Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h erreicht werden können.
- Base Jumping: Der Sprung von hohen Gebäuden, Brücken oder Felsformationen mit einem Fallschirm, wobei die geringe Absprunghöhe die größte Gefahr darstellt.
- Cliff Diving: Der Sprung von Klippen in tiefe Gewässer, bei dem der harte Aufprall auf die Wasseroberfläche oft unterschätzt wird.
- Wingsuit Flying: Das Fliegen mit einem Flügelanzug von einem hohen Punkt aus, bei dem Geschwindigkeiten von bis zu 160 km/h erreicht werden können.
Extremsportarten weltweit: Eine Auswahl
Die Welt ist voller Orte, die sich perfekt für Extremsportarten eignen:
- Schweiz: Paragliding mit atemberaubenden Ausblicken auf die Alpen.
- Azoren: Canyoning in wunderschönen Flussschluchten und an atemberaubenden Wasserfällen.
- Island: Gletscherwandern in majestätischen Landschaften.
- Frankreich: Skifahren in den erstklassigen französischen Alpen.
- Thailand: Klippenspringen auf der Insel Phi-Phi.
- Indonesien: Surfen auf den Wellen von Java, Lombok oder Nias.
- Vietnam: Motorradfahren auf den zahlreichen etablierten Routen des Landes.
- Nepal: Fallschirmspringen über dem Mount Everest.
- Philippinen: Kitesurfen in den kristallblauen Gewässern.
- USA: Klettern im Yosemite-Nationalpark.
- Kolumbien: Tauchen in den klaren Gewässern der Karibik oder im Pazifik.
- Kanada: Mountainbiking in den Rocky Mountains.
- Costa Rica: Ziplining durch den Dschungel.
- Mexiko: Höhlentauchen in den Cenoten der Halbinsel Yucatan.
- Chile: Rafting auf wilden Flüssen.
- Vereinigte Arabische Emirate: Sandboarding in den Sanddünen.
- Neuseeland: Bungeespringen von zahlreichen Spots.
- Marokko: Windsurfen in Essaouira und Taghazout.
- Südafrika: Quadfahren in den Bergen und Dünen.
- Fidschi: Jet-Ski fahren in den Lagunen.
Die Gefahren und Risiken von Extremsportarten
Extremsportarten sind mit Risiken verbunden, die nicht unterschätzt werden sollten. Die unberechenbare Gefahr reizt viele Abenteurer, doch fast alle Extremsportarten verlangen den Sportlern einen kurzzeitigen Kontrollverlust ab, ein Verlust, der vielen Wagemutigen das Leben kostet.
Zu den häufigsten Verletzungen gehören Knochenbrüche, Kopftraumata und Wirbelsäulenverletzungen. Der Schweregrad dieser Verletzungen kann von leicht bis lebensbedrohlich reichen.
Vorbereitung und Sicherheit
Um die Risiken zu minimieren, ist eine gute Vorbereitung unerlässlich. Dazu gehören:
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- Angemessenes Training: Um die körperlichen Anforderungen des Sports zu erfüllen.
- Kenntnis der Sportart: Um die Gefahren und Risiken zu verstehen.
- Respekt vor den Gefahren: Um die eigenen Grenzen zu kennen und nicht zu überschreiten.
- Verwendung von Sicherheitsausrüstung: Helme, Polsterungen, Klettergurte und andere Schutzausrüstungen sind unerlässlich.
- Notfallhilfe: Ein schnelles und effizientes medizinisches Eingreifen kann im Falle eines Unfalls über Leben und Tod entscheiden.
Fazit
Extremsportarten sind zwar von Natur aus riskant, bieten aber eine Reihe von körperlichen und geistigen Vorteilen. Der Schlüssel zu einer sicheren Ausübung dieser Sportarten liegt im richtigen Training, in der Verwendung einer angemessenen Sicherheitsausrüstung, im Wissen um die persönlichen Grenzen und im Respekt vor den Naturgewalten. Sie sind zwar nicht für jeden geeignet, aber für diejenigen, die sich dafür entscheiden, können Extremsportarten eine lohnende Möglichkeit sein, persönliche Grenzen zu überschreiten und die Welt aus einer einzigartigen Perspektive zu erleben.
Wer Extremsportarten erkunden möchte, sollte mit professioneller Anleitung beginnen und allmählich Erfahrung sammeln. Es ist wichtig, die eigene körperliche und geistige Bereitschaft zu verstehen und sich über die neuesten Sicherheitsmaßnahmen und Ausrüstungsinnovationen zu informieren.
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