Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) sind seltene Autoimmunerkrankungen, die vor allem das Rückenmark und die Sehnerven betreffen. Die Entzündungen können jedoch auch andere Bereiche des Gehirns in Mitleidenschaft ziehen. Nur 1-3 von 100.000 Menschen sind betroffen.
Was ist NMOSD?
NMOSD ist eine seltene Autoimmunerkrankung, bei der fehlgeleitete Abwehrzellen des Immunsystems fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreifen. Dies führt zu Entzündungen und letztendlich zur Schädigung der Nervenzellen in Rückenmark und Gehirn.
Die Rolle des Immunsystems
Normalerweise dient das Immunsystem der Abwehr von Krankheitserregern wie Bakterien oder Viren. Bestimmte Immunzellen, die sogenannten B-Zellen, bilden zur Abwehr Eiweißmoleküle, sogenannte Antikörper. Diese passen genau auf eine bestimmte Struktur auf dem Erreger, die man als Antigen bezeichnet. Bei Autoimmunerkrankungen bilden die fehlgeleiteten B-Zellen fälschlicherweise Antikörper, die sich nicht gegen Krankheitserreger richten, sondern an körpereigene Strukturen binden und dort Entzündungen auslösen.
Aquaporin 4 (AQP4) und NMOSD
Auch bei NMOSD werden Autoantikörper gebildet. Einer dieser Autoantikörper bindet an Aquaporin 4 (AQP4), einem körpereigenen Eiweiß, das unter anderem auf bestimmten Stützzellen in Gehirn und Rückenmark vorkommt, den sogenannten Astrozyten. Durch die Bindung des Autoantikörpers an AQP4 und die dadurch ausgelöste Entzündungsreaktion kommt es zur Schädigung der Astrozyten. Warum sich die Abwehrzellen plötzlich gegen den eigenen Körper richten, ist noch nicht vollständig aufgeklärt.
Entzündungsgeschehen bei NMOSD
Interleukin-6 (IL-6), Aquaporin-4-Autoantikörper (AQP4-AK) und das Komplementsystem (K) sind die wichtigsten bekannten Mechanismen der Krankheitsentstehung bei NMOSD.
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- Bei einem Großteil der NMOSD-Patienten werden AQP4-AK gefunden. Diese werden von einer bestimmten Form der B-Zellen gebildet. IL-6 trägt dazu bei, dass vermehrt AQP4-AK durch die B-Zellen gebildet werden.
- Die AQP4-AK gelangen durch die Blut-Hirn-Schranke in das ZNS. Die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke wird durch eine hohe Konzentration von IL-6 im Körper begünstigt.
- AQP4-AK binden an das AQP4 der Stützzellen (Astrozyten) im ZNS, was zu einer Aktivierung des sogenannten Komplementsystems führt.
Verlauf und Symptome der NMOSD
Die NMOSD verläuft schubförmig. Als Schub bezeichnen Mediziner das plötzliche Auftreten von Beschwerden oder die Verschlechterung von bestehenden Symptomen. Allerdings bilden sich bei NMOSD die Beschwerden nach einem Schub häufig nicht mehr vollständig zurück. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig mit einer wirksamen Therapie zu beginnen, um einem nächsten Schub so gut wie möglich vorzubeugen. In der schubfreien Phase schreitet die Erkrankung nämlich nicht voran. Allerdings ist eine Vorhersage über den individuellen Verlauf der NMOSD kaum zu treffen, da sich die Schwere der Symptome stark von Mensch zu Mensch unterscheidet.
Die Symptome der NMOSD entstehen durch die Schäden an den Nervenzellen. Über die Nerven werden Informationen zwischen ZNS und Muskeln sowie den Sinnesorganen ausgetauscht. So steuert der Körper Bewegungsabläufe und nimmt Reize aus seiner Umgebung wahr.
Häufige Symptome
Da NMOSD vor allem die Sehnerven und/oder das Rückenmark betrifft, kommt es häufig zu:
- Sehstörungen: Eine Entzündung der Sehnerven führt zu einer plötzlich auftretenden Verschlechterung der Sehschärfe auf einem oder beiden Augen bis hin zur Erblindung.
- Mobilitätseinschränkungen: Eine Entzündung im Rückenmark kann eine Schwäche in Armen und Beinen bis hin zu Lähmungen verursachen.
- Sensibilitätsstörungen: Missempfindungen, die sich als Kribbeln oder Taubheit in den Armen, Beinen oder dem Rumpf bemerkbar machen.
- Störungen der Blasen- oder Darmfunktion: Blasenfunktionsstörungen können sich durch ständigen Harndrang oder Harninkontinenz äußern.
- Area-postrema-Syndrom: Die Area postrema ist eine bestimmte Region im Gehirn, die an der Regulierung des Brechreizes beteiligt ist.
- Fatigue oder erhöhte Tagesschläfrigkeit: Eine ausgeprägte Erschöpfung, die weit über das Maß von normaler Müdigkeit hinausgeht und die Lebensqualität stark einschränken kann. Tagesschläfrigkeit ist eine erhöhte Schläfrigkeit am Tag, die trotz ausreichend Nachtschlaf auftritt.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Probleme mit dem Gedächtnis, der Aufmerksamkeit oder der Konzentration.
- Schmerzen: Häufig treten Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen) auf, die sich als brennende oder stechende Schmerzen äußern.
- Sprachstörungen und epileptische Anfälle: Bei einer Sprachstörung können, ähnlich wie nach einem Schlaganfall, unterschiedliche Bereiche der sprachlichen Kommunikation beeinträchtigt sein. Dazu zählen Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben.
- Schwindel und Kopfschmerzen: Weitere Symptome einer NMOSD können Schwindel und Kopfschmerzen als Folgeerscheinung der Entzündung sein.
Diagnose der NMOSD
Besteht der Verdacht auf NMOSD, erfolgt die Diagnose mithilfe von verschiedenen Untersuchungen. Zu den wichtigsten Diagnoseverfahren gehören die Magnetresonanztomographie (MRT) und der Nachweis der NMOSD-typischen Autoantikörper gegen AQP4 im Blut. Seit der Entdeckung der Autoantikörper gegen AQP4 im Jahr 2004 können Ärzte mit einem einfachen Test sicher die Diagnose NMOSD bestätigen - zumindest bei 80 Prozent der Patienten.
Diagnoseverfahren im Detail
- Ausführliches Gespräch (Anamnese): Der Arzt verschafft sich einen Überblick über die Beschwerden, die Krankheitsgeschichte, eventuelle Vorerkrankungen oder Allergien und fragt auch, ob Medikamente eingenommen werden.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht unter anderem die Augen und die Funktion der Nerven. Dazu prüft er beispielsweise die Sehfähigkeit, Reflexe, Muskelkraft und Fähigkeit, bestimmte Bewegungsabläufe durchzuführen.
- Blutuntersuchung: Im Labor werden bestimmte Blutwerte analysiert, die den Verdacht auf NMOSD erhärten oder auf eine andere Erkrankung hindeuten können.
- Test auf AQP4-Autoantikörper: Der Test erfolgt ebenfalls anhand einer Blutprobe. Beim Nachweis von AQP4-Autoantikörpern gilt die Diagnose als gesichert, wenn gleichzeitig ein NMOSD-typisches Symptom vorliegt. Das Fehlen der Autoantikörper schließt die NMOSD jedoch nicht aus.
- MRT: Mithilfe eines Magnetfeldes und Radiowellen erstellt die Magnetresonanztomographie detaillierte Bilder von Geweben und Organen. Hiermit untersucht der Arzt das Gehirn sowie das Rückenmark und kann so NMOSD-typische Entzündungsherde (Läsionen) feststellen.
- Untersuchung des Nervenwassers (Liquor-Diagnostik): Das Nervenwasser (Liquor) umspült Gehirn und Rückenmark.
Serostatus bei NMOSD
Die Bestimmung der AQP4-Autoantikörper erfolgt im Serum, dem flüssigen Bestandteil des Bluts. Sie stellt eine wichtige Untersuchung zur Diagnose der NMOSD dar. Betroffene, bei denen sich die Autoantikörper im Serum nachweisen lassen, bezeichnen Fachleute als "AQP4-Ak-Serostatus-positiv", kurz "Serostatus positiv" oder "seropositiv". Entsprechend sind Betroffene, die keine AQP4-Autoantikörper im Serum aufweisen, "Serostatus negativ" bzw. "seronegativ".
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Der Nachweis der AQP4-Autoantikörper spielt nicht nur für die Diagnose eine wesentliche Rolle; der Serostatus ist auch entscheidend für die anschließende medikamentöse Langzeittherapie. Denn derzeit stehen nur für seropositive NMOSD-Betroffene zugelassene Medikamente zur Verfügung.
Für den Nachweis der AQP4-Autoantikörper im Serum stehen verschiedene Tests zur Verfügung. Besteht bei Betroffenen, bei denen zunächst keine AQP4-Autoantikörper nachgewiesen werden können, weiterhin der Verdacht auf NMOSD, sollte der Serostatus mit einem anderen Test überprüft werden. Es kann auch sinnvoll sein, den Serostatus im Krankheitsverlauf erneut zu bestimmen. Denn zunächst seronegative Betroffene können bei Fortschreiten der NMOSD seropositiv werden - und entsprechend können sich die Therapieoptionen ändern.
Der Serostatus kann auch Hinweise auf den Krankheitsverlauf geben.
Differentialdiagnose: Multiple Sklerose
Die Multiple Sklerose (MS) gehört ebenfalls zu den Autoimmunerkrankungen und betrifft Gehirn und Rückenmark. Daher kann es zu sehr ähnlichen Symptomen wie bei NMOSD kommen. Zudem verläuft die MS auch überwiegend in Schüben. Die viel seltenere NMOSD galt lange als Unterform der MS. Auch heute kommt es noch oft zu Fehldiagnosen.
Die Abgrenzung der NMOSD von der MS ist besonders wichtig, da einige MS-Medikamente bei NMOSD unwirksam sind oder den Verlauf der NMOSD negativ beeinflussen können. Daher ist eine genaue Differenzierung umso wichtiger. Zudem spielt die frühzeitige Behandlung mit einem wirksamen Medikament eine entscheidende Rolle für den Therapieerfolg.
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Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sind Autoantikörper gegen AQP4. Während 80 Prozent der Patienten mit NMOSD diese aufweisen, fehlen sie bei MS-Patienten. Bei Menschen mit NMOSD ohne AQP4-Autoantikörper ist die Unterscheidung zur MS schwieriger.
Auch bei den MRT-Befunden gibt es Unterschiede: Charakteristisch für die NMOSD sind größere, zusammenhängende Entzündungsherde, vor allem in den Sehnerven und dem Rückenmark. Bei MS finden sich eher viele kleine Entzündungsherde in Gehirn und Rückenmark.
Ein weiteres Verfahren zur Unterscheidung stellt die Untersuchung des Nervenwassers dar: Während sich bei der NMOSD vermehrt Zellen im Nervenwasser befinden, sind es bei der MS bestimmte Eiweiße (oligoklonale Banden). Es gibt weitere Krankheiten, die für eine sichere Diagnose der NMOSD ausgeschlossen werden müssen - beispielsweise Infektionen oder andere Autoimmunerkrankungen.
Therapie der Rückenmarksentzündung
Die Therapie einer Myelitis hängt von ihrer Ursache ab. Einer bakteriellen Infektion begegnet man mit Antibiotika. Viren werden wiederum mit virenhemmenden Medikamenten, sogenannten Virostatika, behandelt. Bei einer Immunreaktion im Rahmen einer parainfektiösen, postinfektiösen oder postvakzinalen Myelitis oder bei einer Autoimmunerkrankung kommen Glukokortikoide, auch bekannt als Kortison, zum Einsatz. Eine schwere Rückenmarksentzündung muss unter Umständen mit einem Austausch von Blutplasma, einer Plasmapherese, behandelt werden. Außerdem ist es möglich, das Blut zu filtern (Immunadsorption). Spezifische Eiweiße des Immunsystems, die potenziell schädliche Antigene (z.B. AQP4-Antikörper) erkennen, werden entfernt.
Therapeutische Maßnahmen bei bleibenden NMOSD-Symptomen
Bleiben trotz intensivierter Schubtherapie Restsymptome eines NMOSD-Erkrankungsschubes zurück, gelten grundsätzlich die Prinzipien der symptomatischen Therapien bei MS. Neben medikamentösen Ansätzen nimmt die Physio- und Ergotherapie einen besonderen Stellenwert ein. Bei Bedarf kann auch eine logopädische oder neuropsychologische Therapie erfolgen. Für Betroffene ist es wichtig, gemeinsam im Gespräch mit dem Behandlungsteam einen individuell angepassten Therapieplan zu erstellen und in ihren Alltag zu integrieren.
Behandlungsmöglichkeiten bei Sehstörungen und Mobilitätseinschränkungen
Bislang ist zu wenig bekannt, in welchem Ausmaß die durch die Schübe verursachten Schäden am Rückenmark, den Sehnerven oder dem Gehirn wieder heilen können. Dabei erscheint es generell zwar theoretisch möglich, dass sich Nervenzellen und Nervenbahnen mit der Zeit - und vielleicht in der Zukunft mit neuen Therapieansätzen - zumindest teilweise erholen.
Was Betroffene selbst tun können
Es ist wichtig, aktiv zu bleiben. Jede körperliche Aktivität trägt zu einem gesünderen und damit glücklicheren Leben bei. Menschen mit NMOSD sollten Bewegung in ihren Alltag einbauen - unter Berücksichtigung von möglichen Einschränkungen. Ein gesundes Körpergefühl können Betroffene auch unterstützen, indem sie eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung sicherstellen.
Umgang mit der Diagnose
Allein die Diagnose einer NMOSD kann die Lebensqualität deutlich einschränken. Betroffene stellen häufig schon früh ihre Lebens- und Familienplanung sowie ihre berufliche Zukunft infrage. Natürlich gibt es Ängste vor der eigenen Hilfe- und Pflegebedürftigkeit. Familie, Freundeskreis und auch das Behandlungsteam bilden in dieser unsicheren Zeit ein tatkräftiges Netzwerk. Sie haben die Möglichkeit, Sorgen und Nöte aufzufangen. Zusätzlich kann mit effektiven Therapieoptionen eine weitere Einschränkung der persönlichen Zukunftspläne verhindert werden.
Rückenmarksentzündung (Myelitis)
Eine Rückenmarksentzündung, auch Myelitis genannt, ist eine Entzündung des Rückenmarks. Das Rückenmark besteht, wie das Gehirn, aus grauer und weißer Substanz. Eine Poliomyelitis (polio = grau) beschreibt eine Entzündung nur der grauen Substanz. Die Multiple Sklerose wird auch "Enzephalomyelitis disseminata" genannt. Durch die Verletzung des Myelins entsteht an dieser Stelle Narbengewebe, es sklerosiert (verhärtet) und bildet Plaques. Gestörte Nervenleitungen führen zu Gefühls- und Lähmungserscheinungen. Sie beginnt meist im 20. bis 40. Lebensjahr.
Ursachen der Myelitis
Die Ursachen der Rückenmarksentzündung können dabei vielfältig sein. Eine Myelitis kann erregerbedingt, parainfektös (im Rahmen einer Infektion, jedoch nicht direkt durch den Erreger bedingt), im Rahmen einer systemischen Autoimmunkrankheit (z. B. beim Lupus erythematodes oder Sjögren-Syndrom), einer Multiplen Sklerose oder Neuromyelitis optica, bei einer Sarkoidose oder sehr selten nach Impfungen (postvakzinale Myelitis) auftreten. Im Zusammenhang mit bakteriellen oder viralen Infektionen wie etwa bei Windpocken, Masern, Röteln, Mumps und Influenza, aber auch bei einer Poliomyelitis, beim Herpes Zoster (Gürtelrose) und einer Infektion mit HI-Viren kann eine Myelitis auftreten.
Symptome der Myelitis
Die Symptome entwickeln sich meist innerhalb von wenigen Tagen. Kribbeln oder Taubheitsgefühl entsteht durch Reizung oder Irritation. Es wird oft als Ameisenlaufen oder Brennesselbrennen beschrieben und auch als Parästhesie (Missempfindung) bezeichnet. Auch Nervenschmerzen mit starken elektrisierenden Schmerzen können auftreten.
Die Symptome der Myelitis umfassen Kribbel- oder Taubheitsgefühle vor allem in den Beinen sowie strumpfhosenförmig im Bereich des Rumpfes unterhalb der Läsion, Lähmungen der Beine und ggf. der Arme bis hin zu einer Querschnittlähmung, eine Spastik der Beine, Fehlfunktionen von Darm und Harnblase sowie sexuelle Störungen. Bei Schädigungen des oberen Halsmarks können auch Herz-Kreislauf-Regulationsstörungen auftreten.
Diagnose der Myelitis
Als bildgebendes Verfahren eignet sich am besten eine Kernspintomographie (MRT). Über die Blutwerte kann bei dem Verdacht auf eine Infektion gemacht werden. Hierbei können Antikörper oder Antigene gegen oder von den Bakterien erkannt werden.
Besteht der Verdacht auf eine Infektion, wird nach dem Erbgut der Erreger (z.B. Herpesviren) oder nach Antikörpern gegen sie (z.B. Borrelien) gesucht.
Behandlung der Myelitis
Bei einer Infektion ist eine erregerspezifische Therapie sofort anzusetzen. Ist die Ursache das eigene Immunsystem, hilft eine hochdosierte Kortikoidtherapie über mehrere Tage. Liegt eine andere Grunderkrankung vor, wie MS, Neuromyelitis oder eine Tumorerkrankung, sind spezifische Therapiemaßnahmen notwendig. Kortikoide wirken immunsupprimierend, sie hemmen also den aktiven Entzündungsprozess, durch Hemmung des Immunsystems.
Heilungsdauer und Prognose
Eine MS hat beispielsweise eine bessere Prognose als die ebenfalls autoimmune Neuromyelitis optica. Eine schnelle und gezielte Behandlung erhöht die Chancen auf Heilung. Schnell entwickelnde Symptome und eine Entzündung im Halswirbelsäulenbereich haben schlechtere Heilungschancen und kann dauerhafte Folgen haben und ggf. zum Tod führen.
Eine vollständige Erholung ist möglich, dauert jedoch oft viele Monate und beinhaltet eine ausgeprägte Reha. Die Erholungsphase kann bis zu 2 Jahre andauern.
Orthopädische Maßnahmen zur Verbesserung von Spätfolgen
Es werden die verschiedenen Muskelgruppen auf Muskelkraft, Muskeldehnung, Körperhaltung untersucht, der Bewegungsumfang bewertet und auf Schmerzen geachtet. Anschließend können spezifische Maßnahmen zur Korrektur der festgestellten Dysbalancen ergriffen werden.
Die Wirbelsäule wird dreidimensional rekonstruiert, so dass Fehlstellungen und -haltungen erkannt werden können. Dabei ist es wichtig, die betroffenen Muskelgruppen und Gelenke Schritt für Schritt wieder zu aktivieren. Meist wird mit passiven Bewegungsübungen begonnen und mit aktiven Bewegungsübungen fortgefahren.
Transverse Myelitis (TM)
Die transverse Myelitis (TM) ist eine Form von Rückenmarksentzündung. Der Begriff wird in der Fachliteratur nicht einheitlich verwendet, oft taucht er aber im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen wie Neuromyelitis optica auf.
Ursachen der TM
Oftmals lässt sich keine eindeutige Ursache für eine transverse Myelitis (TM) finden (idiopathische Form). Vermutlich ist die idiopathische TM eine immunvermittelte späte Reaktion auf eine (unbemerkt) verlaufende Infektion.
Die transverse Rückenmarksentzündung kann aber auch im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten. Dazu gehören Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes, Multiple Sklerose und Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMSOD). Auch bei oder nach Infektionen kann die Erkrankung ausbrechen, ebenso wie nach manchen Impfungen.
Symptome der TM
Bei einer transversen Myelitis haben Betroffene verschiedene Beschwerden. Sie alle entstehen dadurch, dass sich bestimmte Rückenmarksareale entzünden und Nervensignale nicht mehr richtig weitergeleitet werden. Übliche Symptome einer transversen Myelitis sind:
- motorische Symptome, z.B. Kraftverlust oder Lähmungserscheinungen in den Extremitäten
- sensorische Symptome wie Missempfindungen und Taubheitsgefühle an der Haut oder Schmerzen)
- vegetative Symptome, etwa sexuelle Funktionsstörungen oder eine Fehlfunktion von Blase und Mastdarm
Meist sind beide Körperseiten betroffen, sprich die Symptome betreffen beispielsweise beide Beine und nicht nur eines. Das Beschwerdebild kann sich bis hin zu einer vollständigen Querschnittlähmung entwickeln. Ist das Rückenmark weit oben geschädigt, bedroht das die Atemfunktion.
Diagnose der TM
Zuständig für die Diagnose einer transversen Myelitis sind Fachärzte für Nervenkrankheiten, sogenannte Neurologen. Die weitere Abklärung beginnt damit, dass der Arzt den Patienten eingehend nach seinen Beschwerden und deren Dauer befragt. Darüber hinaus erkundigt er sich beispielsweise nach Risikofaktoren wie bekannte autoimmune Grunderkrankungen.
Anschließend untersucht er den Betroffenen neurologisch. Dabei überprüft er etwa die Funktion von Muskeln und Nerven (neurologische Untersuchung). Vermutet er Schäden im Rückenmark, macht der Arzt mittels Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) plus Kontrastmittel Bilder davon. Dadurch sieht er krankhafte Prozesse - also zum Beispiel Entzündungsherde, wie sie etwa im Rahmen einer transversen Myelitis auftreten. Auch Blut- und Liquoruntersuchungen liefern oft wertvolle Hinweise.
Behandlung der TM
Wie Ärzte eine transverse Myelitis behandeln, hängt unter anderem von deren Ursache beziehungsweise von zugrunde liegenden Erkrankungen ab. Auch andere Faktoren wie der Krankheitsverlauf beeinflussen die Therapieplanung.
Bei akuten Entzündungsschüben, wie sie meist bei NMOSD und Multipler Sklerose auftreten, geben Ärzte entzündungshemmende Glukokortikoide in hoher Dosierung ("Kortison-Stoßtherapie"). Gegebenenfalls ist eine "Blutwäsche" (Plasmapherese oder Immunadsorption) notwendig. Die Langzeittherapie zur Vorbeugung weiterer Schübe stützt sich in beiden Fällen auf Immuntherapeutika - allerdings größtenteils auf unterschiedliche Wirkstoffe.
"Kortison" geben Ärzte oft auch in anderen Fällen von transverser Myelitis, etwa wenn sie die Ursache nicht herausfinden oder die Entzündung nach einer Impfung auftritt.
Entzündung der Wirbelsäule (Spondylodiszitis)
Entzündungen der Wirbelsäule sind seltene, aber sehr ernst zu nehmende Erkrankungen. Ursache sind häufig Bakterien, die an anderer Stelle in den Körper gelangt sind und sich über die Blutbahn bis in die Bandscheibe (Discitis), den Wirbelkörper (Spondylitis), in beide Strukturen (Spondylodiszitis) oder den Spinalkanal (spinaler Abszess) ausbreiten. Häufige Eintrittspforten der Keime sind offene Stellen an den Füßen, Entzündungen der Zähne oder auch auf direktem Wege über Infiltrationen oder Operationen der Wirbelsäule.
Symptome einer Entzündung der Wirbelsäule
Eine Entzündung verursacht heftige Rückenschmerzen, oft begleitet von allgemeinen Entzündungssymptomen wie Fieber, extremes Schwitzen und Schüttelfrost. Ist auch das Nervengewebe von der Entzündung betroffen, treten von der Wirbelsäule ausstrahlende Arm- und Beinschmerzen oder Ausfallssymptome wie ein Taubheitsgefühl, eine Lähmung oder eine Blasen-Mastdarm-Funktionsstörung auf.
Diagnose einer Entzündung der Wirbelsäule
Bei Verdacht auf eine Infektion der Wirbelsäule wird eine Kernspintomographie (MRT) mit Kontrastmittel veranlasst, um das Ausmaß der Entzündung und deren Bezug zu Nerven- Binde- und Knochengewebe darzustellen. Meist wird auch eine Computertomographie (CT) veranlasst, um die Knochenstabilität zu beurteilen. Wichtig ist auch eine Blutuntersuchung: hier zeigen sich erhöhte Entzündungswerte, das heißt ein Anstieg der Leukozyten und des Entzündungsmarkers CRP. Die Abnahme von Blutkulturen aus dem venösen Blut erfolgt, um die auslösenden Keime anzuzüchten und für die Auswahl der folgenden Antibiotikatherapie zu bestimmen. Gelingt im Blut kein Keimnachweis, wird eine Probeentnahme des entzündeten Gewebes empfohlen, je nach Lage und Ausmaß mittels Feinnadelbiopsie (CT- oder ultraschallgesteuert) oder mittels offener Operation.
Therapie einer Entzündung der Wirbelsäule
Die Art der Behandlung hängt vom Schweregrad der Infektion ab. Bei unkomplizierten Entzündungen ist eine rein konservative Therapie mit Antibiotika und Ruhigstellung möglich. Eine Operation ist dann notwendig, wenn Eiteransammlungen (Abszesse) vorhanden sind, sich die Entzündung trotz medikamentöser Behandlung ausbreitet, neurologische Ausfallsymptome auftreten oder die Wirbelsäule instabil wird. Die Art der Operation hängt vom Ausmaß der Entzündung ab. In jedem Fall wird auf eine ausreichend lange Antibiotikatherapie über mehrere Wochen bis Monate geachtet, um die Entzündung zur Ausheilung bringen zu können.
Rheumatoide Arthritis und Spondylitis ankylopoetica
Die rheumatoide Arthritis ist eine in Schüben auftretende Autoimmunerkrankung. Sie befällt Gelenke, Sehnen, Sehnenscheiden, Schleimbeutel und auch die Halswirbelsäule. Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper und greift diesen an. Eine rheumatoide Arthritis kann sich in der Halswirbelsäule manifestieren. Der entzündlich-rheumatische Prozess befällt und zerstört dort Knochen und Bandapparat des oberen und unteren Kopfgelenks. Eine frühzeitige Diagnose und rechtzeitige Behandlung der rheumatischen Wirbelsäule hinsichtlich einer Operation sind bei der chronischen Polyarthritis hilfreich. Mittels Röntgen, Computertomographie und Magnetresonanztomografie kann die zerstörte Wirbelsäule sichtbar gemacht werden. Neurophysiologische Untersuchungen differenzieren die Schäden an Nerven und Rückenmark genau. Bei Instabilitäten und neurologischen Schäden dämmen Stabilisierungsmaßnahmen den Verlauf ein.
Die Spondylitis ankylopoetica beginnt meist am Kreuz-Darmbein-Gelenk. Durch eine aufsteigende Entzündung zerstört sie Wirbelgelenke und ganze Wirbelabschnitte. Parallel verursacht eine Verkalkung des Bandapparates bei der rheumatischen Arthritis die Versteifung der Wirbelsäule. Morbus Bechterew zeigt sich bei Betroffenen durch eine in Richtung Boden geneigte Körperhaltung. Viele Symptome der Spondylitis ankylopoetica ähneln denen anderer Erkrankungen. Das macht eine frühe Diagnose und Behandlung der Spondylitis schwierig. Ebenso die unterschiedlichen Verläufe und Krankheitsbilder des Morbus Bechterew. Morbus Bechterew (Spondylitis ankylopoetica) ist leider nicht heilbar. Die Lebensqualität des Klienten kann jedoch erheblich verbessert werden. Konservative Maßnahmen wie Krankengymnastik, Entzündungshemmer, Muskelrelaxantien und Schmerzmittel unterstützen.
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