Epileptische Anfälle durch Drogenkonsum: Ursachen, Risiken und Behandlung

Epileptische Anfälle sind ein neurologisches Problem, das durch plötzliche, unkontrollierte elektrische Entladungen im Gehirn gekennzeichnet ist. Diese Entladungen können zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Bewusstseinsverlust, Krämpfe und andere neurologische Störungen. Während Epilepsie oft mit genetischen Faktoren oder Hirnschäden in Verbindung gebracht wird, können verschiedene äußere Faktoren, wie z. B. Drogenkonsum, ebenfalls eine Rolle bei der Auslösung von Anfällen spielen.

Drogen als Auslöser epileptischer Anfälle

Drogen können auf verschiedene Weise epileptische Anfälle auslösen. Einige Drogen, wie Amphetamine und Kokain, wirken stimulierend auf das zentrale Nervensystem und können die Erregbarkeit des Gehirns erhöhen, was das Risiko von Anfällen erhöht. Andere Drogen, wie Alkohol und Benzodiazepine, wirken dämpfend auf das zentrale Nervensystem und können bei Entzug zu Anfällen führen. Darüber hinaus können bestimmte Drogen, wie z. B. synthetische Cannabinoide, direkte toxische Auswirkungen auf das Gehirn haben und das Risiko von Anfällen erhöhen.

Fallbeispiel: DOC als Auslöser

Ein Fallbericht verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und epileptischen Anfällen. Ein 18-Jähriger erlitt einen Krampfanfall, nachdem er eine Droge namens DOC (2,5-Dimethoxy-4-chloramphetamin) eingenommen hatte, in der Annahme, es handele sich um LSD. Die Analyse ergab einen positiven Befund für das synthetische Amphetamin 2,5-Dimethoxy-4-chloramphetamin oder kurz DOC. Das Ärzteteam vermutete, dass DOC die Ursache für den Krampfanfall sein könnte, da andere mögliche Auslöser ausgeschlossen werden konnten. DOC ist in seiner chemischen Struktur anderen Amphetaminen ähnlich, von denen bekannt ist, dass sie Krampfanfälle auslösen können.

Substanzen und ihre Auswirkungen

  • Amphetamine und Kokain: Diese Stimulanzien können bei zu hoher Dosierung zu Krampfanfällen führen.
  • Alkohol: Sowohl akute Intoxikation als auch Entzug können Anfälle auslösen.
  • Benzodiazepine und Opiate: Anfälle treten eher im Entzug auf.
  • Synthetische Cannabinoide: Können direkte toxische Auswirkungen auf das Gehirn haben.
  • Kokain, Methamphetamine, Phenylcyclohexylpiperidin und andere synthetische Stimulanzien: Haben ein hohes Risiko der Provokation von ASA während des Gebrauchs.
  • Heroin und Cannabis: Sind mit einem niedrig bis nicht erhöhtem Risiko für epileptische Anfälle verbunden.

Ursachen für akut symptomatische Anfälle (ASA)

Unter akut symptomatischen Anfällen (ASA) versteht man epileptische Anfälle, die zeitnah zu einem auslösenden Ereignis auftreten. ASA sind also situations- und zeitgebunden. Die Ursachen der ASA sind mannigfaltig und reichen von vaskulären Ereignissen über Infektionen bis zu metabolisch/toxischen Ursachen. Bei metabolischen/toxischen Ursachen liegt die Latenzzeit meist innerhalb der ersten 24-48 h nach dem Ereignis.

Elektrolytentgleisungen

Elektrolytentgleisungen beeinflussen neben anderen Organen und Strukturen auch direkt das Gehirn. Vor allem akut auftretende und schwere Elektrolytentgleisungen können ASA zugrunde liegen. Vonseiten der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) wurden für die unterschiedlichen Elektrolytstörungen Grenzwerte angegeben. Diese sind bei fehlender wissenschaftlicher Grundlage willkürlich gesetzt. Dabei wurden diese so gewählt, dass eher eine hohe Spezifität als Sensitivität vorliegt.

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  • Hyponatriämie: Eine Vielzahl von internistischen Erkrankungen und Störungen führt zu einer Hyponatriämie. Die häufigsten Ursachen sind dabei eine Verdünnungshyponatriämie oder eine übermäßige Wasseraufnahme.
  • Hypernatriämie: Neurologische Komplikationen treten meist nur dann auf, wenn der Natriumwert innerhalb von wenigen Stunden sehr rasch ansteigt. Auch eine zu rasche Korrektur der Hypernatriämie kann durch ein dadurch entstehendes Hirnödem in bis zu 40 % der Patienten zu ASA führen.
  • Hypokalziämie: Die klassischen klinischen Manifestationen der Hypokalziämie sind Bewusstseinsstörungen und epileptische Anfälle.
  • Hypomagnesiämie: Bilateral tonisch klonische Anfälle im Sinne eines ASA können im Rahmen eines ausgeprägten Magnesiummangels entstehen.

Diabetes Mellitus

Ein Diabetes mellitus (DM), unabhängig ob Typ I oder II, ist mit dem Auftreten von epileptischen Anfällen und mit Epilepsien assoziiert. Hyperglykämien führen immer wieder zu akut symptomatischen Anfällen. Eine nennenswerte Sonderform ist hierbei sicher die nichtketotische Hyperglykämie, die sich meist als fokal motorische Anfälle manifestiert. Hypoglykämien sind v. a. bei Neugeborenen und Kindern mit ASA verbunden, wobei hier die Gefahr der Entwicklung einer Epilepsie aufgrund von rezidivierenden neonatalen Hypoglykämien im Vordergrund steht.

Schilddrüsenerkrankungen

Schilddrüsenhormone können die Erregungsbereitschaft im Gehirn steigern. Vor allem im Rahmen von thyreotoxischen Zuständen können in seltenen Fällen ASA auftreten. Eine Hypothyreose führt nur bei langfristiger, unbehandelter Unterfunktion oder im Rahmen eines Myxödemkomas zu ASAs.

Leber- und Nierenerkrankungen

Akute wie chronische Leberfunktionsstörungen führen oft zu weiteren neurologischen Komplikationen. Allen voran ist hierbei die hepatische Enzephalopathie zu nennen, die einen direkten Einfluss auf das Zerebrum hat. In fulminanten Fällen können Patienten im Rahmen der hepatischen Enzephalopathie akut symptomatische Anfälle, ein Koma und in schweren Fällen auch ein klinisch relevantes Hirnödem entwickeln. In der Literatur findet sich kein Hinweis, dass Nierenfunktionseinschränkungen oder Niereninsuffizienzen direkt mit dem Auftreten von ASA zusammenhängen. Ähnlich wie bei den hepatischen Erkrankungen zeigen Fallberichte, dass gerade eine fortgeschrittene chronische Niereninsuffizienz zu einem „posterioren reversiblen Enzephalopathiesyndrom“ (PRES) führen kann oder dessen Entstehung zumindest begünstigt.

Systemische Erkrankungen

ASA treten bei systemischen Lupus erythematodes (SLE) meist im Rahmen einer systemischen Exazerbation auf. Im Rahmen entzündlicher Darmerkrankungen wie der Colitis ulcerosa und des Morbus Crohn können unterschiedliche neurologische Symptome entstehen, die sowohl das periphere als auch das zentrale Nervensystem beeinflussen. ASA werden nur selten und auch nur indirekt durch chronisch entzündliche Darmerkrankungen ausgelöst.

Alkohol

Sowohl eine akute Alkoholintoxikation als auch der Alkoholentzug führen zu akut symptomatischen Anfällen. Alkoholassoziierte Anfälle sind für fast jede dritte anfallsbedingte Krankenhausvorstellung verantwortlich.

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Medikamente

Es sind 1,4-14 % der ASA medikamentös-toxischer Genese. ASA können im Rahmen einer Überdosierung, aber auch bei Entzug auftreten. Neuroleptika und antipsychotische Medikamente sind mit einem vermehrten Auftreten von epileptischen Anfällen verknüpft.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose von durch Drogenkonsum ausgelösten epileptischen Anfällen umfasst in der Regel eine gründliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und verschiedene diagnostische Tests. Dazu können Blut- und Urintests gehören, um Drogen nachzuweisen, sowie ein EEG (Elektroenzephalogramm), um die elektrische Aktivität im Gehirn zu messen.

Die Behandlung von durch Drogenkonsum ausgelösten epileptischen Anfällen hängt von der Art der Droge, der Schwere des Anfalls und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab. In einigen Fällen kann eine unterstützende Behandlung wie Sauerstoff und Flüssigkeitszufuhr ausreichend sein. In schwereren Fällen können Medikamente wie Benzodiazepine oder Antikonvulsiva erforderlich sein, um die Anfälle zu kontrollieren.

Prävention

Die beste Möglichkeit, durch Drogenkonsum ausgelöste epileptische Anfälle zu verhindern, ist der Verzicht auf Drogenkonsum. Für Menschen, die bereits Drogen konsumieren, ist es wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein und Maßnahmen zu ergreifen, um diese zu minimieren. Dazu gehören der Konsum von Drogen in Maßen, die Vermeidung des Konsums verschiedener Drogen gleichzeitig und die Suche nach professioneller Hilfe, wenn sie mit dem Drogenkonsum aufhören möchten.

Cannabis und Epilepsie

In den letzten Jahren hat das Interesse an der Verwendung von Cannabis zur Behandlung von Epilepsie zugenommen. Einige Studien haben gezeigt, dass CBD (Cannabidiol), ein nicht-psychoaktives Cannabinoid, das in Cannabis vorkommt, krampflösende Eigenschaften haben kann. Es gibt jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Verwendung von THC (Tetrahydrocannabinol), dem psychoaktiven Cannabinoid in Cannabis, da einige Studien gezeigt haben, dass es Anfälle auslösen oder verschlimmern kann.

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CBD in der Epilepsiebehandlung

CBD wird bei bestimmten Formen der Epilepsie bereits eingesetzt. Bei allen betrachteten Untersuchungen wurde CBD ergänzend zu den herkömmlichen Antiepileptika angewendet. Die Forschenden kamen zu dem Schluss, dass es hinreichende Belege für eine potenzielle Wirksamkeit von CBD bei der Behandlung von Epilepsie im Kindesalter gibt.

THC und Epilepsie

Während es Untersuchungen gibt, die THC einen krampflösenden Effekt zuschreiben, konnten andere Studien diese Wirkung nicht beobachten - oder kamen gar zu dem Schluss, dass THC Krampfanfälle begünstigen könnte.

Erste Hilfe bei Krampfanfällen

Da einem epileptischen Anfall ein plötzlicher Atemstillstand folgen kann, ist unverzüglich die 112 anzurufen! Bis der Rettungswagen kommt, gilt:

  • Gefährdende Gegenstände aus dem Weg räumen, damit niemand verletzt wird.
  • Die betroffene Person nicht mit Gewalt festhalten!
  • Weiche Unterlage (Jacke, Decke etc.) unter den Kopf legen, damit der/die Krampfende gepolstert ist und sich nicht verletzt.
  • Dem Krampfanfall folgt häufig ein komatöser Schlaf. In dieser Phase sollte die Person in die stabile Seitenlage gebracht werden.

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