Fahrradsattel gegen Taubheitsgefühl: Ein umfassender Test und Ratgeber

In der Welt des Radfahrens ist der richtige Fahrradsattel entscheidend für Komfort und Leistung. Ein unpassender Sattel kann schnell zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen und im schlimmsten Fall zu gesundheitlichen Problemen führen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Wahl des richtigen Fahrradsattels, basierend auf aktuellen Tests, Praxiserfahrungen und Expertenmeinungen.

Warum der richtige Sattel so wichtig ist

Ein Sattel ist entscheidend für das Wohlbefinden auf dem Fahrrad. Im besten Falle spürt man ihn kaum. Welches Modell zu welchem Fahrer passt, ist eine entscheidende Frage. Die Antwort ist jedoch: eine individuelle Lösung. Es kann jeden treffen, selbst einen Grand-Tour-Sieger wie Jai Hindley: Im Jahr vor seinem Giro-d’Italia-Erfolg beendete er die Rundfahrt vorzeitig. Der Grund: Sitzprobleme.

Ursachen für Beschwerden im Sitzbereich

Viele Radfahrer klagen oft über Beschwerden im Gesäßbereich, die von empfindlichen Sitzknochen ausgehen können. Beim Radfahren ist es wichtig, auf die Anatomie des Beckens zu achten. Nach Angaben des Urologen und Sportmediziners Dr. med. Stefan Staudte erleben etwa 90 Prozent der Radfahrer Taubheitsgefühle im Genitalbereich, aber zum Glück haben nur etwa vier Prozent ernsthafte Probleme damit. Trotz alledem sollte man folgende Punkte in Betracht ziehen, damit die Bike-Tour zur Wohlfühltour wird.

Die Ursachen für Beschwerden beim Fahrradfahren können vielfältig sein:

  • Falscher Sattel: Ein Sattel, der zu weich, zu schmal oder in der falschen Form ist, kann zu Druckstellen, Reibung und Taubheitsgefühlen führen.
  • Falsche Satteleinstellung: Höhe, Winkel und Position des Sattels können das Sitzerlebnis stark beeinträchtigen.
  • Überlastung: Zu langes Sitzen ohne Pausen oder Positionswechsel kann zu Druckschmerzen und Hautirritationen führen.
  • Mangelnde Hygiene: Feuchtes und warmes Sitzklima durch Schweiß kann die Entstehung von Bakterien und Entzündungen fördern.
  • Falsche Rahmengeometrie: Ein zu kleiner oder zu großer Rahmen kann nur bedingt durch die Satteleinstellung kompensiert werden.

Worauf du bei der Wahl eines Fahrradsattels achten solltest:

Bei der Auswahl eines Fahrradsattels sollten Ergonomie, Materialqualität und Praxistauglichkeit im Vordergrund stehen. Ein guter Sattel bietet eine optimale Druckverteilung, besteht aus robusten Materialien und schneidet in verschiedenen Testkategorien gut ab.

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  • Ergonomie: Ein hochwertiger Fahrradsattel muss ergonomisch gestaltet sein, um den Druck gleichmäßig auf deine Sitzknochen zu verteilen. Dies ist besonders wichtig, um Taubheitsgefühle und Schmerzen bei längeren Fahrten zu vermeiden.
  • Materialqualität: Die Materialqualität eines Sattels beeinflusst direkt seine Haltbarkeit und den Komfort. Ein guter Sattel besteht aus widerstandsfähigen, wetterfesten Materialien, die auch unter extremen Bedingungen ihre Form und Funktion beibehalten. Ein robustes Gestell und eine langlebige Polsterung sind ebenfalls entscheidend, um den Anforderungen anspruchsvoller Fahrten standzuhalten.
  • Praxistauglichkeit: Ein Sattel sollte in verschiedenen Tests und realen Fahrsituationen gut abschneiden. Dazu gehören Aspekte wie Stoßdämpfung, Stabilität und allgemeiner Komfort auf langen Strecken. Ein guter Sattel minimiert Vibrationen und bietet eine stabile Sitzposition.

Die richtige Sattelbreite finden

Die Sattel-Breite hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Sitzkomfort - und damit auch auf die Leistung über längere Strecken. Das Messen des Sitzknochen-Abstands vor dem Sattel-Kauf bietet oftmals Optimierungspotenzial. Die „Do-it-yourself-Variante“: Man setzt sich auf ein Stück Wellpappe und misst den Abstand der beiden Eindrücke von der einen zur anderen Mitte. Dementsprechend sucht man sich die passende Sattel-Breite aus. Je nach dem Hersteller variiert das Angebot von einer bis zu fünf verschiedenen Breiten.

Der Abstand der Sitzknochen am Sattel variiert je nach Sitzposition. Bei aufrechter Sitzposition als Trekkingradfahrer rotiert das Becken nach hinten. Wenn er zu breit ist, können die seitlichen Kanten an den Innenseiten der Oberschenkel scheuern und Druckstellen verursachen. Das kann dazu führen, dass der Biker unbeabsichtigt nach vorne rutscht. Ist der Sattel zu schmal, wird zu viel Druck auf die Weichteile und den Bereich zwischen den Oberschenkeln ausgeübt, wo wichtige Blut- und Nervenbahnen verlaufen, die gequetscht werden können.

Um die richtige Sattelbreite für Dich zu finden, solltest Du Deinen Sitzknochenabstand kennen. Der ist von außen nicht sichtbar und die Bauernregel: Breiter Hintern, breiter Sattel (oder umgekehrt) stimmt nicht. Zusätzlich gilt: Wenn Du bei Deinem Wunschsattel zwischen zwei Größen liegst, solltest Du bei einer aufrechten Sitzposition tendenziell zur breiteren Variante greifen. Sitzt Du etwas sportlicher, greif zur schmaleren Option!

Sattelform und Sitzhaltung

Die Sattelform ist entscheidend: Je besser diese zum eigenen Körper passt, desto geringer kann theoretisch auch die Polsterung ausfallen. Ist die Sattelform nicht die richtige, kann es schnell zu den oben genannten Problemen kommen. Nicht nur die möglichen anatomischen Unterschiede zwischen Mann und Frau können Ursache dafür sein, dass die Sattelform nicht zu einem passt, auch der Fahrradtyp und die damit einhergehende Sitzhaltung ist entscheidend, wie der Sattel geformt sein muss. Wichtig ist bei jeder Form, dass die Sitzbeinknochen den Großteil des Gewichts tragen.

Dabei unterscheiden sich die Sattelformen je nach der Sitzhaltung: Bei einer aufrechten Haltung verlagert der Fahrer sein Gewicht hauptsächlich auf den Sitzbeinknochen. Daher sollte der Sattel von der Form breiter sein und eine hohe Dämpfung aufweisen, damit der Druck auf eine breitere Fläche verteilt wird. Bei einer vorgeneigten Haltung, wie zum Beispiel beim Rennrad, wird der Dammbereich des Fahrers nach vorne abgesenkt. Hier helfen Absenkungen und Aussparungen im Sattel, um den entstanden Druck auf Weichteile und Schambereich auszugleichen. Auch ein Stufensystem kommt bei bestimmten Herstellern zur Anwendung, um durch die Erhöhung des Sitzknochenbereichs mehr Raum für den Schambereich zu lassen.

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Aussparungen und Vertiefungen zur Druckentlastung

Seit Jahrzehnten arbeiten die Sattel-Ingenieure daran, den Dammbereich zu entlasten. Das Ziel ist dabei, den Blutfluss durch die dort verlaufenden Gefäße aufrecht zu erhalten und damit Taubheitsgefühle zu verhindern. Eine Vertiefung oder gar eine komplette Aussparung kann, muss aber keine Erleichterung bringen. Es besteht die Gefahr, dass sich der Druck auf die Randbereiche der Aussparung verteilt. Ein anderes Konzept: SQLab setzt auf eine abgesenkte Sattel-Nase, die nach vorne mehr Freiraum lassen soll.

Egal ob der Sattel ein Loch in der Mitte besitzt, oder der Entlastungskanal mittig vertieft angebracht ist, dieses Feature ermöglich es, den sensiblen Dammbereich zu entlasten. Bei dem Sattelloch ist zu beachten, dass diese Öffnung unter Umständen Grund für eine Verschmutzung der Hose ist und im Winter ein eher unangenehmes Kältegefühl im Sitzbereich erzeugt.

Die Aussparung dient der Druckentlastung sensibler Körperbereiche, um Taubheitsgefühlen oder Schmerzen vorzubeugen. Taubheitsgefühle oder Schmerzen im Schambereich entstehen meist dann, wenn Nervenbahnen und/oder Blutgefäße zwischen dem Sattel und Deinen Beckenknochen eingequetscht werden. Solltest Du also beim Radfahren zu hohen Druck oder Schmerzen im Schambereich verspüren, kann Dir eventuell ein Sattel mit Aussparung helfen.

Herren- und Damensättel: Gibt es Unterschiede?

Speziell für verschiedene Geschlechter konzipierte Sättel sind in der Bike-Industrie immer noch umstritten. Einige Hersteller wie Contec, Ergon und Terry bieten in unserem Test sowohl Herren- als auch Damenmodelle an. Für eine große Auswahl an Sattelbreiten präsentieren sich Bontrager, SQlab und Velo mit jeweils vier verschiedenen Breiten. Jeder Sattel wird einzeln im Detail unter die Lupe genommen.

Ob spezielle Männer- und Frauensättel erforderlich sind, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Es gibt so viele Eigenschaften, die bei einem Sattel verändert werden können, dass es kein allgemeingültiges Rezept gibt, was einen Damensattel und was einen Herrensattel für das Tourenbike auszeichnet.

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Die Abweichungen zwischen der männlichen und weiblichen Anatomie können den Unterschied bei der Sattelwahl machen- entscheidend bleibt in erster Linie aber der Sitzknochenabstand. Dessen Varianz kann von Person zu Person bis zu 7 cm betragen. Dabei gibt es eine allgemeine Tendenz, bei der Frauen einen eher breiteren Abstand haben als Männer. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Schambeinwölbung bei einer Frau tiefer abgesenkt ist als der Dammbereich des Mannes. Aufgrund der anatomischen Unterschiede wirkt sich ein zu schmaler Sattel bei einer Frau stärker auf den Schambereich aus als bei einem Mann.

Du solltest Form und Breite deines Sattels so wählen, dass das Gewicht größtenteils von den Sitzknochen getragen wird. Aussparungen im mittleren Bereich des Sattels, die individuell auf die Anatomie der Frau und des Mannes abgestimmt sind, können helfen, ein unangenehmes Sitzgefühl zu vermeiden. Bei Damensätteln sind diese Aussparungen weiter hinten als bei Herrensätteln, da der Kontaktbereich der Weichteile anatomisch bedingt mittiger liegt. Die Aussparungen bei Männersätteln sind tendenziell über einen längeren Bereich, um den Dammbereich zu entlasten. Bei Frauen sind sie nicht ganz so lang und eher im mittleren Bereich.

Die richtige Polsterung wählen

Dicke Polsterungen sind nicht automatisch komfortabel. Und umgekehrt ist es genauso. Die Polsterung ist nicht zwingend entscheidend:

An den meisten Tourenrädern findest Du Sättel, die aus einer Sattelschale und einem darüberliegenden Schaumstoffpolster mit Mikrofaserbezug bestehen. Sie eignen sich je nach Modell für Einsteiger:innen bis hin zu Vielfahrer:innen. Wieviel Polsterung Du benötigst und wie weich sie sein darf, hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Deinem Einsatzbereich
  • Deiner Fahrdauer und -häufigkeit
  • Ob Du mit oder ohne Polsterhose Rad fährst

Je häufiger und länger Du fährst, desto straffer sollte Dein Sattel sein. Je seltener und kürzer Du fährst, desto mehr Sofa-Sattel darf es sein. Fährst Du mit Polsterhose, darf der Sattel ebenfalls etwas härter und weniger dick gepolstert sein.

Ein weicher Sattel schafft einen bequemen ersten Fahreindruck, er bettet Deinen Hintern weich und der Druck verteilt sich gut. Nach einer gewissen Zeit schlägt sich dieser Effekt jedoch ins Gegenteil um, da das tiefe Einsinken in das Sattelpolster Nervenbahnen und Blutgefäße abquetscht. Ein weicher Sattel ist daher für kurze Fahrten zum Bäcker, zur Eisdiele oder ins Büro komfortabel. Für längere Strecken oder Touren ist meist ein härterer Sattel, in Kombination mit einer Polsterhose und eventuell einer Gesäßcreme, die bessere Wahl.

Satteltypen für verschiedene Fahrräder

Der größte Unterschied bei Sätteln besteht zwischen einem Sattel für Zeitfahrräder und einem Sattel für Hollandräder. Sie unterscheiden sich von allen Sätteln am meisten in Form, Sitzhaltung (Druckbereich) und der Sattelhärte.

  • Sättel für Rennräder und Time Trial Bikes: Um möglichst wenig Windwiderstand zu erzeugen, ist die Sitzhaltung bei Zeitfahrrädern und Rennrädern stark nach vorne gebeugt. Dabei wird das Becken nach vorne gerollt und das Gewicht verteilt sich von den Sitzbeinhöckern auf das gesamte Sitzbein. Somit liegt ein größerer Teil des Gewichts auf den Armen - anders als bei einer aufrechten Sitzhaltung. Durch die Senkung des Sitzbeins senkt sich ebenfalls der empfindliche Schambereich der Frau und Dammbereich des Mannes ab. Um diesen potenziellen Druck aufzuheben, wird der mittlere Bereich des Rennrad-Sattels ausgespart oder abgesenkt.
  • Sättel für Mountainbikes: Durch die aufrechte Haltung beim MTB-Fahren wird das Körpergewicht bei steilen Anstiegen und Trails weiter nach hinten verlagert. Damit du nicht vom Sattel abrutschst, sorgt ein Sattel mit einer hochgezogenen Sattelkante für mehr Halt bei den Bergantritten. Diese Sattel werden nach vorne auch schmaler, um ein freies Pedalieren zu ermöglichen. Das Material eines Mountainbike-Sattels sollte fest genug sein, da du meist auch längere Abschnitte im Sitzen und auf gerader Strecke fährst. Ein Absacken der Sitzknochen bei zu weichem Material könnte zu Durchblutungsstörungen führen. Die Aussparungen und Absenkungen im Sattel empfehlen sich vor allem, wenn du abwechslungsreiche Strecken mit unterschiedlichem Terrain fährst oder längere Streckenabschnitte dabei sind, bei denen du gleichbleibend im Sattel sitzt.
  • Sättel für Trekkingräder: Trekkingräder sind von der Sitzhaltung aufrechter, aber immer noch sportlich. Ein etwas breiterer und sportlich geformter Trekkingsättel ist daher bei diesem Fahrradtyp zu empfehlen. Bei einer sportlichen Fahrweise eignet sich am besten ein härterer Sattel, während bei gemütlichen kurzen Fahrten unter 10 km ein etwas weicherer Sattel häufig die charmantere Wahl ist. Diese bestechen durch ein weicheres und anfangs angenehmeres Sitzgefühl.
  • Sättel für City-Bikes und Hollandräder: Bei City- und Hollandrädern nimmt der Fahrer eine sehr aufrechte Haltung ein, bei der die Hüfte stark nach hinten gerollt wird und die Sitzbeinknochen mit einem breiten Abstand auf dem Sattel sitzen. Der Druck auf die Sitzknochen wird hierdurch deutlich erhöht. Unebenheiten werden beim Fahren stärker auf den Rücken übertragen. Eine gedämpfte Sattelstange beziehungsweise ein weicher Sattel können leicht Abhilfe schaffen. Wichtig ist hierbei aber auch die Streckenlänge und Dauer der Fahrt. Auch wenn der Sattel beim City- und Hollandrad weicher ist als bei anderen Modellen und Fahrradtypen, empfiehlt es sich trotz dämpfendem Innenmaterial, auf ein ausreichend festes Obermaterial zu achten.

Spezielle Sättel für Übergewichtige

Es gibt Sättel für Personen mit höherem Gewicht. Und das aus gutem Grund: Die Belastung auf das Fahrrad ist beim Fahren über Unebenheiten deutlich höher als bei einer leichteren Person. Wird das Bike die Komponenten oder der Sattel zu sehr beansprucht und überbelastet, kann es in Folge zu Verformungen und Brüchen beim Material kommen - die im schlimmsten Fall auch zu Unfällen führen können.

Ein stabileres Rad mit entsprechender Sattelstütze und einen hierfür ausgelegten Sattel, kann eine höhere Belastung aushalten. Material und Dämpfungseigenschaften, sind auch für das erhöhte Gewicht ausgelegt und erfüllen ihre Funktion auch bei einer höheren Belastung. Dies führt zu mehr Fahrsicherheit und Komfort. Das Obermaterial des Sattels darf nicht zu weich sein, auch wenn es anfangs ein bequemes Gefühl vermittelt. Weiches Obermaterial oder Innenleben führt zum Absacken der Sitzbeinhöcker, vor allem bei übergewichtigen Personen. Für längere Touren empfiehlt es sich daher, einen härteren Sattel zu wählen, auch wenn dieser zunächst etwas unbequemer ist. Die Sitzknochen gewöhnen sich nach mehreren Ausfahrten an die Belastung und das Sitzgefühl verbessert sich.

Generell sollten Fahrer und Fahrerinnen ab einem Gewicht von 90 Kg genauer nach der Nutzlast des Rades und der Komponenten schauen. Grade im sportlichen Bereich sind die meisten Komponenten auf eine Nutzlast von 90 kg oder 100 kg begrenzt.

Ab einem Gewicht von über 120 Kg sollest du bei deinem Bike eine Patentsattelstütze verwenden. Diese hat längere Klemmbacken zur Neigungseinstellung und verteilt die Belastung besser auf die Sattelstreben des Sattels. Bei Sätteln mit einer Nutzlast von über 100 Kg wird oftmals eine stärkere Sattelstrebe mit einem Durchmesser von 8 mm oder mehr verwendet. Diese sollten aus gehärtetem Stahl bestehen, damit sie der Belastung ohne Verformung oder Bruch standhält. Die Aufnahme der Klemmbacken muss auf die breiteren Sattelstreben passen, denn der Standarddurchmesser liegt sonst b…

Die richtige Satteleinstellung

Häufig kommt es durch einen falsch eingestellten Sattel zu Beschwerden im Gesäßbereich. Ist der Sattel zu hoch, muss sich die Hüfte mehr von der einen zu der anderen Seite bewegen, um die fehlende Beinlänge auszugleichen. Durch die Scherbewegung des Beins und die starke Neigung der Hüfte, verlagert sich dabei die Belastung von einem Sitzknochen auf den anderen. Es entsteht Reibung zwischen dem inneren Beinbereich, den Weichteilen, dem Sattel und dem Hosenmaterial. Die Folge: Hautreizungen in den betroffenen Arealen.

Bei einem zu stark nach hinten geneigten Sattel übt die Sattelnase zu viel Druck auf den Genitalbereich aus. Ist der Sattel zu sehr nach vorne geneigt, rutscht das Gesäß immer wieder nach vorne. Durch den nach vorne schmal werdenden Sattel sacken die Sitzknochen folglich über die Seiten ab und der Damm- sowie Schambereich wird stark belastet. Durchblutungsstörung und Taubheit sind oftmals die Folge.

Optimiere deine Sitzposition. Hierfür kannst du den Abstand vom Sattel zum Lenker ganz leicht variieren. Dein Gesäß sollte dabei mit der hinteren Sattelkante abschließen und nicht über diese hinweg rutschen. Sind deine Arme zu stark gestreckt und du rutscht immer wieder nach vorne, kannst du den Sattel ein Stück nach vorne versetzen.

Beim Fahren solltest du genügend Druck auf das Pedal ausüben können, während du deinen Oberkörper bequem mit deinen Armen abstützt. Die Arme sollten dabei leicht gebeugt bleiben. Eine gleichmäßige, durchgehende Trittbewegung ist optimal, ohne dass kurz nach dem obersten oder untersten Punkt der Pedalstellung eine Kraftspitze zu spüren ist.

Tipps für mehr Fahrkomfort

Auch hier gibt es Lösungen, wenn durch das lange Sitzen weiterhin Druckschmerzen oder Hautirritationen an der Tagesordnung sind. Mit beispielsweise einem regelmäßigen Wechseln der Sitzposition durch Aufstehen oder Pausen, kommt mehr Frischluft an den Sitzbereich. Dies verhindert, dass feuchtes und warmes Sitzklima entsteht. Zudem ist eine Radhose mehr als nur ratsam, da diese den Schweiß im Sitzpolster ideal abtransportiert und durch ihr meist antibakteriell und atmungsaktives Material eine hohe Luftzirkulation ermöglicht. Geschmacksache sind Sitzcremes.

Für mehr Fahrkomfort bei einem härteren Sattel kann eine dämpfende Sattelstütze oder ein Sattel mit Dämpfung Abhilfe schaffen - vor allem bei längeren Strecken.

Die Eingewöhnung

Egal, für welchen Sattel Du Dich am Ende entscheidest, bedenke immer: Die Eingewöhnung braucht Zeit. Neue Belastungen können am Anfang unangenehm sein. Und ganz ohne Druck auf dem Gesäß geht Radfahren eben nicht. Es ist deshalb vollkommen normal, wenn Dein Po auf den ersten Touren etwas schmerzt. Wenn der Sattel an sich passt, vergeht das jedoch bald - vorausgesetzt Du fährst regelmäßig. Hast Du immer wieder lange Pausen zwischen Deinen Ausfahrten, startet die Anpassung Deines Hinterns an den Sattel meist wieder von vorne - leider.

Richtig beurteilen lassen sich Sattel und Satteleinstellungen erst, nachdem Sie einige Kilometer damit gefahren sind. Unser Gesäß muss sich erst an den neuen Sattel gewöhnen. Eine schmerzhafte Reaktion auf den ungewohnten Druck ist daher normal. Machen Sie idealerweise drei bis vier Fahrten mit ein bis zwei Tagen Pause dazwischen.

Testberichte und Empfehlungen

Die ausführlichen Sattel-Testberichte lesen Sie in der RennRad 4/2024. Ausprobieren: Nutzen Sie Aktionen wie „30 Tage Geld zurück“ oder „den Sattel kostenlos zwei Wochen lang testen“. Passform geht vor Gewicht: Gerade beim Sattel sollte das Gewicht für die meisten keine übergeordnete Rolle spielen.

Im Punkt Preis-Leistung hatten in diesem Test unter 23 Modellen die Hersteller Acid und Wittkop die Nasen vorne. Am Ende wurden zwei Testsieger gekürt. Bontrager für den sportlichen Radfahrer mit einer straffen Polsterung und SQlab für Trekking-Biker, der mit einem hochwertigen Fahrkomfort punktet.

Fazit

Die Wahl des richtigen Fahrradsattels ist eine individuelle Entscheidung, die von verschiedenen Faktoren abhängt. Neben der Anatomie und der Sitzposition spielen auch der Fahrradtyp und die persönlichen Vorlieben eine Rolle. Durch die Berücksichtigung der oben genannten Aspekte und das Ausprobieren verschiedener Modelle kann jeder Radfahrer den passenden Sattel finden, der für Komfort und Fahrspaß sorgt.

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