Fortschreitende Demenz: Definition, Ursachen, Symptome und Behandlung

Demenz ist ein Begriff, der den fortschreitenden Verlust kognitiver Fähigkeiten beschreibt, der über das normale Maß der Alterserscheinungen hinausgeht. Sie ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Syndrom, das durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden kann. Die Beeinträchtigungen betreffen vor allem das Gedächtnis, das Denkvermögen, die Orientierung, die Sprache und das Urteilsvermögen. Im Folgenden werden die verschiedenen Aspekte der fortschreitenden Demenz detailliert beleuchtet.

Definition und Abgrenzung

Demenz ist definiert als eine erworbene, chronische oder fortschreitende Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen, die so schwerwiegend ist, dass sie die Alltagsaktivitäten und die soziale Interaktion beeinträchtigt. Es ist wichtig zu betonen, dass Demenz keine normale Alterserscheinung ist, sondern eine Folge von Erkrankungen, die das Gehirn schädigen.

Demenz versus normale Alterserscheinungen

Im Alter wird es in der Regel so, dass man langsamer wird. Während sich nicht an Demenz erkrankte Menschen mit zunehmendem Alter schlecht an Einzelheiten erinnern, vergessen Demenzkranke kurz zurückliegende Ereignisse möglicherweise vollständig. Leichte kognitive Beeinträchtigungen, wie Schwierigkeiten, Informationen abzurufen oder neue Dinge zu lernen, sind normale Alterserscheinungen. Diese Symptome können auf eine beginnende Demenz hinweisen, müssen es aber nicht.

Demenz versus Delir

Im Gegensatz zur Demenz ist das Bewusstsein beim Delir beeinträchtigt.

Dementielles Syndrom und Pseudodemenz

Der Begriff Dementielles Syndrom wird oft mit "Demenz" gleichgesetzt. Man versteht darunter einen allgemeinen intellektuellen Abbau, also zum Beispiel Gedächtnis- und Orientierungsstörungen sowie Sprachstörungen. Mit der Zeit verändert sich oft auch die Persönlichkeit des Patienten. Vom Dementiellen Syndrom unterscheiden muss man die Pseudodemenz. Dieser Begriff umfasst vorübergehend auftretende Hirnleistungsstörungen, die durch eine Denk- und Antriebshemmung vorgetäuscht werden. Am häufigsten entsteht eine Pseudodemenz im Rahmen einer schweren Depression. Wird die Depression richtig behandelt, klingen die Symptome der Pseudodemenz in der Regel wieder ab.

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Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für Demenz sind vielfältig und hängen von der jeweiligen Demenzform ab. Generell lassen sich primäre und sekundäre Demenzen unterscheiden.

Primäre Demenzen

Primäre Demenzen sind eigenständige Krankheitsbilder, die direkt das Gehirn betreffen. Hierbei sterben nach und nach Nervenzellen ab. Die häufigsten Formen sind:

  • Alzheimer-Demenz: Sie ist die häufigste Ursache für Demenz, bei der aus bislang ungeklärten Gründen Nervenzellen im Gehirn absterben. Kennzeichnend ist der frühe Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Im Gehirn kommt es zu Ablagerungen von Beta-Amyloid Plaques und Tau-Proteinen.
  • Vaskuläre Demenz: Hierbei wird das Hirngewebe durch Durchblutungsstörungen nachhaltig geschädigt, was ebenfalls zum Absterben von Nervenzellen führt. Typische Ursachen sind langwährender unbehandelter Bluthochdruck oder Schlaganfälle.
  • Lewy-Körper-Demenz: Diese Form ist durch sogenannte „Lewy-Körperchen“ gekennzeichnet, welche für den Rückgang von Nervenzellen in der Hirnrinde verantwortlich sind. Typische Symptome sind optische Sinnestäuschungen und motorische Störungen.
  • Frontotemporale Demenz: Bei dieser Demenzform gehen Nervenzellen vor allem im Stirn- und Schläfenbereich zurück, was vor allem die Persönlichkeit und das soziale Verhalten der betroffenen Person verändert.

Sekundäre Demenzen

Sekundäre Demenzen werden indirekt durch äußere Einflussfaktoren wie Medikamente, Alkoholmissbrauch oder schädliche Umwelteinflüsse ausgelöst. In diesen Fällen kann die Demenz wieder vollständig zurückgehen, wenn die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wird. Auslöser für eine sekundäre Demenz können zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionen, hormonelle Störungen und chronische Nierenerkrankungen sein.

Risikofaktoren

Obwohl die Medizin die einzelnen Formen von Demenz genau beschreiben, diagnostizieren und bis zu einem gewissen Grad auch behandeln kann, ist bislang ungeklärt, warum manche Menschen erkranken und andere nicht. Bekannt sind allerdings einige Risikofaktoren, die das persönliche Risiko für eine Demenzerkrankung drastisch erhöhen. Dazu gehören:

  • Alter: Ab einem Alter von 65 Jahren steigt das Demenz-Risiko mit jedem weiteren Jahr deutlich an.
  • Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer, was auch mit ihrer höheren Lebenserwartung zusammenhängt.
  • Genetische Veranlagung: Einige Formen der Demenz, insbesondere die Alzheimer-Krankheit, können eine genetische Komponente haben.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht erhöhen das Risiko für eine Demenz.
  • Depressionen: Sie werden heute als Risikofaktor für eine Demenz angesehen, da sie häufig im Vorfeld einer Demenz auftritt.
  • Mangelnde soziale und geistige Aktivität: Menschen mit geringer geistiger, sozialer und körperlicher Aktivität sind anfälliger für eine Demenzkrankheit.

Symptome

Die Symptome einer Demenz können je nach Form und Stadium der Erkrankung variieren. Gemeinsam ist allen Demenzformen die anhaltende oder fortschreitende Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens und/oder anderer Hirnleistungen.

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Frühsymptome

Die Frühphase von Demenz bringt erste Symptome mit sich, die allerdings noch keine besonders dramatischen Auswirkungen haben. Dazu gehören:

  • Gedächtnisverlust: Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, Vergesslichkeit, Verlegen von Sachen.
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden oder Gesagtes zu verstehen.
  • Orientierungsprobleme: Schwierigkeiten, sich in fremder Umgebung zurechtzufinden.
  • Veränderungen in Persönlichkeit und Verhalten: Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Rückzug.
  • Apathie und Rückzug: Verlust des Interesses an Hobbies und sozialen Aktivitäten.

Mittelschwere Demenz

Von einer mittelschweren Demenz ist die Rede, wenn die Symptome bereits deutlich ausgeprägt und kaum mehr zu übersehen sind. Spätestens jetzt bereitet die räumliche und zeitliche Orientierung erhebliche Schwierigkeiten. Wesensveränderungen können stark ausgeprägt sein und die Sprach- und Bewegungsfähigkeit sind spürbar eingeschränkt. Soziale Kontakte und gezielte Therapieangebote sind weiterhin wichtig, müssen aber an die aktuellen Fähigkeiten und verfügbaren Möglichkeiten angepasst werden.

  • Deutliche Gedächtnisprobleme: Schwierigkeiten, sich an aktuelle Ereignisse und frühere Erlebnisse zu erinnern.
  • Starke Orientierungsprobleme: Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden.
  • Verhaltensauffälligkeiten: Unruhe, Aggression, Schlafstörungen.
  • Sprachprobleme: Schwierigkeiten, sich verständlich auszudrücken.
  • Probleme bei der Ausführung alltäglicher Aufgaben: Schwierigkeiten, sich selbst zu versorgen.

Schwere Demenz

Bei einer schweren Demenz führen die starken Symptome dazu, dass die Person auf intensive Betreuung und Pflege angewiesen ist. Die verschiedenen Symptome können so stark ausgeprägt sein, dass Betroffene weitgehend bettlägerig werden. Psychisch besonders belastend für Angehörige kann eine dauerhafte Wesensveränderung sein oder die Tatsache, dass selbst engste Vertraute kaum mehr erkannt werden. Das vermittelt vielen das Gefühl, man hätte den Kontakt zu der „eigentlichen“ Person verloren.

  • Vollständiger Verlust der Selbstständigkeit: Betroffene sind auf ständige Hilfe angewiesen.
  • Verlust der Sprachfähigkeit: Nur noch einzelne Wörter oder Laute, keine sinnvolle Kommunikation mehr.
  • Nicht-Erkennen von Angehörigen: Selbst engste Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt.
  • Inkontinenz: Verlust der Kontrolle über Blase und Darm.
  • Schluckstörungen: Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme.
  • Bettlägerigkeit: Aufgrund von körperlichem Abbau und Immobilität.

Diagnose

Eine frühe Diagnose von Demenz erleichtert den Umgang mit der Krankheit und bietet größere Chancen, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten oder zu verlangsamen. Wenn Sie als Angehöriger den Verdacht haben, dass eine Person an einer Demenzform erkrankt sein könnte, sollten Sie mit Einfühlungsvermögen aber auch Nachdruck darauf bestehen, diesen Verdacht abzuklären.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Am Anfang geht es darum, festzustellen, ob demenzielle Symptome vorliegen und wie stark diese ausgeprägt sind. Wichtige Bestandteile in dieser Phase der Diagnostik sind das Patientengespräch (Anamnese), die körperliche Untersuchung und nach Bedarf die Durchführung von Demenz-Tests.

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Kognitive Tests

Spezielle Demenz-Tests messen die geistige Leistungsfähigkeit einer Person und lassen erkennen, ob diese noch im Normalbereich liegt, oder Anzeichen für eine Einschränkung durch eine Demenz vorliegen. Den sogenannten MMST als PDF können Sie als Selbsttest nutzen, um einen ersten Verdacht zu prüfen. Bitte beachten Sie, dass dieser Selbsttest keine ärztliche Diagnose ersetzt. Häufig verwendete Demenztests sind etwa der Uhrentest, MMST und DemTect. Sie sind einfach durchzuführen und nehmen nicht viel Zeit in Anspruch.

Bildgebende Verfahren

Sind deutliche demenzielle Symptome vorhanden, muss der Arzt noch die Ursache der Symptome eindeutig klären. Zum Beispiel wird ein Arzt versuchen, Hinweise auf eine konkrete organische Ursache zu finden. Mit den Ergebnissen kann der Arzt außerdem bestimmen, um welche Demenzform es sich handelt und in welchem Stadium sich der Betroffene befindet. Um Veränderungsprozesse im Gehirn festzustellen bzw. auszuschließen, werden zusätzlich bildgebende Untersuchungen des Gehirns wie die Computertomographie oder die Kernspintomographie durchgeführt. CT und MRT des Kopfes liefern Schichtaufnahmen des Gehirns, der Knochen sowie der Blutgefäße.

Laboruntersuchungen

Eine Analyse der Blutwerte (zum Beispiel Blutbild, Blutzucker, Leberwerte, Schilddrüsenhormone) kann zusätzlich Hinweise darauf geben, ob eine körperliche Erkrankung hinter der Symptomatik steckt. Mittels einer dünnen Nadel entnehmen wir zwischen den Wirbelkörpern im Lendenwirbelbereich eine Probe des Nervenwassers. Im Anschluss untersuchen wir, ob in der Probe Entzündungszellen oder demenztypische Eiweiße vorhanden sind.

Behandlung

Alzheimer-Demenz, Frontotemporale Demenz, Lewy-Körper-Demenz, Parkinson-Demenz und Vaskuläre Demenz sind bis heute leider nicht heilbar. Dennoch ist die Behandlung von Demenz wichtig, weil sie die Lebensqualität der Betroffenen im weiteren Verlauf erheblich steigert. Ziel der Behandlung ist es, die Symptome zu lindern, den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

Je nach Demenzform, Stadium und individuellem Gesundheitszustand kommen unterschiedliche Medikamente in Frage. Mit so genannten Antidementiva wird versucht, das Fortschreiten der Symptomatik zu verzögern und die Symptomatik etwas abzuschwächen. Antidementiva werden bei mittelschweren und schweren Demenzen - sowohl vom Alzheimer-Typ als auch bei vaskulärer Demenz - eingesetzt. Man unterscheidet zwischen so genannten Cholinesterase-Hemmern und NMDA-Rezeptor-Antagonisten (Memantin). Untersuchungen haben gezeigt, dass Antidementiva den Verlauf der Symptomatik um ein bis zwei Jahre verzögern können. Allerdings sprechen verschiedene Patienten unterschiedlich gut auf die Medikamente an, bei vielen ist die Wirkung nur relativ schwach ausgeprägt. Außerdem haben die Substanzen häufig Nebenwirkungen, die nicht selten zum Abbruch der Behandlung führen.

Nicht-medikamentöse Therapie

Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine echte Herausforderung. Zu Beginn der Erkrankung reicht oft ein wenig Unterstützung im Alltag aus, doch im weiteren Verlauf wird der Bedarf an Hilfe immer größer. Es gibt zahlreiche nicht-medikamentöse Therapieansätze, die darauf abzielen, die Selbstständigkeit und die Fähigkeiten dementer Patienten noch möglichst lange und so weit, wie dies möglich ist, zu erhalten.

  • Kognitives Training: Übungen, die Konzentration und Aufmerksamkeit sowie Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis trainieren sollen.
  • Realitätsorientierungstraining (ROT): Hinweisreize, um die Orientierung zu Ort, Zeit und zur eigenen Person zu verbessern.
  • Wahrnehmungsübungen: Übungen zum Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken und zur Körperwahrnehmung.
  • Psychologische Unterstützung: Angebote, die sowohl den Patienten als auch ihren Angehörigen helfen sollen, mit der oft schwierigen Situation und den damit verbundenen psychischen Belastungen umzugehen.
  • Validation: Wertschätzende Haltung gegenüber dem Patienten, die sein oft stark verändertes Erleben und Verhalten in den Mittelpunkt stellt und als „für ihn gültig“ akzeptiert.
  • Ergotherapie: Hilft Betroffenen, ihre Alltagskompetenzen zu erhalten oder wiederzuerlangen.
  • Physiotherapie: Fördert die Beweglichkeit und Koordination.
  • Musiktherapie: Kann positive Auswirkungen auf Stimmung und Verhalten haben.
  • Beschäftigungstherapie: Bietet Anregung und Strukturierung des Tagesablaufs.

Umgang mit Demenz

Menschen mit Demenz verändern ihr Verhalten und reagieren, aufgrund einer veränderten Wahrnehmung, anders auf ihre Umwelt. Für Außenstehende ist es oft schwer, zu verstehen, was in der demenzerkrankten Person vorgeht. Zu einem guten Umgang mit der Demenz gehört auch die demenzgerechte Raumgestaltung. Dabei geht es darum, Barrieren abzubauen und hilfreiche Anhaltspunkte zur zeitlichen und räumlichen Orientierung zu schaffen. Man sollte bei der Kommunikation mit Menschen mit Demenz immer auf einen würdevollen und wertschätzenden Umgang achten. Das gilt auch in Situationen, bei dem es einem besonders schwer fällt, zum Beispiel, wenn der an Demenz erkrankte dem Pflegenden Vorwürfe macht oder ihn fälschlicherweise beschuldigt. Man darf natürlich seinen Standpunkt vertreten, aber sollte immer darauf achten, die Person nicht zu diskreditieren. Unabhängig von Konfliktsituationen ist es immer eine Möglichkeit sich auf die Lebenserfahrung der Person zu beziehen und diese wertzuschätzen. Man kann zum Beispiel nach einem Ratschlag fragen und/oder sich auch mal helfen oder trösten lassen.

Patientenverfügung

Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.

Prävention

Tatsächlich lässt sich einer Demenz in vielen Fällen vorbeugen. Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Erkrankungen durch die gezielte Beeinflussung von 14 Risikofaktoren verhindert oder zumindest hinausgezögert werden könnten. Maßnahmen, die die Wahrscheinlichkeit solcher Erkrankungen verringern, können wiederum indirekt das Risiko einer Demenz verringern. Dazu gehören vor allem:

  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität.
  • Gesunde Ernährung: Ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und gesunden Fetten.
  • Soziale Kontakte: Teilnahme am sozialen Leben und Pflege von Freundschaften.
  • Geistige Aktivität: Regelmäßiges Training des Gehirns durch Lesen, Rätsel lösen oder das Erlernen neuer Fähigkeiten.
  • Vermeidung von Risikofaktoren: Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht.

Stadien der Demenz

Jede Demenz-Erkrankung bringt individuelle Einschränkungen mit sich und verläuft unterschiedlich schnell. Die Einteilung in Demenz Stadien dient lediglich der Übersicht über Phasen, die irgendwann im Verlauf der Krankheit zu erwarten sind. Es ist unmöglich, vorherzusagen, wann diese Phasen eintreten.

Frühphase

Die erkrankte Person ist noch weitgehend selbstständig und kann oft noch allein leben. In dieser Phase können und sollten die betroffenen Personen noch möglichst viel am sozialen Leben teilnehmen und sich auf keinen Fall zurückziehen. Auch Sport und gezielte Physio- und Ergotherapie spielen eine wichtige Rolle. Oft ist zu Beginn der Demenz noch viel mehr möglich, als man denkt. Komplexe und besonders verantwortungsvolle Aufgaben sollten Sie jetzt aber schrittweise und kontrolliert abgeben. Betroffene und Angehörige gleichermaßen sollten sich mit der Erkrankung intensiv auseinandersetzen und auf das vorbereiten, was noch kommt.

Mittelschwere Phase

Spätestens jetzt bereitet die räumliche und zeitliche Orientierung erhebliche Schwierigkeiten. Wesensveränderungen können stark ausgeprägt sein und die Sprach- und Bewegungsfähigkeit sind spürbar eingeschränkt. Soziale Kontakte und gezielte Therapieangebote sind weiterhin wichtig, müssen aber an die aktuellen Fähigkeiten und verfügbaren Möglichkeiten angepasst werden.

Schwere Phase

Die starken Symptome führen dazu, dass die Person auf intensive Betreuung und Pflege angewiesen ist. Die verschiedenen Symptome können so stark ausgeprägt sein, dass Betroffene weitgehend bettlägerig werden. Psychisch besonders belastend für Angehörige kann eine dauerhafte Wesensveränderung sein oder die Tatsache, dass selbst engste Vertraute kaum mehr erkannt werden. Das vermittelt vielen das Gefühl, man hätte den Kontakt zu der „eigentlichen“ Person verloren. Angehörige, die in dieser Phase weiterhin einen Großteil der Betreuung und Pflege übernehmen, müssen unbedingt die eigenen Belastungsgrenzen im Blick behalten.

Leben mit Demenz

Die vielfältigen Symptome und Folgen einer Demenzerkrankung können die Selbstständigkeit im Alltag von Patienten beeinträchtigen. Wenn dies bei Ihnen der Fall ist, haben Sie eventuellen Anspruch auf einen Pflegegrad, mit dem Ihnen verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung zustehen. In einem Pflegetagebuch können Sie die Beeinträchtigungen im Alltag genauer beobachten und dokumentieren. Ein Pflegetagebuch unterstützt Sie gegebenenfalls beim Antrag auf Pflegegrad.

Demenzdörfer

In Tönebön bei Hameln liegt Deutschlands erstes Demenzdorf: Hier leben Menschen mit Demenz in einer dörflichen Gemeinschaft, komplett mit Supermarkt, Café und individuell gestalteten Zimmern. Übernommen wurde die Idee, demenzerkrankte Menschen in einer dörflichen Gemeinschaft zu betreuen, aus den Niederlanden. Inzwischen gibt es weitere Demenzdörfer in Deutschland. Die Kosten für die Pflege und Unterbringung ähneln denen eines normalen Pflegeheims.

Beschäftigung und Spiele

Beschäftigung und Spiele für Demenzerkrankte sind aus zwei Gründen wichtig: Zum einen, weil viele Betroffene eine Unruhe entwickeln und zur Beruhigung unbedingt eine Beschäftigung brauchen. Zum anderen, weil Beschäftigung und Spiele die geistige und körperliche Aktivität anregen und soziale Interaktion erzeugen.

Entlastung für Angehörige

Ganz besonders wichtig ist, dass Angehörige sich selbst mit der Betreuung und Pflege nicht überfordern. Das große Stichwort lautet: Entlastung.

Inkontinenz bei Demenz

Im Laufe einer Demenzerkrankung kann eine Inkontinenz entstehen. Dabei verliert die demenzerkrankte Person unkontrolliert Harn (Harninkontinenz) oder Stuhl (Stuhlinkontinenz). Beispiel: Die demenzerkrankte Person verliert die Kontrolle über ihre Harn- beziehungsweise Darmentleerung. Helfen Sie Betroffenen beim Auskleiden, falls sie Schwierigkeiten haben, den Harn lange zu halten. Wählen Sie individuell geeignetes Inkontinenzmaterial aus, das bequem sitzt und ausreichend Schutz bietet. Durch Bewegungsmangel und Gedächtnisverlust können Toilettengänge ausbleiben. Häufig kommt es hierdurch zu einer schmerzhaften Verstopfung. Dokumentieren Sie daher die Toilettengänge. Für die Harnentleerung gibt es spezielle Trink- und Miktionsprotokolle. Die Pflege eines Angehörigen mit einer Demenz und Inkontinenz kann herausfordernd sein.

Lebenserwartung und Todesursachen

Demenz führt an sich nicht unbedingt zum Tod. Dennoch haben Menschen, die an Demenz erkranken, eine verkürzte Lebenserwartung. Das liegt zum einen daran, dass es den Betroffenen im späteren Verlauf der Krankheit immer schwerer fällt, auf ihre eigene Gesundheit zu achten, Frühwarnzeichen für Erkrankungen wahrzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die häufigste Todesursache bei Menschen mit Demenz ist die Lungenentzündung (Pneumonie). Das hat zwei Gründe: Zum einen schwächt eine fortgeschrittene Demenz das Immunsystem. Man ist dann anfälliger für Infektionskrankheiten. Zum anderen bereitet der Vorgang des Kauens und Schluckens in diesem Stadium große Probleme (Schluckstörungen). Bitte beachten Sie, dass die Lebenserwartung im Einzelfall stark von den Durchschnittswerten abweichen kann. Menschen mit fortgeschrittener Demenz können ebenso plötzlich sterben, wie alle anderen Menschen auch.

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