Friedrich Mehrhoff und der Untreueverdacht bei der Deutschen Parkinson Vereinigung

Die Deutsche Parkinson Vereinigung (DPV), eine der größten Selbsthilfeorganisationen in Deutschland mit rund 14.000 Mitgliedern, sieht sich mit schweren Vorwürfen gegen ihren ehemaligen Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Mehrhoff konfrontiert. Dieser steht im Verdacht, über Jahre hinweg Gelder in Millionenhöhe veruntreut zu haben. Die Vorwürfe, die von Medien wie NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung aufgegriffen wurden, belasten die gemeinnützige Organisation schwer.

Die Vorwürfe im Detail

Friedrich-Wilhelm Mehrhoff, der seit Juni im Ruhestand ist, soll laut DPV Gelder in einer Gesamthöhe von mehr als 1,8 Millionen Euro veruntreut haben. Demnach soll Mehrhoff vor allem Geld aus Erbschaften heimlich auf ein Schattenkonto geleitet und dann über Jahre hinweg am Bankschalter oder am Geldautomaten abgehoben haben. Die Unregelmäßigkeiten sollen dem neuen DPV-Vorstand aufgefallen sein und wurden durch eine externe Rechtsanwaltskanzlei untersucht.

Konkret wird Mehrhoff vorgeworfen, im Jahr 2007 ein Girokonto bei einer Bank eröffnet zu haben, das zwar auf den Namen der Deutschen Parkinson-Vereinigung lief, zu dem aber nur er Zugang gehabt haben soll. Die Prüfung der Bankunterlagen habe ergeben, dass der frühere Geschäftsführer zwischen 2013 und 2022 540.000 Euro von diesem Konto bar am Schalter abgehoben habe. Zudem soll er mehr als eine Million Euro am Bankautomaten abgehoben haben.

Es gebe keine Anhaltspunkte, dass das abgehobene Bargeld für die Zwecke der DPV verwendet wurde, wie beispielsweise die Unterstützung der Forschung an Parkinson-Medikamenten oder die psychologische Stärkung der Patienten.

Reaktion der Deutschen Parkinson Vereinigung

Die neue Verbandsvorsitzende Tina Siedhoff erhebt schwere Vorwürfe gegen den früheren Geschäftsführer, der ihrer Meinung nach „mit hoher krimineller Energie in die eigene Tasche gewirtschaftet“ haben soll. Die DPV bereitet derzeit eine Strafanzeige gegen ihren ehemaligen Geschäftsführer vor. Der DPV-Vorstand erklärte, Strafanzeige stellen zu wollen. Die Staatsanwaltschaft wird den Vorwürfen dann nachgehen müssen.

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Auf einem Verbandstreffen in Kassel wurden die Mitglieder hinter verschlossenen Türen über die Vorwürfe informiert. Ein mit der Aufarbeitung des Falls beauftragter Rechtsanwalt erklärte auf einer nicht-öffentlichen Versammlung der Parkinson-Vereinigung, dass Mehrhoff vor allem Geld aus Erbschaften heimlich auf ein Schattenkonto geleitet und dann über Jahre hinweg am Bankschalter oder am Geldautomaten abgehoben haben soll. Das Rechercheteam konnte auch Belege einsehen, auf die sich der Verdacht der DPV stützt.

Die Rolle der Staatsanwaltschaft Düsseldorf

Im Fall der mutmaßlichen millionenschweren Untreue bei der Deutschen Parkinson Vereinigung (dPV) wird gegen fünf Verdächtige ermittelt. Das hat die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft auf dpa-Anfrage mitgeteilt. Ihnen werde jeweils entweder Untreue oder Beihilfe zur Untreue vorgeworfen. Zuvor hatte sie Anwaltskanzleien beauftragt, dem Verdacht nachzugehen, dass ehemalige Mitarbeiter der Vereinigung in die eigene Tasche gewirtschaftet haben sollen.

Schon in der Vergangenheit gab es entsprechende Vorwürfe und Hinweise aus den eigenen Reihen. Die Staatsanwaltschaft hatte 2010 die Aufnahme von Ermittlungen mangels ausreichender Verdachtsmomente abgelehnt. Ein vertraulicher Hinweis auf ein Schattenkonto der Patientenvereinigung hatte die zunächst internen Ermittlungen ausgelöst, wie die Vereinigung berichtet hatte.

Weitere Details zu den Ermittlungen

Nach Angaben der Vereinigung war das Schattenkonto 2007 eingerichtet worden. Ein Großteil dieses Geldes soll dann nicht für die gemeinnützigen Zwecke der Vereinigung verwendet worden sein. Die Untersuchungen der Anwälte legten nahe, dass über Jahre hinweg mehr als 1,5 Millionen Euro bar an Geldautomaten abgehoben wurden und verschwanden.

Eine mit den internen Ermittlungen beauftragte Anwaltskanzlei attestierte zudem ein „System der Vetternwirtschaft“. Verwandte seien über Scheinarbeitsverhältnisse mit Geldern des Vereins begünstigt worden. Ob und wie sich die Beschuldigten zu den Vorwürfen geäußert haben, wollte die Staatsanwaltschaft nicht mitteilen.

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Die Deutsche Parkinson Vereinigung: Eine wichtige Selbsthilfeorganisation

Die Deutsche Parkinson Vereinigung wurde 1981 in Neuss gegründet. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, die Lebensumstände von Parkinson-Patienten und deren Angehörigen zu verbessern und die medizinische Erforschung der Krankheit zu unterstützen. Der gemeinnützige Verein zählte zuletzt rund 14.000 Mitglieder und 300 Regionalgruppen. Sie unterstützen mit ihren Beiträgen lebensnahe Forschung, die Patienten zugutekommen soll, die jetzt schon an der Krankheit leiden, sie suchen Rat und Hilfe, wie sie nach der Diagnose leben sollen, den persönlichen Austausch über landesweit verteilte 300 Regionalgruppen, neueste Informationen über den Stand der Medizin - und manchmal nur das Gefühl, eben nicht allein zu sein mit dieser heimtückischen Krankheit.

Morbus Parkinson ist eine chronisch fortschreitende, neurodegenerative Erkrankung, die unter anderem zu steifen Muskeln, verlangsamten Bewegungen und unkontrollierbarem Zittern führt. Nach Angaben der DPV sind in Deutschland Schätzungen zufolge 240.000 bis 280.000 Menschen betroffen.

Frühere Kontroversen: Die Kooperation mit DocMorris

Neben den aktuellen Vorwürfen der Untreue gab es in der Vergangenheit bereits Kontroversen um die Deutsche Parkinson Vereinigung. So gab es seit 2009 eine Kooperation zwischen DocMorris und der DPV, bei der DPV-Mitgliedern ein zusätzlicher Rabatt in Höhe von 0,5 Prozent des Warenwertes angeboten wurde. Die Wettbewerbszentrale hatte gegen den mutmaßlichen Verstoß gegen die Preisbindung geklagt und vor dem Landgericht Düsseldorf gewonnen. Doch in zweiter Instanz legte das Oberlandesgericht Düsseldorf den Fall überraschend dem EuGH vor, der im Oktober 2016 ausländische Versandapotheken von den Preisvorschriften freisprach.

Mehrhoff verwahrte sich gegen den Vorwurf, der Patientenverband habe sich von DocMorris vor den Karren spannen lassen. „Nicht wir haben geklagt, wir sind verklagt worden. Und wenn das Bundesgesundheitsministerium dann mit einer ‚Mia-san-Mia-Mentalität‘ vor Gericht auftritt und mangels entsprechender Vorbereitung hinten runterfällt, muss man sich nicht wundern. Wer so einen Streit vom Zaun bricht und keinen Plan B hat, darf sich auch nicht wundern, wenn es schiefgeht“, so der DPV-Geschäftsführer damals gegenüber APOTHEKE ADHOC.

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