Ein Ganglion ist eine knotenförmige Ansammlung von Nervenzellkörpern (Perikarya) außerhalb des zentralen Nervensystems. Obwohl der Begriff "Ganglion" auch für eine gutartige Geschwulstbildung an Gelenken, das sogenannte Überbein, verwendet wird, bezieht sich dieser Artikel auf die Ganglien des Nervensystems.
Ursprung und Bedeutung des Begriffs
Das Wort "Ganglion" stammt aus dem Griechischen (ganglíon) und bedeutet "Geschwulst" oder "Überbein". Im 17. Jahrhundert wurde es in der latinisierten Form "Ganglium" in die medizinische Fachsprache aufgenommen. Seit dem 19. Jahrhundert wird "Ganglion" speziell für Nervenknoten verwendet.
Ganglien im Nervensystem
Im menschlichen Körper gibt es eine Vielzahl von Ganglien, die eine wichtige Rolle im Nervensystem spielen. Sie sind der Ort, an dem sich die Nervenzellkörper sammeln, wodurch eine Verdickung entsteht, die von einer Kapsel umgeben ist. Obwohl sie anatomisch ähnlich sind, wird die Bezeichnung "Ganglion" hauptsächlich für Strukturen im peripheren Nervensystem verwendet.
Einteilung der Ganglien
Ganglien lassen sich prinzipiell nach zwei Kriterien unterteilen:
- Bezug zum Nervensystem: Hier unterscheidet man zwischen Spinalganglien und autonomen Ganglien.
- Lage: Diese Einteilung bezieht sich auf die Position der Ganglien im Körper.
Spinalganglien
Spinalganglien befinden sich in der Hinterwurzel (Radix posterior) eines Spinalnervs. In jedem Segment des Rückenmarks gibt es beidseits ein Spinalganglion. Sie sind von straffem Bindegewebe umhüllt, während das Innere (Stroma) mit lockerem Bindegewebe gefüllt ist.
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Der Hauptbestandteil der Spinalganglien sind die Perikarya pseudounipolarer Neurone mit ihren Mantelzellen und den von ihnen ausgehenden Nervenfaserbündeln. Mantelzellen sind Gliazellen des peripheren Nervensystems, die den Stoffwechsel der Neurone unterstützen und regulieren. Histologisch erkennt man pseudounipolare Neurone an einem großen, runden Zellkern mit sichtbaren Nucleoli (Kernkörperchen).
Pseudounipolare Neurone sind sensorisch und leiten afferente Informationen aus der Peripherie zum Rückenmark. Man unterscheidet zwei Arten:
- A-Zellen: Zuständig für Mechano- und Propriozeption.
- B-Zellen: Leiten Informationen der Nozi- und Thermorezeption sowie der Viszerozeption.
Im Gegensatz dazu laufen die sensiblen Fasern von der Peripherie nur nach dem gleichseitigen Ganglion.
Autonome Ganglien
Autonome Ganglien sind Nervenzellansammlungen des peripheren, vegetativen Nervensystems. Hier werden die Nervenfasern von prä- auf postganglionär verschaltet. Man unterscheidet:
- Grenzstrangganglien: Diese befinden sich beidseits der Wirbelsäule und führen efferente, motorische Fasern, beispielsweise zur Innervation der Blutgefäße, der Bronchien oder weiterer glatter Muskulatur. Präganglionäre Fasern verlassen den Spinalnerv im Ramus communicans albus und werden in den Grenzstrangganglien umgeschaltet.
- Prävertebrale Ganglien: Diese liegen vor der Wirbelsäule (ventral) in direkter Nähe zu großen Blutgefäßen. Sie laufen zwar auch durch die Grenzstrangganglien, werden dort aber nicht verschaltet. Erst direkt im prävertebralen Ganglion werden sie auf postganglionäre Fasern umgeschaltet. Die drei wichtigsten sind das Ganglion coeliacum, Ganglion mesentericus superius und inferius.
- Parasympathische Ganglien: Diese befinden sich in direkter Umgebung der Zielorgane, meistens in kleinen Netzen direkt in der Organwand (intramural). Einige wenige Ausnahmen, die größer sind, befinden sich im Kopfbereich, wie das Ganglion ciliare, Ganglion pterygopalatinum, Ganglion oticum und submandibulare. Auch das enterische Nervensystem, zu dem der Meissner- und Auerbachplexus gehört, wird von parasympathischen Ganglien gebildet.
Kopfganglien
Zu den Kopfganglien zählen vorwiegend die vier parasympathischen Kopfganglien. Ihre Aufgabe liegt in der Innervation der Drüsen am Kopf und der inneren Augenmuskeln.
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Ganglion stellatum
Das Ganglion stellatum, auch "Sternen-Ganglion" genannt, entsteht durch die Fusion mehrerer sympathischer Ganglien. Es ist ein vergleichsweise großes Ganglion, das sich rechts und links der Halswirbelsäule befindet, genauer gesagt vor dem Querfortsatz des sechsten Halswirbelkörpers und zwischen Arteria vertebralis und Arteria carotis communis.
Die gezielte lokale Leitungsanästhesie des Ganglion stellatums wird als Stellatumblockade bezeichnet. Da die Blutgefäße des Körpers sympathisch innerviert sind, sorgt eine Blockade des Ganglions für eine Vasodilatation (Gefäßerweiterung) im gesamten Versorgungsgebiet. Darüber hinaus kann eine verminderte Schweißsekretion sowie ein Horner-Syndrom beobachtet werden.
Das Ganglion stellatum versorgt den Sympathikus im Hals- und oberen Brustbereich und beeinflusst die Nervenversorgung von Kopf und Hals, der oberen Extremitäten, des Herzens und der Lunge.
Erkrankungen und therapeutische Nutzung von Ganglien
Auch Ganglien können von Infektionen und Entzündungen betroffen sein oder zur Therapie genutzt werden. Ein Beispiel dafür ist die Trigeminusneuralgie und der Nutzen des Ganglion trigeminus. Bei dieser Erkrankung treten Schmerzen in Bereichen des Gesichts auf, die vom Nervus trigeminus versorgt werden. Durch das Ganglion verlaufen unmyelinisierte Nervenfasern der Klasse C, die Schmerz weiterleiten.
Im Rahmen einer Infektion mit Herpes-simplex-Viren, die zu Genitalherpes führt, kann die Erkrankung nach eigentlich erfolgreicher Behandlung rezidivieren. Die Ursache dafür lässt sich mit den Sakralganglien begründen.
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Autonomes Nervensystem (VNS)
Das autonome Nervensystem (VNS) steuert viele unbewusste Körperfunktionen. Es besteht aus dem Sympathikus und dem Parasympathikus, die oft gegensätzliche Wirkungen haben.
Sympathisches Nervensystem (SNS)
Das SNS ist an vielen Funktionen beteiligt, die mit der "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion verbunden sind. Die Radix anterior gibt Äste (Rami communicantes albi) an die sympathischen Grenzstränge ab. Es gibt 12 Ganglia thoracica (Ganglion cervicale inferior und das 1. Ganglion sind oft verschmolzen). Die Bauch- und Beckenorgane werden von den Nn. splanchnici versorgt.
Parasympathisches Nervensystem
Der Nucleus dorsalis n. vagi (HN X) und der Nucleus spinalis n. sacralis (S2-S4) sind wichtige Kerngebiete des Parasympathikus. Die Verdauung und Resorption werden durch den Parasympathikus gefördert. Afferente parasympathische Fasern umfassen viszerale afferente Fasern, die Input an den N. vagus und die Nn. splanchnici liefern.
Sympathikus vs. Parasympathikus
Sympathische und parasympathische Nervenfasern wirken oft antagonistisch auf die Organe.
VNS-Dysfunktion (Dysautonomie)
Eine VNS-Dysfunktion kann zu nicht-funktionsfähigen Organen des VNS führen. Ursachen können Paraneoplastische Syndrome und M. Parkinson sein.
Afferente Sinnesnerven
Afferente Sinnesnerven ermöglichen die bewusste Wahrnehmung der viszeralen Funktion (z.B. Dehnungsempfinden).
Horner-Syndrom
Das Horner-Syndrom ist eine Erkrankung, die die sympathischen Nerven einer Seite des Gesichts schädigt und den sympathischen Ausgang des oberen Halsganglions beeinflusst. Es resultiert aus einer Verletzung, einer Krankheit oder einer erblichen Mutation.
Ganglion (Überbein)
Ein Ganglion, auch Überbein oder Synovialzyste genannt, ist eine kugelförmige Aussackung der Gelenkhäute, die mit Gelenkflüssigkeit gefüllt ist. Es ist in der Regel als prallelastische Vorwölbung in der Nähe von Gelenken, häufig am Handgelenk, zu tasten.
Entstehung und Symptome
Ein Ganglion wächst meistens innerhalb weniger Wochen und kann seine Größe durch die bestehende Verbindung zum Gelenk und den möglichen Abfluss der Gelenkflüssigkeit verändern. Die Größe der Zyste variiert in der Regel zwischen einigen Millimetern und mehreren Zentimetern.
In vielen Fällen bereitet ein Ganglion dem Betroffenen keinerlei Beschwerden und wird nur kosmetisch auffällig. Der Knoten selbst ist in der Regel schmerzfrei, kann aber mit zunehmender Größe die Beweglichkeit einschränken und so zu Belastungsschmerzen führen. Auch die Kompression umliegender Nerven oder Blutgefäße kann zu Beschwerden wie Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Schwäche und Lähmungserscheinungen der umliegenden Muskeln führen.
Seltener geht ein Ganglion von den Sehnenscheiden aus. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, vermehrt treten Ganglien zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf.
Die genaue Ursache für die Entstehung eines Ganglions ist in den meisten Fällen unklar. Man geht von einer spontanen Ausbildung sowie auch dem Einfluss einer chronischen Überlastung und Überreizung der betroffenen Gelenke aus. Auch eine Bindegewebsschwäche, degenerative Erkrankungen wie Arthrose oder Verletzungen der Gelenkstrukturen können eine Rolle spielen.
Am häufigsten treten Ganglien an der Hand auf, vor allem am Handrücken, den Fingern oder dem Handgelenk. Seltener kommt es zur Entstehung der Zysten an den Füßen oder den Knien. Vereinzelt kommt die Erkrankung auch an der Hüfte, der Wirbelsäule, dem Ellenbogen oder der Schulter vor.
Diagnose und Therapie
Ein Ganglion sollte grundsätzlich nur bei Beschwerden behandelt werden. Leidet der Patient also unter Schmerzen, einer eingeschränkten Beweglichkeit, Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen, sollte eine Therapie in Erwägung gezogen werden.
Der Arzt kann ein Ganglion durch eine gründliche klinische Untersuchung, die Lichtdurchleuchtungseigenschaften der Vorwölbung sowie eine Ultraschalluntersuchung diagnostizieren.
Therapeutisch kann zunächst ein konservatives Vorgehen erfolgen, dabei wird das betroffene Gelenk für einige Zeit ruhiggestellt und geschont. Bei erneuter Überbelastung kann das Ganglion jedoch zurückkehren. Außerdem kann eine Punktion der Synovialzyste erfolgen, oder aber eine offene chirurgische Entfernung.
Selbstbehandlung
Von der Selbstbehandlung eines Ganglions, insbesondere der sogenannten Bibel- oder Hammertherapie, ist dringend abzuraten, da das Verletzungsrisiko hoch ist. Zur Verkleinerung oder dem Verschwinden der Synovialzyste kann der Patient selbst beitragen, indem er das betroffene Gelenk ruhigstellt und eine Über- und Fehlbelastung verhindert. Auch Bandagen oder Massagen können zur Heilung beitragen.
Operative Behandlung
Ein Ganglion kann punktiert werden, wobei die Flüssigkeit abgesaugt wird. Allerdings kann es zum Wiederauftreten des Ganglions kommen. Alternativ kann eine operative Entfernung erfolgen, vor allem bei sehr großen oder immer wiederkehrenden Ganglien. Der Eingriff erfolgt unter lokaler oder regionaler Betäubung. Nach dem chirurgischen Eingriff sollte das betroffene Gelenk für kurze Zeit ruhiggestellt werden, anschließend ist die frühe Bewegung wichtig, um Versteifungen zu verhindern.
Spezialisten
Verantwortlich für die Diagnose und Therapie eines Ganglions sind Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie.
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