Die Orthopädie ist ein breit gefächertes Feld, das eine Vielzahl von Behandlungen und Erkrankungen umfasst. Dieser Artikel beleuchtet das Thema Ganglion, seine Diagnose und verschiedene Therapieansätze.
Was ist ein Ganglion?
Ganglien sind Ausstülpungen der weichen Gelenkhäute, die mit Gelenkflüssigkeit gefüllt sind. Sie treten vor allem bei jungen Erwachsenen zwischen 20 und 40 Jahren auf, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer.
Entstehung von Ganglien
Vermutlich entstehen Ganglien, wenn die Kapsel des Gelenks eine Schwachstelle aufweist und gleichzeitig ein Überdruck im Gelenkspalt herrscht. Die weichen inneren Gelenkhäute stülpen sich nach außen und bilden eine Zyste - einen flüssigkeitsgefüllten Hohlraum. Diese Zyste ist mit dem Gelenkspalt verbunden und wird darüber mit Gelenkflüssigkeit gefüllt. Ganglien können Durchmesser von über acht Zentimetern erreichen und somit sehr groß werden.
Typische Stellen
Typische Stellen, an denen sich Ganglien bemerkbar machen, sind:
- Das speichenbeugeseitige Handgelenk
- Das streckseitige Handgelenk
- Das Fingerendgelenk (hier spricht man von einer Mukoidzyste)
Beschwerden durch ein Ganglion
Häufig wird ein Ganglion bereits lange bemerkt, ist tastbar und äußerlich sichtbar, bevor es zu einer störenden Funktionseinschränkung kommt. In manchen Fällen kann jedoch auch ohne äußerliche Hinweise ein okkultes (verstecktes) Ganglion Schmerzen am Handgelenk auslösen, am ehesten beim Überstrecken des Gelenkes und Einklemmen des Ganglions im Kapselbereich. Häufig werden die Ganglien jedoch lediglich als optisch störend empfunden.
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Diagnose eines Ganglions
Neben der klinischen Untersuchung lässt sich das Ganglion insbesondere mithilfe der Sonographie (Ultraschall) gut darstellen.
Behandlungsmethoden
Ein Ganglion kann nicht-operativ oder durch einen chirurgischen Eingriff entfernt werden. Im Folgenden werden die Therapieoptionen vorgestellt.
Konservative Therapie
Bestehen keine Beschwerden oder kosmetische Beeinträchtigungen, ist eine Behandlung meist nicht nötig. Ganglien können spontan verschwinden, zum Beispiel durch das versehentliche Anstoßen mit nachfolgendem Zerplatzen des Ganglions. Früher stellte daher das willentlich herbeigeführte Zerplatzen eine gängige Therapie dar.
Diese kann jedoch genau wie das Abpunktieren des Ganglions, bei dem lediglich die Flüssigkeit aus dem Ganglion abgesaugt wird, in über 50 Prozent zum Wiederauftreten des Ganglions führen. Aus diesem Grund wird bei funktionellem Stören des Ganglions eher die operative Therapie empfohlen.
Operative Therapie
Eine strenge Indikation zur Operation besteht nur bei Beschwerden im Sinne von Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen. An den Endgelenken, bei den sogenannten Mukoidzysten, kann auch die starke Ausdünnung der Haut mit drohender Perforation des Ganglions und einer damit einhergehenden Infektionsgefahr eine prophylaktische Operationsindikation darstellen. Die Indikation zum operativen Eingriff bei rein optischem Stören des Ganglions sollte streng gestellt und mit den möglichen Risiken abgewogen werden.
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Technisch kann die Ganglionentfernung durch einen offenen chirurgischen Zugang erfolgen. In manchen Fällen bietet sich alternativ die minimalinvasive, arthroskopische Gelenkspiegelung mit Ganglienentfernung an.
Operationsrisiken
Neben den allgemeinen Operationsrisiken kann es nach einer Ganglionoperation zu narbigen Verklebungen mit Bewegungseinschränkungen kommen. Die gelegentliche Nähe zu sensiblen Hautästen von Nerven kann nach Verletzungen zu einer umschriebenen vorübergehenden Überempfindlichkeit oder Taubheit führen. Die Möglichkeit des Wiederauftretens des Ganglions nach konsequenter Operation wird mit etwa fünf Prozent angegeben.
Nachbehandlung
Je nach Ausdehnung der Operation kann eine kurzzeitige Schienenruhigstellung des Handgelenkes oder Fingers erfolgen. Einfache manuelle Tätigkeit ist nach der Wundheilung etwa zwei Wochen nach der Operation, schwere manuelle Tätigkeit nach vier bis sechs Wochen möglich.
Erfolgsaussichten
Insgesamt kann zwar das Wiederauftreten eines Ganglions nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen werden, aber die moderne Orthopädie bietet eine große Bandbreite konservativer und operativer Maßnahmen, um die Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen und langfristig zu erhalten.
Prävention und allgemeine orthopädische Hinweise
Nicht alle Erkrankungen lassen sich verhindern - manches ist genetisch bedingt. Eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung ist essenziell für den gesamten Körper. Dabei sollten individuelle Faktoren berücksichtigt und Mangelzustände immer ausgeglichen werden. Zur Ernährung gehört auch die ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Zwei Liter pro Tag sind hier ein guter Richtwert. An heißen Tagen oder bei sportlicher Belastung sollte die Trinkmenge erhöht werden.
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Ab dem 30. Lebensjahr verlieren wir pro Jahr etwa 1% unserer Muskelmasse. Hier sollten Sie stetig entgegenwirken. Die Muskulatur stützt und entlastet die Gelenke und richtet uns in eine gesunde Position auf. Gut zu wissen: Muskulatur lässt sich auch in hohem Alter noch aufbauen.
Patienten, die ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen mitbringen, sollten regelmäßig abklären, ob alles in Ordnung ist. Das eigene Risiko zu kennen, bedeutet auch, einseitige Belastungen durch langes Sitzen oder schwere körperliche Arbeit zu erkennen und entgegenzuwirken.
Ergänzende Informationen zu Ganglien und Nervenknoten
Der Begriff "Ganglion" wird in der Medizin in verschiedenen Kontexten verwendet. Neben den bereits beschriebenen Ganglien als Ausstülpungen der Gelenkhäute gibt es auch Nervenknoten, die als Ganglien bezeichnet werden. Diese Ansammlungen von Nervenzellkörpern spielen eine wichtige Rolle im Nervensystem.
Das Ganglion Pterygopalatinum
Ein Beispiel für einen solchen Nervenknoten ist das Ganglion pterygopalatinum, auch Flügelgaumenganglion genannt. Es befindet sich im Bereich des Schädels und zählt zu den parasympathischen Ganglien.
Aufbau und Funktion
Das Ganglion pterygopalatinum ist ein paariges, parasympathisches Ganglion, das sich in der Fossa pterygopalatina (Flügelgaumengrube) an der Schädelbasis befindet. Es besteht aus einer Radix parasympathica, einer Radix sympathica und einer Radix sensoria, die jeweils die entsprechenden Nervenfasern enthalten.
- Radix parasympathica: Enthält präganglionäre Fasern des Nervus petrosus major (Ast des Nervus facialis), die im Nucleus salivatorius superior entspringen. Diese Fasern werden im Ganglion pterygopalatinum auf postganglionäre Fasern umgeschaltet, die zu ihren Zielorganen ziehen.
- Radix sympathica: Enthält sympathische Fasern, die bereits in den Grenzstrangganglien umgeschaltet wurden. Diese Fasern ziehen vom Ganglion cervicale superius zum Plexus caroticus internus und anschließend über den Nervus petrosus profundus zum Ganglion pterygopalatinum.
- Radix sensoria: Enthält sensible Fasern des Nervus maxillaris (Ast des Nervus trigeminus), die das Ganglion passieren, ohne umgeschaltet zu werden.
Klinische Bedeutung
Im klinischen Alltag kann das Ganglion pterygopalatinum im Rahmen einer interventionellen Therapie genutzt werden, häufig bei sogenannten Cluster-Kopfschmerzen.
Cluster-Kopfschmerzen sind eine Gruppe der trigemino-autonomen Kopfschmerzerkrankungen, bei denen Patienten nachts von stärksten und streng einseitigen Kopfschmerzen im Bereich des Auges geplagt werden. Weitere Symptome umfassen unter anderem eine Rötung des Auges (konjunktivale Injektion) oder Tränenfluss, Schleimhautschwellung der Nase oder vermehrtes Schwitzen.
Wenn alle anderen medikamentösen Therapieformen nicht helfen und ein sekundärer Clusterkopfschmerz ausgeschlossen wurde, kann die interventionelle Therapie als Ultima Ratio in Erwägung gezogen werden. Eine Methode davon ist die SPG-Stimulation, bei der eine Elektrode am Ganglion in der Fossa pterygopalatina platziert und ein Impulsgeber in das Zahnfleisch implantiert wird. Der Patient kann anschließend über eine Fernbedienung das Ganglion stimulieren, sodass die Frequenz und die Intensität der Attacken sinkt.
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